Steht auf einer Krankschreibung respektive Überweisungsschein die Diagnose F 32.1, dann bedeutet dies in der Sprache der Ärzte: mittelgradige depressive Episode.
Diagnose F 32.1 – Klassische Symptome
Oft ist die vom Arzt gestellte Diagnose F 32 1 der letzte Schritt auf einem langen Leidensweg. Betroffene verspüren schon länger Symptome, suchen aber aus Scham oder Hilflosigkeit erst spät einen Arzt auf. Oder weniger fachkundige Mediziner interpretieren die Symptomatik falsch.
Erste Anzeichen einer mittelgradigen depressiven Episode sind:
- gedrückte Stimmung und Verminderung von Aktivität und Antrieb
- Verminderung der Fähigkeit zu Freude und Empathie
- plötzlich auftretende Müdigkeit ohne erkennbare organische Ursache
- gestörter Schlaf
- Schuldgefühle und Gedanken der Wertlosigkeit
- anhaltende Traurigkeit, die sich auch über Tage nicht bessert.
Bei der mittelgradigen depressiven Episode nach F 32.1 zeigt der Patient mindestens vier dieser Symptome über einen längeren Zeitraum. Er hat Schwierigkeiten, seinen Alltag zu bewerkstelligen und an seinen üblichen Aktivitäten festzuhalten.
Die Dauer einer solchen Episode kann sehr unterschiedlich ausfallen. Die meisten Erkrankungen sind nach etwa 6 Monaten abgeklungen und der Betroffene kann wieder in seinen gewohnten Tagesablauf zurückkehren.
Diagnose F32.1 – Erste Hilfe und Therapie
Die Diagnose mittelgradig depressive Episode ist kein auswegloser Zustand. Oft kann diese noch vergleichsweise leicht ausgeprägte Depression durch eine Therapie und ergänzende medikamentöse Behandlung erfolgreich geheilt werden. Richtig und wichtig ist aber in jedem Fall der erste Schritt, nämlich sich professionelle Hilfe zu suchen, um auch die Ursachen der Erkrankung zu klären.
Gerade bei lediglich mittelgradigen Depressionen ist Psychotherapie genauso wirksam wie eine Medikamentenbehandlung, allerdings tritt die Wirkung hier später ein als bei direkter Gabe von Medikamenten. Oft ist bereits eine ambulante Therapie ausreichend und greift so auch weniger in den Alltag des Betroffenen ein.
Befindet sich der Patient gerade in einer akuten depressiven Phase, setzt die sogenannte Akuttherapie hier an und versucht, die vorhandenen Symptome zu lindern und dem Patienten durch Zuspruch und Aufklärung über seine Erkrankung Hilfe und Beistand zu geben. Dem Arzt kommt während der Akuttherapie vor allem auch die Aufgabe zu, dem Betroffenen Mut zuzusprechen, ihn wenn nötig an die Einnahme der Antidepressiva zu erinnern und ihn darauf vorzubereiten, dass die Wirkung von Antidepressiva oft erst nach mehreren Wochen eintritt.
Wie geht’s weiter?
Sind die Symptome merklich besser geworden, was in der Regel innerhalb von vier bis sechs Wochen der Fall sein sollte, beginnt die Erhaltungstherapie. Hier geht es darum, den stabilen Zustand des Patienten über einen längeren Zeitraum zu erhalten und einem Rückfall in die depressive Episode vorzubeugen. Der Arzt muss hier besonders auf erste Anzeichen eines Rückfalls achten, um diesem schnell entgegenwirken zu können. Gleichzeitig ist aber auch wichtig, dass der Betroffene ein offenes und vertrautes Verhältnis zu seinem Therapeuten pflegt und möglichst früh zurückkehrende Symptome anspricht.
Die dritte und letzte Phase der erfolgreichen Therapie einer depressiven Episode ist dann die Wiedererkrankungsvorsorge. Hier geht es darum, dem Betroffenen zu helfen, seine wiedererlangte stabile Lage dauerhaft zu erhalten und einem erneuten Ausbruch der Depression vorzubeugen. Wie lange diese Phase dauert, ist individuell verschieden. Auf jeden Fall sollte die Therapie aber bis zur vollständigen Genesung durchgeführt und nicht eigenmächtig abgebrochen werden, um die Heilung nicht zu gefährden.
Ist der Betroffene ausreichend stabilisiert, kann auch die Einbeziehung von Angehörigen und Freunden in die Therapie hilfreich sein. Auch diese müssen über das Krankheitsbild, erste Warnzeichen und mögliche Hilfe informiert werden, damit sie den Patienten dauerhaft unterstützen und bei Bedarf Hilfe bieten können.
Therapie mit stimmungsaufhellenden Antidepressiva?
Ergänzend kann bei schwieriger verlaufenden depressiven Episoden die Gabe von Antidepressiva hilfreich sein. Stimmungsaufhellende Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (siehe Serotoninspiegel) sind schon so weit fort entwickelt, dass sie heute wesentlich weniger Nebenwirkungen haben als frühere Antidepressiva (siehe auch Nebenwirkungen von antidepressiv wirkenden Medikamenten). Für leichtere und mittelgradige Fälle kann auch die Gabe von Johanniskraut Besserung bringen, dem in verschiedenen klinischen Studien ebenfalls stimmungsaufhellende Wirkung zugesprochen wurde (siehe hochdosiertes Johanniskraut gegen Depressionen, u.a. auch Laif sowie Neuroplant sowie unseren Überblickartikel über natürliche Stimmungsaufheller).
Die sogenannte Lichttherapie macht sich die Wirkung des Sonnenlichts zunutze und hilft damit vor allem Patienten, die saisonal abhängige depressive Episoden zeigen (vgl. Winterdepressionen). Bei ansonsten therapieresistenten Betroffenen hat sich auch die Therapie mittels elektromagnetischer Stimulation bewährt und deutliche Erfolge gezeigt.
Antidepressiv wirksam kann als Ergänzung zur professionellen Therapie auch eine ausgewogene Ernährung, körperliche Bewegung an der frischen Luft, das Erlernen von Entspannungstechniken wie autogenem Training, kalte Güsse nach Kneipp oder regelmäßige Aufenthalte im Freien unter direkter Sonneneinstrahlung helfen (siehe auch: Entspannungsmethoden).
Diagnose F32 1 – Verlauf und Heilungschancen
Die meisten depressiven Episoden gehen bei entsprechender Behandlung vollständig zurück, weswegen die Heilungschancen einer depressiven Episode sehr gut sind. Wichtige Faktoren zur Bestimmung des Rückfallriskos sind vorhandene Begleiterkrankungen wie Substanzmissbrauch oder andere Angst- und Zwangsstörungen. Entscheidend ist auch die Anzahl bereits durchlebter vorheriger depressiver Episoden.
F 32 1 | Quellen und weiterführende Ressourcen:
- seele-und-gesundheit.de/diagnosen/depression.html
- therapie.de/psyche/info/index/icd-10-diagnose/f3-affektive-stoerungen/f32-depressive-episode/
- neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/stoerungen-erkrankungen/depressionen/therapiekonzept-behandlungsphasen/
- flexikon.doccheck.com/de/Depression