Angst vor sozialer Interaktion - was hilft? (© Good Studio / stock.adobe.com)

Angst vor sozialer Interaktion – Was hilft?

Die Angst vor sozialer Interaktion ist vermutlich verbreiteter, als allgemein bekannt. Die Dunkelziffer dürfte hoch sein. Der Grund: Probleme, mit einem Gegenüber zu kommunizieren, sind peinlich. Viele Betroffene entwickeln Strategien, um Interaktionen weitgehend zu vermeiden. Dazu gehören sozialer Rückzug, die Vermeidung von Einkäufen in kleinen Geschäften oder die Vermeidung von Telefonaten.

Im Berufsleben kann sich die Angst vor sozialer Interaktion zu einem Problem ausweiten. Sie behindert Karriere-Entwicklungen. Sie isoliert die Betroffenen von ihren Kollegen. Sie führt zu Schamgefühlen und Einsamkeit. Mancher Betroffene kann mit Hilfe einer Therapie seine Ängste überwinden. Andere stellen sich ihren Ängsten nicht. Stattdessen greifen sie zu Alkohol, Tabletten oder wiederholten Krankschreibungen. In diesem Fall handelt es sich vermutlich um eine soziale Phobie.

Definition einer sozialen Phobie

Der Mensch ist ein soziales Wesen. Soziale Kontakte bestimmen sein Leben. Sie sind quasi unvermeidbar. Von der Wiege bis zur Bahre, im Privaten wie im Berufsleben begleiten uns Kontakte zu anderen Menschen. Die Bedeutung der sozialen Komponente macht den Unterschied zwischen einem erfüllten und einem einsamen Leben aus.

Manche Menschen entwickeln eine Telefonphobie. Andere fühlen sich in Gesellschaft anderer ängstlich und unsicher. Sie leiden an Angst vorm Zittern und fürchten sich vor dem Erröten. Sie fürchten sich vor Versagen. Viele Betroffene haben panische Angst davor, angesprochen zu werden. Sie fürchten, plötzlich im Mittelpunkt der Aufmerksamkeit zu stehen. Sie machen sich daher bewusst klein. Sie stehen abseits oder im Hintergrund. Der Grund ist die Angst davor, unangenehm aufzufallen. Die Betroffenen haben Angst, sich lächerlich zu machen oder in Ohnmacht zu fallen.

Diese Beispiele verdeutlichen, wie sich die Angst vor sozialer Interaktion auswirken kann. Fachleute sprechen von einer sozialen Phobie. Im ICD 10 wird diese psychische Störung (Definition psychische Störung) bei sicherer Diagnose mit der Kennziffer F 40.1g versehen. Aber: Wenn jemand Ängste vor Kontakten mit anderen hat, muss das nicht gleich einer sozialen Phobie gleichkommen. Viele Menschen schaffen es, sich ihren latenten sozialen Ängsten zu stellen, bevor diese sich zu einer Phobie verdichten. Diese Menschen erkennen die Bedeutung sozialer Kontakte. Mit ausreichend Vertrauen können sie ihre Probleme oft ansprechen.

Eine Phobie ist laut Definition eine krankhafte Angst (vergleiche z.B. krankhafte Angst vor Keimen, krankhafte Angst vor Krebs, generell krankhafte Angst vor Krankheiten, krankhafte Angst vor Spinnen). Diese steht nicht mehr in einem vernünftigen Verhältnis zum Angst-Auslöser. Wenn Angst vor sozialer Interaktion zum Beispiel zu Schweißausbrüchen, Herzrasen, Panikattacken und Vermeidungsverhalten führt, handelt es sich um eine soziale Phobie gemäß der Definition der Kennziffer F 40.1g im ICD 10. Alternativ kann die Diagnose soziale Unsicherheit oder soziale Angststörung lauten. Siehe auch: Ängstlich vermeidende Persönlichkeitsstörung sowie Angst vor Ablehnung Symptome

Was hilft?

Die Psychologie hat verschiedene Methoden entwickelt, um den Betroffenen zu helfen. In der Therapie geht es darum, mögliche Ursachen der Ängste aufzudecken und soziophobische Symptome auszumachen. Die Betroffenen lernen, soziale Fähigkeiten zu verbessern und angstfreier mit anderen zu kommunizieren. Die anfänglich auftretenden Schweißausbrüche schwinden mit zunehmendem Training.

Quellen:

  • soft-skills.com/glossar/sozialphobie-soziale-angststoerung/
  • de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Phobie
  • hellobetter.de/blog/soziale-phobie/
  • msdmanuals.com/de-de/heim/psychische-gesundheitsst%C3%B6rungen/pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rungen/%C3%A4ngstlich-vermeidende-pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung-avpd
  • angst-verstehen.de/phobien/sozialphobie-soziale-phobie/
  • starke-gedanken.de/habe-ich-eine-soziale-angststoerung-5-zeichen-und-symptome

Die Symptome einer sozialen Angststörung

Klassische Symptome, die durch eine soziale Phobie ausgelöst werden, sind zum Beispiel:

  • häufiges Erröten
  • Zittern
  • Ohnmachtsgefühle
  • Herzrasen
  • Schweißausbrüche
  • Atemprobleme
  • Sprechhemmung, Stottern
  • Schwindelattacken
  • plötzlicher Harndrang
  • Beklemmungen
  • Magenschmerzen, Kopfschmerzen
  • Übelkeit und Durchfall
  • oder Panikattacken (vgl.: Wodurch werden Panikattacken ausgelöst?).

Es kann außerdem zu Gedankenmühlen und rotierenden Zwangsgedanken kommen (siehe auch: Zwangsgedanken loswerden). Bei einem besonders krassen Beispiel sozialer Ängste kann es zu Phänomenen wie einer Derealisation und Depersonalisation kommen.

Solche Symptome können beängstigend sein. Sie können die Angst vor sozialen Kontakten weiter verstärken. Im Rahmen einer Phobie sind solche Symptome aber normal. Sie lassen sich gut behandeln. Wichtig ist, den Unterschied zwischen normalen Ängsten und phobischen Ängsten zu verstehen. Jeder kann sich seinen Ängsten stellen und diese auf ein normales Maß zurückdrehen.

Quellen:

  • lifeline.de/krankheiten/soziale-phobie-id44606.html
  • youtube.com/watch?v=GpsUlvXUzZ4
  • youtube.com/watch?v=0GMqkqNHdjU
  • netdoktor.de/krankheiten/phobien/soziale-phobie
  • karrierebibel.de/soziale-phobie/
  • leading-medicine-guide.de/erkrankungen/psyche/soziale-phobie

Mögliche Ursachen der Angst vor sozialer Interaktion

Die Ursachen sozialer Phobien sind vielfältig. Sie können auf multiplen Faktoren beruhen, die zusammenwirken. Oft können einzelne Auslöser von den Betroffenen daher nicht erkannt werden. Im Gespräch mit dem Therapeuten werden sie klarer. Soziale Ängste können

  • auf genetischer Veranlagung
  • bestimmten Persönlichkeitsmerkmalen wie Ängstlichkeit oder Schüchternheit
  • überhöhten Ansprüchen oder imaginierten Befürchtungen
  • einem Zuviel an Aufmerksamkeit, die auf latente Ängste gerichtet werden
  • familiären Gegebenheiten wie einer kontrollierenden oder übervorsichtigen Mutter
  • oder traumatischen Begebenheiten im Zusammenhang mit Menschen

beruhen. So können zum Beispiel familiäre Gewalterfahrungen, sexueller Missbrauch, Scheidungskriege oder der Tod eines geliebten Menschen zu einem Trauma und gesteigerten Ängsten vor anderen Menschen führen. Die darauf beruhende Angst vor sozialer Interaktion sitzt in solchen Fällen tief. Sie bedarf der Behandlung im Rahmen der Psychologie. Die Beispiele erfolgreicher Therapien sollten Mut machen.

Quellen:

  • angstselbsthilfe.de/wp-content/uploads/2016/01/109.pdf
  • schoen-klinik.de/soziale-phobie
  • psychologie.hu-berlin.de/de/praxis/ambulanz/spezial_angst
  • gesundheitsberater.de/wenn-die-angst-unser-leben-zur-einsamen-hoelle-macht

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