Bezeichnungen wie Ludiomil oder Maprotilin für verschreibungspflichtige Pharmazeutika oder deren Inhaltsstoffe sind nicht jedem geläufig. Beide gehören zu jener Art von Arzneimitteln, mit denen Otto Normalbürger auch lieber gar nichts zu tun haben möchte.
Maprotilin ist ein neuerer Medikamentenwirkstoff. Dieser wird bei Depressionen und ähnlichen Zuständen verordnet. Der Medikamenten-Wirkstoff gehört in die Gruppe der tetrazyklischen Antidepressiva. Die erwünschte Wirkung tritt ein, weil das Maprotilin Prozesse der Botenstoffe bzw. Neurotransmitter wie Histamin, Serotonin oder Noradrenalin in unterschiedlichem Maße in der Art beeinflussen kann, dass diese sich im Gehirn anreichern. Das beseitigt ein Ungleichgewicht bei den Botenstoffen, welches die Depressionen ausgelöst hat.
Was ist ein tetrazyklisches Antidepressivum?
Maprotilin-haltige tetrazyklische Antidepressiva sind Psychopharmaka. Diese werden bei krankhaften depressiven Verstimmungen und depressiven Erkrankungen eingesetzt. Es handelt sich dabei um eine Weiterentwicklung der bereits bekannten trizyklischen Antidepressiva. In struktureller oder pharmakologischer Hinsicht ähneln die tetrazyklischen Antidepressiva diesen. Chemisch weisen sie jedoch nicht nur drei, sondern vier Kohlenstoffringe auf. Das macht einen Unterschied bei der Anwendung aus. Bisher sind drei Wirkstoff-Träger zu dieser Gruppe zu rechnen: Neben dem hier im Mittelpunkt stehenden Medikamenten-Grundstoff sind dies Mianserin und Mirtazapin.
Ludiomil oder Maprolu sind die in Deutschland bekannten Handelsnamen mit diesem Medikamentenwirkstoff. Außerdem durften nach dem Auslaufen des Hersteller-Patents Generika mit demselben Haupt-Wirkstoff hergestellt werden. Diese gesetzlich legalen Kopien mussten aber unter einem anderen Namen vermarktet werden.
Wie die meisten anderen Antidepressiva muss auch ein Maprotilin-haltiges Präparat mit niedrigen Anfangsdosen eingeschlichen werden. Es darf nach Ende der Behandlung nicht abrupt abgesetzt werden, sondern muss ebenso langsam ausgeschlichen werden. Nach einem abrupten Absetzen drohen sonst Entzugserscheinungen, die äußerst unangenehm oder gefährlich sind.
Wie wirken Maprotilin-haltige Arzneien wie Ludiomil?
Wie bereits angedeutet hemmen und blockieren Ludiomil Tabletten dank ihres Wirkstoffes die „Wiederaufnahme“ bestimmter Botenstoffe im Gehirn in ihre „Speicher“, so dass sie länger im Gehirn frei und aktiv bleiben können.
Maprotilin ist bisher nur in zwei Darreichungsformen zu haben: als Filmtabletten mit 25 mg oder 50 mg Wirkstoffgehalt, oder als Injektionslösung. In den Tabletten ist der Wirkstoff als Maprotilin-Hydrochlorid, in der Injektionslösung aber als Maprotilin-Mesilat enthalten.
Im Vergleich zu den trizyklischen Antidepressiva bieten Ludiomil oder Maprolu den Vorteil, keine allzu gravierenden Einflüsse auf das vegetative Nervensystem zu haben. Diese Antidepressiva sind also insgesamt besser verträglich. Leider hat Ludiomil aber zahlreiche Nebenwirkungen. Es kann außerdem zu Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten kommen – und es gibt Kontraindikationen.
Nebenwirkungen von Maprotilin
Die Liste möglicherweise eintretender Nebenwirkungen nach der Gabe von Maprotilin ist beeindruckend lang. Die wenigen zunächst nachfolgenden Nebenwirkungen werden als vorübergehende Anfangsbeschwerden im Beipackzettel aufgelistet. Sie treten meist auf, wenn jemand erstmals Ludiomil Filmtabletten einnehmen muss:
- Schwindel und Benommenheitsgefühle (vgl. Schwankschwindel)
- Kopfschmerzen
- Müdigkeit oder Schläfrigkeit
- Übelkeit oder Erbrechen
- und Schweißausbrüche.
Nach einer Weile gewöhnt sich der Organismus an die Tabletten-Einnahme. Als weitere Nebenwirkungen durch die Filmtabletten können
- eine Appetitsteigerung mit nachfolgender Gewichtszunahme
- innere Unruhe
- Angstzustände
- Schlafstörungen und Alpträume
- Blutdruckschwankungen
- Ohnmacht nach zu schnellem Aufstehen, Benommenheit
- einem Arzneimittel-Exanthem und erhöhter Photosensibilität
- starkem Juckreiz (Pruritus)
- gesteigerte Aggressivität
- Konzentrations- oder Gedächtnisstörungen
- Muskelkrämpfe, Muskelzittern und Muskelschwäche
- Erregungsleitungsstörungen des Herzens
- Schwindel
- Taubheitsgefühle in den Extremitäten
- verschwommenes Sehen
- starkes Schwitzen, Hitzewallungen
- Herzrasen oder starkes Herzklopfen
- Fieber
- Haarausfall
- allergische Hautreaktionen
- Schwierigkeiten beim Wasserlassen
- und Potenzstörungen
auftreten. Da manche dieser Beschwerden ernsthafter Natur sind, könnten sie auf eine zu hohe Dosierung hinweisen. Die Betroffenen sind angehalten, bei solchen unerwünschten Wirkungen den behandelnden Arzt zu informieren. Gegebenenfalls ist eine Dosisanpassung notwendig.
Zusätzlich kann es zu eher selten auftretenden, aber gravierenden Wirkungen wie
- Halluzinationen
- Verwirrtheitszuständen
- einem pharmakogenen Delirium
- manischen oder psychotischen Zuständen
- Krampfanfällen
- Alveolitis
- Vaskulitis
- Lungenentzündung
- Harnverhalt
- einer Leberschädigung und Hepatitis
- einer Störung der Blutbildung
- oder einer Vergrößerung der Brüste
kommen. Solche Effekte müssen unbedingt mit dem behandelnden Arzt abgeklärt werden.
Wechselwirkungen mit anderen Arzneimitteln
Wechselwirkungen von Ludiomil 25 mg können mit verschiedenen anderen Medikamenten eintreten – beispielsweise mit Diabetes-Medikamenten. Nach der Einnahme von Ludiomil und einem Diabetes-Medikament kann der Blutzuckerspiegel abfallen. Wirkungsminderungen oder -verstärkungen können bei Kombinationen mit
- MAO-Hemmern
- anderen tri- oder tetrazyklischen Antidepressiva
- Neuroleptika
- Methylphenidat und Cimetidin
- Barbituraten
- Phenytoin und Carbamazepin
- Alpha-Sympathomimetika
- blutdrucksenkenden Mitteln wie Clonidin, Reserpin oder Guanethidin
- Herzglykosiden und Antiarrhythmika, z. B. Amiodaron-Hydrochlorid oder Chinidin
- oder Gerinnungshemmern
vorkommen. Diese Kombinationen sind zu vermeiden. Der Arzt ist von der Einnahme solcher Präparate zu informieren.
Bei älteren Patienten, die mit Ludiomil behandelt wurden, wurde eine erhöhte Sturzgefahr mit nachfolgenden Knochenbrüchen registriert. Kinder und Jugendliche, die Maprotilin wegen ihrer Depressionen einnehmen müssen, können Verhaltensstörungen entwickeln. Sie können ein erhöhtes Risiko für Suizidgedanken haben, selbstverletzendes Verhalten entwickeln oder tatsächlich Selbstmord begehen.
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Wann darf Maprotilin nicht angewendet werden?
Bei einer bekannten Überempfindlichkeit auf den Wirkstoff Maprotilin nicht verordnet werden. Gleiches gilt, wenn eine Allergie auf bestimmte Arzneimittel, Füllstoffe und Antidepressiva vorliegt. Außerdem ist Maprotilin nicht bei einem Verdacht auf Epilepsie, bei einer bereits diagnostizieren Epilepsie oder einer erhöhten Krampfneigung zu verschreiben. Gleiches gilt für Menschen, die wegen einer Manie oder Schizophrenie behandelt werden.
Depressive Patienten, die vor kurzem einen Herzinfarkt überstanden haben, oder an schweren Leber-, Nieren- oder Herzerkrankungen leiden, müssen andere Antidepressiva erhalten. Gleiches gilt bei Vorliegen von erhöhtem Augeninnendruck bzw. einem Engwinkelglaukom, bei Problemen mit dem Wasserlassen – beispielsweise wegen einer Blasen- oder Prostataerkrankung – oder falls bereits ein anderes Antidepressivum aus der Klasse der MAO-Hemmer eingenommen wird. Auch Menschen mit einer Überfunktion der Schilddrüse oder Patienten, die Schilddrüsenhormone einnehmen müssen, sollten andere Medikamente gegen ihre Depressionen erhalten.
Ein Medikament wie Ludiomil darf nicht eingenommen werden, wenn regelmäßig größere Mengen Alkohol getrunken werden (vgl. Alkoholismus Symptome). Gleiches gilt, wenn medizinische Substanzen oder Drogen eingenommen werden, die bewusstseinsverändernd oder schlaffördernd wirken. Maprotilin setzt die Aufmerksamkeitsspanne und die Konzentrationsfähigkeit herab. Das Bedienen von Maschinen oder das Fahren eines PKW im Straßenverkehr sollte daher gegebenenfalls unterbleiben.
Kinder und Jugendliche unter 18 Jahren sollten gar keine Arzneimittel mit dem Wirkstoff Maprotilin erhalten. Wichtig ist außerdem, dass die Betroffenen vor chirurgischen Eingriffen oder umfangreichere Zahnbehandlungen den behandelnden Arzt von der Einnahme eines Arzneimittels mit Maprotilin-Gehalt informieren.
Erfahrungsberichte über Maprotilin
Eine behandlungsbedürftige Depression stellt die Patienten vor Herausforderungen. Bei den meisten Antidepressiva stellt sich die Wirkung erst nach längerer Einnahme ein. Die verordneten Präparate müssen erst eingeschlichen werden. Um ihre volle antidepressive Wirkung zu entfalten, braucht es oft bis zu zwei Monaten. Eine Depression wird daher oft ergänzend mit psychotherapeutischen Maßnahmen behandelt.
Viele Maprotilin Erfahrungsberichte bzw. Erfahrungen zu Ludiomil beklagen eine Gewichtszunahme. Diese ist auch bei mehreren anderen Antidepressiva zu erwarten. Ein Plus an Gewicht gehört jedoch zu den Wirkungen, die man eher vernachlässigen kann. Solange jemand nach der Einnahme der Filmtabletten keine schlimmeren Beschwerden beklagt, ist etwas Übergewicht aus Sicht der Mediziner hinnehmbar. Gegebenenfalls kann die Dosierung des Patienten etwas angepasst werden.
Übergewicht kann auch der Depression selbst zuzuschreiben sein, weil es dadurch möglicherweise zu Frustessen kommt. Die Gewichtszunahme muss nicht zur Gänze notwendigerweise dem Antidepressivum geschuldet sein. Sinnvoll kann es aber sein, seine Ernährungsweise anzupassen, um sein Körpergewicht unter Kontrolle zu halten. Bei bereits bestehenden Krankheiten sollte der behandelnde Arzt umfassend über die verordnete Therapie informiert werden, um Wechselwirkungen bei der Anwendung von Ludiomil auszuschließen oder zu minimieren. In jedem Fall ist der Beipackzettel der verschriebenen Präparate immer sorgfältig zu lesen.
Erfahrungsberichte im Internet zu lesen, ist im Übrigen nicht immer eine gute Idee. Zuweilen untergraben sie das Vertrauen in den behandelnden Arzt. Manchmal schaffen solche Berichte ähnlich Betroffener allerdings auch Vertrauen, weil jemand skeptisch ist und über gute Erfahrungen liest. Labile Personen sollten in jedem Fall der Sorgfalt ihres Arztes vertrauen, statt etwas auf Erfahrungsberichte zu geben und am Ende verwirrt und unsicher zu sein.
Quellen und Erfahrungsberichte:
- de.wikipedia.org/wiki/Tetrazyklisches_Antidepressivum
- de.wikipedia.org/wiki/Maprotilin
- test.de/medikamente/wirkstoff/antidepressivum-maprotilin-w471/
- flexikon.doccheck.com/de/Maprotilin
- deprimed.de/maprotilin
- sanego.de/Medikamente/Maprotilin/
- onmeda.de/Medikament/Ludiomil+50+mg–wirkung+dosierung.html
- meamedica.de/depression-trizyklika/maprotilin
- youtube.com/watch?v=JAhJmv57SeE
- youtube.com/watch?v=qVG6uVBDEcU