Schlafstörungen gehören zu den „Top 10“ der deutschen Volkskrankheiten. Kann das Schlafhormon Melatonin unser Einschlafen, unsere Schlafqualität und Jetlags verbessern? Diese Frage ist berechtigt, denn immer mehr Deutsche wollen in Eigenmedikation Melatonin Tabletten kaufen, ohne so richtig über Wirkung und Nebenwirkungen Bescheid zu wissen.
Das in den USA als „Wunderhormon“ gehandelte Melatonin wird eigentlich körpereigen produziert und steuert unseren Tag-Nacht-Rhythmus. Stress, Schichtdienste, Fehlernährung und Depressionen hemmen seine Produktion und schaden unserem Schlaf. Kann zugeführtes Melatonin uns helfen, diesen Mangel auszugleichen, um besser ein- und durchzuschlafen und fitter zu sein?
… aber abends bin ich wach: Deutschland schläft schlecht!
Wie akut die Lage ist, zeigt der aktuelle DAK-Gesundheitsreport „Deutschland schläft schlecht“ von 2017: Seit 2010 ist laut DAK-Studie die Zahl an Schlafstörungen Erwerbstätiger zwischen 35 und 65 Jahren um zwei Drittel angestiegen:
- 80 Prozent aller deutschen Arbeitnehmer/innen leiden inzwischen an Einschlafstörungen und Durchschlafstörungen.
- 34 Millionen Menschen gehen also täglich unausgeruht zur Arbeit.
- Fast die Hälfte aller Beschäftigten ist bei der Arbeit müde.
- Ein Drittel aller Beschäftigten ist regelmäßig erschöpft
- Jeder zehnte Arbeitnehmer (9,4 Prozent) leidet sogar an schweren Schlafstörungen!
Doppelt so viele Menschen wie früher schlucken zudem Schlafmittel. Nur eine Minderheit lässt sich aber ärztlich behandeln oder meldet sich krank. Die DAK-Studie beruht auf einer Datenanalyse 2,6 Millionen erwerbstätiger Versicherter und einer Umfrage des Forsa-Institus bei 5.200 Männern und Frauen, verglichen mit DAK-Daten aus dem Jahr 2010.
Täglicher Stress scheint dem Menschen also zugesetzt zu haben. Dabei verfügt unser Organismus über ein intelligentes Selbststeuerungssystem für den Schlaf-Wach-Rhythmus: die Zirbeldrüse (Glandula pinealis) im Zwischenhirn. Die aufgrund ihrer Ähnlichkeit mit dem Zapfen der Zirbelkiefer so benannte Drüse produziert das natürliche Schlafhormon Melatonin, das uns abends müde macht, für ein rasches Einschlafen und gesundes Durchschlafen sorgt (vgl. schneller einschlafen).
Produziert wird das Melatonin (chemische Formel: C₁₃H₁₆N₂O₂) von unseren sogenannten Pinealozyten. Sie gehören zu den neurosekretorischen Zellen, die die Signale anderer Zellen empfangen und daraufhin das Hormon ausschütten. Geringe Mengen an Melatonin produzieren übrigens auch unser Darm, unsere Netzhäute und jede einzelne Zelle.
Die Melaninproduktion bedarf aber äußerer wie innerer Reize, um das Blut mit dem Schlafhormon anzureichern. Dies sind Dunkelheit und Ruhe, tägliche Entspannung, Licht und Sonne und eine gesunde Ernährung. Wichtig ist auch die Einhaltung natürlicher Tag-Nacht-Rhythmen, damit unser Körper sein Gleichgewicht zwischen An- und Entspannung effektiv „timen“ kann.
Melatonin steuert uns bei Tag und bei Nacht
Das Schlafhormon Melatonin steuert uns ganz natürlich durch Licht und Dunkelheit. Sobald es draußen dämmert, steigt unser Melatoninspiegel an, bis er zwischen zwei und vier Uhr morgens seinen Höhepunkt erreicht. Schlafen wir zu diesem Zeitpunkt, befinden wir uns in der Tiefschlafphase. Danach fällt unser Melatoninspiegel ab, umso heller es draußen wird, aber auch abhängig vom Licht, das auf unsere Augen fällt. Idealerweise sind wir dann wach, fit und startklar für unseren Tag.
Sind wir aber überstrapaziert oder verstoßen fortwährend gegen die „innere Uhr“, etwa durch Schichtdienste oder Jetlags, gerät unser Tag-Nacht-Rhythmus aus dem Gleichgewicht. Die Melatoninproduktion stockt, unser Melatoninspiegel sinkt und unser Biorhythmus gerät außer Kontrolle. Die Folge sind Ein- und Durchschlafstörungen, Müdigkeit und Depressionen.
Die Angst vorm Schlafen und der Dunkelheit löst bei manchen Menschen auch Panikattacken beim Einschlafen und Panikattacken im Schlaf aus. Die dies betrifft, nehmen ihre Schlafstörung oft erst nach langer Zeit wahr. Sie schieben ihre Schlafprobleme und Anlaufschwächen häufig auf Ängste und Depressionen, die ursächlich auch durch den Schlafmangel entstehen (vgl. Schlafmangel Folgen).
Von Schlaftabletten bis zu heißer Milch: Experimentierfeld Schlafstörung
Viele bekämpfen ihre Einschlafschwierigkeiten mit
Alkohol beruhigt zwar kurzfristig, trocknet aber den Körper aus und führt nachts zu Harndrang. Besonders Frauen vertragen Alkohol abends schlecht, da er nachts zu Schlafstörungen führen kann. Beruhigungsmittel wie die Benzodiazepine Valium und Librium machen müde (siehe auch: Valium Nebenwirkungen), verursachen Schwindel und führen zu Abhängigkeiten. Auch Anti-Histaminika wie Hoggar Schlaftabletten und Doxylamin als Schlafmittel, die das zentrale Nervensystem dämpfen, machen tags müde. Sie verursachen Mundtrockenheit und Schwindel und können Herzschwächen verursachen.
Mirtazapin zum Schlafen zu nehmen oder Opipramol zum Schlafen einzusetzen heißt, ein trizyklisches Antidepressivum zu schlucken, das die Rezeptoren unseres zentralen Nervensystems blockiert. Beide Präparate wirken erst nach Einnahme über zwei Wochen, machen schläfrig und langfristig abhängig. Auch der Versuch, besser zu schlafen mit Amitriptylin, birgt Risiken: Dieses bereits 1961 auf den Markt gebrachte trizyklische Antidepressivum hilft zwar gegen Depressionen, Schmerzen und Schlafstörungen. Seine Einnahme führt jedoch u.U. zu
- Gewichtszunahme
- Schwindel
- Verdauungsstörungen
- Unruhe und
- erhöhtem Augeninnendruck.
Auch das angstlösende Antidepressiuvum Trimipramin zum Schlafen einzunehmen birgt Nebenwirkungen. 42 von 139 befragten Nutzer/innen berichteten über Gewichtszunahmen, 20 über Tagmüdigkeit und Benommenheit.
Schlaftees und Baldrian: Wohltuend, aber nicht für jede/n geeignet
Arzneitees mit Inhaltsstoffen wie Hopfen, Lavendel oder Melisse sind zwar wohltuend und beruhigend. Sie helfen aber nicht bei schweren Schlafstörungen und machen häufig tagsüber müde.
Lediglich Baldrian Tabletten sind gegen Schlafstörungen wirkungsvoll und arm an Nebenwirkungen. Präparate aus Baldrian können, ebenso wie andere pflanzliche Beruhigungsmittel, aber Allergien und Kopfschmerzen auslösen. Häufig ist ihre Wirkung auch mit Schwindel und Magen-Darm-Beschwerden verbunden.
Leckere Hausmittel und gesunde Ernährung reichen vielen nicht aus – Alte Hausmittel wie warme Milch mit Honig und Kakao sind demgegenüber gesünder. Sie können zwar keine chronischen Schlafstörungen lindern, sind aber wohltuend. Denn Milch enthält kleine Mengen an Melatonin, ebenso wie die schlaffördernde Aminosäure Tryptophan. Diese aromatische Aminosäure produziert unser Körper nicht selbst, sondern bezieht sie aus Lebensmitteln wie:
- Sojabohnen
- ungeschältem Reis
- Hühnchen- und Schweinefleisch
- rohem Lachs
- Bananen
- Mais und
- Kakao.
Allerdings verzehrt täglicher Stress unseren Tryptophan-Speicher, ebenso wie die aus dem Tryptophan gebildeten Serotonin-Glückshormone. Stress fördert zudem die Bildung unseres körpereigenen Stresshormons Cortisol, dem direkten Gegenspieler des Melatonins. Was also tun, wenn gegen den Biorhythmus gearbeitet werden muss, wenn unser Stresspegel uns nicht einschlafen lässt und Hausmittel nicht mehr helfen?
► Melatonin: Eine natürliche Einschlafhilfe, die den Biorhythmus reguliert
Nach einer Studie des Klinischen Forschungszentrums am US-amerikanischen Massachusetts Institute of Technology von 2001 stellte bereits eine Melatonindosis von 0,3 Milligramm, dem natürlichen Melatoninspiegel im Blut entsprechend, bei Probanden mit Schlafstörungen nach einer Woche den gesunden Schlaf wieder her.
- Sie schliefen schneller ein.
- Sie schliefen besser durch.
- Sie fühlten sich morgens fitter.
Darüber hinaus erhöhte die Gabe von Melatonin 30 Minuten vor der Nachtruhe binnen kurzer Zeit den natürlichen Melatoninspiegel der Probanden.
Wie kann es sein, dass Melatonin im Gegensatz zu anderen Einschlafhilfen so effizient ist und man nach der Einnahme tagsüber fit ist?
Unser Biorhythmus funktioniert nach dem circadianen System
Das circadiane System aller Organismen, entwickelt während unserer Millionen Jahre währenden Evolution, ist der Schlüssel zur periodischen Wirksamkeit des Melatonins auf unseren Körper. Zu Zeiten, als es weder künstliches Licht gab noch Aktivitäten rund um die Uhr, stellte sich unser Organismus im Dunkeln auf die Regeneration durch Schlaf ein. Seit über 1000 Jahren funktioniert die menschliche Physis diesbezüglich unverändert. Biologen und Mediziner unterscheiden verschiedene Chronotypen mit leicht abweichenden circadianen Rhythmen: „Lerchen“ und „Nachtigallen“ sind unterschiedlich genetisch prädispositioniert. Auch Männer und Frauen, Kinder, Teenager und alte Menschen verfügen über eigene circadiane Rhythmen: So sind Kleinkinder morgens früh wach, Teenager spät und Erwachsene ab 20 Jahren dann mit zunehmendem Alter wieder früher.
Allen gemeinsam ist: Melatonin und seine Gegenspieler, vor allem das Cortisol, wechseln sich je nach Tages- und Nachtzeit ab.
- Morgens ab sieben Uhr schnellt unsere Cortisolkonzentration im Blut hoch
- Das Cortisol lässt uns tagsüber wach und konzentriert bleiben
- Um 9 Uhr erlischt dann die Melatoninaussschüttung, um im Laufe des Tages zu stagnieren.
Während unser Blut tagsüber nur 10 Pikogramm Melatonin pro Milliliter enthält, also ein Milliardelstel Milligramm/ml, steigt sein Melatoningehalt nachts auf 100 Pikogramm/ml.
Unsere Melatoninproduktion ist also mit unserem Tag-Nacht-Rhythmus verknüpft. Somit registriert unser Körper auch ihm oral verabreichtes Melatonin als Nachtschlafhormon. Er füllt damit seinen Vorrat im Blut auf und verstoffwechselt es nachts.
Auch unsere Jahreszeiten beeinflussen übrigens die Melatoninbildung: Im Sommer, wenn es wir mehr Sonnenstunden erleben, ist unser Melatoninspiegel höher als während der dunklen Wintermonate. Unser Körper hemmt die Hormonbildung auch, wenn er künstlichen Lichtquellen ausgesetzt ist. Und wenn wir durch widrige Umstände bei Licht einschlafen, sinkt unser Melatoninspiegel im Blut unter die Hälfte des nächtlichen Normalwertes. Selbst der Mondrhythmus wirkt sich auf die Melatoninausschüttung aus.
Als Nahrungsergänzung zugeführtes Melatonin kann also unseren Schlaf-Wach-Rhythmus wieder herstellen. Dies setzt natürlich voraus, dass wir unser Leben gesund umstellen, rechtzeitig ins Bett gehen und uns während des Schlafes keinen ungesunden Lichtreizen oder Lärmquellen aussetzen wie durchs Fernsehen.
Wie hängen Sonnenlicht und Melatoninbildung zusammen?
Die Melatoninproduktion unseres Körpers hängt von unserer Serotoninbildung mithilfe des Sonnenlichtes ab. Denn Serotonin ist die Vorstufe, aus der die Zirbeldrüse das Melatonin unter Zuhilfenahme von Tryptophan synthetisiert. Tryptophan durch eine gesunde Ernährung, ein stressfreier Alltag und viel Licht und Sonne kurbeln unsere Serotoninbildung also an, die Voraussetzung für den gesunden Schlaf ist.
Fehlendes Licht kann wiederum die Serotoninproduktion hemmen und Herbst-, Winter- oder Frühjahrsdepressionen auslösen (siehe auch den eigenen Artikel zum Thema Winterdepression). Denn in den dunklen Monaten fehlt uns die Vitamin D-Zufuhr durch die natürliche Sonne (siehe den Artikel zu Vitamin D Mangel), die die Serotoninproduktion stimuliert.
Die Melatoninproduktion während unserer Lebenszeit: Bis zum 7. Lebensjahr steigt unser Melatoninspiegel ständig an. Nach der Pubertät verlangsamt sich die Produktion von Melatonin und sein Gehalt im Blut bis zum Alter von 45 Jahren. Bei alten Menschen ist die Zirbeldrüse häufig verkalkt und bildet weniger Melatonin, sodass sie häufiger unter Schlafstörungen leiden.
Deshalb ist Melatonin in einem Schlafmittel für über 55jährige in Deutschland medizinisch zugelassen, dessen Dosierung 2mg beträgt. Andere Patient/innen können sich das Hormon nur geringdosiert kaufen. Eine Alternative ist, es als Nahrungsergänzungsmittel online zu bestellen.
Wirkt der Stoff auch als Anti-Aging-Mittel?
Da Melatonin die Zellbildungsvorgänge während der Schlafphase reduziert, spart der menschliche Körper (ebenso wie der tierische während des Winterschlafes) dadurch Energie. Dies verlängert die Lebensdauer der Zellen und Organe. Am wirkungsvollsten tritt dieser Effekt nachts durch das Absinken der Körpertemperatur zutage. Das Melatonin verlangsamt die Arbeit der „Kraftwerke“ unserer Billionen Zellen, sodass unsere Körpertemperatur um 2/10 bis 4/10 Grad fällt. Im Alter, etwa während nächtlicher Hitzewallungen, nimmt dieser Effekt ab.
Wer seinem Körper abendlich geringe Mengen an Melatonin Wirkung zuführt, vermag die Verstoffwechselung des Hormons anzutreiben und den Alterungsprozess einzudämmen. Gleichzeitig schützt die Melatoningabe Herz und Kreislauf nachts vor unnötigen Belastungen.
Schützt das Immunsystem und wirkt gegen freie Radikale
Durch seine schützende Wirkung auf die Körperzellen beugt Melatonin Zellschädigungen durch freie Radikale vor. Im Schlaf führt der Körper seine Zellreparaturprozesse durch. Somit ist die Melatoninzufuhr ein Anreiz für die Reparaturfunktionen der Zellen. Melatonin dient neuen Studien zufolge außerdem selbst als Antioxidantium. Da es sich direkt an Sauerstoff- sowie Stickstoffradikale bindet, verhindert das Hormon, dass diese die Zelle schädigen. Zudem regt es den Körper zur Bildung antioxidativer Enzyme an.
Selbst in den Kraftwerken der Zellen, den Mitochondrien, wirkt Melatonin antioxdativ. Diese produzieren selbst Melatonin in kleinen Mengen, können jedoch durch ein Übermaß an freien Radikalen geschädigt werden. Auch Bakterien vermag Melatonin durch seine Schutzfunktionen auszubremsen.
Melatonin gegen Krebserkrankungen?
Frauen mit Mammakarzinomen zeigten wissenschaftlichen Studien zufolge nachts niedrigere Melatoninspiegel als gesunde Vergleichsgruppen. Auch Männer, die an Prostatakrebs leiden, haben einen deutlich niedrigeren Melatoninspiegel als Gesunde. Somit ist anzunehmen, dass das Melatonin nicht nur immunstimulierend wirkt, sondern auch krebshemmend.
Nachgewiesen ist bzgl. der Wirkung, dass:
- die Eierstockhormone und der Eisprung bei der Frau und die Aktivität der Hoden beim Mann durch Melatonin gehemmt werden
- das prämenstruelle Syndrom durch Melatonin gelindert wird
- Melatonin die weibliche Brust schützt, da es deren Östrogenrezeptoren, die die Zellteilung fördern, blockiert.
Seine antiöstrogene Wirkung verringert also die Gefahr, an Brustkrebs zu erkranken. Die Langzeitbehandlung durch Melatonin erwies sich zudem günstig bei der Bekämpfung des Endometrium-Karzinoms (Krebs der Gebärmutterschleimhaut), bei Dickdarmkrebs und Leukämie.
Nach einer Metaanalyse 10 US-amerikanischer Studien zwischen 1992 und 2003 sank durch die Melatoninbehandlung bei an Krebserkrankungen Betroffenen deren Sterblichkeit jährlich um 34 Prozent (Quelle: Journal of Pineal Research, November 2005). Bei den Studien wurden keine wesentlichen Nebenwirkungen beobachtet. Die in diesen Programmen verabreichten Melatonindosen waren mit 10 – 40mg wesentlich höher als die gegen Schlafstörungen verabreichten, die bei 1,5mg liegen.
Melatonin gegen Stress und psychische Erkrankungen
Melatonin senkt das Stresshormon Adrenalin, das unseren Körper energetisch pusht. Somit reguliert es unseren gesamten Stoffwechsel, senkt den Blutdruck und drosselt die Herzfrequenz. Melatonin schützt also vor Herz-Kreislauf-Erkrankungen und vor Diabetes. Auch Migränepatienten, deren Melatoninproduktion beeinträchtigt ist, profitierten von der Melatoningabe.
Schwer depressive Patienten weisen oft sehr niedrige Melatoninmengen im Blut auf. Durch die Melatoningabe sind Depressionen gut beeinflussbar, da diese die Unterversorgung durch das „Glückshormon“ Serotonin auszugleichen vermag. Auch affektive Störungen und Alzheimer-Erkrankungen wurden schon durch Melatonin gelindert. Die Arbeitsgruppe Pädiatrie der Deutschen Gesellschaft für Schlafforschung und Schlafmedizin e.V. (DGSM) empfahl 2018 die begleitende Therapie mit Melatonin bei autistischen Kindern ebenso wie Kindern mit neurologischer Entwicklungsstörung
Melatonin gegen den Jetlag?
Taghell erleuchtete Büros, Flughäfen und Einkaufszentren, Zeitzonenüberschreitung binnen weniger Stunden und verschiedenste Ortszeiten: Der Segen dieser Zivilisationserrungenschaften ist gleichzeitig gesundheitlicher Fluch. Die Zeitzonen-Verschiebung des Tag-Nacht-Rhythmus, auch Jetlag genannt, verursacht Schlafstörungen und führt zu Nervosität. In solchen Fällen hilft Melatonin, die Schlaf- ebenso wie die Körpertemperatur zu senken und den Körper besser an die Indifferenzen der Zeitzonen anzupassen.
Drei Tage vor Flugantritt eingenommen, in der Dosierung von 1mg pro Stunde Zeitdifferenz, sowie 1 bis 2 Stunden vor der Schlafenszeit am Ankunftsort lindert Melatonin den Jetlag. Besonders erfolgreich setzen Reisende und Flugpersonal Melatonin bei Ost-West-Reisen ein.
Melatonin kompensiert berufliche Belastungen auch für Schichtpersonal wie
- Krankenschwestern
- Ärzte
- Feuerwehrleute
- Polizisten
- Taxifahrer
- gewerbliche Schichtarbeiter und
- LKW-Fahrer
ist Melatonin eine natürliche Einschlafhilfe. Bereits die Einnahme kleiner Dosen von 0,3 – 1mg Melantonin hilft gegen Einschlafstörungen infolge des durch Schichtarbeit gestörten Tag-Nacht-Rhythmus. Gegen Jetlags werden Dosierungen von 3mg bis 5mg empfohlen.
Wo ist Melatonin in welcher Form und Dosierung erhältlich?
Melatonin Tabletten sind in Deutschland rezeptfrei nur in einer maximalen Dosierung von 1mg pro Tag zugelassen. Im europäischen Ausland und in den USA kann man höher dosiertes Melatonin kaufen. Die Höchstzulassungsmenge dieser Präparate, die auch via Amazon, eBay oder AliExpress erhältlich sind, liegt zwischen 5mg und 15mg. Bei Amazon und Co. werden auch Präparate mit mittleren Wirkstoffmengen von 1,5, 2,5 und 3mg angeboten.
Höher dosierte Medikamente gibt es in Deutschland nur in Form des Circadin. Das seit 2008 zugelassene Pharmazeutikum enthält 2mg Melatonin als Retardkapsel, das im Körper ein Depot bilden soll. Es ist zur Behandlung von Schlafstörungen bei über 55jährigen Patienten zugelassen, um deren Biorythmus wiederherzustellen.
Melatonin Tabletten sind als Kapseln, Lutschtabletten und als Pulver erhältlich. Melatonin kaufen kann man aber auch als Spray, als Tropfen, Slowmotion Kapseln und als Kombi Kapseln. Kombinierte Tabletten und Kapseln enthalten zusätzlich Vitamine, Auszüge aus Hopfen Kamille und Safranblüten. Sprays und Tropfen werden mit Pfefferminzauszügen und anderen ätherischen Ölen angeboten.
Die optimale Dosierung von Melatonin gegen Schlafstörungen liegt zwischen 0,5 und 3mg. Die Tabletten, Sprays, Pulver oder Tropfen sollten 20 bis 40 Minuten vor dem ins Bett gehen eingenommen werden. Zur Bekämpfung des Jetlags werden nach Ankunft über 2 bis 5 Tage 0,5 bis 5mg Melatonin vor dem Einschlafen empfohlen.
Melatonin wird nach der oralen Einnahme in der Leber durch körpereigene Proteine verstoffwechselt. Deshalb sollte die gleichzeitige Einnahme von Alkohol und sonstigen Drogen ebenso wie von Schlafmitteln vermieden werden, um unerwartete und starke Nebenwirkungen zu vermeiden.
Welche Nebenwirkungen hat Melatonin?
Bei bestimmungsgemäßer Anwendung scheint Melatonin frei von größeren Nebenwirkungen. Nachts sollte man es allerdings nicht vor der aktiven Teilnahme am Straßenverkehr einnehmen. Wer parallel andere verschreibungspflichtige Medikamente wie Antidepressiva oder Antiepileptika einnimmt, sollte vor der Einnahme von Melatonin Tabletten oder anderen Darreichungsformen den Arzt konsultieren. Dies gilt auch für Kindere, Schwangere und Frauen in der Stillzeit.
Wer retardiertes Melatonin kaufen und einnehmen möchte wie Circadin, sollte damit achtsam umgehen, obgleich das Medikament verschreibungspflichtig ist. Denn die langsame Abgabe des Hormons in den Blutkreislauf kann einen Überhangeffekt auslösen und zur Überdosierung führen.
Als Folgen wurden in Einzelfällen
- Kopfschmerzen
- Benommenheit
- Reizbarkeit und
- Morgenmüdigkeit
beobachtet.
Als Medikament eingestuft, gibt es kein in Deutschland hergestelltes, höher dosiertes Melatonin zu kaufen. Aus Sicht der Zulassungsbehörde, des Bundesamtes für Arzneimittel und Medizinprodukte, sind die Langzeit Nebenwirkungen des Präparats hierfür noch nicht ausreichend erforscht. Auch die Wirkungen von Melatonin auf Schwangere und das ungeborene Kind sind dem BfArM noch unklar.
Der weltweite Siegeszug infolge positiver Erfahrungen
Demgegenüber kann man in den USA ebenso wie in Asien und weiten Teilen Europas Melatonin kaufen, wo es Nahrungsergänzungsmittel gibt: in Drugstores ebenso wie in Fitnesstudios und in Supermärkten. Die Verkaufszahlen sprechen für die positiven Erfahrungen der Verbraucher: Binnen nur 5 Jahren haben sich die US-Umsätze aus dem Verkauf von Melatonin von 90 Mio US-Dollar (2007) auf 260 Mio US-Dollar (2012) verdreifacht.
Auch in Europa, so in Frankreich, stehen Melatonin Tabletten als Produkt nach aktuellen Herstellerberichten ganz oben auf der Liste der Verbrauchertrends zur Selbstmedikation gegen Stress und Schlafstörungen. Die Erfahrungen der Verbraucher zur Wirkung sprechen also scheinbar für sich. Bestellt man hochdosiertes Melatonin, etwa via Amazon, als Nahrungsergänzungsmittel im Ausland, umgeht man die Rechtsschranke. Infolge möglicher Langzeitwirkungen (und Nebenwirkungen) sollte es aber nur in Rücksprache mit einem Arzt eingenommen werden. Beim Bestellen sollte man sich über rechtliche Konsequenzen im Klaren sein. Da Melatonin Tabletten immunstärkend wirken, können sie positive ebenso wie negative Wechselwirkungen bei Autoimmunerkrankungen auslösen. Auch bei schweren psychischen Erkrankungen können unerwünschte Wirkungen auftreten. In beiden Fällen sollte die Einnahme ärztlich abgesprochen werden.
Quellen und weiterführende Ressourcen zu Wirkung, Nebenwirkungen und alternativen Mitteln:
- https://www.dak.de/dak/bundesthemen/muedes-deutschland-schlafstoerungen-steigen-deutlich-an-2108960.html
- https://www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2016/daz-44-2016/ich-kann-nicht-schlafen
- https://d-nb.info/1023329107/34
- https://www.bausch-lomb.de/produkte/schlaf/vivinoxr-sleep-schlafdragees-und-vivinoxr-sleep-schlaftabletten-stark/
- https://www.apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/HOGGAR-Night-Tabletten-4402020.html
- https://www.apotheken-umschau.de/Schlafen/Was-beim-Einschlafen-wirklich-hilft-114357.html
- https://www.baldrian.net/
- https://www.brain-effect.com/magazin/melatonin-kaufen
- https://www.chronobiology.com/de/neue-erkenntnisse-ueber-die-rolle-des-melatonins-als-antioxidans/
- https://www.gelbe-liste.de/wirkstoffe/Doxylamin_21690
- https://www.dgsm.de/downloads/dgsm/arbeitsgruppen/paediatrie/Melatonin%20im%20Kindesalter%202018.pdf
- https://www.doktorweigl.de/therapie/schlafhormon-melatonin-wirkung-einsatz-2058/
- https://edoc.rki.de/handle/176904/1502
- https://edoc.rki.de/handle/176904/3178
- https://www.einfach-gesund-schlafen.com/gesund-schlafen-tv/dunkelheit-am-schlafplatz-und-schutz-schlafhormon-melatonin-einfach-gesund-schlafen
- https://www.kenn-dein-limit.de/aktuelles/artikel/schlafstoerungen-durch-alkohol/
- https://www.medizin.de/amitriptylin.html
- https://www.mueller-tyl.at/hormone-und-ihre-wirkung/wirkung-von-melatonin/index.html
- https://mobil.st-vincenz.de/st-vincenz/presse/meldung/news/detail/News/melatonin-als-krebszellenkiller-koennen-wir-im-schlaf-zur-krebsbehandlung-beitragen/
- https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/16207291
- https://www.netdoktor.at/therapie/beruhigungsmittel-8733
- https://www.netdoktor.de/medikamente/melatonin/
- https://www.netdoktor.de/medikamente/mirtazapin/
- https://www.netdoktor.de/medikamente/opipramol/
- https://www.onmeda.de/anatomie/melatonin-produktion-16667-2.html
- https://www.sanego.de/Trimipramin-und-Schlafst%C3%B6rungen
- https://www.uptodate.com/contents/physiology-and-available-preparations-of-melatonin/abstract/69
- https://www.verisana.de/infos/Verisana_Infobroschuere_Schlafstoerungen.pdf
- https://de.wikipedia.org/wiki/Circadiane_Rhythmik
- https://de.wikipedia.org/wiki/Melatonin
- https://de.wikipedia.org/wiki/Neurosekretorische_Zelle
- https://de.wikipedia.org/wiki/Tryptophan
- https://de.wikipedia.org/wiki/Zirbeldr%C3%BCse
- https://www.youbuyfrance.com/de/Posts-14745-gesundes-wachstum-f-252-r-eine-sichere-und-nat-252-rliche-nahrungserg-228-nzung