Angst etwas zu versäumen? Angst etwas zu verpassen? – Gerade die heutigen jungen Generationen leiden unter FOMO (Fear of missing out). In diesem Text geht es darum:
- was FOMO überhaupt ist
- wie die Angst etwas zu versäumen entsteht
- was man dagegen tun kann
Was ist FOMO? – Fear of missing out…
FOMO steht für „Fear of missing out“ und ist schon lange kein unbekanntes Phänomen mehr. Die Krankheit bezeichnet schlicht die Angst davor, etwas zu verpassen. Meistens tritt die Angst in allen Lebensbereichen auf, in der Freizeit, im Job und auch in der Liebe. Betroffene fühlen sich gehetzt und rastlos (vgl.: sich leer fühlen), sie eilen von Event zu Event um ja nichts zu versäumen! Teilweise geht die Krankheit so weit, dass Kredite aufgenommen werden um umfangreiche Reisen zu unternehmen, um bloß so viele Länder wie möglich gesehen zu haben. Im Zeitalter der unendlichen Möglichkeiten ist FOMO eine der meist verbreitetesten unechten Angsterkrankungen (siehe: Grundformen der Angst). Angstträume, Selbstwertprobleme und Agitiertheit sind oft die traurigen Folgen.
Wie entsteht die Angst etwas zu versäumen?
Noch nie gab es so viele Möglichkeiten und Wege für einzelne Menschen. Früher war das Leben fast völlig vorherbestimmt. Man wurde geboren, beispielsweise in eine Bauersfamilie. Es war klar, dass man bei der Familie bleiben würde und sich um den Hof kümmern würde. Durch Heirat kam man nicht recht viel weiter als in das Nachbarsdorf, das Angebot an potenziellen Partnern, Jobs und Freunden war stark eingegrenzt.
Man wusste nicht um seine vielen Möglichkeiten und wenn doch, dann ergriff man sie ja doch nicht, denn das tat niemand im Dorf. Heutzutage tut es fast jeder.
Reisen und wechselnde Lebenspartner sind etwas völlig normales geworden, das Angebot ist riesig und so auch die Nachfrage.
Durch Social Media wird der soziale Druck immer größer (vgl. auch Nomophobie), zig Accounts zeigen auf Instagram, Facebook und Co ihr „tolles Leben“. Dass das nur die absoluten Highlights aus ihren Leben sind, vergessen wir als Zuschauer nur zu gerne. Die traurigen Seiten und Erlebnisse wird man wohl eher nicht auf Social Media herzeigen, außer sie können für Klicks und Likes instrumentalisiert werden.
Für den durchschnittlichen Betrachter entsteht so das Bild, dass jeder Mensch unglaublich glücklich ist. Dass es sich jeder leisten kann, durch die Welt zu reisen, dass jeder ein tolles Auto und ein Topmodel als Partner hat, dass jeder eine Sportskanone ist und nur das beste und aufwendigste Essen zu sich nimmt.
Angst etwas zu versäumen – Videos zum Thema FOMO:
Natürlich will man das selbst dann auch alles haben, nur weiß man eben nicht, hinter welcher Tür es sich versteckt.
Findet man das Glück im neuen Job? Mit einem neuen Partner? Auf der Reise um den Globus?
Man weiß es nicht und genau darum muss man alles versuchen!
Man stelle sich vor, man würde ein Event verpassen und genau dort würde der Traumpartner auf einen warten!
Und doch raubt die Angst etwas zu verpassen einem in Wahrheit das Vergnügen am Leben und am Moment (siehe auch den Artikel Ängste verstehen). Wahres Glück findet man immer nur in sich selbst und im Augenblick.
Die Angst etwas zu versäumen entwickelt sich bei den meisten durch das ständige Vergleichen mit anderen und führt zu Zwangsgedanken, die einen in den Angstzustand bringen und dazu treiben, bloß überall dabei zu sein (siehe den Artikel Zwangsgedanken überwinden).
Was tun gegen die Angst etwas zu verpassen?
Aber was kann man tun gegen die Angst, etwas zu versäumen? – Im Folgenden ein paar Tipps:
1. Dankbarkeit und Zufriedenheit entwickeln
Natürlich könnte hinter jeder Ecke ein besserer Partner oder Job lauern, aber auch der oder die hätte seine Nachteile! Wichtig ist immer das Abwiegen von Vor- und Nachteilen der Dinge. Geht man die Vorteile seines Partners durch, so kommt man vielleicht schnell darauf, wie unglaublich unwahrscheinlich es ist, jemals wieder einem so tollen Menschen zu begegnen. Oder man wiegt Vor- und Nachteile ab und eine Trennung wird sonnenklar. Dennoch hat die Medaille immer zwei Seiten.
Wir entscheiden selbst immer wieder neu, welche Seite wir ansehen. Eine positive Sichtweise auf das, was man hat, ist also eine ganz bewusste Entscheidung. Um Zufriedenheit zu entwickeln lohnt es sich übrigens, sich jeden Tag 5 Dinge aufzuschreiben, für die man dankbar ist. So trainiert man nicht nur Dankbarkeit an sich, sondern auch positives Denken im Generellen und macht der Angst etwas zu verpassen den Garaus.
2. Gedenken an die Großeltern
Man stelle sich vor, wie beschränkt das Leben der Großeltern war. Wie wenige Möglichkeiten sie hatten, wie wenig sie von der Welt gesehen haben! Die jüngeren Generationen haben schon das x-fache von dem gesehen und durch Fernsehen und Internet miterlebt, was ihre Vorfahren gesehen oder erlebt haben. Und das eben nur durch Medien! Die Möglichkeit einfach und leistbar zu reisen, ist auch etwas völlig neues. Der Gedanke an diese Zeit und dass die alten Menschen auch ein erfülltes und glückliches Leben haben konnte, beruhigt so manchen und erstickt die Angst etwas zu versäumen.
3. Psychotherapie
Etwas, was man wohl jedem Menschen raten sollte, denn jeder hat sein Päckchen zu tragen. Alles im Leben ist Gewohnheit, auch die Gedanken und somit auch die Angst etwas zu verpassen.
Wenn man es schafft, 21 Tage lang durchgehend etwas zu tun, so hat man es als neue Routine erfolgreich einprogrammiert.
Wenn man es also schafft, die Gedanken bewusst zu lenken und sich den ängstlichen Gedanken hart entgegenstellt, so wird man sie auch ganz sicher los. Wie man das macht lernt man eben in der Therapie; es gibt hier verschiedene Psychotherapie-Verfahren, siehe z.B. analytische Psychotherapie, gestalttherapeutische Methoden oder den Artikel Was ist ein Verhaltenstherapeut.
4. Finger weg von sozialen Medien
Soziale Medien beeinträchtigen uns oft sehr negativ. Gerade bei FOMO und der Angst etwas zu versäumen sind sie pures Gift! – Auch wenn man weiß, wie man mit ihnen umgeht, so triggern sie immer wieder die Fear of missing out.
Regelmäßige Social Media Pausen können auch eine Lösung sein.
Schlussendlich muss jeder selbst entscheiden, womit er seine Zeit verbringt, dennoch kommt die Zeit, die man auf sozialen Netzwerken verbringt, nie wieder zurück. Und was ist mehr wert – ein netter Kommentar unter einem Bild oder ein Kompliment im echten Leben?
5. Sich Ruhepausen gönnen
Ganz wichtig ist es auch, sich bewusst für Ruhephasen zu entscheiden. Meditation für Anfänger, Yoga oder Tai Chi können hier ebenfalls helfen. Der Körper ist nicht dazu gemacht, im Dauerstress zu sein, er braucht seine Entspannung so wie er Essen und Trinken braucht. Wenn er das nicht bekommt und durch die Fear of missing out viel Stress abbekommt, so wird er krank (siehe: Überreizung Nervensystem).
Quellen zu Fear of missing out & Co:
- selfapy.de/blog/wohlbefinden/fomo-angst-etwas-zu-verpassen/
- stern.de/neon/herz/psyche-gesundheit/millennial-krankheit-fomo–die-angst–etwas-zu-verpassen-8000440.html