Bei Cipralex handelt es sich um ein Medikament aus der Gruppe der Serotonin-Wiederaufnahmehemmer (SSRI). Cipralex ist ein Handelsname, der Cipralex Wirkstoff ist „Escitalopram“, es werden jedoch auch verschiedene Generika vertrieben.
Indikationen
Cipralex wird vor allem als Antidepressivum bei mittelschweren bis schweren Depressionen verschrieben (siehe Antidepressiva Medikamente). Es kommt zudem bei verschiedenen Angsterkrankungen wie Sozialen Phobien und Spezifischen Phobien, Panikstörungen und Generalisierten Angststörungen zum Einsatz. Eine weitere Indikation können verschiedene Zwangserkrankungen darstellen.
Art der Anwendung und Dosierung
Das Medikament wird vorwiegend in Form von Filmtabletten zur oralen Einnahme verabreicht, wobei es in Dosierungen von 5 mg, 10 mg, 15 mg und 20 mg erhältlich ist. Es kann zudem auch als Tropfen verschrieben werden.
Gewöhnlich wird pro Tag eine Einzeldosis von 10mg verschrieben, die Tagesgesamtdosis kann ausnahmsweise auch auf 20 mg erhöht werden. Insgesamt ist die einzunehmende Dosis abhängig von Störungsbild, Verträglichkeit, Gewicht und Geschlecht des einzelnen Patienten. Hierbei scheint besonders das Alter eine entscheidende Rolle zu spielen, da nach bisherigen Cipralex Erfahrungen das Medikament bei älteren Menschen deutlich langsamer abgebaut wird und daher länger bioverfügbar im Körper vorliegt.
Die Behandlungsdauer ist individuell unterschiedlich und beträgt zumeist mindestens einige Monate, da mit einem Wirkungseintritt oft erst einige Wochen nach Einnahmebeginn zu rechnen ist. Grundsätzlich gilt, dass Arzneimittel nur so lange wie notwendig eingenommen werden sollten.
- medikamente-per-klick.de/images/ecommerce/01/63/01638590_2012-07_de_o.pdf
- apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/…
- pharmazeutische-zeitung.de/index.php?id=pharm7_29_2004
Citalopram Wirkstoff und Wirkungsweise
Der Cipralex Wirkstoff liegt als Enantiomer vor: In seiner R-Form wird es als Citalopram vertrieben, das ebenfalls ein Antidepressivum darstellt. Die S-Form, Escitalopram, stellt das Eutomer des Stoffes dar, was bedeutet, dass seine Eigenschaften als positiver für seine Nutzung als Medikament eingestuft werden. Im konkreten Fall wurde die Wirksamkeit von Cipralex als leicht höher und das Nebenwirkungsprofil etwas besser eingeschätzt als von Citalopram. Diese Studien sind jedoch teilweise stark umstritten.
Bei der Einnahme des Medikaments soll durch die Blockade der präsynaptischen Neuronen des Gehirns im synaptischen Spalt die Wiederaufnahme des Botenstoffs Serotonin gehemmt werden. Durch diese Hemmung soll die Konzentration des Hormons im Gewebe erhöht werden, was unter anderem zu einer Verbesserung der Stimmung und Erhöhung des Antriebs führen soll. Aktuell stellen die Erhöhung des Gehirn-Serotoninspiegels und die daraus abgeleiteten Effekte jedoch lediglich eine Hypothese dar; siehe Serotoninmangel.
Nach der Einnahme wird Cipralex durch die Leber abgebaut, wobei die Halbwertszeit im Blutplasma zwischen 27 und 32 Stunden beträgt. Für die Wirkung bei Angststörungen werden unter anderem die Parallelen zu depressiven Erkrankungen verantwortlich gemacht – so führen beispielsweise die angstbedingten Einschränkungen des Berufs-, Alltags- und Privatlebens häufig zu depressiver Symptomatik; siehe Angststörungen behandeln.
- ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/19210149?dopt=Abstract
- infomed.ch/pk_template.php?pkid=72
- i-med.ac.at/pharmakologie/pharmainfo/info23-1.html#citalopram
- arznei-telegramm.de/html/2003_09/0309083_01.html
- apotheken-umschau.de/Angst/Angst–Ursachen-Depressionen-und-andere-psychische-Erkrankungen-53318_4.html
Cipralex Nebenwirkungen, Gegenanzeigen und Wechselwirkungen
Vor Beginn einer Medikamentierung ist es besonders wichtig, mögliche Vorerkrankungen, körperliche Besonderheiten wie Unverträglichkeiten und alle weiteren eingenommenen Arzneimittel mit dem behandelnden Arzt zu besprechen. Wie alle Medikamente weist auch Cipralex Nebenwirkungen verschiedener Art auf, obschon es als vergleichsweise verträglich gilt. Zu den Symptomen zählen:
- Benommenheit, Schlaflosigkeit, Entkräftung
- Zittern
- Magen- und Darmprobleme wie Übelkeit, Verstopfung, Erbrechen, Blähungen, Bauchschmerzen
- Mundtrockenheit, Speichelfluss, übermäßiges Schwitzen
- Kopfschmerzen
- Schlafstörungen, Konzentrations- und Gedächtnisstörungen
- Erschöpfung, intensives Träumen
- Suizidalität
- Aufregung, Appetitveränderungen, Verwirrung, Nervosität
- Gähnen, Teilnahmslosigkeit, Empfindungsstörungen
- Gewichtszunahme
- Libidostörungen wie Erektionsprobleme, Anorgasmie, Libidoverlust, Impotenz
- Juckreiz, Hautausschlag, Überempfindlichkeit
- Blasenstörungen, Dysmenorrhoe
- Sehstörungen, Geschmacksstörungen
- Euphorie, Aggressivität, Rastlosigkeit
- Krampfanfälle
- Husten, Atemnot
- veränderte Leberwerte
- Herzrhythmusveränderungen
Die genannten Cipralex Nebenwirkungen wurden bei wenigstens einem von 1000 Patienten beobachtet. Sehr selten kommen auch Blutungen des Darms, der Gebärmutter oder der Haut und Schleimhaut vor. Es können ebenfalls Leber- und Pankreasentzündungen auftreten. Zudem sind weitere, seltenere Nebenwirkungen möglich, die unter Umständen bislang nicht bekannt sind. Treten diese auf, sollten sie umgehend mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Vor allem schwere Nebenwirkungen wie Herzprobleme oder solche, die die Lebensqualität des Betroffenen einschränken, sind ein Grund, die Behandlung nicht weiter fortzuführen.
Mögliche Langzeitnebenwirkungen sind zurzeit noch Gegenstand der Forschung; Ärzte wie Pharmafirmen sind an entsprechenden Cipralex Erfahrungen noch immer interessiert. Eine bekannte Wirkung ist die Erniedrigung der Natriumkonzentration im Blut. Dies gilt vor allem für ältere und weibliche Patienten und geht mit den Symptomen eines Natriummangels, wie Schwindel, Bewusstseinsstörungen und Schwäche, einher. Eine weitere Nebenwirkung bei dauerhafter Nutzung kann in Störungen der knochenbildenden Zellen bestehen, die zu Knochenbrüchen und Osteoporose führen können. Zudem bekräftigen neuere Studien die Annahme, dass sexuelle Funktionsstörungen teilweise auch bis weit nach Absetzen eines SSRIs möglich sind, dabei handelt es sich um die sogenannte „Post-SSRI-bedingte sexuelle Dysfunktion“.
- onmeda.de/Medikament/Cipralex+10mg|+-20mg+Filmtabletten–nebenwirkungen+wechselwirkungen.html
- apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/CIPRALEX-10-mg-Filmtabletten-1638549.html
- de.wikipedia.org/wiki/SSRI-Absetzsyndrom
- aerzteblatt.de/archiv/34480/Medikamente-als-Verursacher-sexueller-Dysfunktionen-Eine-Analyse-von-Daten-des-deutschen-Spontanerfassungssystems
Wechselwirkungen
Wechselwirkungen können mit allen Medikamenten, die ebenfalls den Serotoninspiegel beeinflussen, auftreten. Dies gilt insbesondere für alle anderen Antidepressiva. In diesem Fall kann es zum lebensgefährlichen Serotonin-Syndrom kommen. Dieses äußert sich durch starkes Zittern, Schwitzen, Fieber, Blutduckabfall und Kreislaufkollaps. Der Konsum von Alkohol kann die Wirkung von Cipralex sowie dessen Verstoffwechselung verändern. Es ist daher empfehlenswert, während der Behandlung auf Alkoholgenuss zu verzichten oder diesen wenigstens deutlich einzuschränken und zunächst zu beobachten, ob eine Verträglichkeit gegeben ist (vgl. Alkohol + Depression, Antidepressiva + Alkohol).
Gegenanzeigen
Gegen eine Verwendung des Präparats sprechen unter Umständen Blutgerinnungsstörungen sowie Natriummangel. Auch Epilepsie, Koronare Herzerkrankung, Manie (auch zu früheren Zeitpunkten) oder Diabetes mellitus können Ausschlussgründe darstellen. Vorsicht ist zudem bei allen Arten von Leber- und Nierenfunktionsstörungen geboten.
Generell gelten Serotonin-Wiederaufnahmehemmer für die Verabreichung an Minderjährige als ungeeignet. Dies liegt vor allem daran, dass sie in der Vergangenheit mit vermehrtem selbstschädigenden Verhalten und Suizidversuchen bei Kindern und Jugendlichen in Verbindung gebracht wurden.
Eine Einnahme während der Schwangerschaft sollte dringend vermieden werden. Dies ist deshalb wichtig, da Neugeborene im Falle einer Serotonin-Wiederaufnahmehemmer-Behandlung während der Schwangerschaft ein erheblich höheres Risiko für Komplikationen aufweisen (siehe Antidepressiva in der Schwangerschaft). Ein plötzliches Absetzen der Medikamentierung ist jedoch ebenfalls nicht empfehlenswert, stattdessen muss das Präparat behutsam ausgeschlichen werden. Auch während der Stillzeit sollte Cipralex nicht eingenommen werden, da es über die Muttermilch auch vom Säugling aufgenommen wird.
Cipralex absetzen: Absetzerscheinungen
Wenn ein Patient Cipralex absetzen möchte, ist es wichtig, dies über einen längeren Zeitraum zu tun, das Medikament also durch Dosisverringerung auszuschleichen. Dies dauert unter Umständen mehrere Wochen oder sogar Monate, mindert oder vermeidet aber die sich sonst zumeist einstellenden Absetzerscheinungen. Häufig werden Intervalle von 10% Dosisverringerung alle zwei Wochen empfohlen. Obwohl früher angenommen wurde, dass Absetzerscheinungen nur bis zu zwei Wochen anhalten, zeigten zunächst Erfahrungen, später auch die Forschung, dass sie auch über mehrere Monate hinweg andauern können. Dabei gilt, dass die Wahrscheinlichkeit schwerer und längerfristiger Absetzerscheinungen mit der Dauer der Behandlung zunimmt.
Eine besondere Gefahr ergibt sich dadurch, dass die Absetzerscheinungen sowohl von Patienten als teilweise auch von Fachärzten mit einem Wiederaufflammen der Grunderkrankung verwechselt werden. In diesem Fall werden fälschlicherweise erneut Medikamente verschrieben, um die vermeintliche Erkrankung zu behandeln. Hierdurch verschwinden zumeist auch die Absetzerscheinungen, sodass die Maßnahme scheinbar erfolgreich ist und die Krankheitshypothese bestätigt wirkt. Aufgrund der unter Umständen schwerwiegenden Probleme beim Absetzen wird in der jüngeren Vergangenheit auch die Bezeichnung „Entzugserscheinungen“ verwendet, um eine Verharmlosung zu vermeiden.
Zu den häufigsten Symptomen beim Absetzen gehören Angst, Übelkeit, Nervosität und Schlafstörungen. Weiterhin können Übelkeit, Schwindel, Kopfschmerzen und Schwitzen auftreten (siehe auch SSRI-Absetzsyndrom). Auch Zittern (vgl. zitternde Hände), Überempfindlichkeit und veränderter Herzschlag kommen oft vor. Individuell werden weitere Beschwerden des motorischen Apparats, der Verdauung und psychische Probleme beschrieben. Wie intensiv diese Entzugs-/Absetzerscheinungen werden können, zeigt diese Beschreibung:
- navigator-medizin.de/depression/die-wichtigsten-fragen-und-antworten-zu-depression/ssri-einzelne-praeparate/631-stimmt-es-dass-es-beim-absetzen-von-escitalopram-cipralex-zu-problemen-kommen-kann.html
- sanego.de/Absetzerscheinungen-bei-Cipralex
- medizin-transparent.at/antidepressiva-absetzen
- de.wikipedia.org/wiki/SSRI-Absetzsyndrom
Kontroverse / Diskussion / Erfahrungen
Cipralex gilt unter den Antidepressiva der SSRI-Klasse als relativ wirksam und stach in einigen Studien leicht positiv hervor. Nichtsdestotrotz unterliegt es denselben Problematiken und Beschränkungen wie andere Antidepressiva dieser Klasse. Hierbei handelt es sich in erster Linie um das nach wie vor fehlende Verständnis der genauen Wirkmechanismen, da nicht immer ein konkreter Einfluss auf den Serotoninspiegel nachgewiesen werden kann. Dazu ist die Quote derjenigen, bei denen Antidepressiva Wirksamkeit zeigen, oft kaum höher als die der Plazebogruppen. Nicht zuletzt bewirkt die Architektur der meisten Studien eine methodische Verzerrung, die zu fehlerhaft positiveren Ergebnissen führen kann.
- heise.de/tp/features/Groesstenteils-nutzlos-und-potenziell-schaedlich-3977880.html?seite=all
- deutschlandfunkkultur.de/antidepressiva-aehnlich-wirksam-wie-placebos.976.de.html?dram:article_id=377937
Alternativen
Andere Antidepressiva der SSRI- und SSNRI-Gruppe können eine Alternative darstellen, wenn ein Patient auf den spezifischen Wirkstoff Escitalopram überempfindlich oder allergisch reagiert. Dies wird in erster Linie wichtig, wenn es sich um schwere Depressionen handelt, denen anderweitig nicht beizukommen ist. Kommt Cipralex allerdings aufgrund der Nebenwirkungen oder mangelnder Wirkung nicht infrage, gilt dies häufig – jedoch nicht immer – auch für andere Präparate derselben Stoffgruppe. In schweren Fällen kann zu anderen Antidepressiva wie Monoaminooxidase-Hemmern gegriffen werden, die jedoch ebenfalls deutliche Nebenwirkungen aufweisen.
Andere Möglichkeiten, mit einer depressiven Erkrankung umzugehen, bestehen in erster Linie in psychotherapeutischer und somatischer Behandlung. Dabei können eine Therapie, Selbsthilfegruppen oder andere Strategien sowohl bei der Ursachenfindung als auch bei Umgang und Bewältigung der Symptome einer Depression helfen. Ob der Austausch mit anderen Betroffenen oder der mit Fachpersonal dabei als hilfreicher empfunden wird, ist individuell verschieden. Wichtig ist jedoch immer, sich anderen Personen anzuvertrauen und Hilfe zu suchen, anstatt mit seinen Sorgen allein zu bleiben.
Weitere unterstützende Möglichkeiten bestehen vor allem in einer gesunden Lebensweise. Dazu gehören ausreichend Schlaf, eine gesunde Ernährung, der Verzicht auf Drogen oder übermäßigen Alkoholkonsum sowie regelmäßiger Sport. Besonders letzterem – im Idealfall an der frischen Luft – wurde eine deutlich antidepressive Wirkung nachgewiesen. Dabei geht es weniger um eine Heilung, als mehr darum, Körper und Psyche nicht zusätzlich zu belasten, sondern stattdessen zu stabilisieren, da eine depressive Erkrankung vor allem viel Kraft kostet.
Erfahrungen einiger Patienten besagen, dass sie Achtsamkeitsübungen, Meditation oder autogenes Training als hilfreich empfinden. Unabhängig davon ist es jedoch sinnvoll, den Ursachen der Störung im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung nachzuforschen, beispielsweise, um schädliche Lebensumstände und Beziehungsmuster zu verändern oder vergangene Traumata zu bewältigen.
Auch pflanzliche Präparate können unterstützend wirken, allerdings ist es für den Laien häufig schwer, zwischen seriösen und unseriösen Angeboten zu unterscheiden (vgl. pflanzliche Antidepressiva, pflanzliche Beruhigungsmittel, pflanzliche Medikamente). Hier sollte daher eine ausreichende Recherche stattfinden. Dabei ist auch darauf zu achten, dass die gewählten Stoffe in therapeutisch wirksamer, also ausreichend hoher Dosis enthalten sind. Entsprechende Hinweise auf eine antidepressive Wirkung finden sich beispielsweise bei Rosenwurz (Rhodiola rosea), Passionsblume (Passiflora, vgl. Pascoflair) und Echtem Johanniskraut (Hypericum perforatum, siehe Johanniskraut Wirkung). Nicht zuletzt gilt gerade bei pflanzlichen Mitteln, dass sie nicht bei jedem Patienten gleichermaßen oder überhaupt wirksam sind. Auch sind Wechsel- und Nebenwirkungen zwar seltener, aber nicht ausgeschlossen, weshalb bei der Einnahme ein Arzt zu Rate gezogen werden sollte.
- aerztezeitung.de/medizin/krankheiten/neuro-psychiatrische_krankheiten/depressionen/article/850155/depressionen-sport-hilft-antidepressivum.html
- de.wikipedia.org/wiki/Passionsblumen#Inhaltsstoffe
- de.wikipedia.org/wiki/Rosenwurz#Inhaltsstoffe
- de.wikipedia.org/wiki/Echtes_Johanniskraut
- neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/erkrankungen/depressionen/psychotherapeutische-verfahren/