Clozapin ist ein Arzneimittel-Wirkstoff zur Behandlung der Schizophrenie und therapieresistenter Psychosen. Im deutschen Sprachraum unter dem Handelsnamen Leponex bekannt, gehört es zu der Gruppe der atypischen Neuroleptika (Antipsychotika). Das Mittel wird als atypisch bezeichnet, weil es im Gegensatz zu anderen klassischen Neuroleptika nur selten sogenannte extrapyramidal-motorische Störungen auslöst wie sie beispielsweise von Morbus Parkinson bekannt sind. Das Auftreten psychotischer Störungen wird fast immer von einer Störung der Regelkreise und Rückkopplungssysteme für verschiedene Neurotransmittersysteme im Zentralnervensystem (ZNS) begleitet. Das bedeutet, dass auch die Signalübertragung an den chemischen Synapsen der Nervenzellen entweder reduziert oder übersteigert ist. Der Einsatz von Antipsychotika zielt letztlich auf die Normalisierung der Signalübertragung durch Neurotransmitter an den chemischen Synapsen der Nerven des ZNS ab. Wichtige Rollen spielen in diesem Zusammenhang Neurotransmitter (Botenstoffe) wie Dopamin, Noradrenalin und Adrenalin für das sympathische Nervensystem und Serotonin, Histamin und Acetylcholin für die parasympathischen Nerven.
Der Arzneiwirkstoff interagiert mit mehreren Transmittersystemen des sympathischen und des parasympathischen Nervensystems und wird in Deutschland meist bei therapieresistenten Psychosen und bei Schizophrenien verschrieben, die nicht oder nur unzureichend auf andere medikamentöse Therapien ansprechen. Allerdings hat das Medikament ein nicht unerhebliches Potenzial an Nebenwirkungen. Vor allem muss beobachtet werden, ob der Wirkstoff eine lebensbedrohliche Agranulozytose auslöst, was in sehr seltenen Fällen vorkommen kann. Auch der Beipackzettel des Medikaments Leponex mit Clozapin als Wirkstoff gibt darüber Auskunft.
Quellen: Nr. 2, Nr. 3, Nr. 4
Der pharmakologische Wirkmechanismus von Clozapin
Der Wirkstoff, der im deutschsprachigen Raum seit Anfang der 1970er Jahre zugelassen ist, interagiert mit dopaminergen, adrenergen, cholinergen, histaminergen, serotonergen und noch weiteren Transmittersystemen.
Chemisch handelt es sich um ein trizyklisches Dibenzodiazepin-Derivat mit der Summenformel C18H19ClN4. Das Wirkstoffmolekül wird ausschließlich aus den in unbegrenzten Mengen zur Verfügung stehenden Elementen Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H), Stickstoff (N) und einem Chloratom (Cl) gebildet. Die antipsychotische Wirkung beruht zum großen Teil auf der Hemmung der Dopamin-D4-Rezeptoren. Das erklärt auch den Unterschied zu anderen Neuroleptika, die in der Regel die D2- und D3-Rezeptoren hemmen, und es erklärt vor allem, warum eine Medikation mit Leponex in der Regel keine extrapyramidalen-motorischen Störungen auslöst wie bereits eingangs erwähnt. Deshalb wird Leponex häufig bei Parkinson-Patienten verschrieben, die unter einer Psychose leiden.
Der genaue Wirkmechanismus ist noch nicht hinreichend verstanden, obwohl seit Zulassung des Medikaments in den 1970er Jahren eine Reihe wissenschaftlicher Untersuchungen zur Erforschung des pharmakologischen Wirkmechanismus durchgeführt wurden.
Quellen: Nr. 2, Nr. 4
Wie wird Leponex eingenommen und wie hoch ist die Wirkstoff-Dosierung?
Das Medikament Leponex steht in Form von Tabletten zur oralen Einnahme in den drei Stärken 25 mg, 50 mg und 75 mg zur Verfügung. Die Milligramm-Angabe bezieht sich jeweils auf die Menge des Wirkstoffs, die pro Tablette enthalten ist.
Clozapin kann auch intravenös verabreicht werden, was gemäß Erfahrungen zum Auftreten anderer Nebenwirkungen führen kann. Die empfohlene Tagesdosis liegt zwischen 200 und 450 Milligramm und sollte immer mit dem behandelnden Arzt abgesprochen werden. Die maximal zulässige Höchstdosis von 900 Milligramm sollte laut Herstellerangaben nicht überschritten werden. Vor allem dürfen keine eigenmächtigen Dosisänderungen ohne Wissen des Arztes vorgenommen werden.
Aufgrund des hohen Potenzials an Nebenwirkungen muss die Therapie mit einer niedrigen Dosierung von 12,5 mg beginnen, das entspricht einer halben 25-mg-Tablette pro Tag. Die Steigerung auf die Zieldosis sollte je nach Verträglichkeit allmählich und individuell erfolgen.
Auch beim Absetzen des Medikaments ist es sehr wichtig, dass es nicht abrupt abgesetzt wird, sondern ausschleichend über einen Zeitraum von ein bis zwei Wochen. Während der Therapie entsteht eine Art Abhängigkeit. Abruptes Absetzen kann zu ernsthaften Absetzpsychosen führen, die wahrscheinlich auf eine Art Hypersensibilisierung, die während der Einnahmeperiode stattfindet, zurückgeführt werden kann.
Clozapin wird im Verdauungstrakt zu über 90 Prozent resorbiert und weist eine Bioverfügbarkeit von 50 bis 60 Prozent auf. Weil die biologische Halbwertszeit etwa 12 Stunden beträgt, sollte die Tagesdosis auf zwei bis drei Einnahmen über den Tag verteilt erfolgen. Die Tabletten können unabhängig von den Mahlzeiten mit jeweils einem Glas Flüssigkeit oder Wasser eingenommen werden.
Quellen: Nr. 7
Welches Potenzial an Nebenwirkungen ist mit der Einnahme von Leponex (Clozapin) verbunden?
Das Potenzial möglicher unerwünschter Nebenwirkungen ist recht hoch. Im Beipackzettel für Clozapin 25 mg Tabletten von Neuraxpharm sind 37 mögliche Nebenwirkungen aufgelistet, ohne dass zwischen harmlosen und ernsthaften Wirkungen unterschieden wird.
Eine der wichtigsten und gleichzeitig eine der häufigsten Nebenwirkungen ist eine unerwünschte – meist erhebliche – Gewichtszunahme. Viele Patienten klagen über Müdigkeit und Schläfrigkeit und über eine erhöhte Speichelabsonderung (Hypersalivation), vor allem im Schlaf. Eine sehr seltene, aber dennoch gravierende Nebenwirkung ist die Agranulozytose, eine lebensbedrohliche Verminderung der Granulozyten, einer Unterart der weißen Blutkörperchen (Leukozyten). Deshalb müssen alle Patienten zu Beginn der Therapie engmaschig auf Blutbildveränderungen untersucht werden.
Erfahrungen haben gezeigt, dass sich Blutbildveränderungen auch nach Absetzen des Medikaments noch einstellen können. Allgemeine Nebenwirkungen entsprechen häufig den Nebenwirkungen, die die Wirkung aller anticholinergen Wirkstoffe charakterisieren. Eine Auswahl sonstiger typischer Nebenwirkungen, die nahezu unabhängig von der individuellen Höchstdosis auftreten können und auf Erfahrungen basieren, finden Sie in folgender Auflistung:
- Sedierung und Schläfrigkeit
- Benommenheit
- Verstopfung (Obstipation)
- Muskelzittern und Muskelzuckungen
- Bluthochdruck oder niedriger Blutdruck mit Kreislaufschwäche
- Veränderungen im EKG
- Entwicklung eines Diabetes
- Erhöhung der Leberenzymwerte
Einige häufige Nebenwirkungen wie die Gewichtszunahme können die Verursacher für gesundheitliche Folgeprobleme sein. Unabhängig von der individuellen Höchstdosis kann die Gewichtszunahme der Wegbereiter für die Entwicklung eines Diabetes sein, der die Lebenserwartung ein wenig beeinträchtigen kann wie Erfahrungen zeigen. In einem kurzen YouTube Video kommen hier mehrere Personen zu Wort, die über ihre Erfahrungen mit Clozapin berichten.
Quellen: Nr. 2, Nr. 5
Leponex – Wechselwirkungen mit Medikamenten und Nahrungsmitteln
Wechselwirkungen mit zahlreichen anderen Medikamenten müssen beachtet werden. In vielen Fällen ist die Wirksamkeit der anderen Medikamente betroffen oder die von Leponex selbst. Beispielsweise verstärkt Clozapin die dämpfende Wirkung von Arzneiwirkstoffen, die unmittelbar auf das ZNS einwirken. Ähnliche Effekte treten auch bei blutdrucksenkenden Mitteln, bei Antihistaminika und bei vielen anderen Medikamenten auf sowie bei Alkoholkonsum. Der Genuss von Alkohol sollte während der gesamten Therapiephase tabu sein. Ähnliche Wechselwirkungen stellen sich auch beim Konsum koffeinhaltiger Genussmittel ein. Deshalb sollte während der Therapie auf den Genuss von Kaffee, grünen oder schwarzen Tee, Coca-Cola und sogar auf Kakao verzichtet werden.
Die Wirkung anderer Medikamente kann auch herabgesetzt sein. Falls parallel zu Leponex Lithium-Medikamente zur Behandlung von Psychosen eingenommen werden, verstärken sich Nebenwirkungen wie Verwirrtheit und Krampfanfälle sowie Benommenheit und Müdigkeit.
Quellen: Nr. 3, Nr. 6
Kontraindikationen – Wann wird von der Einnahme von Clozapin abgeraten?
Kinder und Jugendliche unter 16 Jahren sollten nicht mit Clozapin behandelt werden. Das gilt auch für schwangere und stillende Frauen. Frauen im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft würden ihre Neugeborenen mit vielfältigen Nebenwirkungen wie Muskelzittern, Muskelverspannungen und Bewegungsstörungen gefährden. Bei Neugeborenen können Symptome auftreten, die denen bei Absetzen des Medikaments ähneln und bereits auf eine Abhängigkeit hindeuten. Auch bei Vorliegen einer der nachfolgend aufgelisteten Krankheiten Behandlung mit dem Arzneiwirkstoff erfolgen:
- Vergiftungsbedingte Psychosen (z. B. durch Alkoholmissbrauch)
- Hirnleistungsstörungen (z. B. Demenz-Erkrankung oder sonstige Bewusstseinstrübungen)
- Nieren- und Lebererkrankungen sowie Gelbsucht
- Darmlähmungen des Dünndarms
- Schwere Herz-Kreislauf-Erkrankungen
Bei Vorliegen von Erkrankungen wie Diabetes mellitus, Vergrößerung der Prostata und erhöhtem Augeninnendruck (Glaukom) sollte die Behandlung nur unter gewissen Sicherheitsvorkehrungen durch häufige Kontrollen erfolgen. Ein Hinweis auf eventuelle Einschränkungen der Lebenserwartung findet sich in der Literatur nicht.
Quellen: Nr. 1, Nr. 5
Zur Recherche benutzte Quellen:
- books.google.de/books?hl=de&lr=&id=yRfRBgAAQBAJ&oi=fnd&pg=PA1&dq=neurotransmitter+und+psychosen&ots=uw9KSdjB0O&sig=JbR00dN_hQdt_N_VAKPRuz2T9Ko#v=onepage&q=neurotransmitter%20und%20psychosen&f=false
- de.wikipedia.org/wiki/Clozapin
- apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/CLOZAPIN-neuraxpharm-25-mg-Tabletten-557079.html
- onmeda.de/Wirkstoffe/Clozapin.html
- deutsche-apotheker-zeitung.de/news/artikel/2017/12/18/bei-clozapin-an-anticholinerge-nebenwirkungen-denken
- arznei-telegramm.de/html/1991_12/9112117_02.html
- onmeda.de/Medikament/Leponex+25mg%7C-50mg%7C-100mg–wirkung+dosierung.html
- youtube.com/watch?v=fIIE98Mv0rc
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