Angst vorm Frauenarzt ist verbreiteter, als die meisten Betroffenen denken. – Die meisten Frauen sehen einem Frauenarztbesuch und der anstehenden Untersuchung beim Gynäkologen mit mulmigen Gefühlen entgegen. Doch während die einen den Termin als lediglich unangenehm, aber nicht tragisch abhaken, geraten andere in regelrechte Panik. So erzählt beispielsweise die 30-jährige Maria-G, dass sie aufgrund ihrer Ängste noch nie einen Frauenarzt aufgesucht habe. (bfriends.brigitte.de/foren/frauengesundheit/519026-panische-angst-vorm-frauenarzt.html)
Psychischer Druck dieser Art lässt sich am besten mit einem Faktencheck abbauen, bei dem folgende Fragen zu klären sind:
- Welche Anlässe machen einen Gang zum Frauenarzt erforderlich?
- Was genau flößt mir Angst ein?
- Wie läuft der Besuch beim Gynäkologen ab?
- Welche Tipps können mir die Situation erleichtern?
Strategisch geht es also darum, auf der Basis von Wissen seelische Hemmschwellen zu überwinden. Mit dieser Methode verringert sich insbesondere bei Frauen, die zum ersten Mal einen gynäkologischen Termin wahrnehmen müssen, die Angst. Denn wenn man weiß, was einen in der Arztpraxis erwartet, entzieht man furchteinflößenden Phantasien von vornherein den Nährboden.
Gleichzeitig bedeutet die Rationalisierung dieses Themas, die unguten Emotionen in ein Verhältnis zu den Argumenten der Vernunft zu setzen. Diese Gegenüberstellung führt zu einem Abwägungsprozess, bei dem die Besorgnisse angesichts der Wichtigkeit mancher Untersuchungen weniger bedeutsam erscheinen.
Des Weiteren ist hilfreich, das diffuse Unbehagen bei dem Gedanken an die gynäkologische Untersuchung zu konkretisieren. Sind die Ängste erst einmal klar erkannt und benannt, lässt sich gezielter dagegen angehen. Darüber hinaus kann der eine oder andere Rat auf der praktischen Ebene nützlich sein, um potenziellen Momenten des Unbehagens vorzubeugen.
Welche Anlässe machen einen Gang zum Frauenarzt erforderlich?
Es gibt drei Bereiche, bei denen ein Körpercheck beim Gynäkologen entweder unumgänglich oder ratsam ist – trotz eventueller Angst vorm Frauenarzt:
1. Vorsorgeuntersuchungen
Es sind noch keine 100 Jahre her, da war der Gebärmutterhalskrebs „der häufigste Krebs bei Frauen“, wie es auf der Website frauenaerztinnen-sob.de heißt. Dem medizinischen Fortschritt ist es zu verdanken, dass die Zahl der Neuerkrankungen mittlerweile um ein Vielfaches gesunken ist. Ein weiterer Grund für diese positive Entwicklung ist, dass das Organ für eine Untersuchung leicht zugänglich ist, sodass Veränderungen in einem frühen Stadium zu erkennen sind.
Der Leistungskatalog der Gesetzlichen Krankenkassen trägt der großen Bedeutung der gesundheitlichen Vorsorge Rechnung und legt nachstehende Kontrollen nahe, für die die Gesundheitsträger die Kosten übernehmen:
- Frauen ab 20 sollten einmal jährlich zum Gynäkologen gehen, um den sogenannten Pap-Test durchführen zu lassen. Hierfür entnimmt der Arzt mithilfe eines Abstrichs Zellen vom äußeren Rand des Muttermundes und von der Schleimhaut am Gebärmutterhals. Deren mikroskopische Untersuchung gibt Aufschluss über Gewebeveränderungen, die ein Hinweis auf eine Krebserkrankung oder eine Vorstufe sein können.
- Zusätzlich sollten sich Frauen ab dem 30. Lebensjahr – ebenfalls jährlich – die Brüste vom Gynäkologen abtasten lassen. Auf diese Weise sind Knoten und Verhärtungen feststellbar, die ein Indiz für ein Karzinom sein können. In den meisten Fällen handelt es sich bei den Geschwulsten in der Brust indes nicht um bösartige Tumore, sondern um harmlose Zysten.
- Zum gynäkologischen Krebsfrüherkennungsprogramm für Frauen ab 50 zählt die Mammographie. Diese Röntgenuntersuchung der Brust gilt als die derzeit beste Methode, um winzige Knötchen, die nicht ertastbar sind, ausfindig zu machen. Eine Mammographie sollte im Abstand von zwei Jahren erfolgen.
Die Vorsorgeuntersuchungen beim Gynäkologen beinhalten nicht nur eine Kontrolle der inneren Organe, sondern auch Beratungsgespräche sowie eine Anleitung zum richtigen Selbstabtasten der Brüste.
Details der Leistungen der Gesetzlichen Krankenkassen sind dieser Seite zu entnehmen: rbb-online.de/rbbpraxis/download/vorsorgeuntersuchungen-im-ueberblick.file.html/Vorsorge%20pdf.pdf.
2. Akute Erkrankungen oder Beschwerden
Infektionen im Vaginalbereich sind keine Seltenheit. Oft machen sie sich durch Jucken oder Ausfluss bemerkbar. Zu den häufigsten Geschlechtskrankheiten zählen Entzündungen durch Chlamydien. Diese Infektion ist äußerst heimtückisch, denn sie verläuft meist ohne oder nur mit geringen Beschwerden und kann unbehandelt gravierende Folgen wie Unfruchtbarkeit nach sich ziehen – auch das ein Grund für das Aufsuchen eines Gynäkologen, unabhängig jeder Angst vorm Frauenarzt-Besuch!
Mit einem Abstrich oder einem Urintest lässt sich nachweisen, ob man sich mit diesem Bakterium angesteckt hat. Heutzutage sind Chlamydien mithilfe eines Antibiotikums gut behandel- und heilbar. Ebenso lassen sich die meisten anderen Geschlechtskrankheiten medikamentös schnell in den Griff bekommen. Je eher sie diagnostiziert sind, desto unkomplizierter sind sie auszumerzen.
Ein Grund für einen Frauenarztbesuch können aber auch Beschwerden sein, die keine kranheitsbedingte Ursache haben. Insbesondere junge Mädchen klagen nach dem Einsetzen ihrer ersten Regelblutung über extreme Bauch- und Rückenschmerzen oder über auffallende Unregelmäßigkeiten ihres Periodenrhythmus.
In all diesen Fällen macht es Sinn, einen Gynäkologen zu konsultieren. Denn warum soll man sich unnötig lange mit Problemen herumquälen, wenn es einfache Lösungen für sie gibt und eine Untersuchung beim Frauenarzt nur wenige Minuten dauert?
3. Verhütung und Schwangerschaft
Wer nicht nur mit Kondomen oder einem unsicheren „Koitus interruptus“ verhüten will, sondern sich mittels der Pille, der Spirale oder ähnlicher Methoden vor einer ungewollten Schwangerschaft schützen möchte, kommt um ein Aufsuchen des Frauenarztes nicht herum. Dieser überprüft zum Beispiel nicht nur den richtigen Sitz eines Diaphragmas, sondern erläutert auch die genaue Anwendung.
Vor allen Dingen sollten Schwangere in regelmäßigen Abständen zum Gynäkologen, denn dieser untersucht sowohl die Gesundheit der werdenden Mutter als auch die des Nachwuchses. So überprüft der Arzt mit einem Ultraschallgerät zum Beispiel die richtige Lage des Kindes. Die Kontrolluntersuchungen dienen also dazu, die Risiken einer Schwangerschaft und Geburt weitestgehend zu minimieren (siehe auch Angst vor Kaiserschnitt).
Wie läuft eine gynäkologische Untersuchung ab?
„Es ist nicht so schlimm, wie du denkst“, beruhigt die Gynäkologin Runa Speer Frauen, die noch nie auf dem vermeintlich „bösen“ Stuhl beim Arzt gesessen haben (youtube.com/watch?v=JXWv-sGzMkE):
Zu Beginn eines solchen Termins steht das Gespräch und das gegenseitige Kennenlernen im Vordergrund. Einem guten Frauenarzt ist durchaus bewusst, dass für viele seiner Patientinnen die Situation, sich zur Untersuchung entkleiden zu müssen, unangenehm ist. Deshalb ist es ihm ein Anliegen, zunächst einmal eine vertrauensvolle Atmosphäre zu schaffen. Aus diesem Grund besteht normalerweise beim ersten Besuch einer gynäkologischen Praxis kein Muss, auf dem Untersuchungsstuhl Platz zu nehmen. Inhaltlich geht es bei dem Kennenlerngespräch mit dem Gynäkologen um die Anamnese und die speziellen Anliegen der Patientin.
Was den Ablauf der körperlichen Untersuchung angeht, beschwichtigt Monika Matal, Fachärztin für Frauenheilkunde und Geburtshilfe, besorgte Gemüter. Diese werde äußerst vorsichtig durchgeführt, „um erstens der Patientin nicht wehzutun und natürlich auch, um nicht das Jungfernhäutchen zu verletzen“ (youtube.com/watch?v=ihpd66zhxSo):
Damit der Arzt einen Blick in die Scheide werfen kann, führt er ein Spekulum ein, das wegen seines Aussehens in Fachkreisen auch „Entenschnabel“ heißt. Um das Unbehagen ihrer Patientinnen bei diesem Vorgang so klein wie möglich zu halten, erwärmt beispielsweise Dr. Matal das metallische Gerät vorher und präpariert es mit einem Gleitmittel. Für den Abstrich von Zellen benutzen Gynäkologen lange Wattestäbchen, einen Spatel oder feine Bürstchen.
Auf dieser Website sind die einzelnen Schritte ausführlich erklärt: frauenaerzte-im-netz.de/diagnostik/gynaekologische-abstriche-abstrich-untersuchungen/gebaermutterhalsabstrich-portioabstrich-zervikaler-abstrich/.
Was genau flößt mir Angst vorm Frauenarzt ein?
Frauen nennen verschiedenste Gründe für Angst vor dem Frauenarztbesuch, und warum sie den Gang zum Gynäkologen am liebsten meiden möchten:
- Manche sorgen sich, weil sie Schmerzen bei der Untersuchung befürchten. Wie beispielsweise in dem Forum forum.glamour.de/t/schmerzen-beim-frauenarzt/9397/13 zu lesen ist, sind diesbezügliche Erfahrungen unterschiedlich. Eine Mehrheit der Frauen berichtet, dass die Untersuchung für sie schmerzfrei ablaufe. Dennoch finden sich auch immer wieder Beiträge, in denen Patientinnen über ein quälendes Drücken und Ziepen beim Einführen des Spekulums klagen. Sollte dies der Fall sein, ist es ratsam, mit dem behandelnden Frauenarzt darüber zu sprechen, um eine Lösung für das Problem zu finden.
- Das Hauptursache für die Angst vor einem Besuch beim Gynäkologen ist jedoch das Schamgefühl. Dass einem die Situation, sich vor anderen, zumal vor einem fremden Gegenüber, ausziehen zu müssen, peinlich sein kann, ist ein natürlicher Reflex. Hierzu heißt es bei „GEOkompakt“: „Da Menschen aller Völker die Nacktscham kennen, gehen Forscher davon aus, dass sie zu den Wesensmerkmalen des Homo sapiens gehört und der Mensch sich seit mindestens 100.000 Jahren die Genitalien bedeckt.“ (geo.de/magazine/geo-kompakt/6156-rtkl-schamgefuehle-so-erklaeren-forscher-unsere-angst-vor-der-bloesse)
Das Schamgefühl ist somit völlig normal. Doch warum kostet es trotzdem manche Frauen mehr Überwindung, zum Gynäkologen zu gehen, als andere? Und warum haben manche Mädchen und Frauen so panische Angst vor dem Frauenarzt-Besuch?
- Eine mögliche Ursache dafür könnte ein gestörtes Verhältnis zum eigenen Körper sein. So ist es beispielsweise denkbar, dass es einer Frau mit Übergewicht peinlicher ist, sich zu entblößen, als einer mit Traumbodymaßen.
- Die Angst vor eigener Nacktheit kann aber auch das Resultat einer psychischen Störung sein, die sich Dishabiliophobie nennt. Von dieser spezifischen Phobie Betroffene vermeiden alle Situationen wie Saunabesuche oder Arztuntersuchungen, bei denen die Gefahr besteht, ihre Kleidungsstücke ablegen zu müssen.
- Ein weiterer potenzieller Grund, warum eine Frau in Panik beim Gedanken an den Gynäkologen gerät, kann Hypochondrie sein. Hierzu erläutert Dr. Marian Großer: „Manche Hypochonder gehen wöchentlich zum Arzt, andere flüchten vor Weißkitteln. Beide belastet eine ständige und unbegründete Angst vor Krankheiten, die ohne Therapie oft immer größer wird.“ (netdoktor.de/krankheiten/hypochondrie/)
Das Spektrum an Ursachen für die Angst vorm Frauenarztbesuch ist also breit gefächert. Schlechte Erfahrungen bei einer Untersuchung, Unwissenheit über den Ablauf des Termins oder ernst zu nehmende psychische Erkrankungen können – wie vieles andere mehr – infrage kommen.
Was hilft gegen die Angst vorm Frauenarzt?
– Allgemeines
- Um seine Ängste vor der gynäkologischen Untersuchung in den Griff zu bekommen, sollten zunächst deren Ursachen herausgefunden werden. Stimmt vielleicht die Chemie zwischen Patientin und Arzt nicht? Ist dieser bei der Behandlung zu wenig feinfühlig? Dann hilft ein Wechsel des Frauenarztes.
- Ist das Schamgefühl so groß, dass man immer wieder den Termin verschiebt? Für psychische Barrieren sind Experten wie Psychologen zuständig, die einen Betroffenen professionell aus der seelischen Sackgasse herauszuführen wissen.
- Bei der Ursachenforschung und eventuell der Überwindung der Ängste können auch Gespräche mit Menschen, die sich in einer ähnlichen Lage befinden oder die einem vertraut sind, weiterhelfen. Eine Stütze kann beispielsweise die Mutter, die ältere Schwester oder die beste Freundin sein. Wer sich über das Thema lieber anonym austauschen möchte, wendet sich am besten an Internetforen wie kleiderkreisel.de/foren/gefuhle/2528234-panische-angst-vorm-frauenarzt oder urbia.de/forum/10-gesundheit-medizin/4866312-angst-vorm-frauenarzt.
– Zehn praktische Tipps gegen Angst vorm Frauenarzt Besuch
- Manche Frauen empfinden es als Erleichterung, wenn eine ihnen nahestehende Person sie zum Termin beim Gynäkologen begleitet. Diese kann ihnen Mut zusprechen, sie beruhigen oder für Ablenkung sorgen, um gelassen bleiben zu können.
- Kleider, lange T-Shirts oder Blusen, die über den Unterleib reichen, kaschieren bei der Untersuchung ein bisschen das Gefühl der Nacktheit, wenn man beispielsweise den Weg von der Umkleidekabine bis zum Gynäkologenstuhl gehen muss.
- Sich vor dem Besuch zu waschen, sollte selbstverständlich sein. Eine Intimrasur ist dagegen völlig überflüssig, da die Frauenärzte sich ausschließlich für die inneren Organe interessieren und nicht für Piercings oder andere Äußerlichkeiten.
- Von den Erfahrungen anderer Frauen kann man profitieren, indem man sich in seinem Freundes- und Bekanntenkreis umhört, welchen Gynäkologen er empfiehlt.
- Ein offenes und ehrliches Gespräch mit dem Arzt ist besser, als etwas über sich ergehen zu lassen, wogegen man sich innerlich sträubt. Das bedeutet, dass man durchaus den Mut aufbringen sollte, Nein zu sagen, wenn einem etwas nicht behagt wie zum Beispiel eine Untersuchung der Organe während der Periode.
- Das Drücken eines kleinen Anti-Stress-Balls oder eines Kuscheltiers, während man auf dem gynäkologischen Stuhl sitzt, hilft, sich etwas zu entspannen.
- Bequeme Kleidung, die sich schnell an- und ausziehen lässt, verkürzt den Aufenthalt beim Arzt.
- Eine entspannte Körperhaltung während der Untersuchung sorgt ebenfalls dafür, inneren Stress abzubauen. Dazu zählt, kein Hohlkreuz zu machen, das Becken leicht nach vorne zu kippen und tief und langsam ein- und auszuatmen.
- Ein kommunikativer und empathischer Frauenarzt versteht es, die unangenehme Situation für die Frau zu entschärfen. Dies gelingt ihm umso besser, wenn man ihm von den eigenen Ängsten erzählt.
- Für sich selbst eine schöne Belohnung in Aussicht zu stellen, wenn man die Untersuchung hinter sich gebracht hat, mag vielleicht auch als Motivationsschub dienen, den Termin in Angriff zu nehmen.
Fazit
Zahlreiche Frauen haben Angst vor dem Gang zum Gynäkologen. Aber die Angst vorm Frauenarzt lässt sich überwinden. Schafft man es nicht alleine, sollte man das Gespräch suchen und eventuell professionelle Hilfe – etwa in Form einer Psychotherapie – annehmen. Wer seine Sorgen in sich hineinfrisst, gerät leicht in einen Teufelskreis, der die Probleme noch vergrößert. So weit sollte man es gar nicht erst kommen lassen.