Familientherapie - Was können Familientherapeuten leisten, wann? (© WavebreakmediaMicro / Fotolia)

Familientherapie – Was können Familientherapeuten leisten? Wann gehe ich zu einer Familientherapeutin?

Glauben Sie, eine Familientherapie in Anspruch nehmen zu sollen? Dann informieren Sie sich hier, was man grundsätzlich über die Arbeit von Familientherapeuten wissen sollte.

Die Familie ist ein eigenständiges soziales Universum. In diesem existieren enge Beziehungsgeflechte, die mehr oder weniger konfliktbeladen sein können. Familiäre Konflikte entwickeln sich oft anders, als in einem anderen sozialen Kontext. Die innerfamiliären Beziehungen sind nicht freiwillig entstanden. Sie können eine größere Sprengkraft entwickeln – und unter bestimmten Umständen noch jahrelang nachwirken.

Der Gang zum Familientherapeuten ist daher keine schlechte Idee, wenn Spannungen überhand nehmen und anders nicht mehr lösbar erscheinen. Bei einem Familientherapeuten oder einer Familientherapeutin wird nicht das Individuum in den Fokus genommen, sondern die Familie als Ganzes – als System miteinander interagierender Individuen.


Mutter-Tochter-Konflikt - Ein Fall für die Familientherapeutin? (© Monkey Business / Fotolia)
Mutter-Tochter-Konflikt – Ein Fall für die Familientherapeutin? (© Monkey Business / Fotolia)

Es handelt sich bei der psychologisch ausgerichteten Familientherapie um eine besondere Form der Gruppenpsychotherapie. Daher können diverse Konzepte aus diesem Bereich auch in der Gruppenpsychotherapie angewendet werden.

Die Familientherapie kann aber auch als einfache Beratungsleistung in einem Familienberatungszentrum erfolgen. Sie kann auch auf diese Weise zu positiven Veränderungen führen. Es geht in der Beratung vor allem um kommunikative Verbesserungen, mehr gegenseitiges Verständnis und mehr Empathie füreinander. Das familiäre System wieder ins Funktionieren zu bringen – das kann jedoch nur gelingen, wenn alle Familienmitglieder bereit sind, sich der Familientherapie auszusetzen. Durch unterschiedliche Ausrichtungen hat die Familientherapie sich zu einem komplexen Angebot mit verschiedenen inhaltlichen Schwerpunkten, Methoden und Sichtweisen entwickelt.

Quellen:

  • de.wikipedia.org/wiki/Familientherapie
  • youtube.com/watch?v=QCiaX9EPTdA
  • netmoms.de/magazin/familie/hilfe-fuer-familien/familientherapie-was-ist-das-und-wann-ist-sie-sinnvoll/

Die verschiedenen Ansätze von Familientherapeuten

Bei den beratenden Ansätzen der Familientherapie soll die Familie ihre Stärken und die ihr zur Verfügung stehenden Ressourcen erkennen. Mit diesen könnte sie eigentlich alle bestehenden Probleme selbst lösen. Berater und Familie suchen im Gespräch nach möglichen Konfliktlösungen. Der Berater gibt dank einer fundierten Ausbildung nützliche Hinweise oder Anregungen.

Zu den Anbietern solcher familientherapeutischer Beratungen gehören Institutionen wie „Pro Familia“, aber auch bei Beratungszentren angestellte Psychotherapeuten, Psychologen oder andere Sozialwissenschaftler. Außerdem gibt es kirchliche „Erziehungsberatungsstellen“ oder konfessionelle „Ehe-, Familien- und Lebensberatungsstellen“. Die Ausrichtung der Familientherapeuten kann psychoanalytisch, humanistisch, systemisch oder kommunikationspsychologisch sein. Entsprechende Spezialisierungen werden durch die durchlaufene Ausbildung und die zusätzlich absolvierten Fortbildungen abgebildet. Die klassischen Formen der familientherapeutischen Arbeit basieren auf Ansätzen der Psychoanalyse. Die modernen fußen eher auf systemischen oder kommunikativen Absätzen.

Bei den klassischen familientherapeutischen Ansätzen wird die Interaktion zwischen einzelnen Familienmitgliedern ebenso analysiert, wie bereits etablierte Abwehrhaltungen. Der Grundgedanke solcher Ansätze ist es, dass es im Gefüge familiärer Konflikte zu psychischen Erkrankungen kommen kann. Daher fokussiert sich die psychoanalytisch orientierte Familientherapie auf dysfunktionale psychische Prozesse, die unbewusst sind oder verdrängt wurden. Bedeutende Vertreter dieser Richtung waren Horst-Eberhard Richter, Jürg Willi oder Helm Stierlin.

Die humanistisch orientierten Schulen der Familientherapie orientieren sich an den Ansätzen der humanistischen Psychologie. Hier geht es nicht um Vergangenes, was übernommen oder weitergetragen wurde, sondern um das Geschehen im Jetzt. Viele Methoden, die in der modernen Familientherapie Verwendung finden, stammen aus humanistischen Ansätzen. Hier wird beispielsweise mit Familienskulpturen oder -rekonstruktionen, Metaphern, Familienritualen, Meditationen, paradoxen Verschreibungen und Ähnlichem gearbeitet. Bekannte Vertreter dieser Richtung waren Virginia Satir oder Paul Watzlawick.

Auch bei den heute unterrichteten systemischen Familientherapie-Methoden (vgl. Systemische Therapie Methoden) basieren viele auf den klassischen psychoanalytischen, sowie den humanistischen familientherapeutischen Ansätzen. Eine systemische Familientherapie kann auch in außerfamiliären Bereichen Anwendung finden, zum Beispiel bei der Gruppentherapie oder der Teamentwicklung. Sogar im Coaching sind einige dieser Ansätze wiederzufinden.


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Die strukturelle Familientherapie nach Salvador Minuchin betont das strukturelle Gewicht familiärer Bande und die Grenzen innerhalb der verschiedenen Generationen. Die Strukturen und Grenzen sollen den ratsuchenden Familien klarer werden. Die Kinderanalytikerin Mara Selvini Palazzoli entwickelte für familientherapeutische Sitzungen das „Mailänder Modell“, das heute noch angewendet wird.

Den strategischen Ansatz der Familientherapie entwickelte der amerikanische Anthropologe Gregory Bateson am „Mental Research Institute“. Bateson ging es darum, als dysfunktional erkannte Problemlösungsstrategien zu unterbrechen. Die Rat suchende Familie sollte mit dem Therapeuten zusammen alternative Handlungsstrategien ausprobieren. Daraus entwickelte sich später die problemorientiert-strategische Kurztherapie.

Der konstruktivistische Ansatz ist neueren Datums. Er wurde stark durch die „Philosophie des radikalen Konstruktivismus“ beeinflusst. Die Weiterentwicklung des konstruktivistischen Ansatzes gipfelte in der lösungsorientierten Kurztherapie oder dem narrativen Therapie-Ansatz, der sprachliche Wirklichkeitsdeutungen in den Fokus nimmt.

Der kommunikationspsychologische Ansatz familientherapeutischer Arbeit fließt eher nebenbei oder ergänzend zu einer anderen Methodik ein. Diese Methode kann aber auch die zentrale Methode sein. Ein Beispiel wäre die Idee der gewaltfreien Kommunikation nach Marshall Rosenberg. Auch die Deeskalationsmethode, das Konfliktmanagement oder mäeutische Therapie-Konzepte gehören in diesen Bereich.

Quellen:

  • de.wikipedia.org/wiki/Familientherapie
  • www.psychotherapie-am-hubland.de/dokumente/PDF/Ausarb.pdf
  • www.palverlag.de/lebenshilfe-abc/familientherapie.html
  • www.youtube.com/watch?v=CnAo98VdyPY
  • sjf-weil.de/dienstleistungen/jugendaemter/famileintherapie/03c1989ae110d0724.html
  • www.ipzf.de/psycho.html
  • de.wikipedia.org/wiki/Gewaltfreie_Kommunikation
  • www.soft-skills.com/gewaltfreie-kommunikation/

Wie wird man Familientherapeut?

Zum Familientherapeut werden kann jemand durch eine Ausbildung oder durch entsprechende Fortbildungen. Dazu bedarf es viel Erfahrung, eines guten Blickes auf das große Ganze und sehr viel Empathie. Oftmals wird jemand, der in diesem therapeutischen Bereich einsteigen möchte, Paartherapeut und Familientherapeut. Ein wesentlicher Bestandteil seiner Ausbildung sind Selbstreflektion und Selbsterfahrung. Ohne diese kann das familiäre Gefüge, mit dem derjenige es zu tun bekommt, nicht erfasst werden.

Viele Menschen kommen auf Umwegen über andere Berufe zum Beruf des Familientherapeuten. Eine Familientherapeutin kann beispielsweise als Quereinsteigerin nach einem Pädagogikstudium zunächst als Erzieherin gearbeitet haben. Ein Studium der Sozialpädagogik prädestiniert genauso für diesen Berufsweg, wie ein Psychologiestudium. Die Weiterbildung zur Familientherapeutin fußt oft auf persönlichen Erlebnissen im eigenen familiären Umfeld. Die Weiterbildung zur Familientherapeutin entscheidet bereits früh über die angestrebte Ausrichtung. Die werdende Therapeutin muss sich zwischen der psychodynamischen Psychologie (siehe Psychodynamische Therapie), der systemischen Familientherapie, der Verhaltenstherapie und der humanistischen Therapie entscheiden. Heute gibt es als zusätzliches Tool zum Verstehen familiärer Strukturen noch die Familienaufstellungen nach Bert Hellinger. Dieser Ansatz ist allerdings unter Therapeuten nicht ganz unumstritten und hat seinen Preis (siehe Familienaufstellung Kosten).

Unterschiedlich sind in dieser vier wichtigsten Richtungen der familientherapeutischen Arbeit die zugrunde gelegten Menschenbilder. Beispielsweise fußt die psychodynamische Psychologie auf frühen Kindheitserfahrungen, die aus Sicht des Therapeuten für ein ganzes Leben prägend sind, während die Verhaltenstherapie von erlernten Reaktionsmustern ausgeht, die folglich auch verlernt und geändert werden können. Die humanistische Psychotherapie verfolgt auch ein ressourcenorientiertes Menschenbild, wie es auch die Gestalttherapie vertritt, die in diesen Bereich gehört. Die systemische Theorie betrachtet Familie hingegen als Systeme von Beziehungen.

Immer wieder nehmen die werdenden Therapeuten in ihrer Ausbildung auch Bezug auf das eigene Familiensystem und das, was sie als Kind erlebt haben. Sie stellen es in den Kontext der erlernten Theorien, und bemühen sich, das Menschenbild aus der von ihnen gewählten therapeutischen Richtung mit ihren eigenen Erfahrungen in Einklang zu bringen.

Quellen:

  • https://www.campusnaturalis.de/ausbildungen/systemische-familientherapie-ausbildung/
  • https://weiterbildungsfinder.de/familientherapeut/
  • https://www.sueddeutsche.de/karriere/soziales-leben-profis-fuer-beziehungen-1.2897120
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Familienaufstellung
  • https://de.wikipedia.org/wiki/Bert_Hellinger
  • https://www.spiegel.de/gesundheit/psychologie/familienaufstellung-psychologen-streiten-um-umstrittenes-verfahren-a-995917.html

Wie hoch sind die Familientherapie Kosten – und wer bezahlt diese?

Wer einen Familientherapeut / eine Familientherapeutin aufsuchen möchte, sollte sich zuvor über die Kosten, und die Übernahme derselben durch die Krankenkasse kümmern. Generell sind nur die Beratungen bei einer familiären Beratungsstelle wie „Pro Familia“ oder kirchlichen Familienberatungsstellen kostenfrei. Alle anderen Leistungen können Kosten verursachen, besonders bei mehrfachen Konsultationen oder Sitzungen.

Zu eruieren ist im Vorfeld einer familientherapeutischen Intervention, ob Sie zu den Einzelfällen gehören, wo das Sozialamt oder das Jugendamt die Kosten anteilig oder ganz übernehmen. Unter bestimmten Umständen übernehmen auch die gesetzlichen oder privaten Krankenkassen einen Teil der anfallenden Unkosten. Hier wird allerdings mitunter vorausgesetzt, dass die Therapie in einer psychosomatischen Klinik oder einer entsprechenden Abteilung des lokalen Krankenhauses stattfindet. Alternativ muss die familientherapeutische Intervention in einer psychologischen oder psychotherapeutisch ausgerichteten Praxis durchgeführt werden, damit die Unkosten von der Krankenkasse übernommen werden.

Die Frage der Übernahme von Behandlungskosten sollte bereits vor Antritt der Therapie abgeklärt werden. Empfehlenswert ist, das persönliche Gespräch zu suchen, oder die familiären Probleme detailliert in einem Brief zu schildern. Übernimmt weder die Krankenkasse, noch eine andere Institution die Kosten für den Familientherapeuten, bleibt den Ratsuchenden die Möglichkeit, einen Familientherapeut auszuwählen, der seine Leistungen mit Rücksicht auf das Einkommen der Familie abrechnet. Wichtig ist, die Frage nach der vermutlich erforderlichen Anzahl der Sitzungen, und der dafür anfallenden Gesamtkosten in aller Direktheit zu stellen.

Niemand sollte sich bei familiären Konflikten, die einen Therapeuten erfordern, verschulden müssen. Die Kosten für familientherapeutische Sitzungen sollten transparent und tragbar sein. Sind sie das nicht, besteht die Gefahr, dass die Familie in ihren destruktiven Verhaltensmustern gefangen ist, und diese sich noch weiter verfestigen. Möglich ist, zunächst eine kostenlose familientherapeutische Beratung in einer Familienberatungsstelle in Anspruch zu nehmen. Dort kann die Familie vom Berater beurteilen lassen, ob ein Familientherapeut eine sinnvollere Wahl wäre. Ist das der Fall, kann der Berater vielleicht mit guten Tipps oder Adressen von sozial denkenden Therapeuten weiterhelfen. Außerdem kann auch der Berater sich auf Ihren Wunsch hin an die zuständige Krankenkasse wenden, um die Probleme aus seiner Sicht zu schildern. Manchmal verhilft der Bericht eines erfahrenen Beraters zu einer Kostenübernahme.

Auszugehen ist von etwa fünf bis zehn Therapiesitzungen, die je 90 Minuten oder länger dauern können. Für eine neunzigminütige Therapiesitzung fallen etwa 120 Euro Unkosten an. Bei fünf Sitzungen sind das 600 Euro, bei der doppelten Zahl 1.200 Euro. Bei längerer Sitzungsdauer erhöht sich dieser Preis. Viele Familientherapeuten weisen auf ihrer Webseite darauf hin, dass eine Ermäßigung bei geringem Einkommen möglich ist. Diese Vergünstigung sollte gleich bei der Anfrage nach einem Erstgespräch oder einem Telefonat vor dem ersten Therapietermin erbeten werden.

Quellen:

  • https://www.gofeminin.de/mein-leben/familientherapie-beratung-familienprobleme-s795970.html
  • https://www.therapie.de/psyche/info/fragen/wichtigste-fragen/was-bezahlt-die-krankenkasse/
  • https://elke-wardin.de/dauer-und-kosten/

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