Zukunftsangst ist ein sehr weit verbreitetes Phänomen. Sie kommt in verschiedenen Formen und in unterschiedlicher Intensität vor. In einer leichten Variante sind Zukunftsängste den meisten Menschen vertraut. Und ein Stück weit gehören solche Ängste oder Sorgen über Situationen in der Zukunft zu dem normalen Sammelsurium menschlicher Gefühle dazu.
Der Mensch kann voraus denken und somit seine Zukunft planen und bewusst gestalten. Dazu gehört auch der Umgang mit den Erwartungen, die nicht immer positiv sein müssen. Diese können zu Sorgen und zum Ausmalen von schlechten Ereignissen bis hin zu regelrechten Horrorszenarien führen. Zukunftsängste treten meist angesichts neuer Lebensabschnitte oder größerer Veränderungen auf. Allerdings können sie auch ohne konkreten Anlass aufkommen. Die Intensität der Ängste kann von einer schlaflosen Nacht (vgl. auch Einschlafstörungen) bis hin zu Panikattacken und Depressionen reichen (vgl. leichte / schwere Depression).
Angst und Zukunftsangst
Oft sind es ganz bestimmte Ängste und Sorgen in Bezug auf ganz bestimmte Szenarien oder Situationen. Dabei geht es oft um Existenzangst, also um die finanzielle Versorgung von sich oder auch von sich und der Familie, um grundlegende Lebensumstände, um Gesundheit und um Sicherheit.
Die Zukunftsängste können konkrete Szenarien sein, wie etwa Arbeitslosigkeit, Krankheit oder Unfälle. Dazu kann es Anlässe geben, muss es aber nicht. Die eigenen Erwartungen eines bestimmten negativen Ereignisses können sowohl realistisch als auch unrealistisch sein. In ersterem Fall wäre die Angst, sofern sie zu einer Aktion führt, um die erwartete negative Situation zu vermeiden oder abzuschwächen, exakt das, wofür Angst eigentlich da ist. Nun ist jedoch ein Symptom für die Zukunftsangst als ein Problem, dass eben dies nicht geschieht. Stattdessen wirkt die Angst lähmend und anstatt Lösungen zu suchen, werden eher die Probleme verdrängt.
Besonders bei großen Änderungen oder angesichts neuer Lebensabschnitte kann die Ungewissheit und die Unsicherheit hinsichtlich des Kommenden für Ängste sorgen. Bereits Schüler können unter solchen Ängsten leiden. Typisch ist außerdem das erste Auftreten solcher Ängste nach dem Abi und auch Studenten klagen häufig über Zukunftsängste. Dabei spielen sehr oft Fragen nach dem weiteren beruflichen Lebensweg eine tragende Rolle.
Entscheidend ist dabei allerdings weniger die realistische Aussicht, sondern eher die Erwartungen, das Vertrauen und insbesondere das Selbstvertrauen der Betroffenen (vgl. mangelndes Selbstvertrauen). So haben häufig auch Personen Ängste bezüglich ihres künftigen beruflichen Werdeganges, die angesichts ihrer Qualifikation objektiv eigentlich kaum Anlass dazu haben. Das liegt einerseits daran, dass Ängste generell subjektiver Natur sind. Andererseits berührt die Offenheit der Zukunft gerade junge Leute oft sehr stark. Bis zu einem gewissen Grad ist solch eine Angst angesichts großer Umwälzungen oder besonderer Ereignisse sowie Einschnitte in das eigene Leben vollkommen normal und auch nicht weiter dramatisch. Das ist erst dann der Fall, wenn es Mühe kostet, diese Zukunftsangst zu bewältigen oder wenn es sich um eine extreme Zukunftsangst handelt, die zu einem großen Leidensdruck führt,
Es kommt aber auch vor, dass die Ängste gar keine bestimmten Anlass oder Inhalt haben, sondern sich einfach generell auf die Zukunft beziehen. Eine generalisierte Angststörung beinhaltet dies häufig (vgl. generalisierte Angst besiegen). Dabei spielt die Angst vor dem Unbekannten und Unerwarteten ebenfalls eine große Rolle. Die Zukunft lässt sich nicht sicher bestimmen und entzieht sich der Kontrolle (siehe Angst vor Kontrollverlust). Die Ungewissheit, die in der Natur der Zukunft liegt, kann auch Anlass für die Zukunftsangst sein. Im Gegensatz zum Auftreten angesichts eines neuen Lebensabschnittes oder angesichts schwieriger Probleme, lässt sich diese Form der Angst eher weniger durch das Ändern der äußeren Umstände überwinden.
Ursachen und Auswirkungen
Eine allgemeine Bestimmung der Ursachen ist schwierig, da die individuelle Situation sowie Vergangenheit eine entscheidende Rolle spielt. Generell spielt die genetische Disposition zur Ängstlichkeit sowie die Sozialisation des Individuums eine entscheidende Rolle dafür, ob negative Zukunftserwartungen zu Ängsten führen. Dazu kommt die jeweilige Situation. Zu den typischen Anlässen, die bei vielen Menschen Zukunftsängste auslösen, gehören:
- neue Lebensabschnitte
- sich anbahnende, große Probleme etwa finanzieller oder gesundheitlicher Natur
- Beziehungsprobleme oder auch eine Trennung (siehe Trennungsschmerzen)
Die Zukunftsangst Symptome sind typische Angstsymptome, wie sie generell bei Angsterkrankungen auftauchen. Allerdings kann die Zukunftsangst bereits mit Unzufriedenheit, ob nun im Job oder privat, beginnen. Dazu kommen negative Gedanken, Grübelzwänge und eine innere Unruhe, die nicht unterschätzt werden dürfen. Denn oft ist genau das der Fall: Zukunftsängste werden unterschätzt und anstatt die Zukunftsangst zu bewältigen wird sie ignoriert und wächst somit nur weiter an. Das kann zu einem Teufelskreis führen, der im schlimmsten Fall in eine Depression mündet. Ein Problem dabei ist der schleichende Prozess und die Verdrängung dabei.
Die Angst vor dem Versagen und das Aufschieben
Sehr viele Menschen kennen das Phänomen der Prokrastination (siehe was heißt Prokrastination), also das Aufschieben von unliebsamen Tätigkeiten aller Art, aber mitunter auch von eigentlich beliebten Tätigkeiten. Hinsichtlich der Zukunftsangst kann die Aufschieberitis eine ganz entscheidende Rolle spielen. Dabei kann sich ein typischer Teufelskreislauf der Angst entwickeln: Ängste und Sorgen führen zu einem Gefühl der Hoffnungslosigkeit und Ohnmacht, das zu einer Versagensangst und dann zur Lähmung führt, die in Form von Prokrastination auftritt. Je mehr wichtige Handlungen hingegen aufgeschoben werden, desto größer werden die Probleme und damit auch die Ängste und Sorgen. Das kann schleichend und nach und nach geschehen, ohne, dass die Betroffenen das wirklich realisieren. Zwar ist das Aufschieben als solches und auch die damit verbundene Vergrößerung der Probleme meist schon bewusst, allerdings wird dieses Wissen oft verdrängt oder verharmlost.
Umgang, Bewältigung und Überwindung
Wer seine Zukunftsangst besiegen will, muss sich erst einmal bewusst werden, woher diese überhaupt kommt. Der erste Schritt ist also die Analyse und das Bewusstwerden des Problems. Je nach individueller Lage kann das leicht oder schwierig sein. Ein Schüler, der sich fragt, was nach dem Abi geschieht oder ein Student, der sich Sorgen um seine beruflichen Perspektiven nach seinem Studium macht, kann vergleichsweise einfach das Problem erfassen. Aber auch nach einer Trennung oder bei konkreten Schwierigkeiten in einer Beziehung ist es einfacher, als wenn die Zukunftsängste unbestimmt oder aber genereller Natur sind.
Im wesentlichen gibt es zwei Ansätze um die Zukunftsangst zu überwinden:
- Das Ändern der äußeren Umstände oder
- der inneren Einstellung.
Der Unterschied ist allerdings nur ein gradueller Unterschied. So bedarf es in der Regel auch Disziplin und Arbeit an sich selbst, um im Problemfall die äußeren Umstände positiv zu gestalten. Und auch andersherum gilt, dass die äußeren Umstände stets einen großen Einfluss auf die innere Einstellung haben.
Dennoch kann diese Unterscheidung zwischen zwei Tendenzen sinnvoll sein. Angesichts unbestimmter oder stetig wechselnder Zukunftssorgen bedarf es eher einer Konzentration auf die eigene innere Einstellung. Das gilt auch, wenn die Ängste zwar bestimmter aber allgemeiner Natur sind wie die Angst vor bestimmten gesellschaftlichen Entwicklungen. Denn in diesem Fall liegt der eigene Gestaltungsspielraum ganz wesentlich bei der eigenen Einstellung. Wenn hingegen die für die Zukunftsängste ursächlichen äußeren Umstände sich auf Umwälzungen, neue Lebensabschnitte oder persönliche Schwierigkeiten beziehen, besteht wesentlich mehr Handlungspeilraum, diese positiv zu beeinflussen. Das ist dann natürlich der direkteste Weg, die Zukunftsangst zu bewältigen: Das angstauslösende Problem am Horizont zu lösen bzw. zu vermeiden. Die Schwierigkeit bei der Zukunftsangst besteht zwar mitunter gerade darin, dass dies eben nicht so einfach möglich ist. Allerdings ist es oft auch keineswegs so schwierig und hoffnungslos, wie die Betroffenen sich das ausmalen. Zwischen den erwarteten Schwierigkeiten und den tatsächlichen Schwierigkeiten kann eine große Kluft bestehen, die allerdings nicht selten viel weniger problematisch ist, als die Betroffenen denken.
Es gibt aber auch ein paar generelle Tipps, um die Zukunftsangst zu überwinden. Der erste ist bereits gegeben worden: Das Analysieren der eigenen Situation und Empfindungen sowie der Erwartungen und Aussichten. Also das Bewusstmachen der eigenen Ängste. Das ist oft selbst bereits mit Angst verbunden, gerade deswegen kann dies ein erster Schritt zur Angstbewältigung sein. Dazu gehört ein möglichst nüchternes und rationales Analysieren, bei dem auch die Erkenntnis helfen kann, dass die eigenen negativen Erwartungen übertrieben unrealistisch sind. Das muss allerdings keineswegs alleine geschehen. Ganz im Gegenteil kann es eine große Hilfe sein, dies gemeinsam mit Freunden zu tun. Das kostet für viele wiederum etwas Selbstüberwindung – aber Selbstüberwindung ist bei Angststörungen generell ein sehr zentrales Element um diese zu besiegen (siehe Formen der Angststörung).
Außerdem spielt die eigene psychische Hygiene bei Ängsten aller Art stets eine Rolle. Dazu zählt eine gesunde Ernährung, genügend Schlaf, ausreichend körperliche Betätigung und auch soziale Anerkennung oder gestalterische Tätigkeit. All diese Faktoren können sich auf das Selbstbewusstsein und das Selbstvertrauen und damit auf die eigene Widerstandsfähigkeit auch angesichts von Erwartungen und Ängsten auswirken.
Es gibt auch eine Reihe von natürlichen Arzneimitteln, die angstmindernd wirken, ohne dabei zu viele Nebenwirkungen zu haben (siehe natürliches Beruhigungsmittel). Und auch die Homöopathie kann hilfreich sein.
Eine extreme Zukunftsangst sollte allerdings als Angsterkrankung und behandlungswürdig ernst genommen werden. Dazu zählt auch das Holen von professioneller Hilfe. Mit einer therapeutischen oder medikamentösen Behandlung sollte keineswegs zu lange gewartet werden, da dies in eine Abwärtsspirale führen kann.
Quellen und weiterführende Ressourcen:
- https://www.angst-panik-hilfe.de/angst-vor-zukunft.html
- https://www.angst-panik-hilfe.de/generalisierte-angst-stoerung.html
- https://www.br.de/fernsehen/ard-alpha/sendungen/campusmagazin/aufschieben-prokrastination-100.html
- https://flexikon.doccheck.com/de/Psychohygiene
- https://greenchakra.de/zukunftsangst-was-tun.html
- https://www.panikattacken-selbsthilfe.de/3-einfache-tipps-um-zukunftsaengste-loszuwerden/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Angstst%C3%B6rung#Ursachen