Haben Sie eine übertriebene Angst vor Bakterien, Angst vor Viren? – Ob eine Bakteriophobie (Bacteriophobie) oder eine Mysophobie vorliegen, in deren Folge ein Putz- oder Waschzwang entstanden ist, kann nur ein geschulter Psychologe entscheiden. Phobien und Zwangsstörungen können durchaus etwas miteinander zu tun haben. Sie unterscheiden sich aber in ihren Äußerungen. Die Bakteriophobie ist eine übersteigerte Angst vor Keimen, die auch zu einem Putzfimmel führen kann.
Übertriebener Hygienefimmel – oder doch Bakteriophobie?
Das international bekannte Model Naomi Campbell ist dafür bekannt, in Flugzeugen erst einmal eine halbe Stunde ihren Sitzplatz mit den mitgebrachten Putzmitteln hygienisch rein zu machen. Sie trägt aus Angst vor Bakterien beim Fliegen eine Krankenhaus-Maske, um sich nirgends anzustecken. Naomi hat garantiert einen Putzfimmel entwickelt – aber ist sie deswegen auch bakteriophob im Sinne von psychisch krank? Ist die Angst vor Viren pathologisch?!
Schwieriger als die Beantwortung dieser Frage ist die Abgrenzung zwischen den Begriffen Bacteriophobie und Mysophobie. Auch die Mysophobie beschreibt die Angst vor Ansteckung oder einer Kontamination mit Keimen. Im Allgemeinen geht man bei einem Waschzwang und einem Putzzwang von einer Mysophobie aus.
Die Begriffe „Bakterienangst“ und „Bacteriophobie“ dürften als Synonyme dieses Begriffes eher selten genutzt werden. Die Wikipedia nennt unter dem Begriff „Berührungsangst“ außerdem Erkrankungen wie Aphephosmophobie, Chiraptophobie, Haphephobie und Haptophobie.
Quellen:
- de.wikipedia.org/wiki/Mysophobie
- de.wikipedia.org/wiki/Ber%C3%BChrungsangst
- aerzteblatt.de/archiv/173525/Ansteckungsangst-Vom-Gefuehl-beschmutzt-zu-sein
- brigitte.de/gesund/gesundheit/mysophobie–die-panische-angst-vor-ansteckung-11615132.html
Bakterienangst und Angst vor Viren – wann sind solche Ängste krankhaft und damit psychotherapeutsich behandlungsbedürftig?
Wenn jemand sich aus Angst vor Bakterien vor der Welt versteckt, selbst im eigenen Haus alles vernichtet, was durch Keime belastet sein könnte, und Panikattacken bekommt, wenn er mit anderen Menschen zusammen sein muss, hat ein Problem.
Wer Gegenstände berühren muss, die andere in der Hand hatten, der hat offensichtlich eine ausgewachsene Phobie vor Keimen entwickelt. Aus panischer Angst, sich anzustecken oder zu beschmutzen, vermeiden diese Menschen das Anfassen von Türklinken, Geldscheinen oder Bus-Haltegriffen. Sie tragen in der Öffentlichkeit Mundschutz und Latexhandschuhe, sofern sie die Öffentlichkeit nicht gänzlich meiden.
Die Bakteriophobie oder Mysophobie betrifft selbst prominente Menschen wie den Exzentriker Howard Hughes oder das Model Naomi Campbell, die Schauspielerin Cameron Diaz, die Sängerin Britney Spears oder die Schauspielerin Gwyneth Paltrow. Ob diese Menschen bereits in einem Krankheitsmodus sind, soll hier nicht beurteilt werden. Vielmehr geht es darum, aufzuzeigen, dass eine Mysophobie als Folge überzogener Reinlichkeits-Bedürfnisse auftreten kann.
Howard Hughes panische Angst vor Mikroben (respektive Angst vor Viren, Pilzen, Bakterien, Keimen) ist legendär. Sie begann schon in Hughes Kindheit. Sein Leben war davon extrem belastet, aber Hughes ließ sich nie behandeln. Das sollten andere Betroffene anders halten. Denn sowohl die Mysophobie bzw. Bacteriophobie, als auch eine daraus resultierende Angst- oder Zwangsstörung lassen sich behandeln (vgl. auch Angst vor Krankheiten besiegen sowie Zwänge besiegen).
Immens wichtig sind gesteigerte Hygieneanforderungen jedoch im Bereich von Arztpraxen und Krankenhäusern. Insbesondere die Operationssäle und die Intensivstation müssen weitestmöglich von Keimen befreit werden. Weil das nicht immer der Fall ist, und Antibiotika aus Fleisch und anderen Quellen zu Resistenzen gegen Keime geführt haben, sind multiresistente Keime eine zunehmende Gefahr geworden.
Quellen:
- aerztezeitung.de/panorama/article/341005/psychotisch-medikamentenabhaengig-ende-voellig-verwahrlost.html
- stern.de/reise/fernreisen/naomi-campbell–das-macht-das-supermodel-vor-jedem-flug—diva-mit-putzfimmel-8809442.html
- weekend.at/entertainment/stars/diese-stars-haben-einen-extremen-putzfimmel/42.242.718/slideshow#42242718,42243168
- patienten-information.de/kurzinformationen/arzneimittel-und-impfungen/multiresistente-erreger
- zeit.de/thema/multiresistente-keime
Folgen einer Bakteriophobie für Betroffene
Bei einer Bakteriophobie oder Mysophobie meidet der Betroffene alles, was keimbelastet sein könnte – und da ist nicht gerade wenig. Zudem kann im Extremfall aus Angst vor Keimen ein neu gekauftes Kleidungsstück oder ein Haushaltsgegenstand aus Furcht vor Keimen entsorgt werden. Das können sich aber nur Menschen leisten, die entsprechend viel Geld besitzen. In anderen Fällen werden solche Gegenstände wieder und wieder gewaschen oder desinfiziert. Dann mündet die Angst vor Bakterien ganz schnell in einer Zwangsstörung.
Anfangs ist es oft nur ein Putz- und Sauberkeitsfimmel, der von Menschen in der näheren Umgebung milde belächelt wird. Doch wenn dieser Fimmel ausufert und das gesamte Denken der Betroffenen dominiert, ist es eine krankhafte Entwicklung (vgl. krankhafte Angst). Diese kann dazu führen, dass die Mysophobiker immer seltener das Haus verlassen. Sie erleben Panikattacken, wenn sie etwas nicht genau fünf Mal desinfizieren. Ein simpler Schmutzfleck kann zur Panikattacke mit Herzrasen und Schweißausbrüchen führen.
Es sind aber auch Langzeitfolgen zu vermelden. Das dauernde Waschen und Desinfizieren sorgt dafür, dass das Immunsystem nicht mehr ausreichend trainiert wird. Es ist auf die tägliche Berührung mit Keimen angewiesen, um gegenüber Bakterien, Pilzen oder Viren möglichst widerstandsfähig zu sein. Statt sich durch seine Bakteriophobie und seinen Waschzwang vor Krankheiten zu schützen, erreicht der Phobiker genau das Gegenteil.
Zudem ist sein Leben nicht mehr lebenswert. Es ähnelt einem selbstgewählten Gefängnis – mit der selbst aufgebürdeten Fron von Akkordarbeit in Sachen Reinigung und Keimfreiheit.
Quellen:
- d-nb.info/1168176190/34
- apps.derstandard.de/privacywall/story/2000083343482/superabwehrkraefte-durch-schmutz