Autophobie - Angst vor dem Alleinsein (© Daisy Daisy / Fotolia)

Autophobie – Die Angst vor dem Alleinsein

Als soziale Wesen sind wir Menschen gerne in Gesellschaft, ab und zu sind wir aber auch gerne mal alleine, brauchen etwas Zeit für uns, genießen die Ruhe. Bei Menschen mit Autophobie ist es anders, sie haben Angst, alleine zu sein, dieser Zustand reicht von einem Unwohlgefühl bis hin zu panischer Angst. Die Autophobie gilt als psychische Störung (vgl. psychische Störungen) und tritt in unterschiedlichen Formen auf.

Symptome der Autophobie

Betroffene haben große Angst, aus eigener Kraft Entscheidungen zu treffen, meist haben sie ein geringes Selbstwertgefühl und leiden unter allgemeiner Ängstlichkeit. Sie können das Alleinsein nicht ertragen, es bereitet ihnen Angst. Sie bekommen Panik (vgl. Panikattacke Symptome nachts), fürchten, dass ihnen irgendetwas passieren könnte und sie dann keine Hilfe bekommen würden. In Gedanken stellen sie sich vor, wie schlecht es ihnen gehen wird, sie kommen sich allein, verlassen und verloren vor.

Menschen mit Angst vor dem Alleinsein deuten kleinste Veränderungen ihres Partners als Abwendung und Ablehnung. Dieses Gefühl erzeugt bei ihnen Verlustangst, die teilweise sehr stark werden kann (siehe Verlustängste).

Einfache Tätigkeiten werden zu einer unlösbaren Aufgabe, wenn keiner da ist, um zu helfen. Sie sind sehr unsicher und trauen sich selbst nur wenig zu. Wie bei vielen anderen Störungen löst die Autophobie auch körperliche Symptome wie Benommenheit, Schwindel, erhöhten Herzschlag, Herzrasen, Zittern oder Schweißausbrüche aus, je nachdem, wie stark die Angst ausgeprägt ist (siehe auch Angsterkrankung Symptome).

Wer Interesse hat, kann unter https://www.palverlag.de/Psychotests einen Phobien Test mitmachen, dieser Test ist rein informativ und ersetzt keine ärztliche Diagnose.

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Ursachen der Autophobie

Die Angst vor dem Alleinsein hat individuelle Ursachen, über die sich der Betroffene erst einmal bewusst werden muss. Der Ursprung der Angststörung liegt meistens in der Kindheit. Frühe Verlusterfahrungen oder Vernachlässigung in der Kindheit durch die Eltern können das Alleinsein zu einer sehr schmerzlichen Erfahrung werden lassen. Es wurde als schrecklich und bedrohlich empfunden, dieses Gefühl und die damit verbundenen Ängste werden in das Erwachsenenalter übertragen (für mehr Informationen siehe Ängste bekämpfen).

Es gibt aber auch Fälle, in denen die Leidtragenden überbehütet aufgewachsen sind und nie gelernt haben, mal alleine zu sein und sich selbst zu beschäftigen (siehe auch sich selbst lieben lernen). Sie wissen auch später oft nichts mit sich anzufangen, sie brauchen immer jemanden, der sagt, was gemacht wird, beim Alleinsein verspüren sie eine innere Leere.

Um die Störung zu behandeln ist es hilfreich, seine eigene Kreativität zu entdecken oder sich ein schönes Hobby zuzulegen, wobei man ganz gezielt Zeit für sich alleine hat. Manchmal tritt die Autophobie zusammen mit einer anderen Störung auf, etwa mit einer Agoraphobie oder mit einer generalisierten Angststörung (vgl. generalisierte Angststörungen).

Unter www.angst-panik-hilfe.de gibt es zum Thema Angst vor dem Alleinsein ein sehr anschauliches Video.

Alleine sein: Für Menschen mit Autophobie (der krankhaften Angst vor dem Alleinsein) ist das nicht so romantisch und meditativ. Im Rahmen einer Psychotherapie kann man aber lernen, gut/besser damit umzugehen (© nakedcm / Fotolia)
Alleine sein: Für Menschen mit Autophobie (der krankhaften Angst vor dem Alleinsein) ist das nicht so romantisch und meditativ. Im Rahmen einer Psychotherapie kann man aber lernen, gut/besser damit umzugehen (© nakedcm / Fotolia)

Therapie und mögliche Behandlung

Es gibt eine Vielzahl von Maßnahmen, die man selber ergreifen kann, um die Angst zu behandeln (siehe auch Angststörungen behandeln). Zunächst einmal hilft es, den Schweregrad der Angst einzuschätzen.

  • Wie groß ist die Angst vor dem Alleinsein, welche Reaktion folgt darauf?
  • In welchem Verhältnis steht die Angst zu der tatsächlichen Gefahr?
  • Gibt es negative Assoziationen über das Alleinsein, etwa aus der Vergangenheit?

Eventuell hilft es, die Gefühle und Antworten auf diese Fragen in einem Tagebuch festzuhalten und dieses über einen längeren Zeitraum zu führen, bis eine Besserung eintritt.

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Es ist wichtig, sich mit der eigenen Angst auseinanderzusetzen und sich dieser dann ganz bewusst zu stellen, indem man über einen vorher festgelegten Zeitraum gezielt alleine ist, hierfür reichen für den Anfang 15 Minuten aus. Je länger man die Zeit des Alleinseins aushält und merkt, dass keine reale Gefahr droht, desto mehr lässt die Anspannung und Panik darüber nach, der Körper entspannt sich.

Es gibt Entspannungstechniken, die parallel zur Überwindung der Autophobie erlernt werden können, wie autogenes Training oder progressive Muskelentspannung (PME), auch spezielle Atemtechniken tragen als Entspannungsübung zur Beruhigung bei (siehe Entspannungsverfahren).

Leidet der Betroffene zu sehr unter der Autophobie und ist im täglichen Leben massiv eingeschränkt, sollte über eine therapeutische Behandlung nachgedacht werden. Hier werden zunächst die Ursachen erforscht , die belastenden und traumatischen Erlebnisse aus der Vergangenheit aufgearbeitet. Während der Behandlung wird man begleitend zur Gesprächstherapie (vgl. Gesprächstherapie nach Rogers) auch mit einer kognitiven Verhaltenstherapie beginnen (vgl. kognitive Umstrukturierung). Dabei erfolgt eine schrittweise Konfrontation, zuerst in Form von Bildern und Visionen und später in der Realität – ein Verhaltenstherapeut ist hierbei der relevante Begleiter. Mit der Zeit lässt die Angst nach, die Therapie der Autophobie hat sehr gute Heilungsaussichten, die individuelle Lebensqualität steigt wieder.

Buch: "Positive Einsamkeit: Die Kraft des Alleinseins" von Hervé Magnin (Amazon)
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