Erschöpfungszustände nehmen in unserer Gesellschaft rasant zu. Das „Warum?“ ist meist klar, aber das „Was tun?“, „Was hilft?“ oft weniger. – Ein Überblick.
Der Zustand der Erschöpfung ist fast jedem bekannt. Man fühlt sich müde, antriebslos, man kann sich zu nichts aufraffen, ist ohne jede Energie. In der Regel reicht eine Pause, ein guter Schlaf, eine Ablenkung, um sich wieder aufzubauen. Wenn die Belastung bewältigt ist, die den Stress bewirkt hat, verschwindet der Erschöpfungszustand meist von selbst. Jeder hat für sich selbst ein paar Tipps bereit, die ihn wieder leistungsfähig machen.
Manchmal ist Erschöpfung einfach ganz normal. Nach einem langen Arbeitstag oder einer außergewöhnlich anstrengenden Woche ist es völlig normal, sich müde und erschöpft zu fühlen. Hier kann dieses Gefühl als Warnsignal durchaus sinnvoll sein. „Halt! Nicht weiter! Mach eine Pause.“ So wird vermieden, dass es überhaupt zu einer Beeinträchtigung der Gesundheit kommen kann.
Kritisch wird es, wenn eine Pause und ausreichender Schlaf nicht mehr helfen, die Müdigkeit verschwinden zu lassen und wenn man auch nach einem entspannten Wochenende nicht mit der nötigen Energie in die neue Woche starten kann. Man ist nicht nur müde, sondern auch schnell gereizt und aggressiv. Seelisch können sich Anzeichen einer depressiven Verstimmung zeigen. Wenn sich dieser Zustand länger hinzieht, kann es zu körperlichen Beeinträchtigungen kommen, die nicht mehr so einfach von selbst verschwinden. Dann ist der Gang zum Arzt unumgänglich, der weiter beraten und behandeln kann.
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1. Wie zeigen sich psychovegetative Erschöpfungszustände?
Vegetative Erschöpfungszustände (vgl. psychovegetative Dystonie) zeigen sich als Verspannung im Nacken oder als schmerzender Rücken, dem Kreuzschmerz. Sie können sich ebenso als Spannungskopfschmerz bemerkbar machen. Appetitlosigkeit, Magenverstimmungen oder Verdauungsprobleme können die Folge sein. Es kann zu Beschwerden wie Schwindelanfällen kommen, z.B. bei plötzlichen Bewegungen oder Anstrengungen. Ein schneller Puls, die Neigung zu Schweißausbrüchen, Ohrensausen und die Unfähigkeit, tief durchzuatmen, all das kann darauf hindeuten, dass ein Erschöpfungszustand vorliegt. Bedeutsam ist auch die Tatsache, dass man im Zustand der Erschöpfung in der Regel anfälliger für Infekte ist.
2. Was können die Ursachen für den Erschöpfungszustand sein?
Es gibt eine Fülle von möglichen Ursachen für die Beschwerden. Zum einen kann das Sich-erschöpft-Fühlen
- an besonderen Lebensumständen liegen;
- es kann durch Schadstoffe in der Umwelt bedingt sein.
- Medikamente können starke Müdigkeit hervorrufen,
- ebenso wie Vitaminmangel (s.a. Vitamin D3 Mangel).
Weitere Auslöser sind
- psychische Erkrankungen oder Nervenstörungen;
- akute oder chronische innere Krankheiten,
- sowie Tumore oder Krebserkrankungen.
Wenn sich bei länger anhaltender Erschöpfung keine eindeutige Erklärung findet, kann sie das Symptom einer Erkrankung sein. So können Diabetes mellitus, Blutarmut und Herzinsuffizienz, Schilddrüsenunterfunktion und Depression zur Dauererschöpfung führen. All das kann nur mit dem Arzt abgeklärt werden. Liegen körperliche Ursachen wie oben beschrieben vor, kann der Arzt sie feststellen und entsprechende Medikamente verschreiben, bzw. einen vorhandenen Mangel ausgleichen.
Auch das Chronische Erschöpfungssyndrom CFS oder die Fibromyalgie können verantwortlich für starke Müdigkeit sein.
Für den Mediziner gehört der chronische Erschöpfungszustand zu den Allgemeinsymptomen, wie sie auch bei anderen körperlichen oder seelischen Erkrankungen auftreten. Er ist ein unspezifisches Symptom, das ganz verschiedenen Ursachen haben kann.
Bei psychischen Ursachen wie Burnout-Syndrom und Depressionsarten kommen Antidepressiva zum Einsatz oder es wird eine Psychotherapie empfohlen. Auch ein Aufenthalt in einer Klinik kann unter Umständen verschrieben werden. Es gibt in Deutschland bereits eine Anzahl von Kurkliniken (auch psychosomatische Kliniken), die sich besonders dem Krankheitsbild der Erschöpfungszustände verschrieben haben.
CFS und Burnout
Beide Begriffe verbindet man mit starker Erschöpfung. Die Fachleute streiten noch über endgültige Definitionen.
Das Chronische Erschöpfungssyndrom, fachliche Bezeichnung Chronisches-Fatigue-Syndrom CFS, ist eine komplexe, schwerwiegende Erkrankung, die sich durch einen hohen Grad von Erschöpfung und einer Verschlechterung des Allgemeinzustands mit verminderter Lebensqualität auszeichnet.
Ein chronischer Erschöpfungszustand liegt medizinisch dann vor, wenn dieser Zustand seit mindestens sechs Monaten besteht und mindestens vier der folgenden Merkmale zeigt:
- Konzentrationsprobleme,
- extreme Erschöpfung wie bei einer Grippe,
- Schlafstörungen,
- Verschlechterung bei Anstrengung,
- Muskel-, Gelenk-, Kopf- und Halsschmerzen,
- empfindliche Lymphknoten,
- depressive Verstimmung,
- Fieber und
- Sehstörungen.
Dazu zeigen sich meistens Symptome wie
- Appetitlosigkeit,
- Reizbarkeit,
- körperliche Schwäche,
- Energielosigkeit und
- Leistungsabfall.
Zum Burnout gibt es keine einheitliche Definition. Hauptsächliche Merkmale sind
- anhaltende Müdigkeit und Erschöpfung,
- nachlassende Leistungsfähigkeit mit einem Gefühl der Entfremdung in Bezug auf die Arbeit,
- Rückzug von Freunden (sozialer Rückzug, soziale Isolation),
- Rückzug von Hobbys und
- das Gefühl innerer Leere.
- Auch psychosomatische Beschwerden können sich einstellen.
- apotheken-umschau.de/Chronisches-Fatigue-Syndrom
- gesundheitsinformation.de/was-ist-ein-burnout-syndrom.2125.de.html?part=symptome-5i
3. Erschöpfungszustände behandeln: verschiedene Wege der Therapie
Vorab Tipps, was man selbst tun kann:
- Jeder kann für sich überprüfen, ob die Ansprüche, die er an sich selbst stellt, auch wirklich passen oder ob er sich nicht ständig überfordert.
- Er kann seine eigenen Stressbewältigungsstrategien verbessern und lernen mit Stress anders, eventuell besser, umzugehen.
- Auch das Nein-Sagen kann manchmal notwendig sein.
- Eventuell kann eine Umstellung der Ernährung schon einiges im Vorfeld verbessern.
Überall bei Bedarf auszuführen: Entspannungsübungen
Da Entspannungsübungen vielfach nachweisbare positive Auswirkungen auf die Krankheitssymptome haben, werden die Kosten dafür oft ganz oder zum großen Teil von den Krankenkassen übernommen. Voraussetzung dafür ist, dass der Übungsleiter seine fachliche Qualifikation nachweisen kann.
- Eine wohl schon allgemein bekannte Möglichkeit, sich in einen entspannten Zustand zu versetzen, ist das Autogene Training. Es basiert auf Selbstsuggestion und kann in Stresssituationen, bei und gegen Nervosität und Schlafstörungen eingesetzt werden. Auch psychosomatische Begleiterscheinungen neben dem Erschöpfungszustand wie Kopfschmerzen und Verdauungsstörungen, sogar ein zu hoher Blutdruck, können positiv beeinflusst werden.
- Die Progressive Muskelentspannung nach Jacobson eignet sich gut als Einstieg in die Welt der Entspannungsmöglichkeiten (siehe PMR nach Jacobson). Hier werden nacheinander sämtliche Körpermuskeln, beginnend mit den Händen, zunächst für etwa 7 Sekunden angespannt und dann losgelassen. Der Wechsel von Entspannung und Anspannung führt zu einer Steigerung des Wohlbefindens. Die Methode ist leicht erlernbar und eignet sich für Menschen, die sich mit Entspannungsübungen zunächst noch schwer tun.
- Fast schon eine Lebensphilosophie drückt sich in den Übungen des Tai Chi aus. Vor allem ist es ein guter Ausgleichssport für viele sitzende Tätigkeiten. Mit seinen langsamen und fließenden Bewegungen ist Tai Chi ein ganzheitliches Bewegungstraining, das sich positiv auf das Herz-Kreislaufsystem und das Immunsystem auswirkt und auch Rückenproblemen, Atemwegserkrankungen und Schlafstörungen positiv beeinflusst.
- Auch im Yoga gibt es verschiedene Übungen, die bei Stresssymptomen angewendet werden können. Besonders Hatha-Joga verfolgt einen ganzheitlichen Ansatz. Mit Körperübungen wird die Muskulatur gedehnt und entspannt, Atemübungen wirken sich positiv auf den ganzen Körper aus, weil sie die Atmung beruhigen und vertiefen. Zusätzlich beruhigen Meditationsübungen Körper, Geist und Seele gleichermaßen (vgl. Meditieren lernen).
Mittel gegen Erschöpfung aus der Homöopathie: Globuli
Aus der Homöopathie sind einige Mittel bekannt, die speziell bei Erschöpfung angewendet werden können. Brechnuss, Chinarinde, Phosphoricum ferrum und einige andere Stoffe bilden die Grundlagen für die Globuli (globuliwelt.de/category/globuli/?s=Ersch%C3%B6pfungszustand&cat=globuli).
Pflanzliche Mittel zur Entspannung oder Kräftigung
Teedrogen und Phytopharmaka, also pflanzliche Mittel mit einem oder mehreren pflanzlichen Wirkstoffen, stärken die Abwehrkraft des Körpers und können gegenüber pharmazeutischen Mitteln besser verträglich sein.
Besonders bei Erschöpfungszuständen können Johanniskraut (z.B. Felis, Jarsin, Laif), Koreanischer Ginseng, Mateblätter, Sojalecithin, Taigawurzel oder Rosenwurz eine positive Wirkung entfalten. Diese Arzneimittel werden als Tee, Trockenextrakt, pulverisiert lose oder in Kapselform, als Dragee oder Badezusatz angeboten.
Allerdings ist auch hier zu beachten, dass die empfohlene Tagesdosis eingehalten wird und die Hinweise auf Nebenwirkungen oder Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten beachtet werden (forum-naturheilkunde.de/ratgeber/erschoepfungstress.html).
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Pharmazie gegen den Erschöpfungszustand?
In den Apotheken steht eine Auswahl rezeptfreier Mittel gegen Erschöpfungszustände zur Verfügung, sowohl pflanzliche Mittel zur Antriebssteigerung als auch zur Entspannung und zur Stärkung der Nerven. Hier lohnt sich das Gespräch mit dem Apotheker, der das richtige Mittel für die verschiedenen Symptome weiß.
Bei Schlafstörungen werden etwa pflanzliche Mittel empfohlen, bei Nervosität Homöopathisches zur Nervenberuhigung. Ist Nährstoffmangel wie Eisen-, Vitamin C- oder Vitamin B Mangel die Ursache, muss dieser mit entsprechenden Präparaten ausgeglichen werden.
Weitere rezeptpflichtige Mittel stehen zur Verfügung. Hier kann nur der Arzt je nach Ursache und Symptomatik die richtige Auswahl treffen.
Möglichkeiten in der Therapie
Treten zusätzlich Ängste oder depressive Verstimmungen auf, bieten sich psychotherapeutische Maßnahmen und Unterstützung durch einen Psychotherapeuten oder eine Psychotherapeutin an.
Die Verhaltenstherapie zeigt z.B. Methoden, mit denen man seine psychischen Probleme und Erkrankungen besser bewältigen kann.
Bei der chronischen organisch unklaren Erschöpfung, CFS, werden verschiedene therapeutische Wege vorgeschlagen. Allgemeingültige Ansätze für eine spezielle Therapie gibt es hier noch nicht. Studien haben aber bereits gezeigt, dass durch die kognitive Verhaltenstherapie bei 40-50% der Patienten Verbesserungen eintraten. (vfp.de/verband/verbandszeitschrift/alle-ausgaben/61-heft-03-2013/273-burnout-risikozustand-oder-krankheit.html)
Klinikaufenthalt
Der Aufenthalt in einer Kurklinik bietet sich an bei chronischen Krankheitsprozessen mit daraus resultierender Leistungsminderung und sozialer Beeinträchtigung. Der ganzheitliche Therapieansatz mit sich ergänzenden Therapieangeboten könnte das komplexe Gebilde „Erschöpfungszustand“ positiv beeinflussen. Er trägt auch dazu bei, dass der Patient lernt, besser und eigenverantwortlich mit seinem Leiden umzugehen.
Es gibt verschiedenen Kurkliniken, Rehakliniken und Sanatorien, die sich dieses speziellen Krankheitsbildes annehmen.
- baederkalender.de/gesundheitsinfo/kur-reha-heilanzeigen-indikationen/psychosomatische-erschoepfungszustaende-allgemeine-schwaechezustaende-rekonvaleszenz/
- kurklinikverzeichnis.de/indikationen/erschoepfungszustaende-burn-out
Weitere Tipps, um Erschöpfung schon im Vorfeld zu verhindern
Regelmäßige Bewegung, regelmäßiger Sport, der Spaß macht und nicht überanstrengt, kann helfen, dass es erst gar nicht zur völligen Erschöpfung kommt. Ausreichender Schlaf und Entspannung sind genauso wichtig wie eine ausgewogene Ernährung und helfen, den alltäglichen Stress besser zu bewältigen.
Allerdings können auch Maßnahmen angeraten sein, um die Ursache der Dauererschöpfung dauerhaft auszuschalten. Ein Arbeitsplatzwechsel, Veränderungen in der familiären Situation oder ein Umzug könnten dabei notwendig werden.
Auch Videos zum Thema geben hilfreiche Tipps. Sehr inspirierend ist das Video „90 Sekunden für mehr Gesundheit“.
Ein anderes Video hat auch einen bemerkenswerten Ansatz, der eventuell einigen den richtigen Weg zur Genesung zeigen kann.
So ist der Weg zur Gesundung: Erst genau hinschauen, verstehen, was passiert und es dann ändern. Was ist Lebenssinn, was begeistert, was nährt die Seele? Das sind die Hauptfragen, die sich jeder stellen sollte (vgl. auch Selbstliebe entwickeln).
Das Fazit dieses Videos lautet: Wer für etwas brennt, der ist kaum gefährdet. Er brennt nicht etwa aus wie bei einem Burnout, sondern lädt sich immer wieder von selbst auf.
Quellen und weiterführende Ressourcen zum Thema Erschöpfungszustände behandeln:
- buerlecithin.de/erschoepfungszustand
- das-burnout-syndrom.de/burnout-phasen/leichte-erschoepfungszustaende/
- n-tv.de/wissen/Erschoepfungszustaende-sollte-man-abklaeren-article5708866.html
- onmeda.de/symptome/erschoepfung.html
- apotheken-umschau.de/Schlafen/Muedigkeit–Ursachen-Chronisches-Erschoepfungssyndrom-Fibromyalgie-119585_8.html
- gesundheit.de/medizin/behandlungen/alternative-therapien/entspannungstechniken-gegen-stress-angst
- erschoepfung.behandeln.de/mittel-gegen-erschoepfung.html
Zum Weiterlesen:
Müde, schlapp und antriebslos? – Wie Sie Antriebslosigkeit überwinden können