Wenn die Partner sich auseinanderleben, keinen Zugang mehr zu dem anderen finden und/oder die sexuelle Anziehung nachlässt, ist professionelle Hilfe nötig. Oft sind es Frauen, die ein Gespür dafür haben, wenn ihre Beziehung einfach nicht mehr funktioniert und den Impuls für eine Paartherapie geben, um die Beziehung zu retten. Unstimmigkeiten in der Beziehung müssen nicht gleich zur Trennung führen, wenn beide Partner bereit sind, daran zu arbeiten. Eine Paartherapeutin /ein Paartherapeut kann zwar keine Krise beseitigen, aber durchaus einem Paar helfen, sich besser zu verstehen und wieder zueinander zu finden.
Gründe für eine Paartherapie / Paarberatung
Paare wenden sich aus ganz unterschiedlichen Gründen an Paartherapeuten. Hier ein ganz klassisches Beispiel:
- Frauen neigen oft dazu, sich von ihrem Partner ungerecht behandelt zu fühlen und ihre Unzufriedenheit in Vorwürfen Ausdruck zu verleihen.
- Diese Vorwürfe werden tagtäglich an das Schuldbewusstsein des Partners adressiert, wodurch die Frau sich Einsicht vonseiten des Partners sowie Besserung des Zustandes erhofft.
- Diese Taktik führt aus Erfahrungen nicht zum Erfolg, vielmehr fühlen sich die Männer in die Lage versetzt, sich verteidigen zu müssen. Auf Dauer resignieren sie und ziehen sich zurück.
- Meistens nehmen Männer die Probleme erst später wahr oder sie können aus Bequemlichkeit sehr gut lange Zeit in einer „abgekühlten“ Beziehung leben.
- Frauen haben hingegen oft das Bedürfnis, über ihr Unbehagen zu sprechen.
Eine Paartherapeutin oder ein Paartherapeut ist in diesem Fall die beste Adresse, um herauszufinden, ob es sich lohnt, an der Beziehung zu arbeiten und wenn ja, um gemeinsam Wege zu finden.
Eine Paartherapeutin / ein Paartherapeut wird nicht nur aufgesucht, wenn ein konstruktives und Lösung bringendes Gespräch zwischen beiden Partnern auf eigene Faust nicht möglich ist. Erfahrungen zufolge kommt die Paartherapie auch dann infrage, wenn der Sex zu einem heiklen Thema wird. Etwa dann, wenn die Lust auf den Partner nachlässt. Dies kommt bei vielen Paaren auch dann vor, wenn sie im Alltag liebevoll miteinander umgehen. Dass ein Paar mit der Zeit weniger Sex hat als zu Beginn der Beziehung ist kein Problem, wenn beide Partner mit ihrem Sexleben zufrieden sind. Eine Paartherapie ist aber dann dringend notwendig, wenn dieser Zustand von einem der Partner oder von beiden Partnern als belastend empfunden wird oder sogar eine Affäre oder ein Seitensprung ins Spiel kommt.
Manchmal gerät die Beziehung auch aus dem Gleichgewicht, wenn ein Paar vor Veränderungen oder einem neuen Lebensabschnitt wie etwa der Umzug in eine andere Stadt oder der geplante Hausbau. Zukunftsängste (siehe: Zukunftsängste Beziehung sowie Angst vor Veränderung) sind nicht zu unterschätzen, da diese Unsicherheit und sogar Panikattacken auslösen können. So verhält es sich etwa, wenn das Paar Nachwuchs erwartet und die bevorstehende Geburt des Neuankömmlings den Eltern große Sorgen bereitet. Insbesondere dann, wenn die Frau unter einer regelrechten Geburtsangst (siehe Angst vor Geburt, Angst vor Kaiserschnitt) leidet, sollte sich das Paar dringend Hilfe holen, um Komplikationen während des Geburtsvorgangs zu vermeiden.
Wann professionelle Hilfe nötig ist, erkennen Paare zum einen daran, dass der Alltag von Auseinandersetzungen und Streit beherrscht wird und zum anderen auch an veränderten Verhaltensweisen wie:
- ein neurotisches Verhalten
- agitiertes Verhalten
- Eifersucht oder
- plötzlich Angst vor Berührungen
Ablauf einer Paartherapie bei Paartherapeuten
Eine gute Paartherapeutin bzw. ein guter Paartherapeut nimmt die Rolle eines neutralen Vermittlers ein und gibt den Anstoß für ein Gespräch zwischen den Partnern. In der Regel beginnt die Sitzung mit einführenden Fragen wie
- „Warum sind Sie hier?“,
- „Was möchten Sie ändern?“ und
- „Was erhoffen Sie sich von der Therapie?“
Wichtig ist, dass die Paartherapeutin/der Paartherapeut neutral bleibt und stets die Rolle des Moderators beibehält. Im Verlauf der Sitzung führt eins zum anderen: Der Therapeut stellt Fragen, der eine Partner spricht, der andere hört zu – im besten Fall entstehen Gespräche, die zuhause unter vier Augen nicht möglich sind. Das ist der angestrebte Ablauf einer Paartherapie. Denn in den eigenen vier Wänden sind beide Partner oftmals nur auf ihren eignen Standpunkt fixiert und nicht in der Lage, die Perspektive des anderen einzunehmen. Dadurch entstehen Konflikte, für die sie allein keine Lösung finden können.
Zum Ablauf der Paartherapie gehören zum einen Gespräche und zum anderen auch Übungen, mit welchen die Partner die konstruktive Kommunikation erlernen und praktizieren können, wodurch sie wiederum Verständnis für den anderen entwickeln würden. Bei den Übungen geht es vor allem darum, seinem Gegenüber aufrichtig und ohne Ablenkung zuzuhören. Viele Menschen lernen das „richtige Miteinandersprechen“ erst in der Therapie.
Es sei jedoch gesagt, dass nicht jede Paartherapie in gleicher Weise gestaltet wird, der konkrete Ablauf hängt von dem entsprechenden Therapieansatz ab, der für das jeweilige Paar am besten geeignet ist. Für eine Paarberatung durch eine Paartherapeutin/einen Paartherapeuten (vgl.: Was machen Psychologen) gibt es verschiedene Methoden:
- Verhaltenstherapie: Identifizieren von negativen Handlungsmustern und Entwicklung neuer Handlungsweisen, die beiden Partnern gerecht werden; siehe: Was macht ein Verhaltenstherapeut?
- Systemische Therapie: Wiederbelebung von Stärken, die in der Beziehung vernachlässigt werden. Mehr dazu siehe: Systemische Therapie Methoden
- Gestalttherapie: Eine psychotherapeutische Behandlung mit dem Fokus auf das Hier und Jetzt. Mehr dazu siehe Gestalttherapie Methoden
- Analytische Psychotherapie (AP): Diese Form der Therapie grenzt sich von den drei oben genannten ab, da es sich hier um eine Langzeittherapie handelt, deren Kosten von den gesetzlichen Krankenkassen übernommen werden; siehe bzw. vgl. analytische Psychotherapie vs. psychoanalytische Therapie
Die Dauer der Therapie umfasst in der Regel zehn bis 15 Sitzungen. Sollte es den Partnern nach der Therapie nicht möglich sein, wieder zueinander zu finden und die Beziehung wiederzubeleben, so gehen sie friedlicher auseinander – so die Erfahrungen von Paaren, die eine Paarberatung in Anspruch nahmen.
Kosten für eine Paartherapie
Zu den Kosten / Preisen für eine Paartherapie kann keine pauschale Aussage gemacht werden. Auch sollten Sie wissen, dass eine Kostenübernahme durch die gesetzlichen Krankenkassen in den meisten Fällen nicht möglich ist. Wie Sie sehen, gibt es verschiedene Formen einer Therapie, so variieren die Preise dementsprechend nach Behandlungsmethode. Zudem werden die Preise vom Therapeuten selbst festgelegt, sodass die Gesamtkosten einer Beratung unterschiedlich hoch ausfallen können.
Paartherapie Kosten mindestens dreistellig: Pro Sitzung liegen die Kosten zwischen 100 und 140 Euro. Die Beratung umfasst ca. zehn Sitzungen, insgesamt sind es also mindestens 1000 Euro oder mehr. Sich einzugestehen, dass nur eine Paartherapie die Beziehung noch retten kann, ist schwer. Insbesondere Männer empfinden dies als Niederlage, daher ist es meistens auch nicht einfach, sie von einer Beratung zu überzeugen. Und natürlich spielen auch die Fragen nach den Kosten für eine Beratung eine entscheidende Rolle. Da die Kostenübernahme durch die Krankenkasse nur selten möglich ist und manche Paare das nötige Kleingeld für eine Paartherapie einfach nicht haben, wird der Gedanke daran auch gleich verworfen. Und erst wenn beide Partner keinen anderen Ausweg mehr sehen, um ihre Beziehung zu retten, wird eine Paartherapeutin oder ein Paartherapeut aufgesucht. Es hat sich aber erwiesen, dass es sich lohnt, das Geld für die Behandlung aufzubringen: Eine Paartherapie hat bei jedem zweiten Paar langzeitige Erfolge gezeigt.
Liegt die Ursache für die Beziehungsprobleme jedoch in einer anderen Erkrankungen wie zum Beispiel
- Depressionen (siehe Depression Definition, Depression Test sowie den Artikel Beziehungsunfähig durch Depressionen?),
- Alkoholabhängigkeit (siehe Suchtkrankheiten),
- neurologische Störungen (siehe auch psychovegetative Dystonie) oder
- Angststörungen wie etwa die Kakorrhaphiaphobie (Angst vor dem Versagen), Angst vor Kontrollverlust (siehe Angst die Kontrolle zu verlieren) und Wahnvorstellungen begründet, so kann eine Kostenübernahme durch die Krankenkasse teilweise beantragt werden.
Sprechen Sie dazu den jeweiligen Berater Ihrer Krankenkasse und/oder Hausarzt an. Daneben bieten auch Kirchen oder freie Träger, wie zum Beispiel „pro familia“ eine kostenlose Paarberatung an, die von einem Theologen, Psychologen oder Pädagogen mit einer Zusatzqualifikation als Familienberater geführt werden. Diese Beratungsangebote sind für Familien mit geringem Einkommen gedacht, sodass sie sich die Kosten für eine „teure“ Paartherapie sparen können.
Wenn aus Unzufriedenheit Depression wird
Oft erhoffen wir uns von einer Beziehung, dass unsere eigenen körperlichen wie auch seelischen Bedürfnisse erfüllt werden. Kommt der Partner dieser Erwartung nicht nach, schleicht sich nach und nach Unzufriedenheit ein. Es ist außerdem typisch für eine Partnerschaft, dass beide Partner die Schuld nicht bei sich selbst, sondern bei dem anderen suchen, wodurch Vorwürfe gegen den anderen aufkeimen. Aber so lange man nur erwartet, dass der andere sich ändert, wird sich die Situation nicht bessern.
Hält der Zustand der Unzufriedenheit lange an, verhalten wir uns schnell gereizt und aggressiv. Im schlimmsten Fällen kann sich eine Depression entwickeln, die sich in körperlichen Symptomen wie anhaltende Kopf- und Rückenschmerzen und Atembeschwerden äußern können (siehe maskierte Depression).
Es hat sich gezeigt, dass eine Paartherapie nicht nur die Beziehung retten kann, sondern auch positive Auswirkungen auf die Gesundheit hat: Von 80 Prozent aller Patienten, die vor der Therapie noch unter körperlichen Beschwerden litten, sind es danach nur noch 20 Prozent. Um eine Trennung zu vermeiden und die körperliche und seelische Gesundheit der Beteiligten zu schonen, ist für problematische Beziehungen eine Paartherapie daher dringend zu empfehlen. Die Paartherapeutin/der Paartherapeut geht gemeinsam mit den Partnern den Ursachen für die Krise auf den Grund. Dieser Schritt ist wichtig, da es für Beziehungsprobleme oft Gründe gibt, die sogar bis in die Kindheit zurückreichen. So lange man mit seinen eigenen Problemen nicht im Klaren ist, ist eine Besserung auch schwer möglich.
Eifersucht vs. Bindungsangst
Fast immer spielt Eifersucht in Beziehungen eine Rolle und in einem normalen Maß ist dies auch völlig in Ordnung. Aber sobald sie die Oberhand übernimmt und jede harmlose Verabredung des Partners – sei es mit Freunden oder Kollegen – in einem heftigen Streit endet, dann ist sie für die Beziehung einfach nicht mehr gesund.
Der Partner, der Eifersucht empfindet, leidet wirklich – und zwar jedes Mal, wenn sein Gegenpart ausgeht. In manchen Partnerschaften ist es der eifersüchtige Partner, der den Eifersuchtsschmerz aushält, um Frieden zu wahren oder aus Angst, den Partner zu verlieren (siehe Verlustängste Beziehung). Oft ist es aber der andere Partner, der seinem eifersüchtigen Partner zuliebe sein Leben einschränkt. In beiden Fällen geht es nicht gut.
Ist Eifersucht die Hauptursache für Streitigkeiten und Auseinandersetzungen, so finden die Partner bei einem Therapeuten professionelle Hilfe. Die Paartherapeutin / der Paartherapeut kann in einem solchen Fall dem eifersüchtigen Partner Übungen anbieten, wie er die Verlustangst bewältigen und den Eifersuchtsschmerz besser aushalten kann. Dem anderen Partner gibt er Tipps und Anregungen, wie er das Vertrauen des anderen festigen kann.
Sehr eifersüchtige Menschen leiden meist unter einer starken Verlustangst, welche möglicherweise durch eine Angst vorm Alleinsein ausgelöst wird. In jedem Fall ist es hilfreich, mit professioneller Hilfe den Grund für die starken Eifersuchtsgefühle aufzudecken, um geeignete Lösungsmöglichkeiten zu finden. In vielen Fällen hängt die Verlustangst in Partnerschaften auch mit der emotionalen Abhängigkeit von den Eltern zusammen. Wie wir aufwachsen hat daher einen großen Einfluss darauf, wie wir uns in späteren Beziehungen verhalten. So verhält es sich auch mit der gegenteiligen Erscheinung: der Bindungsangst (siehe Bindungsangst Erwachsenenalter). Ob Verlust- oder Bindungsangst, beide Formen wurden vermutlich ausgelöst durch eine ungesunde Bindung zu den Eltern (vgl. emotionale Erpressung Eltern).
Oft sprechen Frauen von Bindungsangst bei Männern, aber Beziehungsängste (s. Bindungsstörung bei Erwachsenen) betreffen auch das weibliche Geschlecht. Menschen, die unter einer solchen Form von Angst leiden, haben Schwierigkeiten, sich körperlich und/oder emotional auf einen anderen Menschen einzulassen (siehe Angst vor emotionaler Nähe). Sie bekommen Herzrasen und Schweißausbrüche, wenn es ihnen zu viel wird. Vielleicht haben sie als Kind keine oder zu wenige Zuwendung von den Eltern erfahren, wodurch sie sich als nicht gut genug für Nähe und Liebe empfinden (vgl.: leere Seele). So bleiben Beziehungsphobiker meist unverbindlich und lassen kaum Nähe zu, eine Beziehung auf dieser Grundlage zu führen, ist nicht einfach. Wenn beiden Partnern wichtig ist, die Beziehung aufrechtzuerhalten, ist die Beratung durch einen Experten unumgänglich – und die Paartherapie Kosten sind dann eine gute Investition.
Gemeinsam in die Zukunft schauen
Wer sich eine erfolgreiche Therapie wünscht, sollte sich nicht nur auf die Sitzungen beim Therapeuten verlassen. Paare sollen auch im Alltag Wege finden, um sich wieder anzunähern. Neben dem konstruktiven Miteinandersprechen, was sie in der Therapie erlernen, sollen sie auch alte positive Erfahrungen wiederbeleben und neue Gemeinsamkeiten entdecken.
- Für berufstätige Menschen eignet sich das Wochenende am besten für gemeinsame Unternehmungen.
- Junge Eltern können etwa die eigenen Eltern oder Freunde bitten, Zeit mit ihren Kindern zu verbringen, damit sie wieder Zeit für Zweisamkeit finden. Vielleicht ergreifen Sie die Initiative und schlagen für das kommende Wochenende einen spontanen Kurztrip vor – nur für Sie zwei?
- Darüber hinaus ist es wichtig, dass die Partner an ihren eigenen Schwächen arbeiten, wie zum Beispiel Eifersuchtsattacken unter Kontrolle halten oder Stimmungsschwankungen bekämpfen.
- Zu einer guten Beziehung gehören aber nicht nur Gemeinsamkeiten, sondern ein gesundes Nähe-Distanz-Verhältnis. Eine gute Möglichkeit ist es, wenn jeder Partner sich hin und wieder ein Wochenende gönnt, um etwas Schönes zu unternehmen, sich von den Problemen des Alltags zu distanzieren und Kraft zu tanken – entweder allein oder mit anderen nahestehenden Personen. Denn nur wer liebevoll mich sich selbst umgeht, kann auch andere liebevoll behandeln. Wer an einer harmonischen und liebevollen Beziehung arbeiten möchte, sollte daher auch unbedingt einen gesunden Egoismus lernen.
Quellen:
- geo.de/magazine/geo-wissen/15132-rtkl-paartherapie-wann-paare-professionelle-hilfe-brauchen
- https://www.lebenspartnerschaft.de/aktuelles/paartherapie-paarberatung.html
- https://www.apotheken-umschau.de/Paartherapie-und-Familientherapie
- https://www.netdoktor.de/therapien/psychotherapie/gestalttherapie/
- https://de.wikipedia.org/wiki/Analytische_Psychotherapie
- https://rp-online.de/leben/gesundheit/psychologie/woran-sie-einen-beziehungsphobiker-erkennen_aid-9592199
- https://www.elitepartner.de/magazin/neurotiker.html
- https://de.wikipedia.org/wiki/Larvierte_Depression
- https://www.dystonie.de/krankheitsbilder/andere-formen/vegetative-dystonie.html