Nekrophobie bezeichnet die krankhafte Angst vor Toten. Zu den angstbesetzten Objekten zählen in erster Linie Leichen. Allerdings kann die Angst sich auch auf sämtliche Objekte erstrecken, die irgendwie damit verbunden sind oder von den Betroffenen verbunden werden wie Särge, Friedhöfe oder Skelette. Die Nekrophobie ist nach ICD-10 unter F40.2 den spezifischen Phobien klassifiziert. Sie muss allerdings von der Angst vor dem Tod unterschieden werden, obgleich diese grundsätzliche, existenzielle Angst dabei durchaus auch von Bedeutung sein kann.
Abgrenzung und Definition: Angst vor dem Tod, Thanatophobie und Nekrophobie
Die Angst vor dem Tod ist grundsätzlich eine völlig normale menschliche Erfahrung. Bei einer intensiveren Beschäftigung mit der eigenen Endlichkeit kann diese Angst auch einen entsprechend größeren Raum einnehmen. Dazu kann auch eine Abneigung gegenüber alles, was an den (eigenen) Tod erinnern könnte, gehören.
Ein gewisses Unbehagen gegenüber Leichen, Friedhöfe, Grabsteine, Särge usw. ist durchaus normal und sogar instinktiv verständlich.
Wenn die übermäßige Beschäftigung mit dem Tod zu einer ständigen, übersteigerten und krankhaften Angst vor dem Sterben führt, handelt es sich um eine Thanatophobie. Dabei können ebenfalls Tote und alles, was an den eigenen Tod erinnert diese Angst bzw. das Gedankenkarussell rund um den eigenen Tod auslösen. Im Gegensatz dazu ist bei der Nekrophobie weniger die Angst vor dem eigenen Tod das angstauslösende Objekt, sondern tatsächlich eher die Toten oder die toten Gegenstände. Das kann durchaus auch mit einer Angst vor dem Tod und mit einer Verdrängung des Todesgedankens korrelieren und sogar auch kausal damit zusammenhängen, jedoch muss es das nicht.
Symptome und Verlauf
Bei der Nekrophobie können die angstbesetzten Objekte oder Situationen dieselben Reaktionen auslösen wie bei allen anderen Phobien (siehe verschiedene Phobien Liste), wie etwa:
- Herzklopfen, Pulsbeschleunigung
- Zittern,Schwindel
- Mundtrockenheit, Schweißausbruch
- Hitzewallungen
- Atembeschwerden
Die Symptome können als solche stark variieren und auch in ihrer Intensität individuell höchst unterschiedlich auftreten. Im Extremfall kann es zu Panikattacken (vgl. Angstattacken) und sogar zu einer Ohnmacht kommen.
Zu den angstbesetzten Objekten und Situationen zählen vor allem Leichen, Friedhöfe, Särge, Grabsteine, Skelette und Beerdigungen. Letzteres kann für Betroffene der Nekrophobie ein großes Problem darstellen. Wie bei Phobien üblich, meiden die Betroffenen in der Regel die angstbesetzten Objekte. Das kann einerseits gut funktionieren, andererseits spätestens bei anstehenden Beerdigungen schwierig werden. Es kommt dabei auch immer auf die individuelle Ausprägung und die Ursachen der Nekrophobie an.
Hier gibt es einen kurzen, interessanten Erfahrungsbericht zu der Nekrophobie, bei dem deutlich wird, wie weit die Angst reichen und welch eine Intensität sie ausbilden kann:
Ursachen für krankhafte Angst vor Leichen u.ä. im Kontext von „Tod“
Generell besteht die Ursache bei einer Phobie grundsätzlich darin, dass der Betroffene die Verknüpfung des jeweiligen angstbesetzten Objektes mit Panik gelernt hat. Das geschieht in der Regel durch traumatische oder äußerst negative Erfahrungen mit dem entsprechenden Objekt.
Oft ist das Objekt dabei ursächlich für die negative Erfahrung, jedoch ist das keine Notwendigkeit.
Insbesondere bei Erfahrungen in der Kindheit kann es auch zu einer Reizkopplung kommen, bei der ein negatives Erlebnis mit dem zufällig dabei auftretenden Objekt verknüpft wird und dann, ohne, dass es kausal für das negative Erlebnis verantwortlich wäre, angstbesetzt wird.
Die typischen angstbesetzten Objekte bei der Nekrophobie rufen bei vielen Menschen grundsätzlich ein gewisses Unbehagen hervor. Das kann umso mehr für Kinder gelten, sodass eine Reizkopplung häufig vorkommen könnte. Das kann jedoch individuell höchst unterschiedlich sein.
Eine andere mögliche Ursache ist eine übersteigerte Angst vor dem (eigenen) Tod, also eine Thanatophobie, die zusätzlich eine Nekrophobie auslöst.
Therapie: Nekrophobie Behandlung
Die Behandlung muss den entsprechenden Ursachen gemäß erfolgen. Allgemein hat die Psychologie sehr gute Erfahrungen mit dem Heilen von Phobien durch eine Psychotherapie mit Konfrontationstherapie gemacht. Dabei wird die erlernte Verknüpfung des jeweiligen Objektes mit Angst durch eine vorsichtige Desensibilisierung verlernt. Das kann in einem professionellen Rahmen, in weniger schweren Fällen aber auch mittels Selbsthilfe geschehen.
Falls die Nekrophobie als Folge einer Thanatophobie auftritt, muss allerdings diese übersteigerte Angst vor dem Tod behandelt werden. Das kann im Rahmen einer allgemeineren Verhaltens- und Gesprächstherapie geschehen (siehe auch: Klientenzentrierte Gesprächstherapie).
Die allgemeinen Heilungschancen bei Phobien sind sehr gut; das gilt umso mehr für die Nekrophobie Behandlung (da es deutlich „schlimmere“ Phobien bzw. Phobiearten gibt, auch wenn das für Betroffene natürlich in vielen Fällen nicht einsichtig ist bzw. nicht so empfunden wird).
Theoretisch kann eine Konfrontationstherapie zur Nekrophobie Behandlung auch von Betroffenen selbst mit Hilfe einiger Freunde vollzogen werden. Praktisch gestaltet sich das jedoch meist als schwierig, da das Vermeiden des angstbesetzten Objektes in der Regel zu einer Phobie dazu gehört und das von den Betroffenen selbst nur schwer in dem nötigen Maße unterlassen werden kann. Bei schwereren Fällen ist eine professionelle Hilfe zudem meistens notwendig – aber meistens auch erfolgreich.
Letztlich braucht man diese professionelle Hilfe bei krankhafter Angst vor Toten ggf. auch aus praktisch-organisatorischer Sicht. Man kann bei Angst vor Leichen ja nicht „auf die Schnelle“ entsprechende Konfrontationsobjekte, sprich Tote auftreiben. Hier ist eine geführte Psychotherapie, die mit schrittweiser Desensibilisierung arbeitet, sinnvoll(er) zur Behandlung & Therapie sein. Man beginnt dann mit dem Psychotherapeuten die Problematik zu besprechen und zu ergründen, konfrontiert sich dann z.B. mit Vorstellungen, Foto-Aufnahmen, Videoaufzeichnungen etc. mit seiner Angst vor Leichen – und kann als finale Konfrontationsübung dann in Beisein des Therapeuten eine Gegenüberstellung mit einem toten Menschenkörper organisieren. – Das klingt für Betroffene in der Vorstellung natürlich furchtbar, ist aber in aller Regel der Weg zum Besiegen seiner Angst.
Zum Weiterlesen auf dieser Website:
Krankhafte Angst vor Toten? – Weiterführende Ressourcen und Quellen:
- https://hypnosekrohn.de/necrophobie-nekrophobie
- https://de.wikihow.com/Die-Angst-vor-dem-Tod-besiegen
- https://www.panikattacken-selbsthilfe.de/angst-vor-dem-tod-thanatophobie-ursachen-hilfe/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Angstst%C3%B6rung#Verhaltenstherapie