Bromazepam - Was Sie wissen sollten über Bromazanil, Lexotanil, Normoc, durazanil (© Marta / stock.adobe.com)

Bromazepam – Was Sie über Bromazanil, Lexotanil, Normoc und durazanil wissen sollten

Bromazepam ist der Wirkstoff in Medikamenten wie Lexotanil, Bromazanil, durazanil und Normoc. Der Wirkung stehen diverse Nebenwirkungen gegenüber. Ein Überblick.

Der Wirkstoff Bromazepam

  • Bromazepam gehört zur Gruppe der Benzodiazepine. Diese haben die Barbiturate als Beruhigungsmittel abgelöst, da sie weniger toxisch sind. (Wittchen & Hoyer, 2011) Die Tabletten werden seit den 70er Jahren verkauft. Das erste Medikament war Lexotanil. (deprimed.de)
  • Die Verarbeitung im Körper erfolgt über die Leber. Der Wirkstoff wird nach der Einnahme sehr schnell vom Körper aufgenommen. Nach maximal vier Stunden ist die Konzentration im Blut am höchsten, meistens dauert es eine bis zwei Stunden. Die Halbwertszeit beträgt zehn bis zwanzig Stunden, die Wirkung hält also ziemlich lange an. (pubchem) Bei älteren Menschen wird die Wirkung schneller erreicht und hält länger an als bei jungen Menschen. (Ochs et al., 1987)
  • Der Wirkstoff ist, unter anderem, in den Medikamenten Bromazanil, Lexotanil, durazanil und Normoc enthalten. Dazu kommen sämtliche Medikamente, die Bromazepam im Namen tragen, zum Beispiel von ratiopharm. (pubchem)

Anwendung von Bromazanil, Lexotanil & Co.

  • Bromazepam hilft gegen Angst, Erregung und Spannungszustände und bei Unruhe. Es wird auch gegen Schlafstörungen verwendet. Eine weitere Anwendung ist Alkohol- oder Drogenentzug. (pubchem) Die beste Wirkung erzielt es bei einer generalisierten Angststörung. (Wittchen & Hoyer, 2011)
  • Die Medikamente sollten so gering wie möglich dosiert, die Behandlungsdauer möglichst kurz gehalten sein. Am Anfang der Behandlung werden kleinere Dosen eingenommen, anschließend kann die Dosierung langsam gesteigert werden. Selbstverständlich entscheidet der Arzt über eine Steigerung der Dosis. Nach etwa zwei Wochen sollte die Dosis dann wieder langsam reduziert werden, bis das Medikament ganz abgesetzt wird. Das nennt man ausschleichendes Absetzen. Während dem Absetzen kann es wieder zu Angst- und Panikattacken kommen. Die Menge an Wirkstoff je Tablette ist unterschiedlich. Bromazanil gibt es mit drei oder sechs Milligramm, von ratiopharm nur mit 6 mg. (Gelbe Liste) Es muss aber nicht eine ganze Tablette auf einmal eingenommen werden. Näheres kann man auf dem Beipackzettel lesen.
  • Medikamente, die Bromazepam enthalten, wie Lexotanil oder Bromazanil, sollten nur dann zum Schlafen eingenommen werden, wenn auch tagsüber eine beruhigende Wirkung erwünscht ist. (apotheken-umschau) Braucht man Tabletten nur zum Schlafen, sind sie weniger gut geeignet. Die Wirkung dauert länger an, als man normalerweise schläft. Dann leidet man Tagsüber unter Müdigkeit. Außerdem wird die Schlafqualität beeinträchtigt, die Tiefschlafphasen und die REM-Phasen werden kürzer. (Wittchen & Hoyer, 2011)


Wirkung von Bromazepam (Normoc, durazanil, …)

Im Gehirn übertragen Botenstoffe, auch Neurotransmitter genannt, Informationen von einer Nervenzelle zur nächsten. Eine Nervenzelle produziert die Botenstoffe, die nächste nimmt sie auf. Das geschieht mithilfe von Rezeptoren.

Nicht alle Botenstoffe, die von einer Nervenzelle ausgeschüttet werden, erreichen die Rezeptoren. Manchmal kommen zu wenige Botenstoffe an, weil zu wenige Rezeptoren vorhanden sind oder es werden zu wenige Botenstoffe ausgeschüttet. Das führt zu psychischen Problemen oder Störungen.

Der Botenstoff Gamma Aminobuttersäure (GABA) wirkt beruhigend und angstlösend. Kommt zu wenig davon an die Rezeptoren der Nervenzellen, leiden die Betroffenen unter Spannungszuständen, Angst- und Panikattacken und an Schlafstörungen. Bromazepam bindet an die Rezeptoren, die GABA aufnehmen. Es gibt eigene GABA-Rezeptoren, die auf Benzodiazepine ansprechen. (Wittchen & Hoyer, 2011) Es bewirkt, dass sich die GABA-Kanäle häufiger öffnen. Dadurch wird die Wirkung von GABA verstärkt. Es können mehr von dem Botenstoff von den Nervenzellen aufgenommen werden. Das wirkt angstlösend, einschläfernd und beruhigend. Auch Muskelentspannung gehört zu den Wirkungen. Eine antidepressive Wirkung gibt es nicht. (pubchem)

Bromazepam: Risiken und Nebenwirkungen von Bromazanil & Co.

  • Die Gefahr einer Abhängigkeit ist sehr hoch. Bereits nach wenigen Wochen kann man abhängig werden. (Gelbe Liste) Wenn man Bromazepam über mehrere Monate einnimmt, kommt es wahrscheinlich zu Absetzerscheinungen. Das kann einerseits ein Rückfall in die Symptome sein, wegen der man das Medikament genommen hat (Angst, Anspannung, Schlafstörungen). Es kann aber auch zu Absetzerscheinungen wie Krampfanfällen, Zittern und Verwirrtheit kommen. Darum ist es so wichtig, die Medikamente bald wieder abzusetzen (auszuschleichen). Die Absetzungsphase kann sich über mehrere Wochen hinziehen. (Wittchen & Hoyer, 2011)
  • Wegen der schnellen und langanhaltenden Wirkung kann dieser Wirkstoff auch als Droge missbraucht werden. Die Gefahr einer Abhängigkeit ist sogar größer als bei anderen Benzodiazepinen. (pubchem). Medikamente, die Bromazepam enthalten, sind verschreibungspflichtig. Der Wirkstoff selbst unterliegt dem Betäubungsmittelgesetz, nicht jedoch die erhältlichen Medikamente. (Deutsche Hauptstelle für Suchtfragen)
  • Während einer Schwangerschaft sollte Bromazepam nur in Ausnahmefällen eingenommen werden. Bei längerer Einnahme kann das Kind körperlich abhängig werden. Auch Gaumenspalten und Trinkschwäche können vorkommen, wenn Schwangere höhere Dosen zu sich nehmen. Während der Stillzeit sollen diese Medikamente ebenfalls nicht genommen werden. Der Säugling nimmt es über die Muttermilch auf. (Gelbe Liste)
  • Die Bromazepam Nebenwirkungen können, unter anderem, Müdigkeit, Übelkeit, Niedergeschlagenheit, Suizidgedanken und Halluzinationen sein. Auch Erregbarkeit und Schlafstörungen, Symptome die man eigentlich mit diesen Medikamenten bekämpfen möchte, können als Nebenwirkungen von Bramazanil, Lexotanil, Normoc, durazanil & Co. auftreten. Es kann passieren, dass durch die Behandlung mit diesem Medikament eine vorhandene Depression nicht erkannt wird. (Gelbe Liste) Immer wieder kommt es vor, dass Patienten beim Hausarzt mit körperlichen Symptomen vorsprechen, in Wirklichkeit sind sie aber depressiv. Dasselbe gilt auch für Schlafstörungen oder Anspannung, die auch durch Stress entstehen kann. Bekommen diese Patienten dann, zum Beispiel, durazanil verschrieben, bessern sich die Symptome und die Depression dahinter bleibt längere Zeit unerkannt. (Azzi, 1980)
  • Bei gleichzeitiger Einnahme von Antipsychotika, Antidepressiva und Lithium verstärkt sich die sedierende Wirkung. Während der Behandlung soll kein Alkohol getrunken werden. Auch das Bedienen von Maschinen oder die Teilnahme am Straßenverkehr sind wegen der verlangsamten Reaktionszeit gefährlich. (Gelbe Liste) Benzodiazepine werden häufig gemeinsam mit Antidepressiva verschrieben. Eine Metaanalyse hat aber ergeben, dass diese Kombination nicht nachweislich besser wirkt, als wenn nur Antidepressiva verschrieben werden. (Ogawa et al., 2019) Nur, wenn es sich um eine ängstlich-depressive Verstimmung handelt, bringt Bromazepam eine Verbesserung (Shammas, 1977)


Erfahrungsberichte

  • Viele Menschen, die Erfahrungen mit Bromazepam gemacht haben, berichten von leichtem Abgleiten in die Abhängigkeit und Absetzerscheinungen. Im Allgemeinen ist die Erfahrung aber positiv, vor allem wegen der schnellen Wirkung gegen Angst und bei Unruhe. Da die Medikamente verschreibungspflichtig sind, kommt es auch darauf an, wie sensibel der Arzt mit Dosierung und Dauer der Medikation umgeht. Einer Patientin wurde Bromazepam wegen Depression und Suizidgedanken verschrieben. Dafür ist das Medikament aber nicht angezeigt. (sanego)
  • Berichte über Erfahrungen mit speziellen Handelsnamen sind wenige zu finden. Ein paar gibt es aber über durazanil. Die Patienten berichten von Müdigkeit und Übelkeit als Nebenwirkungen. Ein anderer Erfahrungsbericht beschreibt berauschende Wirkung bei Einnahme einer höheren Dosis durazanil als verordnet. (psylex) Auch zu Lexotanil gibt es nur wenige Berichte. Bei diesen geht es um wiederum um Gewöhnungseffekte und Absetzerscheinungen. Dasselbe gilt für Bromazanil. Dieses wird in Erfahrungsberichten als Akutmedikament bezeichnet, vor einer regelmäßigen Einnahme warnen die Nutzer sogar. Als Nebenwirkung von Bromazanil werden auch Gedächtnisstörungen beschrieben. Die Hälfte aller Bewertungen beschreibt Bromazanil als frei von Nebenwirkungen, es tritt auch keine Übelkeit auf. (sanego) Die Gefahr einer Abhängigkeit scheint das größte Problem bei der Anwendung dieser Tabletten zu sein. Trotz dieser Probleme findet man auch Erfahrungsberichte von Menschen, die Bromazepam seit Jahren, sogar Jahrzehnten verschrieben bekommen. Darum ist es wichtig, den Beipackzettel aufmerksam zu lesen, weil sich darauf alle wichtigen Hinweise befinden.

Quellen

  • gelbe-liste.de/wirkstoffe/Bromazepam_384 (Zugriff am 06.05.2020)
  • pubchem.ncbi.nlm.nih.gov/compound/Bromazepam#section=Drug-and-Medication-Information (Zugriff am 06.05.2020)
  • apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/NORMOC-Tabletten-2545063.html (Zugriff am 06.05.2020)
  • deprimed.de/bromazepam (Zugriff am 07.06.2020)
  • dhs.de/fileadmin/user_upload/pdf/Broschueren/Suchtmed_Reihe_5_Medikamente.pdf (Zugriff am 08.05.2020)
  • psylex.de/psychopharmaka/psychopharmakon/bromazepam-erfahrung.html (Zugriff am 11.05.2020)
  • sanego.de/Medikamente/Bromazepam/ (Zugriff am 11.05.2020)
  • Azzi, E. (1980). Benzodiazepines in Masked Depressions. In Benzodiazepines (pp. 143-146). Springer, Dordrecht.
  • Ochs, H. R., Greenblatt, D. J., Friedman, H., Burstein, E. S., Locniskar, A., Harmatz, J. S., & Shader, R. I. (1987). Bromazepam pharmacokinetics: influence of age, gender, oral contraceptives, cimetidine, and propranolol. Clinical Pharmacology & Therapeutics, 41(5), 562-570.
  • Ogawa, Y., Takeshima, N., Hayasaka, Y., Tajika, A., Watanabe, N., Streiner, D., & Furukawa, T. A. (2019). Antidepressants plus benzodiazepines for adults with major depression. Cochrane Database of Systematic Reviews, (6).
  • Shammas, E. (1977). Controlled comparison of bromazepam, amitriptyline, and placebo in anxiety-depressive neurosis. Diseases of the nervous system.
  • Wittchen, H. U., & Hoyer, J. (2011). Klinische Psychologie und Psychotherapie (Vol. 1131). Heidelberg: Springer.

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