Antidepressiva ohne Gewichtszunahme (© dundanim / Fotolia)

Antidepressiva ohne Gewichtszunahme: Die wichtigsten Informationen

Was gibt es für Antidepressiva ohne Gewichtszunahme? – Antidepressiva gelten inzwischen bei einigen psychischen und auch somatischen Beschwerden als Mittel der ersten Wahl. Häufige Anwendungsgebiete sind Depressionen, Angststörungen und Panikstörungen, erhebliche Unruhezustände, soziale Phobien, Zwangsstörungen und sogenannte somatoforme Störungen. Bei Letzteren handelt es sich um körperliche Beschwerden, für die keine organische Ursache gefunden werden kann und für die es vermutlich psychische Gründe gibt. Seit den 1990er-Jahren hat dabei eine neue Generation von Antidepressiva die älteren trizyklischen Antidepressiva abgelöst. Trizyklische Antidepressiva werden aufgrund ihrer chemischen Struktur als solche bezeichnet. Ein Nachteil der älteren Medikamente war, dass sie zwar angstlösend, sedierend und beruhigend wirken, jedoch viele Patienten während der Behandlung erheblich zunehmen. Dies ist ein Effekt, der von den meisten Menschen nicht gewünscht wird. Anbei finden Sie eine Liste typischer Vertreter der alten Medikamente:

Medikamente wie Amitriptylin werden nur noch verwendet, wenn die rezidivierende depressive Störung auf kein anderes Medikament anspricht. Man spricht dann von einer sogenannten therapie-resistenten Depression. Trimipramin und Doxepin werden von Psychiatern zum Teil noch verschrieben, um eine schlafanstoßende Wirkung zu erzielen. Jedoch kommen diese Mittel dann in weitaus geringerer Dosierung zum Einsatz als bei der einstmaligen Behandlung von Depressionen.


Ärzteblatt: Gewichtszunahme unter Psychopharmakotherapie - Antidepressiva mit hoher, mäßiger und geringer Wahrscheinlichkeit einer Gewichtszunahme (Screenshot https://www.aerzteblatt.de/callback/image.asp?id=12377 am 06.02.2019)

Ärzteblatt: Gewichtszunahme unter Psychopharmakotherapie – Antidepressiva mit hoher, mäßiger und geringer Wahrscheinlichkeit einer Gewichtszunahme (Screenshot aerzteblatt.de/callback/image.asp?id=12377 am 06.02.2019)


Die neue Generation an Medikamenten werden als SSRI bzw. SSNRI bezeichnet. SSRI sorgen dafür, dass mehr Serotonin im synaptischen Spalt zwischen den Nervenendigungen im Gehirn verbleibt. Damit sollen verschiedene Effekte erreicht werden wie Stimmungsaufhellung, Linderung bei Angststörungen, Besserung von somatoformen Beschwerden und Antriebssteigerung. SSNRI wirken zusätzlich auf das Noradrenalin, das genau wie das Serotonin ein Botenstoff (Neurotransmitter) ist, der mit unserer Stimmung und Gefühlslage in Zusammenhang gebracht wird. Die Wirkung beruht also auf der Beeinflussung von Serotonin und/oder Noradrenalin, weswegen es sich damit gleichzeitig um angstlösende Antidepressiva handelt. Ein wesentlicher Vorteil dieser Medikamente ist, dass es sich um Antidepressiva ohne Gewichtszunahme handelt bzw. die Gewichtszunahme im Vergleich zu den älteren Medikamenten wesentlich geringer ausgeprägt ist und erst bei Langzeitaufnahme in seltenen Fällen auftritt. Zu den meist verschriebenen Antidepressiva gehören inzwischen:

Diese Liste reflektiert die wichtigsten Antidepressiva ohne Gewichtszunahme. Wenn Patienten nach wirksamen Mitteln suchen gegen bestimmte gesundheitliche Beschwerden wie Depressionen, gehört das Schlagwort „Antidepressiva ohne Gewichtszunahme“ tatsächlich zu den häufig gesuchten Begriffen im Internet. Ein Antidepressivum ohne Gewichtszunahme ist deswegen von Vorteil, weil es Patienten bei der Therapie insbesondere sehr belastet, wenn sie erheblich zunehmen. Dies kann auch eine Verschlimmerung der psychischen Beschwerden hervorrufen. Zunehmen ist dabei aber nicht nur ein kosmetisches Problem, sondern kann zahlreiche weitere gesundheitliche Komplikationen wie Bluthochdruck und Diabetes Typ 2 mit sich bringen.



Es klingt somit wunderbar, dass eine Gewichtszunahme mit den neueren Medikamenten vermieden wird. Doch haben diese Mittel tatsächlich keine Nebenwirkungen? Leider ist das nicht der Fall. Eine der wichtigsten Nebenwirkungen der oben genannten Mittel ist Libidoverlust. Libidoverlust gehört tatsächlich zu den häufigsten Nebenwirkungen, so gut und schön der Begriff „Antidepressivum ohne Gewichtszunahme“ auch zunächst klingt. Mit Libidoverlust assoziieren viele Patienten einen erheblichen Verlust an Lebensqualität. Sie fühlen sich damit deutlich eingeschränkt und somit ist dies auch einer der wichtigsten Gründe für einen Therapieabbruch bei den moderneren Mitteln. Daneben sind noch folgende Begleiterscheinungen bei den modernen Antidepressiva zu nennen:

Antidepressiva Nebenwirkungen:

  • gastro-intestinale Beschwerden (Magen-Darm-Probleme)
  • Übelkeit
  • Hautirritationen, Allergien
  • Schlafstörungen
  • Schwindel
  • Kopfschmerzen

Bei den modernen Mitteln ist ferner noch ein wichtiges Medikament zu nennen, das zu den gezielt anxiolytischen Antidepressiva gehört: das Mirtazapin. Dieses Medikament wirkt zwar sehr gut angstlösend und schlafanstoßend, jedoch kann es eine erhebliche Gewichtszunahme verursachen. Dies ist zum Teil dadurch bedingt, da das Medikament zu vermehrtem Appetit führt, weil der Hunger-Sättigungsmechanismus gestört wird. Ein anderer Grund ist die chemische Struktur dieses Medikaments: Es handelt sich um ein sogenanntes tetrazyklisches Antidepressivum (vgl. Tetrazyklika), was dazu führt, dass der Grundumsatz des Körpers verringert wird. In Kombination mit vermehrtem Appetit (nach vorheriger Appetitlosigkeit) führt dies sehr oft zu mehr Pfunden auf den Hüften. Es handelt sich hierbei also um kein SSRI oder SSNRI.

Wer ein Antidepressivum ohne Gewichtszunahme sucht, sollte deswegen von Mirtazapin Abstand nehmen, wenn er die Wahl hat bzw. der Arzt im Patientendialog zwischen mehreren Optionen abwägt. Ärzte sind hier vor allem bei jungen Frauen mit der Verschreibung dieses Medikaments sehr zurückhaltend, weil diese unter einer Gewichtszunahme noch mehr leiden als andere Patientengruppen. Dies hat mit dem Schönheitsideal in unserer Gesellschaft zu tun.

Pflanzliche Antidepressiva

Viele schrecken vor einem chemischen Mittel zurück, weil dies doch einen erheblichen Eingriff in den Organismus darstellt. Tatsächlich kann es lohnenswert sein, es zunächst mit einem pflanzlichen Antidepressivum zu versuchen. Mutter Natur hält hier einiges in ihrem Schatzkästchen bereit. Dies ist vor allem dann ratsam, wenn die Beschwerden nicht sehr stark ausgeprägt sind. Die folgende Liste zeigt die wichtigsten pflanzlichen Antidepressiva, die vor allem beruhigend und angstlösend wirken:

Bei Johanniskraut ist zu beachten, dass es zu Sonnenempfindlichkeit und Hautirritationen führen kann. Deswegen ist vor allem im Sommer Vorsicht angesagt und auf Sonnenbäder sollte verzichtet werden. In niedriger Dosierung ist es zwar ohne Rezept erhältlich, jedoch ist die Wirkung nicht zu unterschätzen. Deswegen ist es ratsam, bei der Verwendung einen Arzt hinzuziehen. Es wirkt ganz klar schlafanstoßend und stimmungsaufhellend. Hierbei gilt jedoch die Devise: keine Wirkung ohne Nebenwirkung. Gehen Sie deswegen bitte mit der Anwendung von Johanniskraut nicht sorglos um. Ansonsten handelt es sich bei den oben genannten pflanzlichen Mitteln um milde Präparate, die es ohne Rezept und auch als Dragees oder Tee zu kaufen gibt. Sie sind vor allem für die abendliche Einnahme kurz vor dem Zubettgehen geeignet. Manche berichten zum Beispiel, dass sie mit der abendlichen Einnahme von Baldrian-Dragees in Kombination mit einem Tee aus Hopfen und Melisse sehr gut zurechtkommen.

Ein weiterer Vorteil der pflanzlichen Präparate ist, dass eine Überdosierung so gut wie unmöglich ist. Eine Ausnahme dabei stellt wiederum das Johanniskraut dar, das nicht in beliebigen Dosen eingenommen werden kann.

Antidepressiva während der Schwangerschaft

Abgesehen von Johanniskraut können während der Schwangerschaft die oben genannten pflanzlichen Mittel in der Regel mit wenig Bedenken verwendet werden. Bei den chemischen Antidepressiva wie den SSRI und den SSRNI sollte unbedingt ein Arzt konsultiert werden, der entscheiden muss, ob die Einnahme des jeweiligen Medikaments während der Schwangerschaft weiterhin in Frage kommt. Informieren Sie dabei sowohl Ihren Hausarzt als auch Ihren Gynäkologen über Ihre Medikamenteneinnahme. Zu beachten ist, dass sowohl ein plötzlicher Therapieabbruch als auch die Einnahme von chemischen Antidepressiva während der Schwangerschaft nicht unproblematisch sind. Bei der Einnahme von chemischen Antidepressiva weisen Neugeborene sehr häufig Symptome auf, die an ein Entzugssyndrom erinnern. Möglicherweise stellt dabei eine rechtzeitige Reduktion der Dosis eine Möglichkeit dar, wenn im Laufe der Therapie eine Schwangerschaft eintritt. Besprechen Sie aber auch dies unbedingt mit Ihrem Arzt. Eine hilfreiche Website, um sich zu über Medikamente während der Schwangerschaft zu informieren, ist die embrytox.de.

Es handelt sich hierbei um eine Website der Charité-Universitätsmedizin Berlin, ein Institut, das mit öffentlichen Geldern gefördert wird und das betont, industrie-unabhängig zu sein. Die Website bietet Informationen zu über 400 Arzneimitteln und deren Verwendung in der Schwangerschaft. Auch eine telefonische Beratung ist möglich. Weisen Sie auch Ihren Hausarzt und Ihren Gynäkologen auf diese Website hin. Hier finden sich zahlreiche Informationen, die nicht in den Beipackzetteln oder in der „Roten Liste“ stehen.

Alternativen zu Antidepressiva

Selbstverständlich stellt sich auch die Frage, was man sonst noch unternehmen kann, wenn man unter Depressionen, Ängsten, Panikattacken und somatoformen Störungen leidet. Folgende Mittel haben sich in zahlreichen klinischen Untersuchungen als sehr wirkungsvoll erwiesen, um eine Besserung von depressiven Symptomen und Ängsten zu bewirken:

  • Sport
  • Psychotherapie
  • ausgewogene Ernährung mit vielen B-Vitaminen
  • positive, unterstützende soziale Kontakte
  • Bewegung an der frischen Luft, am besten bei Sonnenlicht
  • Selbsthilfegruppen
  • regelmäßige Entspannunsübungen

Sport wirkt zum Beispiel nicht nur per se stimmungsaufhellend und entspannend, sondern ist auch ein gutes Mittel um einer eventuellen Gewichtszunahme vorzubeugen; wichtig und nützlich für alle – nicht nur für die, die explizit nach Antidepressiva ohne Gewichtszunahme suchen. Vor allem auf Dauer entfaltet Sport einen sehr positiven Effekt, der sich auf den gesamten Organismus günstig auswirkt. Auch unsere kognitiv-mentalen Fähigkeiten verbessern sich damit. Die genannten Maßnahmen sind außerdem dazu geeignet, um eine pharmakologische Therapie mit SSRI bzw. SSNRI zu unterstützen. Manchmal machen sie auch eine Behandlung mit Medikamenten überflüssig. Ein weiterer Vorteil ist, dass es sich um ausschließlich natürliche Strategien handelt, die keine Nebenwirkungen mit sich bringen – außer Muskelkater ;-).

Wenn Sie bei sich Symptome bemerken, die auf eine Depression oder eine Angststörung schließen lassen, dann scheuen Sie sich nicht, sich jemandem anzuvertrauen. Eine gute erste Anlaufstelle ist der Hausarzt des Vertrauens. Angesichts der Tatsache, dass viele Menschen in Deutschland von einer depressiven Störung betroffen sind und eine solche Erkrankung nichts mit Schuld zu tun hat, besteht kein Grund, sich deswegen zu schämen.

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