Berührungsangst / Aphephosmophobie - Krankhafte Angst vor Berührungen (© Meddy Popcorn / Fotolia)

Aphephosmophobie (Angst vor Berührungen und Umarmungen)

Was steckt hinter Aphephosmophobie / Berührungsangst

Die Angst vor Berührungen wird als Aphephosmophobie bezeichnet. Als spezielle Phobie wird sie nach ICD-10 unter F40.2 klassifiziert. Der Angstgegenstand ist bei der Aphephosmophobie die Berührung von bzw. durch andere Menschen. Das kann sich auf alle Menschen beziehen, aber auch nur spezifisch auf Menschen des anderen Geschlechts.

Eine Berührungsangst kann viele Gründe haben und häufig ist sie Bestandteil einer anderen psychischen Krankheit bzw. tritt zusammen mit ihr auf. Dementsprechend kann die Ausprägung und auch die Intensität der Angst individuell sehr unterschiedlich sein.

Symptome und Verlauf

Betroffene der Aphephosmophobie leiden unter Angstzuständen, sobald sie in Berührung mit anderen Menschen kommen. Der Auslöser kann eine gut gemeinte Geste wie ein Schulterklopfen, das Händeschütteln zur Begrüßung oder zufällige Berührungen beim Vorbeigehen sein. Die Intensität der Angst ist individuell unterschiedlich und wie bei allen Phobien kann sie von einem leichten Unwohlsein bis hin zu Panikattacken oder sogar Ohnmacht reichen (siehe auch Panikattacken Ursachen). Dabei handelt es sich um die typischen Angstsymptome:

  • Herzklopfen, Pulsbeschleunigung, Zittern und Schweißausbruch
  • Schweißausbruch,Hitzewallungen und Mundtrockenheit
  • Schwindel und Atembeschwerden
    (siehe auch körperliche Angstsymptome)
Bitte nicht näher kommen! - Berührungsangst kann viele Ausprägungen haben. Oft beginnend mit der Angst vor Umarmungen als "zu viel Nähe", steigert sie sich mitunter auf jede Form minimaler Kontakte (© lassedesignen / Fotolia)
Bitte nicht näher kommen! – Berührungsangst kann viele Ausprägungen haben. Oft beginnend mit der Angst vor Umarmungen als „zu viel Nähe“, steigert sie sich mitunter auf jede Form minimaler Kontakte (© lassedesignen / Fotolia)

Die Auslöser dafür können individuell ebenfalls sehr unterschiedlich sein. Das hängt auch von den Ursachen der Angst ab und davon, ob oder inwieweit sie mit einer anderen Erkrankung einhergeht. Betroffene einer pathologischen Berührungsangst haben häufig eine generelle Angst vor Menschen, z. B. in Form einer Sozialphobie oder haben Schwierigkeiten mit ihrem Selbstwertgefühl. Dabei spielt die Angst vor Nähe eine tragende Rolle. Betroffene können allerdings leichte Umarmungen von sehr vertrauten Personen durchaus ohne Angst erleben. Hier spielt der Grad der Vertrautheit eine entscheidende Rolle.

Eine weitere Variante bei der Berührungsangst kann auch die Angst sein, sich bei einer Berührung mit Krankheitserregern anzustecken (vgl. krankhafte Angst vor Krankheiten) oder allgemein schmutzig zu werden. Diese beiden grundsätzlichen Aspekte können auch zusammenfallen. Gleichzeitig muss die Aphephosmophobie aber nicht notwendig mit einem von beiden einhergehen.

Die Angst vor Berührungen ist bei Menschen mit pathologisch geringem Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl oder Betroffenen einer sozialen Phobie sehr häufig ein Bestandteil (vgl. mangelndes Selbstwertgefühl). Als eigenständige Phobie kann diese Angst aber auch ohne solch einen Hintergrund auftreten.

Entsprechend unterschiedlich kann die Beeinträchtigung der Betroffenen sein. Je nach Intensität können normale Alltagssituationen wie das Händeschütteln und Umarmungen problematisch werden und zu Vermeidungsverhalten führen. Das kann mitunter auch negative soziale oder berufliche Auswirkungen haben. Eine weitere große Schwierigkeit stellt die Partnersuche dar. Dabei können sich Betroffene durchaus nach einer liebevollen Partnerschaft mit intimen Berührungen sehnen, obgleich diese Berührungen sie gleichzeitig sehr ängstigen. Auch hier kann das Vermeidungsverhalten eine große Rolle spielen.

Ursachen von körperlichen Berührungsängsten

Wie bereits angeführt, kann die Angst vor Berührungen Bestandteil von vielen anderen psychischen Erkrankungen sein. Diese können also durchaus auch die Ursache für diese spezielle Form von Angst sein. Allerdings müssen sie das auch nicht notwendig sein. Bei Angsterkrankungen (Angststörungen) ist es häufig so, dass die Angst sich auf neue Objekte ausweiten kann (vgl. generalisierte Angst), wobei diese Ausweitungen nicht zwangsläufig mit der Beseitigung der ursächlichen Angst ebenfalls verschwinden müssen.

Die Ursachen der Aphephosmophobie sind in der Regel verletzende, traumatische Erfahrungen mit anderen Menschen. Häufig bereits in der Kindheit. Dazu kann Missbrauch jeglicher Art, darunter auch sexueller Missbrauch, zählen. Es können Gewalterfahrungen sein oder auch Mobbing-Erfahrungen (Mobbing Definition). Diese können als einmaliges, einprägendes Erlebnis oder als sich häufig wiederholende Erfahrungen vorkommen. Dabei handelt es sich jedoch um Ursachen, die meist nicht nur eine Angst vor Berührungen auslösen, sondern generell eine soziale Angststörung; siehe auch soziale Angst bei Kindern.

Angst vor Berührungen – Therapie und Heilung

Natürlich ist es von sehr großer Bedeutung, ob die Berührungsangst im Rahmen einer generellen Angst vor Menschen, einer Angst vor Nähe oder von anderen psychischen Krankheiten auftritt. Je nach dem kann die Heilung ein langer Prozess sein, bei dem die spezifische Berührungsangst eher ein späterer zu behandelnder Punkt bei einer Therapie ist.

Bei Phobien generell bietet eine Konfrontationstherapie äußerst gute Heilungschancen. Diese besteht in einer langsamen Desensibilisierung der Betroffenen durch eine behutsame Konfrontation mit den Reizen, welche die Angst auslösen, z.B. bei der Angst vor Umarmungen. Sofern keine anderen psychischen Erkrankungen wie eine Sozialphobie oder auch eine Depression die primären Ursachen sind (vgl. Depression Symptome), kann die Konfrontationstherapie auch bei der Aphephosmophobie angewandt werden. Außerdem kann diese Form auch Bestandteil einer generellen Verhaltenstherapie sein. Bei schweren Fällen kann die Desensibilisierung z. B. auch damit beginnen, erst einmal beliebte Tiere wie Katzen oder Hunde zu streicheln. Dabei kommt es immer auf die individuelle Situation an.

Unproblematischer Umgang mit Berührungen und Körperkontakt statt Berührungsangst - So sieht das Ziel einer Aphephosmophobie Therapie aus! - Verhaltenstherapeuten haben hierbei große Erfolgsquoten. (© Gianfranco Bella / Fotolia)
Unproblematischer Umgang mit Berührungen und Körperkontakt statt Berührungsangst – So sieht das Ziel einer Aphephosmophobie Therapie aus! – Verhaltenstherapeuten haben hierbei große Erfolgsquoten. (© Gianfranco Bella / Fotolia)

Berührungsangst, Angst vor Umarmungen – Quellen und weiterführende Ressourcen:

  • lexolino.de/c,wissenschaft_medizin_psychologie_krankheiten_phobien_a,aphephosmophobie
  • schluss-mit-panik.de/angst/angst-vor-beruehrungen/
  • de.wikipedia.org/wiki/Angstst%C3%B6rung#Allgemeine_Symptome
  • de.wikipedia.org/wiki/Verhaltenstherapie#Konfrontationsverfahren
  • de.wikipedia.org/wiki/Soziale_Phobie

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