Kynophobie – Begriffsherkunft und Definition
Als Kynophobie (auch: Hundephobie) bezeichnet man die andauerende, krankhafte und irrationale Angst vor Hunden bei Menschen. Sie ist eine spezifische Angststörung nach DSM-IV (Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders; übersetzt: „diagnostischer und statistischer Leitfaden psychischer Störungen“). Der Begriff leitet sich aus dem Altgriechischen ab: „κύων“ (kýon) ist das altgriechische Wort für „Hund“ und „φόβος“ (phobos) das Wort für „Furcht“. Hin und wieder wird auch der aus dem Lateinischen abgeleitete Begriff Canophobie verwendet – „canis“ ist das lateinische Wort für „Hund“ und zugleich der wissenschaftliche Oberbegriff für die Gattung der Wolfs- und Schakalartigen.
Angst vor Hunden – Entstehung und Ursachen einer Hundephobie
Wenn Menschen ohne Angst vor Hunden mit Kynophobie-Betroffenen zusammenkommen und mit deren Angststörung konfrontiert werden, kommt meist die Frage: „Bist du denn mal gebissen worden?“ Diese Frage wird überraschend häufig verneint, denn ein Hundebiss ist entgegen der vorherrschenden Meinung unter Laien nur selten Auslöser für eine Hundephobie. Genaugenommen gibt es keine ganz klar gesicherte Ursache, nur bestimmte Faktoren, die eine Kynophobie begünstigen können: Gemeinhin wird davon ausgegangen, dass grundlegend anfällige Personen durch eine Form der Konditionierung an Kynophobie erkranken können. Im Kern ist demnach zunächst einmal entscheidend, dass das Gehirn den Reiz Hund mit der emotionalen Reaktion Angst verknüpft hat, was meist durch ein traumatisches Kindheitserlebnis bedingt ist, aber auch im Erwachsenenalter noch passieren kann. Dabei muss nicht einmal der Hund selbst, etwas getan haben, was einen Schreck verursacht, nein, es muss schlicht ein häufig frühes Aufeinandertreffen mit einem Hund mit einem Schreck fürs Leben (in dem Fall im wahrsten Sinne des Wortes) zusammenfallen.
Ein weiterer Faktor kann der Einfluss durch Dritte sein. Wenn Kinder mit jemandem aufwachsen, der selbst unter Kynophobie leidet, kann es vorkommen, dass sie die Angst praktisch erlernen. Auch die Beobachtung eines Angriffs durch Hunde als Außenstehender oder negative mediale Rezeption können begünstigende Faktoren für das Erkranken an einer Hundephobie sein.
Kynophobie Diagnose nach DSM-IV
Das Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disorders IV definiert alle spezifischen Phobien nach denselben Kriterien. Angewendet auf die Kynophobie sähe die Definition wie folgt aus:
- ausgeprägte und lang anhaltende Angst vor Hunden, die unbegründet und übertrieben ist
- unmittelbare Panikreaktion bei der Konfrontation mit einem Hund
- Der Betroffene ist sich selbst darüber bewusst, dass seine Angst übertrieben und unbegründet ist.
- Der Umgang mit Hunden wird gemieden oder nur unter Angst ertragen.
- Das Leben des Betroffenen wird durch die phobische Störung eingeschränkt (Alltag, Beruf und Sozialleben können betroffen sein).
- Der Betroffene leidet erheblich unter den Angstzuständen.
- Bei minderjährigen Betroffenen hält die Angst über einen Zeitraum von über sechs Monaten an.
Problematik der Hundephobie
Panische Angst vor Hunden im Alltag ist für gewöhnlich unbegründet. Daran ändert auch die Statistik, dass Hunde nach Stechmücken und Moskitos am zweithäufigsten unter allen Tieren für den Tod von Menschen verantwortlich sind, nichts, da Hunde auch viel häufiger in Kontakt mit Menschen kommen als andere Tiere. Im Regelfall sind Hunde keine Bedrohung für Leib und Leben. Sie sind aber auf der Straße sehr häufig anzutreffen, weshalb die Kynophobie Betroffene weit mehr einschränkt als andere Tierphobien wie etwa die Ophidiophobie (Schlangenangst). Das kann soweit gehen, dass es von den Betroffenen vermieden wird, das Haus zu verlassen, weil ihnen draußen ein Hund begegnen könnte. Oder sie meiden öffentliche, aber geschlossene Räume wie öffentliche Verkehrsmittel oder Restaurants, aus Angst ein Hund könne dort auftauchen.
Ein weiteres großes Problem für Kynophobiker ist das häufig mangelnde Verständnis Dritter, insbesondere der Hundehalter, die nicht selten äußerst unsensibel auf die Furcht der Betroffenen reagieren und die Hundeangst mit dummen Sprüchen abtun.
Therapiemöglichkeiten bei Hundeangst
Das Mittel der Wahl bei Kynophobie ist die Konfrontations- oder Expositionstherapie (siehe Konfrontationstherapie bei Angststörungen, Expositionsübungen), die von Gesprächen mit dem Therapeuten begleitet wird (vgl. Gesprächstherapien). Die Konfrontation erfolgt dabei sowohl in vivo („im Lebendigen“; also in der realen Situation) als auch in sensu („im Gefühl“; in der Vorstellung des Patienten). Mittlerweile kommt auch die Konfrontation in der virtuellen Realität in Therapien zum Einsatz. Bei der Konfrontation in vivo ist es aber von entscheidender Bedeutung den richtigen Hund bzw. die richtigen Hunde, idealerweise Therapiehunde auszuwählen. Verhält der Hund sich gegenüber dem Patienten nämlich aggressiv oder ist zu lebhaft, kann die Konfrontation die Angst verschlimmern statt mindern, da das Gehirn es als ein erneute negative Begegnung mit einem Hund einstuft und sich so in der Angstsymptomatik (siehe Angstsymptome) bestätigt fühlt. Die Verhaltenstherapie sollte zudem möglichst von jemandem begleitet werden, der sich mit Hunden gut auskennt und dem Patienten beibringen kann, die Körpersprache des Hundes zu deuten.
Quellen und weiterführende Ressourcen zum Thema Hundeangst:
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