Wann wird aus normalen Angstgefühlen eine therapiebedürftige Angststörung / Angsterkrankung?
Ihnen schlägt die Angst auf den Magen? Sie wachen nachts schweißgebadet auf? – Durchfall, Schlafprobleme oder andere vegetative Störungen können durchaus Symptome von Angststörungen sein und weisen nicht zwingend auf ein organisches Problem hin.
Der folgende Artikel behandelt Ängste, die aufgrund ihres Ausmaßes und der begleitenden vegetativen Symptome als psychische Erkrankung einzuordnen sind. Grundtenor bei allen Angststörungen sind übertriebene Angstreaktionen ohne entsprechende reale Bedrohung. Je nach Quelle bzw. Objekt der Störung spricht man von Phobien oder unspezifischen Ängsten. Generalisierte Angststörungen treten zudem über einen längerfristigen Zeitraum auf.
Symptome von Angststörungen
Die Symptome einer Angststörung können vielfältige Gestalt annehmen. Zum einen sind körperliche Reaktionen möglich:
- Schwitzen und Hitzewallungen,
- Erröten (siehe Angst vor dem Rot werden im Gesicht),
- Mundtrockenheit,
- Durchfall,
- Beschwerden den Magen betreffend,
- Herzklopfen,
- Schwindel,
- Zittern,
- Probleme beim Sprechen oder
- Atembeschwerden
gehören genauso dazu wie
- Übelkeit oder sogar
- Erbrechen.
Die mentale Dimension dieser Erkrankungen umfassen
- Beklemmungsgefühle,
- Dissoziationen (vgl. Dissoziation),
- Vernichtungs- oder Todesängste,
- Schlafprobleme (sowohl beim Ein- als auch beim Durchschlafen),
- Depressionen und Gedankenrasen.
Gerade die psychosomatische Reaktion auf Ängste kann sich auch auf die Haut oder das Herz erstrecken. Zwangshandlungen (ICD-Schlüssel F42 1) oder Zwänge sind untypisch und gehören eher in die Kategorie der Vermeidungsstrategien bei phobischen Störungen.
Folgende Kriterien sprechen für Angststörung Symptome:
- situativ unangemessen stark ausgeprägte Angst
- langanhaltende Angstreaktionen
- Patient empfindet die Angst als unerklärlich und nicht beherrschbar
- Beeinträchtigung in der Bewältigung von Herausforderungen des täglichen Lebens
- Einschränkung der Kontaktfähigkeit zu Fremden oder Bezugspersonen
Um die mentale Angstreaktionen von einer körperlichen Reaktion auf eine organische Ursache zu unterscheiden, sind Untersuchungen per EKG und Blutdiagnostik anzustellen. Für den Patienten ist danach oftmals leichter realisierbar, dass seine als sehr real und bedrohlich empfundenen Symptome eine Ursache „im Kopf“ haben. Erst mit dieser Erkenntnis ist eine psychiatrische oder psychotherapeutische Behandlung gangbar.
Panikattacken als Symptome einer Angststörung
Ein besonders eindrückliches Phänomen sind Panikattacken, die nicht nur bei Panikstörungen (ICD 10: F41.0) auftreten (vgl. Panikstörung), sondern sich auch aus anderen Formen der Angststörungen ergeben können: Sie gehen einher mit einer stark erhöhten Atemfrequenz, in deren Folge sich oft
- körperliches Unwohlsein,
- Kribbeln der Extremitäten,
- Schwindel,
- Herzklopfen bis hin zur
- Angst zu sterben
einstellen (siehe auch Panikattacken Symptome).
Gerade die körperlichen Symptome werden hierbei als vollkommen unsteuerbar und bedrohlich wahrgenommen, was die Panik wiederum verstärkt.
Dabei werden alle auftretenden vegetativen Symptome (vgl. vegetatives Nervensystem) durch das Hyperventilieren und die damit verbundene Hypokapnie, eine erniedrigte CO2-Konzentration im Blut, ausgelöst.
Da die Panikattacke eine seelisch extrem belastende Erfahrung ist, führt sie nicht selten zu starkem Vermeidungsverhalten – das Bezugsobjekt der Phobie wird im Alltag so gut es geht umschifft. Insbesondere bei sozialen Ängsten (soziale Angststörung) bedeutet dies den Weg in Isolation und soziale Verarmung.
Entgegen der üblichen Symptome bei Angststörungen sind die Panikattacken bei Panikstörungen nur von kurzer Dauer und oftmals nach wenigen Minuten bis zum Ablauf einer Stunde wieder überstanden (siehe auch Panikstörung Symptome).
Nicht jedes Symptom von Angst hat echten „Krankheitswert“
Anzeichen für eine spezifische Phobie (ICD 10: F40.2) treten weit verbreitet auf und sind nicht immer krankheitswertig. Häufig finden sich in der Bevölkerung
- Ängste vor Spinnen (siehe Spinnenangst),
- Angst vor Hunden (siehe Hunde Phobie),
- Angst vor engen Räumen (siehe Klaustrophobie),
- Angst vor großen Höhen (siehe Akrophobie) oder
- Angst vor Dunkelheit (siehe Achluophobie),
die noch keine Diagnose erlauben. Kriterium für eine echte Phobie stellen Art und Ausmaß der Angst dar, die schwerwiegend genug sein müssen, um eine nennenswerte Beeinträchtigung der Lebensqualität des Betroffenen darzustellen. Erst bei Eintreten mehrerer Symptome wird ein Krankheitswert angenommen.
Die ebenso recht häufige Agoraphobie (F40.0) dagegen ist eher unspezifisch und bezieht sich nicht nur, wie der Name vermuten lässt, auf offene Plätze, sondern auch auf Menschenansammlungen. Sie rückt daher in die Nähe der sozialen Phobie (F40.1) – siehe auch F 40.1g. Letztere hat als zentrales Merkmal die übertriebene Sorge vor Scham, unerwünschter negativer Aufmerksamkeit Dritter und der Möglichkeit, sich lächerlich zu machen (siehe auch Agoraphobie mit Panikstörung).
Wesentlich diffuser dagegen sind generalisierte Angststörungen (F41.1), die kein konkretes Bezugsobjekt haben, sondern den Patienten ständig im Alltag begleiten. Sie treten über weite Zeiträume auf und gehen mit einer grundlegend erhöhten Anspannung, Sorgen und Befürchtungen einher, die sich wiederum auch psychosomatisch bzw. in weiteren mentalen Störungen niederschlagen können.
Wie Sie sehen, existieren eine Vielzahl unter dem Schlagwort „Angststörungen Symptome“ unterschiedlicher Störungsbilder. Die wichtige Gemeinsamkeit: Sobald ihre Lebensqualität entscheidend eingeschränkt wird, ist eine Angst so gravierend, dass man von einer echten psychischen Erkrankung spricht. Dann ist in fast jedem Fall das Suchen professioneller Hilfe ratsam und lohnend; in extrem vielen Fällen kann ein Psychotherapeut (Psychologe) zu großen Fortschritten in der Bewältigung der Angst und Angstsymptome verhelfen. Nur in besonderen Fällen ist die Behandlung durch einen Psychiater (Arzt) und die Gabe von Psychopharmaka (Medikamente wie z.B. Antidepressiva, Antipsychotika, Neuroleptika u.a.) nötig.