„Das hat mich eigentlich immer umgetrieben, warum so leicht Psychopharmaka verschrieben werden und vor allem, warum man lernt anzusetzen, aber nicht abzusetzen. Das ist ja, wie wenn man letztendlich einem Lokführer lernt, wie man Gas gibt, aber nicht, wie man bremst“, berichtet Dr. Stefan Weinmann, Facharzt für Psychiatrie und Psychotherapie über seine Erfahrungen zum Thema „Ausschleichen von Psychopharmaka“ (youtube.com/watch?v=fAZISdxajdg).
Ein Blick in Internetforen wie psychic.de/forum/medikamente…. vermittelt den Eindruck, dass auch viele psychisch Kranke bezüglich des Absetzens ihrer Medikamente verunsichert sind. So schreibt beispielsweise „Tochter 35“ zum Ausschleichen von Opipramol: „Der Hausarzt sagte ja, ich solle langsam entwöhnen, aber leider auch nicht wie.“ (onmeda.de/forum/…)
Zu den mit am häufigsten verordneten Psychopharmaka zählt Opipramol. Dieses angstlösende, beruhigende und leicht stimmungsaufhellende Arzneimittel (vgl. Anxiolytikum) kam früher häufig bei Depressionen zur Anwendung (siehe stimmungsaufhellende Medikamente Depressionen). Heutzutage ist man weitestgehend davon abgerückt, da bei dieser Form der Erkrankung nach langjährigen Erfahrungen oft andere Medikamente effektiver wirken.
Gute Erfahrungen mit Opipramol haben dagegen viele Patienten gemacht, die unter einer Generalisierten Angststörung oder somatoformen Störungen leiden. Positiv an dieser Arznei ist zudem, dass sie als nicht abhängig machend gilt. Dennoch kann es in dem einen oder anderen Fall zu Problemen und vermeintlichen Entzugserscheinungen / Absetzerscheinungen kommen, wenn man Opipramol absetzen möchte.
Opipramol ausschleichen nach längerer Anwendungsdauer
Opipramol ist ein verschreibungspflichtiges Medikament und kommt oft unterstützend im Rahmen einer psychotherapeutischen Behandlung zum Einsatz (vgl. Psychotherapie Überblick sowie Psychotherapie wann nötig). Der Beipackzettel (z.B. hier nachzulesen: apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/Opipramol-AL-50mg-Filmtabletten-4782034.html) empfiehlt eine Einnahmedauer von mindestens zwei Wochen, da das Mittel erst dann seine volle Wirkung entfaltet. Des Weiteren rät der Hersteller zu einer durchschnittlichen Behandlungsdauer von ein bis zwei Monaten. Danach sollte der Betroffene eine deutliche Verbesserung feststellen können.
Wer Opipramol über einen längeren Zeitraum hochdosiert einnimmt, sollte die Arznei nicht einfach absetzen, sprich die Einnahme nicht abrupt beenden. Ratsam ist ein kontrolliertes und langsames „Ausschleichen“ des Medikaments, also eine schrittweise Minimierung der Dosis, da es ansonsten als Absetzerscheinungen zu einer Verschlimmerung der Symptome kommen und die beruhigende Wirkung des Mittels ins Gegenteil umschlagen kann (siehe auch Psychopharmaka absetzen).
Typische Absetzbeschwerden bei der plötzlichen Beendigung der Einnahme von Opipramol sind „Unruhe, Schweißausbrüche, Übelkeit und Erbrechen sowie Schlafstörungen“ (onmeda.de/…).
In jedem Fall sollte das sogenannte Ein- und Ausschleichen des Medikaments – wie bei allen Psychopharmaka – in enger Absprache mit einem Arzt geschehen. Schließlich handelt es sich um ein Mittel, das Einfluss auf wichtige Abläufe im Gehirn nimmt, indem es bestimmte Bindungsstellen im zentralen Nervensystem besetzt. Langsam Opipramol ausschleichen verhindert sprunghafte Veränderungen im Neurotransmitter-Wirkmechanismus im Gehirn.
Opipramol absetzen: Erfahrungen zu Entzugserscheinungen / Nebenwirkungen
Psychisch Erkrankte, die sich im Netz über ihre Erfahrungen mit dem Absetzen von Opipramol austauschen, berichten von äußerst unterschiedlichen Folgeerscheinungen.
- Einige beklagen eine Zunahme der inneren Unruhe (siehe innerliche Unruhe) sowie gelegentliches Herzrasen aufgrund der Verringerung der Dosis.
- Andere wiederum verzeichnen so gut wie keine Nebenwirkungen. Unter diesen gibt es auch welche, die Opipramol einfach absetzen wollten und es laut der Berichte ihrer Erfahrungen problemlos umgesetzt haben.
- Einige Frauen erzählen dagegen, dass sie als Nebenwirkungen Unregelmäßigkeiten bei der Periode festgestellt haben, aber zeigen sich insgesamt zufrieden mit der Wirkung des Präparats und dem Fehlen von Entzugserscheinungen nach dem Ausschleichen. (https://bfriends.brigitte.de/foren/depressionen/207866-erfahrungen-mit-opipramol.html).
- Manche Foren-User stellen die Vermutung an, dass körperliche und/oder psychische Beschwerden beim Absetzen von Opipramol gar nicht auf das Medikament zurückzuführen seien, sondern auf die Krankheit selbst, da diese noch nicht vollkommen überwunden sei (vgl. auch unsere psychische Krankheiten Liste).
Wenn die Psyche genesen ist – Ein Leben ohne Psychopharmaka
Die Seele ist ein Seismograph, der manchmal empfindlichst auf Schwingungen unterschiedlicher Natur reagiert und in Richtungen ausschlagen kann, die der Verstand kaum einzufangen weiß. Wenn das Übertragen von Botenstoffen im Gehirn durcheinandergeraten ist, die Rezeptoren im zentralen Nervensystem „verrückt“ spielen (vgl. grüne SSRI), ist man oft selber machtlos, seine Psyche wieder in eigenkontrollierte Bahnen zu lenken.
Psychopharmaka versuchen, dieses Chaos im Kopf zu bekämpfen, indem sie neuronale Abläufe beeinflussen. Doch die Wirkweise dieser Mittel ist noch lange nicht vollständig erforscht, wenngleich über sie schon vieles bekannt ist und langjährige Erfahrungen aus dem Einsatz existieren.
Trotz dieser Unsicherheit auf dem Gebiet der Forschung haben Psychopharmaka bislang vielen Menschen helfen können, ihre Ängste zu überwinden und aus ihrem Tief herauszukommen (siehe Ängste verstehen und überwinden. Doch auf Dauer möchte niemand gerne chemische Mittel zu sich nehmen müssen, zumal sie für manche Menschen mit unangenehmen Nebenwirkungen wie Übelkeit und Kopfschmerzen verbunden sind (vgl. Nebenwirkung Antidepressiva). Insofern ist ein angesagtes Ausschleichen von Psychopharmaka in der Regel ja eine erfreuliche Sache, insbesondere wenn im Zusammenspiel mit einer psychotherapeutischen Behandlung auch die Ursachen aufgearbeitet bzw. überwunden werden konnten, die vormals zur Verschreibung des Medikaments geführt haben (vgl. Vermeidungsverhalten überwinden, Versagensängste überwinden, Angst vor Krankheiten besiegen, Angstattacken besiegen).
Erfahrungsberichten über Opipramol ist zu entnehmen, dass der eine oder andere Betroffene nach der regelmäßigen Einnahme des Präparats deutlich an Gewicht zugenommen hat oder unter Müdigkeit und Kopfschmerzen leidet. Auf der Seite sanego.de/Gewichtszunahme-bei-Opipramol geben Patienten Auskunft darüber, wie sich beispielsweise ihr Gewicht oder ihre psychische Befindlichkeit unter dem Einfluss des Mittels verändert hat.
Da in dem Bereich der psychischen Medikation noch viele Fragen offen sind, sollte man nicht auf eigene Faust herumexperimentieren und beispielsweise Opipramol absetzen, indem man die Dosis nach eigenem Gutdünken minimiert. Auf der sicheren Seite ist man, wenn man den Rat eines Facharztes einholt. Ist man mit diesem nicht zufrieden, ist es immer noch besser, sich zum Thema Opipramol ausschleichen um eine kompetente Zweitmeinung eines anderen Psychiaters (denn das ist der Facharzt, der über die richtige Medikation/Verschreibung von Psychopharmaka wie Antidepressiva durch seine Ausbildung und Erfahrungen am qualifiziertesten entscheiden kann) zu kümmern, als alleine herumzudoktorn.