Angst vor Zäpfchen (© Tatyana A. - tataks - stock.adobe.com)

Angst vor Zäpfchen (Bei Kindern und Erwachsenen)

Angst vor Zäpfchen | Potenziell können junge wie alte Menschen Angst vor allen möglichen Dingen entwickeln. Im medizinischen Bereich dominieren meist die Angst vor Spritzen oder einem unguten Ergebnis bei MRT-Untersuchungen. Solche Ängste sind leicht nachvollziehbar.

Manche Menschen haben jedoch panische Angst vor Zäpfchen. Im medizinischen Bereich werden diese auch als Suppositorien bezeichnet. In den Torpedo-förmigen Zäpfchen sind Medikamente enthalten. Diese können wahlweise in die Vagina oder den Mastdarm eingeführt werden. Die Wirkstoffe werden dann über die Darmschleimhaut aufgenommen.

Möglicherweise beruhen Ängste und Abneigungen gegen Zäpfchen auf frühkindlichen Erlebnissen mit Suppositorien. Beim Einführen brennen manche Zäpfchen. Kinder empfinden manche Zäpfchen als riesig. Sie weigern sich daher lautstark, ein zweites Zäpfchen einführen zu lassen. Mit Tabletten oder bitterem Saft kommen viele Kinder aber auch nicht gut klar. Oft gibt es also einen Interessenkonflikt, wenn Kinder erkrankt sind. Zäpfchen mit Geschrei – oder anderes mit ebenso vehementen Abwehrmaßnahmen?

Warum sind Zäpfchen manchmal vorteilhaft?

Manche Menschen sehen nur schwerlich ein, warum Zäpfchen manchmal vorteilhafter sind. Dabei liegen die Vorteile auf der Hand. Zäpfchen sind beispielsweise eine gute Lösung für ältere Patienten oder kleine Kinder. Bei Schluckbeschwerden sind Zäpfchen eine gute Alternative.

Ein weiterer Vorteil von Zäpfchen ist die nicht-orale Aufnahme der Wirkstoffe. Wenn Arzneistoffe geschluckt werden, müssen sie im Verdauungssystem verstoffwechselt werden. Die Leber deaktiviert auf dem Weg durch den Darmtrakt einige Teile der Wirkstoffe. Andere baut sie bereits ab, bevor sie wirken können. Das nennen die Fachleute einen „First Pass-Effekt“. Dieser Effekt kann durch Zäpfchen umschifft werden. Folglich werden die enthaltenen Wirkstoffe aus dem Zäpfchen vollständig aufgenommen. Sie umgehen den Weg über den Verdauungstrakt.

Stattdessen werden die enthaltenen Wirkstoffe direkt von der Darmschleimhaut aufgenommen. Durch diese werden sie dann ohne Umwege und Abbauverluste in den Blutkreislauf geleitet. Zäpfchen sind auch vorteilhaft, wenn der kranke Patient erbrechen muss. Auch dann wären Tabletten oder Säfte wenig hilfreich. Ihre Wirkstoffe können meist nicht im ausreichenden Umfang aufgenommen werden. Zudem belasten Wirkstoffe, die auf den Magen schlagen, in Zäpfchen-Form den Magen deutlich weniger.

Die Hartfette, in denen die Wirkstoffe eingelagert sind, schmelzen durch die Körperwärme. Nur Zäpfchen, die auf Basis von Macrogol oder Glycerol und Gelatine hergestellt wurden, lösen sich im Rektum durch die dort anwesende Flüssigkeit auf. Außerdem sind noch sogenannte „Tampon-Zäpfchen“ bekannt. Diese Analtampons enthalten eingearbeitete Mullstreifen. Damit soll sichergestellt werden, dass die Tampon-Zäpfchen nach Austreten der Wirkstoffe nicht im Darm verschwinden.

Die panische Angst vor Zäpfchen

Dass kleine Kinder Angst vor Zäpfchen entwickeln, ist noch nachvollziehbar. Erwachsene können aber auch diffuse Vorbehalte gegen Zäpfchen entwickeln. In diesem Fall löst meist nicht die Darreichungsform eines Medikaments den Stress aus. Vielmehr sorgen vielleicht Presseberichte oder Online-Meldungen über gefährliche Zäpfchen für inneren Aufruhr. Möglich ist aber auch, dass jemand seinen Analbereich als höchst intime Zone ansieht. Niemand möchte sich dort etwas einführen müssen. Zumindest kein Medikament. Auch alle Vorteile dieser Einnahmeform können manchen Patienten nicht von Zäpfchen überzeugen.

Bei Kindern gibt es oft Gezeter, wenn ein Zäpfchen eingeführt werden soll. Letztendlich sorgt die Autorität der Mutter aber oft für ein gutes Ergebnis. Das Zäpfchen wird schließlich doch noch eingeführt. Gute Mütter erklären ihren Kindern vorab, warum das notwendig ist. Oft machen die Kinder dann eine gute Miene zum verabscheuten Eingriff. Pubertierende Kinder lassen die Mutter jedoch nicht mehr an den Allerwertesten heran. Ob das aus Angst geschieht oder weil das von Mutter eingeführte Zäpfchen als unzulässiger Eingriff in die Intimzone angesehen wird, ist unterschiedlich. Der Protest einer Vierzehnjährigen muss aber akzeptiert werden.

Als erwachsene Menschen erwarten wir von wirkstoffhaltigen Tabletten, Pulvern, Säften oder Kapseln medizinische Hilfe. So seltsam es ist: Auch wenn in einem Zäpfchen exakt dieselben Wirkstoffe enthalten sind, bevorzugen wir die orale Gabe eines Medikaments. Das ist aber nicht immer sinnvoll. Je mehr Angst vor einem Zäpfchen dazu führt, dass man diese trotz einer Verordnung nicht einführt, desto eher besteht der Verdacht auf eine Angststörung. Diese sollte behandelt werden, damit keine generalisierte Angststörung daraus wird. Diese könnte sich auf sämtliche Medikamente oder gegen Ärzte richten. Eine Phobie gegen Zäpfchen dürfte eher nicht vorliegen (Phobie Definition).

Ursachen von Ängsten gegenüber Zäpfchen

Welche Ursachen einer Angststörung gegen Zäpfchen zugrunde liegen, ist oft nicht ersichtlich. Oftmals sind es unrealistische Verdachtsmomente. Diese richten sich entweder gegen die Inhaltsstoffe, die spezielle Darreichungsform oder bestimmte pharmazeutische Produkte. Manchmal ist es auch das Gefühl eines Eingriffs in einem sehr intimen Bereich, das Angst verursacht.

Die Angst vor Zäpfchen ist eine konkrete Angst. Eine generalisierte Angststörung kann zwar potenziell daraus resultieren. Das bedingt aber, dass sich die Angst dann auch auf Tabletten oder Ärzte im Allgemeinen erstreckt. Das ist zwar möglich, aber eher nicht wahrscheinlich. Viel wahrscheinlicher ist es, dass bereits vorher eine generalisierte Angsterkrankung bestand. Diese erstreckt sich nun auch auf die Zäpfchen.

Bei einer konkreten Angst vor Zäpfchen sollte an sich keine psychotherapeutische Behandlung notwendig sein. Immerhin können medikamentöse Wirkstoffe auch in anderer Form verabreicht werden. Es gibt also Alternativen. Fakt ist: Die Angst vor Zäpfchen kann weder lebensbedrohlich werden, noch schränkt sie die Lebensqualität nennenswert ein. Eine Phobie gegen Zäpfchen ist bisher nicht bekannt geworden. Daher gibt es auch keine lateinische Bezeichnung dafür.

Oftmals müssen Zäpfchen nur bei akuten Beschwerden eingeführt werden. Bei Kindern kann das leichter geschehen als bei älteren Kindern oder Erwachsenen. Für ältere Kinder, Jugendliche und Erwachsene können gegebenenfalls aber Alternativen genutzt werden. Bei Kindern gibt sich die Angst vor Zäpfchen oft von selbst. Irgendwann merkt das Kind vielleicht, dass ihm nichts passiert. Der Moment des Einführens ist zudem nur kurz. Oft erhalten etwas älter gewordene Kinder kindgerechte Medikamente in anderen Form. Daher kommt die Einnahme von Zäpfchen ohnehin nicht sehr häufig vor.

Eine Behandlung oder Verhaltenstherapie scheint bei den meisten Menschen mit mäßiger Zäpfchen-Angst nicht notwendig zu sein. Ängste gehören zum Leben. Mit dem Erwachsenwerden kann man sie meist bewältigen. Die meisten Menschen lernen im Lauf des Lebens, mit ihren Ängsten umzugehen.

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Quellen und weiterführende Ressourcen:

  • medlexi.de/Z%C3%A4pfchen
  • medikamente-per-klick.de/apotheke/medikamentenglossar/zaepfchen/
  • apotheken-umschau.de/Medikamente/Zaepfchen-korrekt-anwenden-556873.html
  • gesundheitsinformation.de/spritzen-zaepfchen-und-weitere-darreichungsformen.html
  • gesundheitsfrage.net/frage/wie-kann-man-einem-kind-die-angst-vor-zaepfchen-nehmen
  • tagesspiegel.de/meinung/was-wissen-schafft-gefaehrliche-zaepfchen/5980760.html
  • onmeda.de/krankheiten/angststoerung.html
  • apotheken-umschau.de/Angst
  • therapie.de/psyche/info/index/diagnose/angst/therapie/
  • praxisvita.de/mit-einfachen-therapiemethoden-angststoerung-besiegen-23.html
  • youtube.com/watch?v=ggF03y6bVrc
  • youtube.com/watch?v=RtBMoajC9Do

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