Was Lasea dank Lavendelöl kann, und was nicht… – positive Erfahrungen und der Ruf eines „pflanzlichen Antidepressivums“
Das Medikament Lasea ist ein pflanzliches Arzneimittel, das bei ängstlicher Verstimmung und Unruhezuständen Besserung verschaffen soll. Das Mittel ist rezeptfrei in Apotheken erhältlich.
Lasea macht sich die beruhigende und entspannende Wirkung des Lavendels zunutze und enthält laut Beipackzettel als einzigen Wirkstoff Lavendelöl. Als pflanzliches Medikament macht es auch bei längerem Gebrauch nicht abhängig.
Bei welchen Beschwerden ist Lasea indiziert?
Dem Hersteller zufolge kann Lasea eingenommen werden, um „Unruhezustände bei ängstlicher Verstimmung“ zu bessern. Zu den weiteren Symptomen dieser Befindlichkeit zählen kreisende Gedanken und Einschlafschwierigkeiten. Diese Befindlichkeit kann sich in schweren Fällen schleichend zum Burnout entwickeln. Ursachen können Probleme am Arbeitsplatz, in der Partnerschaft oder der Familie sein – beispielsweise drückende Versagensängste im Job, Angst vor Verlust des Arbeitsplatzes oder dauerhafter Stress in der Partnerschaft.
Das Medikament soll Menschen wieder zu Ausgeglichenheit und Zuversicht verhelfen, die von sich aus nicht mehr in der Lage sind, sich zu entspannen (vgl. auch innere Ruhe finden). Dem Hersteller zufolge durchleben bis zu einem Viertel aller Menschen einmal in ihrem Leben eine Phase, in der sie an ängstlicher Unruhe leiden, wobei Frauen doppelt so häufig betroffen sein sollen wie Männer.
Wie das unabhängige Institut für Arzneimittelinformation in seinem Arzneimittel-Informationsdienst arznei-telegramm.de jedoch hervorhebt, handelt es sich bei den durch Lasea behandelbaren Beschwerden keinesfalls um Erkrankungen wie etwa eine Depression, starke Ängste oder etwa Panikattacken, die in die Hände eines Arztes gehören (siehe: bin ich psychisch krank?). Der Informationsdienst kritisiert, Lasea wende sich an Menschen mit Befindlichkeitsstörungen, die noch in den Bereich des Normalen gehören, und rücke diese in die Nähe von Krankheiten, um sie medikamentös zu behandeln. Das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) leiste diesem Vorgehen Vorschub, indem es das Mittel als Arzneimittel zugelassen habe.
Mit anderen Worten: Lasea bessere Befindlichkeitsstörungen, die durchaus normal sind, und stelle diese als Krankheit dar, um sie medikamentös zu behandeln.
Lasea darf aber keinesfalls für ein verschreibungspflichtiges Medikament gehalten werden oder gar ersetzen, etwa gegen eine klinische Depression, Panikattacken, schwere Angstzuständen oder Burnout (siehe Burn-out). Lasea ist auch weder ein Schlafmittel noch ein Beruhigungsmittel im engeren Sinne, das die Funktionen des zentralen Nervensystems dämpft. Lasea macht sich jedoch die entspannenden Eigenschaften des Lavendels zunutze, der beruhigend auf die Nerven wirkt.
Lasea Wirkung: Wie wirkt Lasea?
Jeder psychischen Verfassung liegen bestimmte biochemische Prozesse im Körper zugrunde. Hält ein bestimmter Zustand über längere Zeit an, kann es dem Körper schwerfallen, aus diesem Muster auszubrechen.
Bei einem Körper, der sich aufgrund langer Phasen der Belastung dauerhaft in Alarmbereitschaft – mit anderen Worten: in Stress – befindet, gerät das Gleichgewicht der Botenstoffe im Gehirn, der sogenannten Neurotransmitter, aus der Balance.
- Die Neurotransmitter mit antreibender Wirkung, die für Aufmerksamkeit, Konzentration und Leistungsfähigkeit sorgen, werden nicht ausreichend durch dämpfende Neurotransmitter, die für Entspannung und Schlaf zuständig sind, ausgeglichen. In der Folge kommt es zur Übererregung zahlreicher Nervenzellen, die sich als Unruhezustände und Angstgefühle äußert.
- Lasea reduziert die Übertragung erregender Neurotransmitter, sodass sich die Nervenzellenaktivität beruhigen kann. Unruhezustände und Angstgefühle werden abgemildert.
Bereits die Antike kannte Lavendel als Heilpflanze
Dieser biochemische Prozess erklärt, was in der Heilkunde bereits seit Jahrhunderten bekannt ist: Lavendel wirkt sich wohltuend auf die Psyche aus. Um 78 n. Chr. beschrieb der Arzt Dioskurides die Pflanze in seinem über viele Jahrhunderte lang einflussreichen Werk „De materia medica“. Seitdem gehört der Lavendel zum festen Kanon der Heilpflanzen. Dioskurides zufolge „öffnet und erleichtert (die Pflanze) die ganzen Eingeweide und überhaupt den Zustand des Körpers“ – ein Befinden, das wir als Entspannung bezeichnen. Versuche konnten nachweisen,
- dass Lavendel die motorische Aktivität vermindert,
- die Einschlafphase verkürzt und
- die Schlafdauer verlängert.
Heilpraktiker empfehlen Menschen mit Einschlafproblemen, Lavendel als Tee zu trinken oder frische Lavendelblüten ins Badewasser zu geben. Ätherisches Lavendelöl entfaltet in der Aromatherapie als Raumduft oder Massageöl seine beruhigende Wirkung und wird über die Atmung oder die Haut aufgenommen.
Die Inhaltsstoffe von Lasea, Dosierung
Bei Lasea erfolgt die Aufnahme des Lavendelöls durch direkte Einnahme von Weichkapseln. Eine Weichkapsel enthält 80 mg Lavendelöl.
Lavendel ist aber nicht gleich Lavendel. Es gibt zahlreiche Lavendelarten, deren Inhaltsstoffe unterschiedlich gewichtet sind und die deshalb auch ein unterschiedliches Wirkspektrum entfalten. Lasea wird aus dem sogenannten Arzneilavendel (lateinisch Lavandula angustifolia) hergestellt, dem besonderen Heilkräfte nachgesagt werden. Die Pflanze wächst in sonnigen Höhenlagen des Mittelmeerraums – unweigerlich hat man die ausgedehnten Lavendelfelder der Provence vor Augen, die ihren Duft weithin verströmen.
Das duftende Öl ist nicht nur in den Lavendelblüten, sondern auch in den Blättern und Stängeln enthalten. Die Blüten enthalten jedoch den höchsten Anteil an ätherischen Ölen. Sie werden handverlesen und um die Mittagszeit geerntet, kurz bevor sie aufblühen, weil dann der Anteil der ätherischen Öle in der Blüte aufgrund der intensiven Sonneneinstrahlung am höchsten ist. Da ätherisches Öl sehr flüchtig ist, werden die Lavendelblüten sogleich nach der Ernte noch vor Ort schonend destilliert. So erhält das Öl eine Qualität, die die Anforderungen des Europäischen Arzneibuchs an die Herstellung von Lavendelöl für medizinische Zwecke noch übertrifft. Darüber hinaus sorgt dieses Verfahren für eine von Kapsel zu Kapsel gleichbleibende Qualität.
Spitzner Arzneimittel, der Hersteller von Lasea, hat sich sein Lavendelöl unter dem Namen Silexan patentieren lassen. Weitere Inhaltsstoffe der Kapseln sind Sorbitol, hochgereinigtes Rapsöl als notwendiger Hilfsstoff sowie in geringen Mengen die synthetischen Lebensmittelfarbstoffe Echtes Karmin bzw. Aluminiumsalz (E 120), Patentblau V bzw. Aluminiumsalz (E 131) und Titandioxid (E 171).
Nebenwirkungen und Wechselwirkung mit anderen Medikamenten
Als unerwünschte Nebenwirkungen von Lasea werden häufig Verdauungsbeschwerden wie Aufstoßen und Übelkeit genannt. Weitere Nebenwirkungen können in Verbindung mit einer Allergie gegen Lavendel oder Sorbitol, einer Zuckerart, auftreten.
Lavendelöl kann die Wirksamkeit von anderen Arzneimitteln beeinflussen, beispielsweise Barbituraten und Benzodiazepine, die gegen Krampfzustände und Epilepsie eingesetzt werden. Klinische Erfahrungen liegen darüber nicht vor.
Wechselwirkungen von Lasea mit Alkohol oder der Anti-Baby-Pille sind nicht indiziert. Ebenso liegen keine Studien vor, dass Lasea zu einer Gewichtszunahmen führt. Während der Schwangerschaft und der Stillzeit darf Lasea nur nach Absprache mit dem behandelnden Gynäkologen eingenommen werden. Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollten Lasea nicht einnehmen, da bei dieser Personengruppe das Mittel nicht ausreichend durch Studien belegt ist.
Des Öfteren wird auf die in den Lasea-Kapseln enthaltenen Lebensmittelfarbstoffen in Form von Aluminiumsalzen hingewiesen und gelegentlich ein Zusammenhang mit Demenzerkrankungen hergestellt. Ärztlichen Aussagen zufolge ist die Konzentration der Aluminiumsalze in Medikamentenkapseln, verglichen mit der Gesamtaufnahme von Aluminiumsalzen durch die Nahrung, jedoch verschwindend gering bis nicht relevant. Zudem konnte bis heute nicht nachgewiesen, dass Aluminiumsalze überhaupt für eine Demenzerkrankung verantwortlich sind.
Die Einnahme von Lasea
Lasea wird gemäß der Dosierungsempfehlung des Herstellers einmal täglich in Form einer Weichkapsel unzerkaut eingenommen. Ob man Lasea morgens oder abends einnimmt, ist egal: Der Zeitpunkt der Einnahme ist beliebig. Es wird aber empfohlen, die Kapseln zusammen mit einem Glas Wasser einzunehmen. Nach unserer Erfahrung bringt die Einnahme vor dem Schlafengehen einen deutlichen Vorteil: Man bekommt vom doch öfter auftretenden Aufstoßen nach Lavendel wenig(er) mit, wenn man schläft.
Wie schnell wirkt Lasea?
Viele Personen, die Lasea eingenommen haben, berichten bereits nach zwei bis drei Tagen, dass sie ruhiger und tiefer schlafen und ihre Unruhezustände abgenommen haben. Bei etwa vier Prozent der Anwender hat Lasea überhaupt keine Wirkung gezeigt, etwa acht Prozent berichten von Müdigkeit, die in wenigen Fällen so stark war, dass sie das Medikament wieder abgesetzt haben.
Packungsgrößen und Preis
Lasea ist in Packungen mit 14, 28 und 56 Weichkapseln erhältlich, die dementsprechend zwei, vier oder acht Wochen lang vorhalten. Der Preis liegt bei rund 7,75 Euro für 14 Kapseln, rund 14,50 Euro für 28 Kapseln und rund 27,50 Euro für 56 Stück. Eine Kapsel kostet in der 14-Tage-Packung somit etwas über 55 Cent, in der Vier-Wochen-Packung knapp 52 Cent und in der Acht-Wochen-Packung rund 49 Cent.
Alternativen zu Lasea: ähnliche Medikamente
Außer Lasea sind weitere Mittel auf dem Markt, die gegen innere Unruhe wirken. Prinzipiell sollte man nicht mehrere solcher Mittel miteinander kombinieren.
Im Folgenden stellen wir vier bekannte Beruhigungsmittel vor, die allesamt rezeptfrei in der Apotheke erhältlich sind. Wichtig bleibt jedoch: es handelt sich um Symptomlinderer, behebt nicht die Ursachen von Angststörungen / Angsterkrankungen und ist somit keine echte Angstbewältigungstherapie.
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- Ein etabliertes pflanzliches Beruhigungsmittel ist Baldrian. Dessen medizinisch wirksamer Bestandteil ist das ätherische Öl in der Wurzel. Ähnliche wie der Lavendel wirkt es hemmend auf das Zentralnervensystem und fördert so den Schlaf. Auch bei Ängsten, z.B. Prüfungsangst (siehe Prüfungsängste) sowie Anspannung wird Baldrian eingesetzt. Allerdings macht sich seine Wirkung in der Regel erst nach zweiwöchiger Einnahme bemerkbar. Anders als chemische Medikamente bewirkt Baldrian in der Regel keine Tagesmüdigkeit.
- Ein ebenfalls bei nervösen Unruhezuständen und Schlafstörungen eingenommenes Mittel ist Neurexan. Es handelt sich um ein Kombinationspräparat homöopathischer Mittel (hier ausführlicher Artikel zur Wirkung von Neurexan). Eine Packung mit 50 Stück kostet etwa 12 Euro. Anwender berichten von einer sofortigen Befreiung von Angstzuständen und Unruhe, bei manchen hat es jedoch keinerlei Wirkung gezeigt.
- Lioran ist ein weiteres pflanzliches Mittel, das bei nervösen Unruhezuständen ausgleichend wirkt. Es basiert auf dem Wirkstoff des Passionsblumenkrauts, einem pflanzlichen Beruhigungsmittel, das bereits ab 12 Jahren eingenommen werden darf. Anwender berichten von einer sehr guten Wirksamkeit, allerdings ist zu beachten, dass gemäß Herstellerangaben die Aufmerksamkeit im Alltag herabgesetzt sein kann und die Verkehrsfähigkeit sowie die Fähigkeit zum Bedienen von Maschinen beeinträchtigt wird. Die Kosten liegen bei etwa 14,50 pro 80 Stück.
- Auch Johanniskraut ist ein bekannter Stimmungsaufheller, der Angstzustände lösen und nervöse Unruhe lindern kann. Johanniskraut-Medikamente zur Behandlung von Depressionen sind verschreibungspflichtig. Johanniskraut wird schwerpunktmäßig bei sogenannten depressiven Störungen empfohlen, weniger explizit zur Besserung von innerer Unruhe oder bei Schlafproblemen. Zu beachten ist auch, dass sich seine Wirkung erst nach etwa vierwöchiger Einnahme entfaltet. Zudem kann Johanniskraut in Wechselwirkung zu anderen Medikamenten treten.
Siehe weiterführend auch unseren Text (eBook-Auszug) zum Thema pflanzliche Mittel gegen Depressionen / rezeptfreie Medikamente bei Angst sowie den Lexikoneintrag zu Antidepressiva insgesamt.
Tests und Erfahrungsberichte mit Lasea
Die mit Lasea durchgeführte, einzige vollständig publizierte und plazebokontrollierten Studie mit Lasea wird wegen methodischer Schwächen kritisiert, sowohl wegen der Auswahl der Teilnehmer mit nicht überprüfbaren Symptomen als auch wegen der Durchführung der Studie in Praxen statt in spezialisierten Forschungszentren. Verunsichernd wirkt der Hinweis von in-vitro-Studien auf das Erbgut schädigende und hormonelle Wirkungen von Lavendelöl.
Dem widerspricht der Hersteller Spitzner Arzneimittel und beruft sich auf vier richtlinienkonforme kontrollierte Studien, die die Wirksamkeit von Lasea nachgewiesen haben. Die potenzielle Erbgutschädigung und Hormonwirkung sieht der Hersteller durch zwei Forschungsberichte der hauseigenen Präklinischen Forschung als widerlegt an.
Anwender, die das Mittel eingenommen haben, bestätigen zu 70% seine Wirksamkeit und Verträglichkeit, heben die einfache Anwendung des Mittels hervor, kritisieren aber das Preis-Leistungs-Verhältnis und würden das Mittel unter dem Strich zu 70% weiterempfehlen.
In Bezug auf die Nebenwirkungen hat ein Drittel der Anwender hat keinerlei Nebenwirkungen verspürt. 41% berichten von Aufstoßen, das überraschenderweise nicht von allen als unangenehm empfunden wurde. Zehn Prozent berichten über Übelkeit, 8% über Müdigkeit und 4% empfinden das Mittel als wirkungslos. Eingesetzt wird es wie oben erläutert bei Angst, und Schlafstörungen, Unruhe, Depression und Stress.
Alles in Allem hat Lasea es 2013 unter den frei verkäuflichen Arzneimitteln gegen Unruhe und ängstliche Verstimmung mit einem Marktanteil von 6% deutschlandweit auf Platz 3 geschafft.
Quellen:
- https://www.deutsches-museum.de/bibliothek/unsere-schaetze/medizin/dioscurides/dioscurides-materia-medica/
- https://www.lavendel.net/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Aromatherapie
- https://de.wikipedia.org/wiki/Echter_Lavendel
- https://www.arznei-telegramm.de/blitz-pdf/a-t1103_Lavendeloel.pdf
- https://www.sanego.de/Medikamente/Lasea/
- https://www.apotheken-umschau.de