Methatesiophobie – Was ist das, Erfolgsangst?
Haben Sie schon einmal von Methatesiophobie gehört? Nein? Aber möglicherweise gehören Sie selbst, ein Angehöriger oder ein Bekannter zu den Betroffenen. Der Begriff klingt zunächst sperrig, bedeutet aber de facto Erfolgsangst. Dies kann sowohl die berufliche als auch die private Ebene betreffen. Genauer gesagt, handelt es sich dabei um eine Angst, die deswegen auftritt, weil Erfolg auch Veränderung beinhaltet. Einschneidende Veränderungen haben das Potenzial, bei uns Menschen Angst auszulösen, weil das Gewohnte, das bisher (vermeintliche) Sicherheit geboten hat, abgelöst wird vom Unbekannten, das viel Ungewissheit beinhaltet; siehe auch Angst vor Veränderung.
Wie äußert sich Angst vor Erfolg?
Methatesiophobie gehört zu den sogenannten spezifischen Ängsten. Bei Aussicht auf einen Erfolg, der eine gravierende Veränderung mit sich bringt, entwickeln Betroffene Katastrophengedanken und ernste Selbstzweifel. Steigt etwa ein Angestellter in eine Führungsposition auf, beginnt er – statt sich zu freuen – sich alle möglichen Szenarien auszumalen: Werde ich der neuen Position gewachsen sein? Kann ich mit dem Erwartungsdruck umgehen? Werde ich nicht viele Neider haben, die versuchen werden, an meinem Stuhl zu sägen? Kann ich damit umgehen, dass alle Augen auf mich gerichtet sind? Habe ich dann überhaupt noch Zeit für Freizeit und Familie? Was ist, wenn ich scheitere? Wer hoch hinaufsteigt, kann tief fallen … etc.
Oftmals haben Betroffene unterschwellig das Gefühl, den Erfolg überhaupt nicht verdient zu haben, auch dann, wenn sie dafür harte Arbeit geleistet haben. Psychologen erklären dies damit, dass das innere Selbstbild nicht mit dem äußeren Erfolg übereinstimmt. Manche leiten dies aus frühkindlichen Erlebnissen ab. Auf diese Weise hat zum Beispiel der Begründer der Psychoanalyse, Siegmund Freud, Erfolgsangst erklärt. Freud war auch der erste, der die Angst vor dem Erfolg als spezifische Angststörung entdeckte. Die Angst kann dabei soweit gehen, dass Betroffene unbewusst ihren Erfolg selbst sabotieren, um eine Veränderung zu vermeiden. Zudem kommt ein wichtiger Umstand hinzu: Wie die meisten Menschen wissen, ist der Aufstieg an die Spitze hart. Aber es ist ein noch viel härterer Kampf, an der Spitze zu bleiben.
Kennzeichen der Erfolgsangst
- diffuse Ängste aufgrund anstehender Veränderungen
- starke Selbstzweifel
- unspezifische Katastrophengedanken
- Vermeidungsverhalten
- Selbstsabotage
- Grübeln
Fakt ist, dass Methatesiophobie beinahe immer mit einem zu schwachen Selbstwertgefühl einhergeht. Ein schwaches Selbstwertgefühl wiederum hat tiefere Wurzeln (vgl.: Selbstwert stärken). Die Angt vor der Veränderung und einem möglichen Scheitern durch wachsende Aufgaben ist dann größer als der früher insgeheim ersehnte Erfolg.
Wie kann man Methatesiophobie behandeln?
Die Schwierigkeit besteht darin, dass Methatesiophobie sich in Form von diffusen Ängsten äußern kann, die die Betroffenen selbt nicht genau benennen können. Es herrschen dann ein unterschwelliges Unbehagen und eine Unruhe vor, die sich in Form von negativen Zukunftsgedanken (vgl. Zukunftsängste Symptome) und Selbstzweifeln äußern. Wer Ängste hingegen genau benennen kann, ist schon einen großen Schritt weiter.
Hilfreich für Betroffene kann es sein, sich möglichst rational Vor- und Nachteile der bevorstehenden Veränderung durch den Erfolg zu überlegen, am besten in Form einer Plus/Minus-Tabelle. Gut nachdenken lässt sich bei einem Spaziergang, weil das Gehirn dann vermehrt Sauerstoff aufnimmt. Produktive Fragen sind zum Beispiel: Wovor habe ich genau Angst? Und warum entsteht diese Angst bei mir? Klärende, aufrichtige Gespräche mit Angehörigen und Freunden können ebenfalls dazu beitragen, mehr Licht ins diffuse Dunkel zu bringen. Dabei stellt es auch einen wichtigen Aspekt dar, dass das bisherige Leben nicht nur Vorteile, sondern auch Nachteile aufweist. Andernfalls hätten Sie den Erfolg ursprünglich nicht angestrebt. Abgesehen davon sind Menschen, die Erfolg haben, nicht nur von Neid und Missgunst umgeben, sondern auch von wohlwollenden Personen.
Eventuell ist es hilfreich, das Thema mit einem ausgebildeten Psychologen oder Psychotherapeuten zu besprechen (siehe Arten von Psychotherapeuten und Psychotherapeuten finden). Dabei sollte ein Fokus ganz klar auf der Selbstwert-Problematik liegen: Warum glauben Sie, dass Sie der künftigen Veränderung – ob nun beruflich oder privat – nicht gewachsen sind? Woraus resultiert das schwache Selbstwertgefühl? Oder gibt es tatsächlich triftige, rationale Gründe, die bevorstehende Veränderung abzulehnen? Wie können Sie andererseits Ihr Selbstwertgefühl stärken, ohne arrogant und überheblich zu werden? Welche Chancen und Risiken ergeben sich – nüchtern betrachtet – durch den Erfolg? – All das sind sinnvolle Überlegungen, um mit dem Problem der Erfolgsangst / Methatesiophobie besser umzugehen.
Quellen und weiterführende Ressourcen:
- achtungleben.com/2017/01/24/methatesiophobie-die-angst-vor-dem-erfolg/
- zeit.de/2012/45/erfolg-angst
- books.google.ba/books?id=giYjBAAAQBAJ&pg=PA114&lpg=PA114&dq=Methatesiophobie&source=…
Hilfreiche Videos
Zum Weiterlesen auf dieser Website
- Aufschieberitis, https://www.angst-verstehen.de/prokrastination-aufschieberitis-aufschieben-prokrastinieren/
- Minderwertigkeitsgefühl, https://www.angst-verstehen.de/minderwertigkeitskomplexe-minderwertigkeitsgefuehle/
- Versagensängste im Beruf, https://www.angst-verstehen.de/versagensangst-ueberwinden/
- Selbstwertprobleme, https://www.angst-verstehen.de/mangelndes-selbstbewusstsein-selbstvertrauen/
- Beziehungsangst bei Männern, https://www.angst-verstehen.de/beziehungsangst-verstehen-und-ueberwinden/