Als Ochlophobie wird die irrationale und übersteigerte Angst vor vielen Menschen und Menschenmassen bezeichnet. Dabei geht es vor allem um überfüllte Plätze, Gedränge und die damit verbundene Angst, zerquetscht oder zertrampelt zu werden.
Irrational und übersteigert ist die Angst, weil die Ansammlung von Menschen dabei faktisch keineswegs bedrohlich ist. Nach ICD-10 wird die Ochlophobie allerdings nicht unter den spezifischen Phobien klassifiziert, sondern unter der Agoraphobie (F40.0). Beides ist jedoch nicht deckungsgleich und es können sogar exakt gegenteilige Verhaltensweisen bei den Betroffenen auftreten.
Abgrenzung zur Agoraphobie
Die Agoraphobie meint die Angst vor öffentlichen, weiten Plätzen, vor Reisen und ebenfalls vor Menschengedränge. Für die Diagnose einer Agoraphobie müssen nach ICD-10 mindestens zwei der folgenden Situationen als Angstauslöser bestätigt werden:
- öffentliche Plätze
- alleine zu reisen (siehe auch Zug Phobie)
- weit weg von Zuhause zu reisen
- Menschenmengen
Bei der Ochlophobie hingegen besteht die Angst nur auf den letzten Punkt, den Menschenmengen, bezogen. Sie ist also ein möglicher, aber nicht notwendiger Teilaspekt der Agoraphobie. Sie kann auch völlig unabhängig davon als bloße Angst vor engem Gedränge und vor Menschenmassen auftreten.
Betroffene einer Ochlophobie können z.B. besonders große und weite öffentliche Plätze bevorzugen, da dort die Gefahr von engem Gedränge kleiner ist, während Betroffene der Agoraphobie auch die Weite des Platzes selbst ängstigen kann. (vgl. auch de.wikipedia.org/wiki/Agoraphobie#Diagnose)
Symptome und Verlauf
Wie bei allen Phobien kann der angstbesetzte Gegenstand auch bei der Ochlophobie Angstzustände von leichtem Unwohlsein bis hin zur Panikattacke auslösen (vgl. auch Panikattacken Ursachen). Zu den typischen Symptomen gehören Pulsbeschleunigung, Herzklopfen, Schweißausbruch, Mundtrockenheit, Hitzewallungen, Atembeschwerden und Schwindel (vgl. Angst und Panikattacken Symptome).
Sowohl die Symptomatik als auch die spezifischen angstauslösenden Situationen variieren individuell. Im Kern besteht die Angst immer vor dicht gedrängten Menschen, also entweder vor großen Ansammlungen von Menschen oder aber vor zu vielen Menschen auf zu wenig Raum. Zu Letzterem können auch öffentliche Verkehrsmittel zählen oder einfach nur kleine oder volle Räumlichkeiten.
Betroffene der Ochlophobie können dementsprechend Probleme haben mit allen Veranstaltungen, bei denen es zu großen Ansammlungen kommt wie etwa Konzerte, Feiern, Jahrmärkte oder Wochenmärkte. Dazu kommen Situationen, in denen die Gefahr von dichtem Gedränge auch bei weniger Menschen besteht wie in engen Straßen, Plätzen, Bussen, Bahnen, Zügen und auch Räumen.
Bei der Ochlophobie kann das Vermeidungsverhalten dazu führen, dass Betroffene einen Großteil von öffentlichen oder gar sozialen Situationen meiden. Je nach Ausprägung und individueller Situation kann das Vermeiden solch angstauslösender Situationen durchaus gut gelingen, sodass die Phobie nicht als stark beeinträchtigend empfunden wird. Es kann allerdings auch im Gegenteil als große Beeinträchtigung empfunden werden, die bis zur sozialen Isolation und großer Unzufriedenheit führen kann.
Ochlophobie Ursachen
Die genauen Ursachen für eine Ochlophobie können vielfältig sein und sind häufig nur schwierig auszumachen. Phobien entstehen in der Regel durch negative bzw. traumatisierende Erfahrungen durch oder mit dem entsprechenden angstauslösenden Objekt. Das Objekt muss nicht einmal ursächlich für die negative Erfahrung sein, es kann auch genügen, wenn es damit zufällig korreliert (vgl. auch Angsterkrankungen Ursache).
Eine Ochlophobie kann also entstehen, wenn jemand (häufig noch als Kind) schlimme Erfahrungen mit großen Menschenmengen gemacht hat. Das kann tatsächlich das Gefühl bzw. die Angst, zerquetscht zu werden, sein. Es kann aber auch ein anderes Ereignis sein, dass sich zufällig in einer großen Menschenmasse oder einem dichten Gedränge ereignet hat.
Daneben kann die Ochlophobie, wie bereits angeführt, Bestandteil einer Agoraphobie sein. Bei unbehandelten Angsterkrankungen erweitern sich die angstbesetzten Objekte häufig, sodass auch andere Formen der Angststörung die Ursache sein können.
Therapie und Heilung
Die richtige Behandlung ist davon abhängig, ob die Ochlophobie wirklich nur als eigenständige Phobie auftritt, ob sie als Teilmenge der Agoraphobie gelten muss oder ob sie gar ihre Ursachen in anderen psychischen Erkrankungen hat. Je nach dem muss dann die entsprechende Krankheit als solche behandelt werden (vgl. auch Angsterkrankungen Behandlung).
Als eigenständige Phobie kann die Ochlophobie mit der Konfrontationstherapie gut behandelt werden. Das gilt ebenso für die Agoraphobie, sodass die Abgrenzung hier nur noch eine geringe Rolle spielt.
Eine Konfrontationstherapie besteht aus einer vorsichtigen Gewöhnung des Phobikers an die angstauslösende Situation durch eine behutsame Konfrontation mit derselben. Bei der Ochlophobie betrifft das im Gegensatz zur Agoraphobie nur große Menschenansammlungen oder Situationen bzw. Orte mit dichtem Gedränge.
Die Konfrontationstherapie gilt allgemein bei Phobien als äußerst erfolgreich. Obgleich die Betroffenen durch die Intensität ihrer Angst oft das Gegenteil annehmen, bestehen bei Phobien aller Art sehr gute Heilungschancen.
Quellen und weiterführende Ressourcen:
- Enochlophobie, angst-verstehen.de/angst-vor-menschen/
- https://www.suchtundselbsthilfe.de/forum/lexicon/index.php/EntryPdfExport/269-Ochlophobie/
- https://hypnosekrohn.de/demophobie-enochlophobie-ochlophobie
- https://de.wikipedia.org/wiki/Angstst%C3%B6rung
- https://de.wikipedia.org/wiki/Agoraphobie#Behandlung
- https://angst.hexal.de/angstformen/agoraphobie-platzangst/behandlung/
- https://www.psychic.de/agoraphobie.php#ursachen