Beziehungsängste überwinden – in wenigen Schritten die Furcht vor Bindung bezwingen
Eine Vielzahl der Menschen wünscht sich nichts sehnlicher als eine tragfähige Beziehung, die von tiefsinnigen Gesprächen, romantischen Sonnenaufgängen und intensiven Liebesnächten geprägt ist, sprich einer Partnerschaft voller Verständnis, Respekt, Akzeptanz und Liebe, sogenannte „Urbedürfnisse“.
Einige fürchten sich allerdings genau davor. Sätze wie: „Ich benötige mehr Freiraum“, „Gib mir bitte noch mehr Zeit“ oder „Ich will keine Beziehung“, hat schon jeder einmal von jemandem oder sich selbst gehört. Solche Menschen fürchten sich vor zu viel Enge, obwohl sie sich ebenso eine tiefe Verbindung wünschen, aber aufgrund einer tief sitzenden Angst keine Beziehung eingehen können (vgl. auch Beziehungsphobie). Wie äußert sich die Angst vor einer Bindung, woher kommt diese und wie kann sie überwunden werden?
Was steckt hinter der Beziehungsangst?
Diese spezielle Angst wird allgemein als Bindungsangst bzw. Beziehungsangst bezeichnet und bedeutet, dass die betroffenen Personen sich zwar nach Liebe und Zuneigung sehnen, doch damit auf Dauer nicht umgehen können.
Damit die Betroffenen trotz ihrer Angst vor Beziehung eine erfüllte Beziehung eingehen können, ist es wichtig, die Beziehungsängste zu überwinden. In den meisten Fällen sabotieren sich diese Menschen ihre Beziehungen selbst oder suchen sich Partner aus die emotional nicht verfügbar sind, sodass eine Partnerschaft erst gar nicht zustande kommen kann.
Die Angst vor einer Beziehung kann nur überwunden werden, wenn die Bindungsphobiker es schaffen, loszulassen. Loslassen von alten Gewohnheiten, von falschen Hoffnungen und vor allem von Ängsten (vgl. Vergangenheit loslassen lernen). Hinter einer Bindungsangst stecken häufig noch weitere Ängste wie beispielsweise die Angst davor verletzt und enttäuscht zu werden oder aber auch die Angst, nicht gut genug zu sein.
Beziehungsangst Symptome – Wie äußert sich die Furcht vor einer Bindung?
Die betroffenen Menschen fürchten sich nicht nur vor der Verhaltensweise des Lebensgefährten, sondern auch vor ihren eigenen. Diese Personen sehnen sich zwar nach einer innigen Beziehung, doch die Angst vor Nähe ist noch größer, sie pendeln also im Gegensatz zur Angst vor einer Trennung immer zwischen Liebe und Distanz. Hierbei wird im Unterbewusstsein emotionale Innigkeit mit Gefahr und Schmerz verbunden. Um diese Gefährdung zu umgehen, werden verschiedene Strategien und Verhaltensmuster entwickelt. In diesem Zusammenhang kann laut den amerikanischen Autoren Julia Sokol und Steven Carter zwischen zwei Typen unterschieden werden:
1. Aktive Beziehungsvermeider
Menschen mit einer aktiven Beziehungsangst verspüren nach der ersten Verliebtheit eine innere Zerrissenheit. Der Betroffene leidet, da ihm klar wird, wie viel ihm der Lebensgefährte bedeutet. Ein möglicher Ausweg für den Beziehungsphobiker ist das Phänomen „Ghosting“, bei dem er den Partner mit der Begründung: „Ich will keine Beziehung“, aus heiterem Himmel verlässt und die Beziehung beendet, bevor sie eigentlich begonnen hat.
Ein weiteres Anzeichen für eine Angst vor einer Bindung ist ein aggressives und kühles Verhalten als Reaktion auf Zärtlichkeiten. Ab und an wird auch durch Kleinigkeiten ein Streit ausgelöst, um schöne Momente zu zerstören.
Fluchtreflexe können auch durch Erwartungen ausgelöst werden, die der Lebensgefährte an den Beziehungsphobiker hat. Diese versuchen die Betroffenen zu umgehen, indem sie jegliche Verantwortung und Verpflichtung innerhalb einer Partnerschaft vermeiden (vgl. Angst vor Verantwortung).
Oftmals verstecken sich Bindungsängste auch dahinter, wenn sich Personen für eine sogenannte On Off Beziehung entscheiden, um sich nicht festlegen zu müssen. Beliebt ist auch eine Rückzugsstrategie, bei der sich die Betroffenen in ein Hobby, in die Arbeit oder in Untreue stürzen.
2. Passive Beziehungsvermeider
Menschen, die unter einer unbewussten, passiven Angst vor einer Bindung leiden, suchen sich vermehrt Partner aus, die nicht für sie geeignet sind, die bereits vergeben sind oder die ihnen augenscheinlich nicht gut tun. Zudem werden potenzielle Beziehungspartner, die gut zu ihnen passen würden, einfach ignoriert.
Bindungsängste können nicht nur bestimmte Verhaltensweisen hervorbringen, sondern sogar körperliche Symptome auslösen wie z. B. Herzrasen, Beklemmungsgefühle oder sogar Panikattacken.
Wie äußert sich Beziehungsangst bei Männern und Frauen?
Ob ein Mann unter einer Beziehungsangst leidet, ist oftmals schwer zu diagnostizieren, da die Motive sehr vielfältig sind. Bei Männern gibt es jedoch einige Anzeichen dafür, um Beziehungsphobiker zu entlarven. Redet der Freund nie über Gefühle und sucht bei Fragen nur Ausflüchte, so kann es ein Zeichen dafür sein, dass ihm Nähe Angst macht. Ein anderer Anhaltspunkt für Beziehungsängste kann auch sein, wenn er trotz einer langen Beziehung keine Zukunftspläne schmieden und keine Verpflichtung eingehen möchte, der Partnerin weder seinen Freunden noch seiner Familie vorstellt oder wenn er sich ohne Vorwarnung für eine längere Zeit nicht mehr meldet.
In seltenen Fällen gibt es noch eine weitere Variante der Angst vor einer Beziehung, bei dem Männer ihren Partnerinnen einen Antrag machen und sich danach wieder schnellstmöglich aus der Affäre ziehen und den Kontakt aufs Allernötigste beschränken. Um diese spezielle Form der Störung zu beheben, ist es bei Männern unerlässlich, eine gründliche Ursachenforschung zu betreiben.
Welche Ursachen gibt es für Beziehungsängste?
Das Phänomen Angst davor zu haben sich dauerhaft an einen Menschen zu binden ist weder beim männlichen Geschlecht noch bei Frauen ein neues Thema. Hinter der Beziehungsangst stecken in den meisten Fällen weitere Ängste, die den Betroffenen gar nicht bewusst sind (vgl. auch Angst vor Frauen, Angst vor Männern).
- Negative Verlusterlebnisse
Viele bindungsunfähige Menschen leiden unter einem geringen Selbstwertgefühl. Grund dafür sind negative Erfahrungen aus früheren Liebesbeziehungen, in denen sie Verletzungen oder personenbezogene Verluste erlebt haben. - Bindungsangst aufgrund von Kindheitserfahrungen
Beziehungsängste resultieren häufig aus schmerzhaften Erfahrungen in der Kindheit, die vor allem in den ersten Lebensjahren durchlebt wurden. Egal ob ein schwieriges Verhältnis zum leiblichen Vater oder eine gestörte Bindung zur Mutter, all das kann eine schwerwiegende Angst vor Nähe hervorrufen. Vor allem die Beziehung zur eigenen Mutter ist oftmals ausschlaggebend für das spätere Bindungsverhalten. Experten sprechen in diesem Zusammenhang vom „Bindungsstil„. Wer beispielsweise bei einer abweisenden, dominanten oder distanziert-kühlen Mutter aufwächst, ist dazu gezwungen bereits früh zu lernen, seine Gefühle und Bedürfnisse zu kontrollieren und zu verbergen. Eine Vernachlässigung durch die Eltern oder der einzelnen Elternteile kann als Folge eine spätere Furcht vor gefühlsmäßigen Verletzungen auslösen. Im Gegenzug dazu können Kinder aus überbehüteten Familien, sogenannten „Helikoptereltern“, eine Angst vor zu viel Intimität entwickeln und zu Bindungsphobikern werden. - Distanzierte Beziehung zwischen den Elternteilen
Nicht nur die Bindung zwischen den Eltern und dem Kind kann ausschlaggebend für eine Furcht vor einer Beziehung sein, sondern auch das gegenseitige Verhalten der Erziehungsberechtigten. Ist die Beziehung der elterlichen Vorbilder durch wenig Liebe, Zärtlichkeit und Nähe geprägt, so hat das auch negative Auswirkungen auf das zukünftige Bindungsverhalten des Kindes. Zudem hat der Charakter und die Gemütslage der Mutter bestimmte Folgen für die Beziehungsfähigkeit der Kinder. Wer z. B. mit einer unzufriedenen und distanzierten Mutter aufwächst, wird oft auch später Schwierigkeiten damit haben, sich bei anderen Menschen zu öffnen.
Beziehungsängste – Diagnose und Therapie
Beziehungsängste äußern sich durch verschiedene Gründe und Anzeichen / Symptome, daher ist es oft nicht eindeutig zu sagen, ob Menschen, auf die einige dieser Symptome zutreffen, auch wirklich eine Angst vor Beziehung haben. Generell sollte die Diagnose nur von einem Arzt oder einem anderen Experten gestellt werden. Natürlich kann jeder selbst sein Verhalten beurteilen und beobachten, ob sich die Furcht vor einem Verlust extrem äußert und somit keine Beziehung möglich ist.
Um die Angst vor Verlust und die Beziehungsunfähigkeit zu überwinden, ist es zunächst wichtig, sich selbst im Klaren darüber zu sein, dass es für das eigene Verhalten mögliche Gründe gibt. Die Ursachen müssen in weiterer Folge genau erforscht werden, um diese aufarbeiten zu können. Wichtig ist zu wissen, dass eine Beziehungsangst nicht zum Leben gehören muss. Der erste Schritt zum Erfolg ist eine positive Selbstwahrnehmung und sich selbst einzugestehen, dass etwas aufgearbeitet werden sollte und seine Empfindungen nicht unabwendbar sind. Die Aufarbeitung kann in den meisten Fällen nicht alleine vonstattengehen, sondern sollte innerhalb einer Psychotherapie in Angriff genommen werden (vgl. Gesprächspsychotherapie, analytische Psychotherapie, Psychoanalyse, Verhaltenstherapien).
Wer allerdings keine Therapie machen will, kann sich auch Hilfe bei einer Selbsthilfegruppe suchen. Durch gemeinsame Erfahrungen und gegenseitigem Austausch kann auch hier erfolgreich gegen Bindungsängste vorgegangen werden (vgl. auch Gruppentherapie-Verfahren).
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5 Schritte, um die Angst vor körperlicher Nähe zu überwinden
Um die Beziehungsangst überwinden zu können, ist es zunächst wichtig, selbst die Verantwortung für sein Verhalten übernehmen zu wollen sowie den Wunsch zu haben, nicht länger als Single zu leben bzw. ständig in einer On Off Beziehung zu landen. Nachfolgend eine Übersicht über die fünf wichtigsten Schritte um die Beziehungsangst Symptome zu erkennen, die Ursachen zu erforschen und die Beziehungsunfähigkeit zu bezwingen.
- Ursachenforschung
Bevor das Gespräch innerhalb einer Liebesbeziehung über die Gefühle erfolgt, sollte zuvor selbst nach den möglichen Gründen gesucht werden. Warum wird auf Distanz gegangen, sobald die Beziehung ernst wird? Ist es deswegen, weil die Angst besteht verletzt zu werden, oder die Furcht davor, dass der Partner nicht der Richtige für eine Ehe ist? Erst wenn alle möglichen Auslöser identifiziert wurden und die Gefühle klar sind, sollte das weitere Vorgehen geplant werden. - Gefühle reflektieren
Immer wenn die Angst vor einer Beziehung hoch kommt, sollte in sich hinein gehorcht werden. Welche Gesten oder Aussagen des Partners haben diese Gefühle ausgelöst? Wenn selbst ein gewisses Gespür dafür entwickelt wurde, kann dies in Worte gefasst und dem Partner auch wirklich übermittelt werden. Wichtig ist hierbei immer, seine eigenen Gefühle mit einer gewissen Distanz zu beobachten und sich nicht für seine Empfindungen zu verurteilen. Im Gegenteil: Alleine die Entscheidung sich aktiv mit seinen Problemen und Ängsten auseinanderzusetzen zeigt, dass einem viel an der Liebesbeziehung oder der Ehe liegt. - Neue Erfahrungen bewusst erleben
Die Wahl eines Partners und der Drang nach Freiheit werden von zwei verschiedenen Entscheidungsmechanismen ausgelöst. Auf der einen Seite fällt die Entscheidung bewusst auf die Liebe und den Menschen, mit dem eine Beziehung eingegangen werden möchte. Unbewusst entsteht jedoch der Wunsch nach Eigenständigkeit, Abstand, Trennung und einem Leben als Single.
Um dem entgegenzuwirken sollte versucht werden in solchen Situationen einfach das Gegenteil zu tun. Treten Beziehungsprobleme auf und wird der Drang verspürt die Konfliktsituation zu verlassen, sollte sich bewusst dafür entschieden werden zu bleiben und offen über seine Gefühle zu sprechen.
Um den benötigten Freiraum zu schaffen und die gemeinsame Liebe füreinander wieder zu entdecken, kann die bewusste Entscheidung für den Traumjob, ein Hobby oder ein Treffen mit Freunden dabei helfen, die Beziehungsangst zu überwinden. - Den Gefühlen Zeit geben
Wichtig ist sich selbst genügend Zeit zu geben, um die Beziehungsunfähigkeit zu bekämpfen. Wer sich unter Druck setzt riskiert, dass sich die Gefühle ins Gegenteil verkehren und sich die Ängste noch weiter verstärken. Wer innerhalb der Liebesbeziehung oder der Ehe offen über seine Furcht spricht, wird auf Verständnis treffen und beide können gemeinsam das Tempo der Beziehung bestimmen. Ratsam ist auch der gemeinsame Besuch bei einer Beziehungsberatung, um gegen Beziehungsprobleme vorzugehen. - Einen unbefangenen Ratgeber suchen
Die Beziehungsangst Symptome unterscheiden sich je nach Person und können daher auch mehr oder weniger Einfluss auf bestehende Verbindungen nehmen. Wer alleine bzw. mit dem Lebensgefährten seine Angst nicht in den Griff bekommt, sollte keine Scheu haben, sich einen unbefangenen Gesprächspartner zu suchen. Innerhalb einer Psychotherapie kann auf verschiedenen Wegen erfolgreich gegen die Angststörung vorgegangen werden.
Beziehungsangst überwinden – Fazit
Wer erkannt hat, dass er ein Liebesphobiker ist und dagegen ankämpfen möchte, um eine normale Beziehung zu haben, hat gute Chancen auf Heilung. Kann sich derjenige jedoch nicht eingestehen, dass er unter einer Angststörung leidet (siehe die allgemeine Angststörungen Symptome), so gibt es nur zwei Möglichkeiten für den Lebensgefährten: die Trennung oder innerhalb einer Beziehungsberatung oder Therapie verstehen zu lernen, dass das Liebesverhältnis nur funktioniert, wenn dem Geliebten genug Freiraum gegeben wird und dieser immer etwas anders geliebt werden muss als andere.
Quellen und weiterführende Ressourcen:
- simplyfeelit.de/wie-du-bindungsaengste-bewaeltigen-kannst/
- parship.de/ratgeber/suchen/bindungsangst/
- anchukoegl.com/bindungsangst-ueberwinden/
- angst.org/angstformen/angst-vor-naehe
- sixx.de/redstyle/liebe-dating/bindungsangst-maenner-bangen-um-ihre-freiheit
- edarling.at/ratgeber/bindungsangst-ueberwinden
- netdoktor.de/sexualitaet/bindungsangst/
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