Mianserin – tetrazyklisches Antidepressivum zur Behandlung von Angststörungen und Depressionen (© MQ-Illustrations / stock.adobe.com)

Mianserin – tetrazyklisches Antidepressivum zur Behandlung von Angststörungen und Depressionen bei Erwachsenen

Mianserin aus der Gruppe der tetrazyklischen Antidepressiva wird vor allem zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen verschrieben. Das Medikament hemmt – ähnlich wie Trizyklika Medikamente – an den Verbindungsstellen der Nerven (Synapsen) im Zentralnervensystem die Wiederaufnahme des Neurotransmitters Noradrenalin und zu einem geringeren Teil auch des Botenstoffs Serotonin, so dass sich die Konzentration der Neurotransmitter Noradrenalin und Serotonin erhöht und so einer Depression entgegenwirkt. Eine gute und verständliche Erklärung der Zusammenhänge finden Sie hier bei Youtube (englisch):

Der Einsatz des 1967 erstmals zugelassenen Medikamentes kann mit unerwünschten Nebenwirkungen verbunden sein, die zum Teil wegen ihrer Gefährlichkeit eine strenge Beobachtung erfordern. Zusätzlich müssen Wechselwirkungen mit bestimmten Medikamenten wie MAO-Hemmer beachtet werden.

Quellen: Nr. 1, Nr. 4, Nr. 5, Nr. 7

Der pharmakologische Wirkmechanismus von Mianserin

Der Arzneiwirkstoff Mianserin wurde bereits 1967 für das damalige Pharmaunternehmen Organon mit Sitz im niederländischen Oss patentiert. In Deutschland erhielt das Medikament seine erste Zulassung 1975 unter dem Namen Tolvin. Seit Auslaufen des Patents werden zahlreiche preisgünstige Generika mit anderen Namen, aber gleichem Arzneiwirkstoff angeboten.

Die chemische Summenformel lautet C18H20N2. Die Summenformel zeigt, dass sich der Arzneiwirkstoff ausschließlich aus den praktisch unbegrenzt zur Verfügung stehenden chemischen Elementen Kohlenstoff (C), Wasserstoff (H) und Stickstoff (N) zusammensetzt. Mianserin besteht aus vier miteinander verbundenen Kohlenstoffringen als S- und R-Isomer, daher auch der Namenszusatz tetrazyklisch. Beide Isomere sind pharmakologisch wirksam, wobei die antidepressive Wirkung hauptsächlich der S-Konfiguration zugeschrieben wird.

Bei Depressionen und Angststörungen lassen sich meist im synaptischen Spalt der Nerven, an denen Botschaften von einem Nerv zum nächsten weitergeleitet werden, auffallend niedrige Konzentrationen bestimmter Botenstoffe (Neurotransmitter) wie Serotonin, Dopamin und Noradrenalin feststellen. Zur Erzielung einer antidepressiven Wirkung müsste demnach die Konzentration der entsprechenden Botenstoffe erhöht werden. Das genau soll der Arzneiwirkstoff Mianserin bewirken. Er hat die Eigenschaft, verschiedene Rezeptoren an den Nervenzellen zu besetzen, so dass die Wiederaufnahme der Neurotransmitter aus dem synaptischen Spalt erschwert und verlangsamt wird. Ihre Konzentration im Bereich des synaptischen Spalts erhöht sich dadurch, und es stellt sich eine antidepressive und angstlösende Wirkung ein (vgl. unsere angstlösende Medikamente Liste).

Quellen: Nr. 4, Nr. 5

Mianserin - ein Medikament mit beträchtlicher Wirkung und Nebenwirkungen, wie Erfahrungen zeigen... (© lyricsai / stock.adobe.com)
Mianserin – ein Medikament mit beträchtlicher Wirkung und Nebenwirkungen, wie Erfahrungen zeigen… (© lyricsai / stock.adobe.com)

Wie wird Mianserin eingenommen und wie hoch ist die Dosierung?

Mianserin wird in Form von Tabletten oral verabreicht. Das Pharmaunternehmen Neuraxpharm bietet Tabletten mit 10 mg, 30 mg oder sogar 60 mg Mianserin je Tablette an. Die individuelle tägliche Dosierung und die Länge der Einnahmedauer sollte mit dem behandelnden Arzt besprochen werden. Die tägliche Dosis beträgt im Normalfall zwischen 30 mg und 90 mg.

In der Regel wird die vom Arzt vorgegebene Tagesdosis auf je eine Tablette am Morgen und am Abend aufgeteilt und mit einem Glas Wasser (200 ml) eingenommen. Alternativ kann die Tagesdosis auch auf 3-mal täglich, auf morgens mittags und abends verteilt werden. Im Zweifelsfall kann auch der Beipackzettel zu Rate gezogen werden.

Der Arzneiwirkstoff wird durch den Verdauungsapparat zügig resorbiert, so dass sich etwa drei Stunden nach der Einnahme eine maximale Konzentration im Blutplasma einstellt. Bei einem „first-pass-effect“ in der Leber wird Mianserin zum weitaus größten Teil metabolisiert und es erfolgt großenteils eine reversible Bindung an Plasmaproteine im Blut. Die Halbwertzeit der Mianserin Wirkung beträgt durchschnittlich 17 Stunden. Das bedeutet, dass sich die Wirkstoffkonzentration im Blutplasma abbaut und innerhalb von 17 Stunden in etwa halbiert. Die abgebauten Reste werden über die Nieren ausgeschieden.

Falls die Einnahme vergessen wurde, wird empfohlen, zum nächsten Einnahmezeitpunkt mit der normalen Einnahmedosis fortzufahren. Auf keinen sollte dabei die Dosis erhöht oder gar verdoppelt werden.

Da keinerlei Studien und Erfahrungen über die Auswirkungen des Arzneistoffs bei Schwangeren vorliegen, außer dass er bei stillenden Müttern in der Milch nachweisbar ist, wird davon abgeraten, dass schwangere und stillende Frauen das Medikament einnehmen. Auch Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren sollte das Medikament nur in Ausnahmefällen verschrieben werden. Bei älteren Patienten ab 65 Jahre sollte die Behandlung aufgrund vielfacher Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten durch regelmäßige Kontrolluntersuchungen begleitet werden, wie verschiedene Mianserin Erfahrungen aus der Vergangenheit zeigen.

Quellen: Nr. 1, Nr. 3, Nr. 5


Erfahrungen zu Anwendung, Wirkung, Nebenwirkungen:

Erfahrungen zu Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen von Mianserin - Screenshot sanego.de am 29.04.2020
Erfahrungen zu Anwendung, Wirkung und Nebenwirkungen von Mianserin – Screenshot sanego.de am 29.04.2020

Welche unerwünschten oder gefährlichen Mianserin Nebenwirkungen können auftreten?

Die regelmäßige Einnahme von Mianserin zur Behandlung von Depressionen und Angststörungen kann – besonders in der Anfangsphase – mit unterwünschten Mianserin Nebenwirkungen verbunden sein, die sich zum Teil wieder abschwächen oder gänzlich verschwinden. Es handelt sich dabei um Müdigkeit, Benommenheit und Schwindel. In sehr seltenen Fällen kann es parallel zur Mianserin Wirkung zu gefährlichen Blutbildveränderungen bei den weißen Blutkörperchen (Leukozyten) kommen, die ein sofortiges Absetzen des Medikamentes erfordern.

Falls grippeähnliche Symptome mit Fieber und Schüttelfrost auftreten, kann das auf eine Granulazytose oder eine Schädigung des Knochenmarks hindeuten. Die Anzahl der Granulozyten, einer wichtigen Untergruppe der Leukozyten, sinkt dabei auf ein lebensbedrohliches Maß ab. Nach Absetzen des Medikaments normalisiert sich das Blutbild wieder. Der Beipackzettel gibt meist ausführlich Auskunft über mögliche Nebenwirkungen und fordert dazu auf, eigene Erfahrungen mit dem Medikament zu melden.

Mianserin Erfahrungen haben gezeigt, dass sich folgende bei regelmäßiger Einnahme selten bis häufig auftretenden Nebenwirkungen auch schon bei einer relativ niedrigen Tagesdosis von beispielsweise zwei oder drei Mal 10 mg zeigen können:

  • Allergische Hautreaktionen
  • Störungen in der Bewegungskoordination (Ataxie)
  • Krampfanfälle (vergleichbar mit epileptischem Anfall)
  • unerwünschte Gewichtszunahme
  • Ödeme (Ansammlungen von Gewebsflüssigkeit)
  • Leberfunktionsstörungen (regelmäßige Überprüfung der Leberfunktionswerte wichtig)
  • Gelenkschmerzen und Gelenkschwellungen (Arthralgie)
  • Hypotonie (niedriger Blutdruck)
  • Leichte Form einer Manie (Hypomanie)

Quellen: Nr. 2, Nr. 5, Nr. 7

Welche Wechselwirkungen mit anderen Medikamenten müssen beachtet werden?

Es muss unbedingt vermieden werden, dass der Wirkstoff Mianserin zusammen mit MAO-Hemmern eingenommen wird. MAO-Hemmer (Monoaminooxidase-Hemmer) führen durch Unterdrückung der Abbauenzyme der Neurotransmitter Serotonin, Noradrenalin und Dopamin zu einer erhöhten Konzentration der Botenstoffe an den Synapsen der Nerven. Zusammen mit Mianserin kann es dadurch zu einer lebensbedrohlichen Überkonzentration an Serotonin, dem Serotonin-Syndrom kommen. Es zeichnet sich durch Erregungszustände, Muskelzucken, Bewusstseinstrübung und starkem Blutdruckabfall aus. Die Einnahme von MAO-Hemmern sollte mindestens 14 Tage vor der Behandlung mit Mianserin beendet werden. Weitere wichtige Interaktionen bestehen mit:

  • Alkohol; gegenseitige Verstärkung der Wirkung
  • Blutdrucksenkern (Antihypertonika); die blutdrucksenkende Wirkung der Antihypertonika kann vermindert sein
  • Bestimmte Antiepileptika erhöhen den Mianserin-Plasmaspiegel und die physiologische Halbwertszeit

Quellen: Nr. 3, Nr. 5

Kontraindikationen, die gegen eine Einnahme des Medikaments sprechen

Unabhängig davon, ob die Tagesdosis 10 mg, 30 mg oder auch mehr beträgt, sollte während der Behandlung nach Möglichkeit kein Alkohol getrunken werden – in Verdachtsfällen ist durch den Arzt (vorher) ein Alkoholismus Test durchzuführen. Wie oben bereits ausgeführt, darf die Behandlung nicht parallel zu einer Therapie mit MAO-Hemmern erfolgen, weil es dann zu einer lebensbedrohlich hohen Konzentration von Monoaminen (Serotonin, Dopamin, Noradrenalin). Bei Vorliegen folgender Erkrankungen, sollte eine Behandlung nur unter enger ärztlicher Überwachung erfolgen:

  • Elektrophysiologisch bedingte Herzrhythmusstörungen
  • Herzinfarkt
  • Engwinkelglaukom (grüner Star)
  • Vergrößerte Prostata (hypertrophierte Prostata)
  • Psychische Erkrankungen wie Manie oder ausgeprägte Psychose

Quellen: Nr. 3, Nr. 5

Verwendete Quellen:

  1. apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/MIANSERIN-neuraxpharm-30-mg-Filmtabletten-4815590.html
  2. onmeda.de/Medikament/Mianserin+10%7C-30+von+ct–wirkung+dosierung.html
  3. test.de/medikamente/wirkstoff/antidepressivum-mianserin-w470/
  4. en.wikipedia.org/wiki/Mianserin
  5. gelbe-liste.de/wirkstoffe/Mianserin_2243
  6. youtube.com/watch?v=xcADN2KtLjM
  7. de.wikipedia.org/wiki/Mianserin

Ängste, Phobien, Panikattacken > Angststörungen und Angsterkrankungen