Krankhafte Angst davor, zu erbrechen…
Bei der Emetophobie handelt es sich um eine besondere Form der Panikstörung, im ICD 10 unter den spezifischen Phobien festgehalten. Die Betroffenen leiden unter einer gesteigerten Angst vor dem Erbrechen, sie haben Angst sich selbst zu übergeben oder in irgendeiner Form mit dem Thema konfrontiert zu werden.
Während die meisten Menschen einen natürlichen Ekel verspüren, wenn sie mit Erbrochenem konfrontiert werden, löst es beim Emetophobiker oft panikartige Zustände aus. Der Leidensdruck ist oft so hoch, dass sich Patienten nach Heilung sehnen und auf der Suche nach der richtigen Therapie sind.
Angst vor Erbrechen: Welche Symptome löst Emetophobie aus?
Es ist nicht nur die ständige Angst vor der Übelkeit und dem daraus resultierenden Erbrechen, sondern eine Einschränkung des ganzen Lebens. Typisch für Angst- und Panikpatienten ist ein Vermeidungsverhalten von angstauslösenden Situationen (vgl. Vermeidungsverhalten / Vermeidungsstrategien). Der Emetophobiker versucht nach Möglichkeit alle Situationen zu vermeiden, in denen er mit Erbrochenem oder Personen die sich übergeben könnten in Kontakt gerät. Das kann so weit führen, dass sich Patienten nicht mehr aus dem Haus wagen und dennoch zu Hause unter ihrer massiven Angst leiden.
Folgende Situationen können für einen Emetophobiker unterträglich sein:
- der Besuch beim Arzt und das daraus resultierende Ansteckungsrisiko mit Magen-Darm-Viren.
- Kontakt zu schwangeren Frauen und Kindern, da Erbrechen hier häufiger stattfindet.
- Besuch auf Jahrmärkten, die Fahrt mit der Achterbahn, da es vielen Passagieren übel wird.
- Besuche im Restaurant, Snacks am Imbiss kaufen, Verzehr von bereits zubereiteten Speisen.
- Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln, generell Aufenthalte in belebten Regionen.
- Haltung von Haustieren, insbesondere Katzen übergeben sich regelmäßig.
- Fahrt mit dem Schiff – die Gefahr der Reiseübelkeit steigt.
- Einnahme von Medikamenten deren Nebenwirkung Erbrechen und/oder Übelkeit ist.
- Weibliche Betroffene vermeiden eine Schwangerschaft, denn auch hier ist Übelkeit an der Tagesordnung.
Betroffene versuchen ihr Leben stets danach auszurichten, alle unangenehmen Situationen zu vermeiden. Im Zuge einer Therapie wird oft verlangt, dass sich der Phobiker gezielt mit Situationen auseinander setzt und diese erlebt (Konfrontationstherapie), um die Angst zu besiegen. Mitunter gerät der Patient in einen Teufelskreislauf, da die krankhafte Angst vor Erbrechen eine psychische Übelkeit auslösen kann, welche die Angst weiterhin verstärkt. Zwar gibt es zahlreiche Tipps zur Selbsthilfe, doch eine gezielte Behandlung durch einen erfahrenen Psychologen ist für die Heilung oft unerlässlich. (Quelle: emetophobie.de/emetophobie/definition.html)
Ursachen: Wodurch wird Emetophobie ausgelöst?
Es ist nach wie vor nicht vollständig erforscht, warum Menschen unter einer gesteigerten Angst vor dem Erbrechen leiden. Bei manchen Betroffenen zeigten sich sexueller Missbrauch und harte Strafen in der Kindheit, andere wiederum haben keinerlei soziale Probleme in der Kindheit gehabt und leiden dennoch unter der Erkrankung. Bei einigen Frauen wird die Angst vor Erbrechen durch eine Schwangerschaft mit massiver Übelkeit ausgelöst. Grundsätzlich wird davon ausgegangen, dass der Emetophobiker unter einer Angst vor dem Kontrollverlust leidet (siehe Angst vor Kontrollverlust überwinden). Die absolute Kontrolle über den Körper schließt ein, dass sich Erbrechen verhindern lässt. Dies ist jedoch nicht immer möglich und so entwickelt sich im Zuge unangenehmer Erlebnisse oft eine irrationale Angst. Manch ein Betroffener entwickelt eine so starke, soziale Phobie, dass er die Öffentlichkeit gänzlich meidet.
Behandlung / Therapie: Wie lässt sich Emetophobie heilen?
Die Behandlung der Emetophobie ist auf verschiedene Weisen möglich. Nicht immer ist eine vollständige Heilung möglich, manche Betroffene leiden immer wieder schubweise unter Angstphasen.
Zu Beginn der Therapie wird der Behandler versuchen, die Ursachen für die Emetophobie herauszufinden. Gibt es Kindheitstraumata, die bislang nicht bewältigt wurden? War der Betroffene einmal in einer Situation, verbunden mit Übelkeit und Erbrechen, die ihn nachhaltig beeinflusst hat? Nicht selten lassen sich keine Ursachen für die Krankheit finden, dann geht es gezielt darum eine Behandlung durchzuführen, die dem Betroffenen hilft, die Angst davor zu erbrechen zu besiegen.
Konfrontationstherapie als wichtiger Bestandteil
Um die Emetophobie zu heilen ist es wichtig, dass sich der Betroffene mit seiner Angst auseinandersetzt und angstauslösende Situationen nicht weiter meidet. Viele Emetophobiker befinden sich bereits in einem Netz aus Ausflüchten, Tricks und Kniffen, die ihn vermeintlich an der Konfrontation mit Übelkeit und Erbrechen hindern. Mit all diesen Einrichtungen ist Schluss, wenn die Therapie beginnt.
Der Behandler wird den Betroffenen gezielt an das Thema „Erbrechen“ heranführen und ihn damit konfrontieren. Beispielsweise wird er Bilder zeigen, auf denen sich Tiere und Menschen übergeben. Das Ziel dessen soll sein, dass sich der Betroffene damit auseinandersetzt und feststellt, dass ihm nichts passiert, selbst wenn er solche Bilder ansieht. Erst wenn keine Angstattacken und Panik mehr auftreten, kann von einer erfolgreichen Heilung ausgegangen werden.
Nachdem Behandler und Patient herausgefunden haben, welche Situationen als besonders bedrohlich erlebt werden, wird ein Konzept zur Therapie / Heilung besprochen. Viele Betroffene haben Angst vor dem Konfrontationsschritt (siehe Expositionsübungen), doch ein guter Behandler wird hierbei Schritt für Schritt vorgehen, immer Rücksicht darauf nehmend, wie sich der Patient fühlt. Ein wichtiges Ziel ist es Tipps zur Selbsthilfe zu geben, mit denen sich der Patient aus der Angst befreien kann. Panikattacken, die während Konfrontationssituationen entstehen können, lassen sich mit den richtigen Atemtechniken, Gedankenbremsen und Skills oftmals lösen und unterbrechen (siehe auch: Was tun gegen Panikattacken?).
(Quellen: https://www.angst-panik-hilfe.de/angst-zu-erbrechen-behandlung.html)
Angst vor dem Erbrechen mit Hypnose bekämpfen
In der modernen Psychologie gehört Hypnose mittlerweile dazu. Immer mehr Therapeuten haben sich darauf spezifiziert, Ängste und Phobien mittels Hypnose zu bekämpfen. Auch die Symptome der Emetophobie können sich durch eine gezielte Behandlung in Trance lindern lassen.
Die Wirkung der Hypnose setzt voraus, dass ein Schlüsselerlebnis existiert, was letztlich zur Entstehung Angst davor zu erbrechen geführt hat. Im Hypnosezustand möchte der Therapeut eine Rückführung zu diesem Punkt einleiten und dafür sorgen, dass im Jetzt-Zustand ein normaler Umgang mit ekelauslösenden Situationen möglich ist. Betroffene berichten unterschiedlich über den Erfolg der Hypnose. Während einige gute Fortschritte erzielt haben, wurden bei anderen die Ängste nicht maßgeblich gelindert.
(Quellen: https://hypnose-zentrum.com/therapiefelder/aengste-phobien-panik/emetophobie/)
Selbsthilfe?
Die Emetophobie bekämpfen ist für viele Betroffene ein hartes Stück Arbeit. Ein Therapeut ist immer nur ein Helfer, er gibt Anleitungen zur Selbsthilfe und führt den Patienten aus der Angst heraus. Es kann immer wieder passieren, dass Angstattacken entstehen und in dem Fall ist es wichtig, dass die Betroffenen Tricks zur Selbsthilfe kennen.
Sehr hilfreich ist für viele Betroffene ein Forum im Internet, wo sie sich mit anderen Patienten austauschen können. Schon das Gefühl nicht alleine zu sein, Verständnis zu finden und von anderen Erfahrungen zu profitieren ist hilfreich und löst die Angst ein Stück weit.
Angst vor Erbrechen | Youtube-Videos zum Thema
https://www.youtube.com/watch?v=hvHhmm72BH4