F32.9G Diagnose auf Krankenschein (© Yanterric - Fotolia)

F32.9G Diagnose – Unklare depressive Episode?

ICD F32 9 – was heißt das auf der Krankschreibung?

Wenn jemand die Diagnose F32.9G im Arztbrief liest, bedeutet das eine depressive Episode. Über diese hat der behandelnde Arzt noch keine näheren Kenntnisse. Eine depressive Episode kann unterschiedlich lange dauern. Sie geht meistens binnen sechs bis neun Monaten vorbei. Die neun hinter dem Punkt meint, dass Ursache, Art und Schweregrad der Depression noch nicht ermittelt wurden. Das G hinter der ICD-10-Diagnoseziffer bedeutet „gesichert“. Immerhin ist die Diagnose „depressive Episode“ bereits verifiziert. Sie stellt also keine Verdachtsdiagnose dar.

Ob jemand mit dieser vorläufigen Diagnose (F32 9 G) eine EU-Rente oder einen Schwerbehindertenausweis beantragen kann, hängt von der Unterstützung des Mediziners ab. Viele Kritiker sagen, solche Diagnosen seien ein Ausdruck dafür, dass der Mediziner nicht weiß, was los ist. Daher wundert es nicht, dass krankgeschriebene Betroffene zum medizinischen Dienst zitiert werden. Dort weiß man, dass die behandelnden Ärzte diese Diagnose wählen, weil sie keine genaueren Kenntnisse über Art und Form der Depression haben. Vielfach gilt eine F32 9G Diagnose daher als vorläufig, manchmal auch als Verlegenheitsdiagnose.

ICD 10 – F32: Jeden kann es im Lauf des Lebens treffen

Depressive Episoden oder rezidivierende Depressionen können potenziell jeden Menschen im Lauf des Lebens treffen. Oftmals treten depressive Phasen als lavierte Depression auf. Manche Betroffenen nutzen pflanzliche Antidepressiva wie Johanniskraut Präparate, um sich zu helfen. Sie sprechen mit engen Freunden, Verwandten oder Psychotherapeuten über ihre Probleme. Es hängt aber vom Schweregrad und der Art der depressiven Episode ab, ob und was sinnvoll ist. Dementsprechend kann auc nicht pauschal dazu geraten werden, ob Betroffene mit einer F32.9G Diagnose chemische Antidepressiva verabreicht bekommen sollten oder nicht.

Oftmals ist es für einen Arzt schwer zu erkennen, ob es sich um eine lavierte Depression handelt, oder etwas anderes. Larvierte Depressionen sind versteckte Depressionen. Sie scheinen auf den ersten Blick gar keine Depressionen zu sein, sondern manifestieren sich als Burn-out, psychosomatische Beschwerden körperlicher Natur oder Schmerzsyndrome in Verbindung mit chronischer Erschöpfung (zum Thema Erschöpfungszustand / Erschöpfungssyndrom siehe unseren Neurasthenie-Artikel). Sobald der Zustand des Patienten einer klinischen Depression zugeschrieben wird, ist die Depression nicht mehr laviert.

Festzustellen ist, dass es in diesem Bereich eklatante Fehlurteile gibt. So werden Depressionen wegen begleitender körperlicher Symptome, die für den Patienten im Vordergrund stehen, oft jahrelang nicht als solche erkannt. Auf der anderen Seite werden umweltkranke Menschen, die an chronischen Vergiftungen leiden, wegen psychischer Begleiterscheinungen als depressiv eingestuft. Damit werden sie falsch behandelt. Hier sind z.B. trizyklische Antidepressiva nicht nur fehl am Platze, sondern geradezu kontraproduktiv. Einem chemikaliensensiblen Menschen chemische Antidepressiva zu verordnen, verschlechtert häufig seinen Zustand.

Quellen:

  • lebenskraft-ev.de/depressive-episode/
  • navigator-medizin.de/depression/die-wichtigsten-fragen-und-antworten-zu-depression/symptome-und-beschwerden/454-was-ist-eine-larvierte-depression.html
  • genuk-ev.de/psych_fake.html

Depressive Episoden – was löst sie aus?

Wenn Menschen mehrfach im Leben eine depressive Episode bescheinigt wird, nennen die Ärzte das rezidivierende Depressionen bzw. eine rezidivierende depressive Störung. Diese werden von der Ärzteschaft in drei Schweregrade – als leichte, mittelschwere oder schwere Depression – eingeteilt. Die Symptomatik ist in allen Fällen ähnlich. Die Ausprägung einzelner Symptome kann jedoch unterschiedlich sein. Oftmals handelt es sich um lebensbedingte akute Belastungssituationen, die depressive Episoden auslösen. Möglich ist auch, dass verdrängte Kindheitstraumata, das Streben nach Perfektionismus oder unverarbeitete Erlebnisse sich erst Jahre später wie Blei auf die Seele legen – und beim Arzt erst einmal die F32.9 Diagnose auslösen.

Akut sind es oft Todesfälle oder schwere Erkrankungen nahestehender Menschen, die die Seele aus dem Gleis bringen. Auch andauernde Stalking-, Mobbing– oder Stressbelastungen oder plötzliche Arbeitslosigkeit im fortgeschrittenen Alter können eine depressive Phase auslösen. Außerdem kommt es häufig durch chronischen Alkoholismus, Lebenskrisen nach Scheidungen, schwere Erkrankungen, andere traumatische Erlebnisse, oder geringes Selbstwertgefühl zu depressiven Phasen im Leben. Existenzangst und Depression gehen genauso zusammen wie Sucht, Alkohol und Depression.

Nicht immer sind dämpfende und angstlösende trizyklische Antidepressiva wie Trimipramin und Doxepin, oder Medikamente wie Quetiapin als alleinige Therapie angemessen. Bei Depressionen und Alkoholismus wäre zum Beispiel erst einmal ein Entzug notwendig. Ertst dann können die Gründe für die Depression und die nachfolgende Sucht bearbeitet werden. Antidepressiva und Alkohol passen nicht zusammen, weil Alkoholika die Wirkung der Medikamente blockieren oder unerwartet massiv verstärken können. Bei Schmerzen kann eine multimodale Schmerztherapie in Kombination mit Psychotherapie sinnvoller sein, als die alleinige Verordnung chemischer Antidepressiva.

Die vorläufige F32.9G Diagnose besagt letztendlich, dass der behandelnde Arzt erst die genaueren Zusammenhänge erkunden muss, um die geeignete Therapie-Option herauszufinden. Klar ist nur, dass irgendeine Form der Depression vorliegt, und der Patient Hilfe und Rücksichtnahme braucht.

Quellen:

  • de.wikipedia.org/wiki/Trimipramin
  • de.wikipedia.org/wiki/Quetiapin
  • de.wikipedia.org/wiki/Doxepin
  • istgesund.net/antidepressiva-und-alkohol/
  • dr-gumpert.de/html/antidepressiva_alkohol.html
  • self-diagnostics.com/de/blog/mischkonsum-von-antidepressiva-und-alkohol/

Was ist das SSRI-Absetzsyndrom?

Das SSRI-Absetzsyndrom bezeichnet Entzugserscheinungen, die kurz nach dem Absetzen selektiver Serotonin- oder Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer – sogenannter SSRI oder SNRI-Antidepressiva – auftreten können (vgl. Serotoninwiederaufnahmehemmer). Der Zeitpunkt dieser Entzugserscheinungen hängt davon ab, welche Dosen eines SSRI-Medikaments eingenommen wurden, und wie lange die wirksame Substanz darin benötigt, um aus dem Organismus ausgeleitet zu werden. Es wird nicht umsonst davor gewarnt, Antidepressiva eigenmächtig abzusetzen, weil die Folgen gravierend sein können.

SSRI-Antidepressiva müssen unter ärztlicher Aufsicht langsam ausgeschlichen werden. Interessanterweise haben auch viele Menschen, die mit SSRI-Placebos behandelt wurden, solche Entzugssymptome, wenn sie die Placebos abrupt absetzen. Zu den Symptomen des SSRI-Absetzsyndroms gehören

  • orthostastische Störungen wie Schwindel, Gleichgewichtsstörungen oder Kreislaufbeschwerden
  • Empfindungsstörungen wie Höhenangst, Drehschwindel oder Tinnitus
  • motorische Störungen wie Tics, Zuckungen oder Probleme bei Aufstehen
  • Schlafstörungen oder Tagesschläfrigkeit
  • Verdauungsprobleme
  • Unwohlsein, Krämpfe und Schmerzen
  • grippeähnliche Symptome
  • Stimmungsschwankungen und Aggressionen
  • oder schlimmstenfalls erneute Depressionen mit Suizidgedanken

Der Grund für diese Erscheinungen liegt im Gehirn. Dieses bemüht sich, nach dem Absetzen der SSRI-Präparate um ein neurochemisches Gleichgewicht. Solange Serotonin-Wiederaufnahmehemmer eingenommen werden, liegt eine erhöhte Serotonin-Konzentration in der Gehirn-Gewebeflüssigkeit vor. Das abrupte Absetzen der Antidepressiva führt zu einem plötzlichen Serotonin-Mangel. Das langsame Verringern der verordneten Dosis, teilweise über mehrere Monate, verringert oder verhindert meist solche Entzugserscheinungen. Langfristig mit SSRI-Antidepressiva behandelte Patienten können aber auch Probleme mit dem Ausschleichen haben, da SSRI-Antidepressiva eine lange Halbwertszeit haben. Viele Betroffene teilen z.B. ihre Erfahrungen mit Escitalopram im Internet.

Quellen:

  • de.wikipedia.org/wiki/SSRI-Absetzsyndrom
  • der-arzneimittelbrief.de/de/Artikel.aspx?J=2015&S=65
  • medizin-transparent.at/antidepressiva-absetzen
  • aspies.de/selbsthilfeforum/index.php?thread/2197-erfahrungen-mit-escitalopram/
  • youtube.com/watch?v=KirFj2mTn48


Ist eine psychosomatische Behandlung bei F32.9G Diagnosen angezeigt?

Welche Behandlungsoption am vielversprechendsten ist, entscheidet der behandelnde Arzt. Da die F32.9 Diagnose eine vorläufige und somit ungenaue Diagnose darstellt, kann vorerst nicht beurteilt werden, was in Sachen Therapieansätze eine kluge Wahl ist. Dafür sind meist weitere Gespräche und Untersuchungen notwendig. Handelt es sich beispielsweise um situativ bedingte oder reaktive Depressionen, sind diese auf ein akutes Ereignis zurückzuführen. Ist dieses bewältigt, ist meist auch die damit verbundene depressive Episode Geschichte. Eine psychosomatische Behandlung wäre angezeigt, wenn die Lebensqualität erheblich gemindert ist (vgl. Gründe für psychomatische Reha), oder keine Kraft für die Bewältigung der Krise gegeben ist. Außerdem ist ein Klinikaufenthalt sinnvoll, wenn zusätzlich körperliche Symptome vorliegen. Die Einweisung nimmt der behandelnde Arzt vor.

Ist Patient agitiert depressiv, handelt es sich um eine spezielle Form der Depression. Bei agitierten Depressionen ist der Patient nicht lethargisch (lustlos antriebslos), sondern hochgradig erregt. Er fühlt sich nicht krank, ist aber psychische instabil. Ein Suizid wird dann als spontaner Entschluss umgesetzt. Daher wäre eine Behandlung mit pflanzlichen Medikamenten wie Jarsin 300 oder Hexal Felis (vgl. auch Stimmungsaufheller pflanzlich) kaum sinnvoll. – Wichtig ist, die vorläufige F32.9G Diagnose so schnell wie möglich durch eine eindeutige Diagnose ersetzt wird. Dann erst kann der Patient angemessen und fachgerecht behandelt werden.

Quellen:

  • de.wikipedia.org/wiki/Psychosomatik
  • deutsche-depressionshilfe.de/depression-infos-und…/klinikadressen
  • psychisch-erkrankt.de/agitation/ursachen-verlauf/depression/

Ängste, Phobien, Panikattacken > Angststörungen und Angsterkrankungen