Manisch-depressiv: Gerade noch von Glücksgefühlen beflügelt und bald wieder von tiefster Trauer ergriffen, zwischendurch auch mal ganz normal zumute – genau so lässt sich die psychische Erkrankung mit dem Namen „Manische Depression“ beschreiben. Ihr Krankheitsbild und –verlauf unterscheiden sich stark von denen einer „herkömmlichen“ Depression. Während es sich bei einer Depression um lang anhaltende Stimmungstiefs geht, äußern sich manische Depressionen viel mehr durch extreme Stimmungsschwankungen. Daher wird die manische Depression in der medizinischen Fachsprache auch als bipolare affektive Störung bezeichnet (vgl. auch bipolare Persönlichkeitsstörungen).
Nachfolgend möchten wir Ihnen diese Form – die manische Depression – im Hinblick auf ihren Verlauf, die Symptomatik, die Diagnose sowie die Behandlungsmöglichkeiten vorstellen.
„Manisch-depressiv“: Krankheitsbild und Definition
Eine manische Depression verläuft bipolar und zeichnet durch sich wechselnde manische und depressive Phasen aus. Die Stimmungslage der Betroffenen bewegt sich ständig zwischen Manie und Depression, wobei der Begriff „Manie“ laut Duden definiert wird als einen
„heiter-erregten Gemütszustand als Phase der manisch-depressiven Psychose“.
Zwischen den Zuständen gibt es aber auch, teils sogar recht lange, Zeiträume, in denen der Patient sich normal verhält und sich ausgeglichen fühlt. Ein normales Leben zu führen ist nur bedingt möglich. Denn wann die nächste Krankheitsphase wieder eintritt und wie lange sie anhält, ist nicht vorhersehbar. Und bei jedem Erkrankten können diese ganz unterschiedlich oft, unterschiedlich lang und unterschiedlich stark ausfallen. Außerhalb der Krankheitsphasen weisen die Betroffenen hingegen keinerlei Symptome auf.
(tk.de/techniker/service/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/psychische-erkrankungen/manisch-depressiv-leben-zwischen-extremen-2016496)
Verlauf von manischen Depressionen
Affektive bipolare Störungen lassen sich in zwei Krankheitsphasen, die in der medizinischen Fachsprache auch als Episoden bezeichnet werden, einteilen:
- die manische (Euphorie) und
- die depressive (Niedergeschlagenheit).
Die Manie-Phase hält in der Regel von sieben bis 14 Tage an, in seltenen Fällen auch länger. Folgt auf diese mindestens eine Depressionsphase, spricht man von einer Bipolar 1-Störung. Etwa zwei Prozent der Bevölkerung sind davon betroffen.
Eine Bipolar 2-Störung beginnt hingegen mit der Depression, auf welche die abgeschwächte Form der Manie, nämlich die Hypomanie, folgt. Diese hält etwa vier Tage an und zeichnet sich durch Stimmungshochs und hohe Leistungsfähigkeit aus, die gepaart mit Unruhe und Unkonzentriertheit auftreten. Da das Selbstbewusstsein im hypomanischen Zustand stark ansteigt, sind die Erkrankten recht risikofreudig. Etwa vier Prozent der Weltbevölkerung sind an der Bipolar 2-Störung erkrankt. Bei dieser Form der manischen Depression kann es vorkommen, dass der hypomanische Zustand nicht erkannt wird. Dann wird sie meist mit einer rezidivierenden Depression verwechselt. Dabei handelt es sich um eine Störung, bei der die Depressionsphase und der Normalzustand sich regelmäßig abwechseln. Für beide Formen der Erkrankung gilt: Gehen die unterschiedlichen Phasen dauerhaft übergangslos ineinander über, so spricht man von einem „Switching“, was auf Deutsch „Polaritätswechsel“ heißt.
(manischdepressiv.net/#ursachen-der-manisch-depressiven-erkrankungen)
Symptome der manischen Depression
Die manische Episode, auch euphorische Episode genannt, versteht sich als extremen Gegensatz zur Depressionsphase. In dieser Krankheitsphase sind die Betroffenen voller Energie, welche mit einem starken Tatendrang einhergeht. Sie brauchen insgesamt weniger Schlaf und fühlen sich dennoch recht fit und munter. Die heitere Stimmungslage kann jedoch auch sehr schnell in Gereiztheit und aggressives Verhalten umschwenken. Zudem empfinden die Patienten in dieser Phase ein vermehrtes Bedürfnis, sich mitzuteilen, so sprechen sie oft sehr schnell und sehr laut. Die Empfindung und Reaktion des Gesprächspartners wird dabei vom Gehirn einfach ausgeblendet. Die Feinfühligkeit, welche im Normalzustand durchaus vorhanden sein kann, und eine vernünftige Selbsteinschätzung fallen in dieser Krankheitsphase komplett aus. Das Verhalten der Erkrankten ist nun stürmisch, lebhaft, ungehemmt und impulsiv. In Extremfällen geht die manische Episode sogar mit dem Verlust von sozialen Kontakten (etwa durch beleidigende oder verletzende Aussagen), des Arbeitsplatzes oder der Aufnahme von großen Krediten während eines Kaufrausches einher. Das Ende der manischen Phase geht oft aufgrund von Schuldgefühlen, die durch das vorherige unüberlegte Handeln entstehen, übergangslos in das depressive Stadium über.
Die Depressionsphase ist hingegen geprägt von tiefen Gefühlen der Verzweiflung und Niedergeschlagenheit (siehe auch Niedergeschlagenheit überwinden). Manisch-depressiv Erkrankte fühlen sich in diesem Krankheitszustand traurig, hoffnungslos und antrieblos. Die gedrückte Stimmung entsteht vielfach durch Ängste und Pessimismus, was wiederum zu einem gänzlichen Rückzug aus dem sozialen Leben oder sogar zu Selbstmordgedanken führen kann. „Sichtbare“ Symptome sind etwa Schlafstörungen, Appetitlosigkeit und Gewichtsverlust. Außerdem sind die Reaktionen der Sinneswahrnehmung und der Motorik in dieser Episode sehr verzögert. Konkrete bedeutet dies, dass die Patienten sehr langsam und leise sprechen. Auch kann es eine Weile dauern, bis sie auf Fragen und Bemerkungen reagieren.
Die Symptome lassen sich folgendermaßen zusammenfassen:
Manie
– Stimmungshoch
– Euphorie
– Antriebssteigerung
– Gereiztheit
– Schnelles Denken, Handeln und Sprechen
– starke Risikobereitschaft
– Kontaktfreudigkeit
– viel Gesprächsbedarf
– Impulsivität
– Fehlen von sozialen Hemmungen
– Leichtsinn
– große Unternehmungslust
– hohe Leistungsfähigkeit
– Steigerung der Kreativität
– gesteigertes Selbstbewusstsein (siehe auch mangelndes Selbstbewusstsein)
– vermindertes Schlafbedürfnis
Depression
– Niedergeschlagenheit
– gedrückte Stimmung
– Verlangsamtes Denken, Handeln und Sprechen
– Rückzugsverhalten
– Hemmungen und Ängste
– Pessimismus und Verzweiflung
– Antriebs-, Energie- und Motivationslosigkeit
– verminderte Libido
– Konzentrationsschwäche
– Schlafstörungen
– vermehrtes Schlafbedürfnis
– Selbstzweifel
– Suizidgedanken
Hypomanie
– Antriebs- und Aktivitätssteigerung
– gesteigerter Gesprächsbedarf
– Selbstüberschätzung
– vermindertes Schlafbedürfnis
– erhöhte Leistungsfähigkeit
– gesteigertes Selbstwertgefühl
– gesteigerte Libido
(Quelle: neurologen-und-psychiater-im-netz.org/psychiatrie-psychosomatik-psychotherapie/erkrankungen/bipolare-erkrankungen/krankheitsbild/, therapie.de/psyche/info/index/diagnose/bipolare-stoerungen/hypomanie/; weiterführend kann auch eine Google Recherche zum Stichwort manisch depressiv Symptome weitere Details liefern)
Manisch depressiv Symptome: Die Webseite https://www.apotheken.de/gesundheit-heute-news/article/manie-und-manisch-depressive-erkrankung/ informiert über die Leitbeschwerden der manisch-depressiven Erkrankung (Screenshot 29.06.2018)
Manische Depression: Ursachen
Für die Entstehung und Ausbruch manischer Depressionen gibt es ganz unterschiedliche Gründe. Grundsätzlich wurden folgende Ursachen beobachtet:
– Gendefekte:
Einige Untersuchungen haben erwiesen, dass der manischen Depression eine genetische Ursache zugrunde liegen kann. Im Zusammenspiel mit bestimmten äußeren Einflüssen kann die Krankheit zum Ausbruch kommen. Gerade Kinder mit einem Elternteil, das manisch depressiv ist, haben ein besonders hohes Risiko, auch daran zu erkranken. Das Risiko steigt sogar auf bis zu 50 Prozent, wenn beide Elternteile davon betroffen sind. Untersuchungen mit adoptierten Kindern bestätigen, dass manische Depressionen nicht durch die Erziehung bedingt werden, sondern tatsächlich von erblicher Natur seien. Jedoch konnte bisher nicht konkret nachgewiesen werden, welche Gendefekte zu einem Krankheitsausbruch beitragen. In Untersuchungen wurde allerdings beobachtet, dass Patienten von manischen Depressionen meist an einem Defekt des Chromosoms 4, 18 oder 21 leiden.
– Neurologische Ursache:
Beobachtungen zeigen, dass im Gehirn von manisch-depressiven Menschen die Verteilung und Regulierung wichtiger Neurotransmitter gestört sind. Unser Gehirn benötigt diese chemischen Botenstoffe, um Nervensignale weiterzuleiten. Bei manischen Depressionen spielen die drei Neurotransmitter Dopamin (siehe Dopamin Wirkung), Serotonin (siehe Serotonin Wirkung) und Noradrenalin (siehe Noradrenalin Wirkung) eine wesentliche Rolle. In der Manie-Phase ist die Ausschüttung von Dopamin und Noradrenalin wohl stark angestiegen, während der depressive Zustand durch einen Serotonin- und Noradrenalinmangel ausgelöst wird. Daher werden in bestimmten Fällen auch solche Medikamente zur Behandlung einer manischen Depression eingesetzt, um die Ausschüttung von Neurotransmittern regulieren.
– Stress:
Auch besondere Lebensumstände, die für Betroffene psychisch belastend sind, können Auslöser für manische Depressionen sein, so die Vermutungen einiger Forscher. Betroffene bestätigen nach einer erfolgreichen Therapie, dass die manische Depression in stressreichen oder traurigen Lebenssituationen begonnen habe, wie etwa nach einer Trennung (vgl. Trennungsschmerz verarbeiten) oder während einer schweren Krankheit. Dabei ist nicht nur eine lang anhaltende Stressphase von Bedeutung, sondern auch kurzzeitige Stresssituationen, wie zum Beispiel das Verpassen des Zuges, können als sehr stressintensiv wahrgenommen werden. Wann Stress wirklich als belastend empfunden wird, hängt ganz von dem Stressempfinden der jeweiligen Person ab. Aber inwiefern Stress für den Ausbruch von manischen Depressionen verantwortlich ist, ist noch nicht klar.
– Schlafstörung:
Es besteht der Verdacht, dass Schlafmangel und Schlafstörungen ebenfalls für den Ausbruch der Krankheit zuständig sind (s.a. Schlafmangel ausgleichen). Dabei sind insbesondere Menschen, die regelmäßig in Schichten arbeiten, gefährdet. Schließlich ist es bekannt, dass ein unregelmäßiger Schlaf- und Wachrhythmus den Körper langfristig in chronischen Stress versetzen kann.
– Traumatische Ereignisse:
Traumatische Ereignisse im Leben, die nachhaltig negative Spuren hinterlassen, können den Anstoß für den Ausbruch einer manischen Depression geben. Dabei spielen Angst und psychosoziale Probleme eine große Rolle. Etwa der Tod eines wichtigen Menschen, eine Trennung oder körperliche wie auch psychische Misshandlungen sind solche Traumata, die depressive Zustände hervorrufen können (vgl. hierzu auch PTBS Auswirkungen [posttraumatische Belastungsstörungen]).
– Einfluss von Medikamenten und Drogen:
Neben den oben genannten Ursachen können manische Depressionen auch durch die Einnahme bestimmter Medikamente oder durch den Missbrauch von Alkohol und Drogen ausgelöst werden. Dazu gehören Arzneimittel, die Kortison enthalten, und solche zur Behandlung von Parkinson der Epilepsie sowie Rauschgifte wie Kokain, LSD und Marihuana.
Manische Depression: Feststellung und Behandlungsmöglichkeiten
Beginnt die manische Depression mit einer Depressionsphase, ist es selbst für Experten nicht einfach, sie zu diagnostizieren. Vielmehr wird sie dann mit der „normalen“ Depression verwechselt. Eine Diagnose ist nur dann möglich, wenn Manie und Depression sich eindeutig abwechseln und auch als solche festgestellt werden. Je länger der Krankheitsverlauf beobachtet wird, umso eindeutiger ist die Diagnose manisch-depressiv. Zur Feststellung der Krankheit ist es hilfreich, dem Arzt mitzuteilen, ob in der Familie eine Depression im Allgemeine oder eine bipolare Störung im Besonderen vorliegt. Mitunter kann man online unter dem Stichwort manisch depressiv Test auch eine Vordiagnose im Selbsttest durchführen. (Quelle: tk.de/techniker/service/gesundheit-und-medizin/behandlungen-und-medizin/psychische-erkrankungen/manisch-depressiv-leben-zwischen-extremen-2016496)
Sind manische Depressionen einmal diagnostiziert, gibt es verschiedene Möglichkeiten, die Störungen zu behandeln. Wichtig ist, dass der Patient die Erkrankung auch anerkennt (siehe auch Bin ich depressiv?) und die Behandlung akzeptiert. Eine akute Therapie basiert auf die Einnahme von Medikamenten (siehe Psychopharmaka), die die Stimmung des Patienten reguliert und stabilisiert. Diese werden in Ergänzung zu einer Psychotherapie verabreicht (siehe Psychotherapie Arten). Dadurch können extreme Verhaltensweisen in depressiven und manischen Zuständen abgeschwächt oder gar vorgebeugt werden. Zum Eigenschutz des Patienten ist in Extremfällen sogar das Einweisen in eine Klinik notwendig.
Nach der erfolgreichen akuten Behandlung kann eine weitere Psychotherapie als vorbeugende Maßnahme zur langfristigen Stabilisierung der Stimmung eingesetzt werden. Diese dient an erster Stelle der Vorbeugung eines Rückfalls in eine der Episoden. Je nach individuellem Bedarf wird die Therapie mit der Einnahme von Lithium begleitet. Dieses hat sich als wirksam erwiesen, um manische Zustände vorzubeugen.