Parasitophobie / Dermatozoenwahn (© Falk / Fotolia)

Parasitophobie / Dermatozoenwahn erklärt

Wer erstmals von Parasitophobie oder Dermatozoenwahn hört, kann sich meistens nicht viel darunter vorstellen. Zahlreiche Videos in der BILD-Zeitung oder auf YouTube unterfüttern den sogenannten Dermatozoenwahn mit entsprechenden Horror-Geschichten. Demnach beschreibt dieser Begriff eine unbegründete und panische Angst vor dem vermeintlichen Vorhandensein von Dermatozoen unter der Haut.

Es handelt sich in diesem Fall jedoch um eine wahnhafte Vorstellung, nicht um die Realität. Bei einer Angsterkrankung besteht lediglich der Verdacht, man könne von Parasiten befallen sein. Es gibt aber keinen erkennbaren Grund, an eingenistete Parasiten zu glauben. Die Reaktion auf diesen Verdacht ist zudem falsch. Sie führt zu einer übersteigerten Angst, die sich in Panikattacken, Hautjucken und Blutig-Kratzen manifestiert. Die betroffenen Menschen glauben fest daran, von Lebend-Parasiten befallen zu sein.

Gleichwohl ist festzustellen, dass sich in tropischen Ländern sehr wohl Dermatozoen unter der Haut einnisten oder ihre Eier dort ablegen können. Das geschieht beispielsweise durch den Stich von Insekten oder das Baden in einem mit Dermatozoen verseuchten Gewässer. Mit diesem Wissen ausgestattet, fürchten aber auch vollkommen ungefährdete Menschen, von Dermatozoen und unter der Haut befindlichen Parasiten befallen zu sein.

In der Regel ist ein realer Befall mit Dermatozoen eher selten. Er passiert vor allem durch Reisen in tropische Länder und falsches Verhalten vor Ort. Problematisch ist aber, dass vermeintlich betroffene Menschen in ihrer Parasitophobie sich oft mit aggressiven Methoden und Medikamenten von der vermeintlichen Dermatozoen-Plage befreien wollen. Damit schädigen sie sich oft mehr, als es ein eingenistetes Ungeziefer je hätte tun können.

Quellen

Ursachen einer wahnhaften Parasitenangst

Die Ursachen einer wahnhaften Entwicklung, Phobie (vgl. Phobien Definition) oder Angsterkrankung liegen meistens in persönlichen Bereich. Von Natur aus ängstlichere Menschen können jedoch ebenso eine Angststörung entwickeln wie hochsensible und überdurchschnittliche intelligente Menschen.

Oftmals kommt es im Rahmen einer Lebenskrise zur Entwicklung solcher Phobien. Es können jedoch auch akute und unverarbeitete Erlebnisse oder Traumata dazu beitragen, dass latente Ängste vor Parasitenbelastungen sich plötzlich zu einer Angsterkrankung zum Thema entwickeln. Außerdem kann das häufige Betrachten von entsprechenden Videos bei YouTube eine Parasitophobie auslösen. Wenn latente Ängste durch Ekel-Videos genährt werden, können sie durchaus aus dem Ruder laufen und ungesunde Fantasien lostreten.

Besonders häufig ist das Auftreten einer Parasitophobie aber bei Menschen, die wegen Amphetamin- oder Kokainmissbrauch behandelt werden. Diese Menschen meinen – statt der berühmten weißen Mäuse, die im Alkoholwahn „gesehen“ werden – eingenistete Parasiten unter der Haut zu haben. Das ist auch von Alkoholikern bekannt, die wegen eines unfreiwilligen Entzuges in ein Alkoholdelirium fallen.

Außerdem können Erkrankungen des Zentralnervensystems (ZNS), ein Mangel an Vitamin B12, eine Tuberkulose, eine Funktionsstörung der Schilddrüse (Hypothyreose) oder unfallbedingte Hirnverletzungen an einen Parasitenbefall unter der Haut glauben lassen.

Den Verdacht auf einen Parasitenbefall oder auf eine Erkrankung, die mit ähnlichen Symptomen aufwartet, sollten die Betroffenen umgehend einem Arzt mitteilen. Dadurch kann eine Behandlung der eigentlichen Ursache erfolgen.

Quellen:

Symptome und Behandlung des Dermatozoenwahns

Im Dermatozoenwahn als Form der Parasitophobie kratzen manche Menschen sich die Haut blutig. Sie leiden an Herzrasen und allen Anzeichen einer Angsterkrankung. Es können jedoch auch reale Parasiten unter der Haut die Ursache für die Beschwerden sein.

Daher ist in jedem Fall notwendig, eine sorgfältige Diagnostik zu leisten. War der Patient in Ländern, in denen solche Dermatozoen zu finden sind, liegt der Verdacht nahe, dass er nicht unbedingt fantasiert. Dennoch kann gerade der Aufenthalt in solchen Reiseländern einen Dermatozoenwahn lostreten, obwohl gar kein Anlass zu Sorge besteht.

Der Glaube, jemand habe Parasiten unter der Haut, erschwert die Behandlung einer Angstproblematik. Liegt nachweislich keine Parasitose vor, glaubt der davon überzeugte Patient dem behandelnden Arzt oft schlichtweg nicht. Er behauptet felsenfest, ein Kribbeln unter der Haut zu spüren. Die erste Anlaufadresse ist meist ein Dermatologe. Die zweite ist vielleicht ein Tropenmediziner.

Eine psychische Störung schließen viele Patienten aus. Daher kann es zu anhaltedendem Leidensdruck kommen, wenn kein Psychologe aufgesucht wird. Die kognitive Verhaltenstherapie (siehe auch: Verhaltenstherapien) verzeichnet jedoch ebenso wie die Hypnotherapie gute Erfolge beim Dermatozoenwahn. Bei einer echten Parasitose muss entsprechend der Diagnose behandelt werden.

Manchmal versuchen Betroffenen sogar, ihr Problem mit der Klopftechnik in den Griff zu bekommen. Ob allerdings die sogenannten „Emotional Freedom Techniques“ (EFT) tatsächlich einer ausgewachsenen Phobie wie dieser beikommen können, darf bezweifelt werden.

Quellen Parasitophobie / Dermatozoenwahn:

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