Bei der Klassifizierung des Begriffs „Persönlichkeit“ sprechen Fachleute von verschiedenen Persönlichkeitsstilen bzw. Persönlichkeitsmerkmalen. Jeder Mensch besteht aus einer speziellen Mischung dieser Stile, die beim Einzelnen unterschiedlich stark ausgeprägt sein können. Kippt ein Persönlichkeitsstil (oder mehrere) ins Extrem, ist die Rede von einer Persönlichkeitsstörung, denn dies bedeutet, dass Betroffene und ihre Umwelt erheblichen Schwierigkeiten ausgesetzt sind. Die Folgen sind soziale, gesundheitliche, berufliche und zwischenmenschliche Probleme, zumal sich solche Störungen oft mit Anderen psychiatrischen Erkrankungen verbinden.
Persönlichkeitsstile und Persönlichkeitsstörungen
Die wissenschaftlich allgemein anerkannten Persönlichkeitsstile sind die Folgenden, wobei jeweils auch das Extrem (nämlich die Persönlichkeitsstörung) genannt wird:
- abenteuerlicher Stil – dissoziale bzw. antisoziale Persönlichkeitsstörung
- gewissenhafter Stil – zwanghafte bzw. anankastische Persönlichkeitsstörung
- ungeselliger Stil – schizoide Persönlichkeitsstörung
- selbstbewusster Stil – narzisstische Persönlichkeitsstörung
- sensibler Stil – selbstunsichere bzw. ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung (vgl. selbstunsicher-vermeidende Persönlichkeitsstörung)
- wachsamer Stil – paranoide Persönlichkeitsstörung
- sprunghafter Stil – Borderline bzw. emotional-instabile Persönlichkeitsstörung
- dramatischer Stil – histrionische Persönlichkeitsstörung
- anhänglicher Stil – dependente Persönlichkeitsstörung
Multiple Persönlichkeitsstörung
Die multiple Persönlichkeitsstörung (vgl. dissoziative Persönlichkeitsstörung) stellt eine Sonderform dar, da sie nicht in einem speziellen Persönlichkeitsstil ihre Grundlage hat, sondern sich aufgrund sehr gravierender, besonders traumatischer Belastungen entwickeln kann. Die Person splittet sich als eine Form der Überlebensstrategie in wechselnde verschiedene Persönlichkeiten auf, die jeweils eine bestimmte Funktion im Leben der Betroffenen übernehmen: zum Beispiel die Geordnet-Starke, die Gefühlvoll-Anhängliche etc. –
Von manchen Fachleuten wird die Existenz einer multiplen Persönlichkeitsstörung verneint. Sie sprechen vielmehr von Handlungsartefakten, die sich manifestieren und nur von außen als unterschiedliche Personen wahrgenommen werden.
de.wikipedia.org/wiki/Dissoziative_Identit%C3%A4tsst%C3%B6rung
Passiv-aggressive Persönlichkeitsstörung
In manchen Fällen wird ein passiv-aggressives Verhaltensmuster zu den Persönlichkeitsstörungen hinzugezählt. Dies ist allerdings umstritten. Charakterisiert ist dieses Verhaltensmuster durch eine sehr negative Grundhaltung und erheblichen Widerstand gegenüber Leistungsanforderungen und Anregungen im Allgemeinen. Im ICD-10 der WHO findet sich diese Persönlichkeitsstörung nicht, im DSM-IV (Diagnostic Statistic and Manual of Mental Disorders der American Psychiatric Association) aber sehr wohl.
de.wikipedia.org/wiki/Passiv-aggressive_Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung
Was ist eine Persönlichkeitsstörung?
Die Entstehung einer Persönlichkeitsstörung findet ihre Grundlage, wenn während bereits der Kindheit und frühen Jugend starre, unflexible Muster im Verhalten, in den Gefühlen und dem Denken entwickelt werden, die zunächst als hilfreiche Strategie gegen besondere Belastungen erscheinen, später aber kontraproduktiv sind und deswegen behandelt werden müssen.
Das tiefverwurzelte, angelernte Verhalten der Betroffenen führt zu Schwierigkeiten in ihren Beziehungen und mit der Umwelt und bedeutet für sie selbst in der Regel einen starken Leidensdruck. Nicht selten führt diese Entwicklung schon frühzeitig in die Jugendpsychiatrie und später in die Psychiatrie, obwohl die Psychosomatik eher indiziert ist.
Klassifiziert werden die Persönlichkeitsstörungen nach dem ICD-10 („International Code of Diseases) der WHO. Die Diagnose können entweder ein Psychiater oder ein Psychotherapeut stellen, die spezifische Tests zu Rate ziehen, um Schlüsselfaktoren im Verhalten und Denken zu eruieren. Persönlichkeitsstörungen sind ein eigenständiges Krankheitsbild. Sie gelten als unheilbar, weil es sich um tiefverwurzelte Muster handelt, die in der Person selbst begründet liegen. Jedoch können sie psychotherapeutisch / verhaltenstherapeutisch behandelt und in der Regel abgemildert werden.
Einteilung der Persönlichkeitsstörungen in Cluster
Die Wissenschaft teilt Persönlichkeitsstörungen in drei Cluster auf: A, B und C.
- In Cluster A werden Störungen zusammengefasst, die durch „sonderbare und exzentrische Verhaltensweisen“ charakterisiert sind. Dazu gehören die schizotypische, die schizoide und paranoide Persönlichkeitsstörung.
- Cluster B-Typen stechen durch launenhaftes, unberechenbares, dramatisches und sehr emotionales Verhalten hervor. Dazu gehören die histrionische, die narzisstische und die antisoziale Persönlichkeitsstörung sowie Borderliner.
- „Ängstliches und vermeidendes Verhalten“ ist das hauptsächliche Charakteristikum der Cluster C-Typen. Darunter werden die zwanghafte, die selbstunsichere und die dependente Persönlichkeitsstörung zusammengefasst.
Es kommt nicht selten vor, dass ein und die gleiche Person mehrere Störungen aufweist, was die Entstehung anderer psychiatrischer Krankheitsbilder wie Depression oder Angst begünstigt (vgl. Angststörungen Ursachen, Depression Symptome und Angststörung Symptome).
Die Häufigkeit von Persönlichkeitsstörungen wird insgesamt auf zwischen fünf und zehn Prozent der Bevölkerung geschätzt. Dabei ist dies de facto schwierig zu schätzen, da sich die meisten Menschen mit Persönlichkeitsstörungen nicht freiwillig in Behandlung begeben (beispielsweise in eine Psychotherapie), sondern vielmehr von ihrer Umwelt dazu aufgefordert werden.
therapie.de/psyche/info/index/diagnose/persoenlichkeitsstoerungen/kategorien-und-haeufigkeit/
Häufige Persönlichkeitsstörungen in der Übersicht
► Dissoziale bzw. antisoziale Persönlichkeitsstörung
Die antisoziale Persönlichkeitsstörung ist geprägt durch
- besondere Rücksichtslosigkeit in Beziehungen zu Anderen,
- mangelnde Empathie,
- fehlendes Schuldbewusstsein,
- der Unfähigkeit zu Reue,
- wenig bis kein Einfühlungsvermögen und
- besondere Impulsivität und
- Risikobereitschaft.
Es handelt sich um eine besonders problematische Persönlichkeitsstörung, die gesellschaftlich-sozial gesehen den höchsten Schaden anrichtet.
Der Entstehung scheint eine Kombination von genetischen und sozialen Faktoren zugrunde zu liegen, beispielsweise extreme Vernachlässigung im Elternhaus oder Missbrauch. Häufig werden solche Menschen delinquent, haben ein starkes Bedürfnis nach Stimulation und neigen zu Drogenmissbrauch, können aber sozial auch sehr gut angepasst und beruflich erfolgreich sein.
Menschen, die antisozial sind, schwer straffällig werden und eine entsprechende Störung attestiert bekommen, landen häufig auf viele Jahre in der Forensischen Psychiatrie, wo sie wiederum eine besonders schwierig zu behandelnde Klientel darstellen.
Ein weiteres Persönlichkeitsmerkmal scheint nämlich ein besonderer Charme zu sein, mit dem sie Mitmenschen mit ihren Lügen hinters Licht führen. Eine medikamentöse Behandlung zeigt kaum Wirkung, die Psychotherapie dieser Störung zielt darauf ab, ein elementares Schuldbewusstsein aufzubauen und eine grundlegende Empathie gegenüber den Mitmenschen zu fördern. Die Häufigkeit dieser Störung beträgt zwischen ein bis vier Prozent der Bevölkerung, wobei Männer viermal so häufig betroffen sind wie Frauen.
therapie.de/psyche/info/index/diagnose/persoenlichkeitsstoerungen/antisozial/
► Zwanghafte bzw. anankastische Persönlichkeitsstörung
Die zwanghafte bzw. anankastische Persönlichkeitsstörung ist charakterisiert durch ein besonderes Streben nach Perfektionismus, Ordnung und Kontrolle. Regeln sind für diese Menschen extrem wichtig, sie streben einen hohen moralischen und Leistungsstandard an und neigen dazu, sich in Kleinigkeiten zu verlieren, da sie Perfektion und Kontrolle um jeden Preis anstreben (vgl. auch Angst vor Kontrollverlust Ursachen). Dadurch verlieren sie oft die übergeordneten Ziele aus den Augen. Diesen hohen Standard verlangen sie sich aber nicht nur selbst ab, sondern auch Anderen, was die Beziehungen zu Mitmenschen gravierend in Mitleidenschaft ziehen kann.
Zwanghafte Personen delegieren nur ungern Aufgaben an Andere, da sie der Meinung sind, dass diese nicht die gleiche Perfektion erreichen können wie sie selbst, was wiederum auf ein extremes Kontrollbedürfnis verweist. Dadurch sind diese Menschen wenig flexibel, kaum offen gegenüber Anderen und Neuem und wenig kompromissbereit. Ihre eigene Leistungsfähigkeit leidet wiederum stark unter ihrem hohen Anspruch.
Oft neigen diese Personen zu Angststörungen (siehe Angststörung). Auch die Entstehung einer Depression kann begünstigt werden.
► Schizoide Persönlichkeitsstörung
Schizoide Persönlichkeiten gelten umgangssprachlich oft als „Eigenbrötler“. Sie sind sehr in sich gekehrt, zurückgezogen, haben wenige Interessen und wenige Kontakte zu Anderen. Sie haben kaum Freude an Aktivitäten wie bestimmten Hobbys und sind mehr oder weniger gefangen in sich selbst. Dies darf allerdings nicht mit dem Krankheitsbild der Schizophrenie verwechselt werden, da bei schizoiden Persönlichkeiten der Kontakt zur Realität erhalten bleibt. Dieser Typ von Mensch drückt kaum Gefühle wie Freude, Ärger oder Zuneigung aus, was für zwischenmenschliche Beziehungen wie zu den Angehörigen eine große Belastung ist.
Es handelt sich um eine ausgeprägte Form der Kontaktstörung. Kontakte zur Außenwelt bleiben fast nur auf ein unbeteiligtes Beobachten beschränkt. Deswegen beschreiben Menschen mit dieser Störung in der Psychotherapie ihr Erleben oft als ein Gefühl „wie unter einer Glasglocke“ zu leben. In der Psychotherapie wird versucht, eine engere Beziehung zum Psychotherapeuten aufzubauen und die äußerlich emotionale Starre auf diese Weise aufzulockern. Die Häufigkeit dieser Persönlichkeitsstörung beträgt circa 0,4 bis 0,9 Prozent in der Bevölkerung.
de.wikipedia.org/wiki/Schizoide_Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung
► Narzisstische Persönlichkeitsstörung
Die narzisstische Persönlichkeit schwelgt zum einen gerne in Phantasien über die eigene Größe, Bedeutung, Einmaligkeit und den eigenen Wert, leidet aber andererseits im tiefsten Inneren an starken Minderwertigkeitsgefühlen (siehe Minderwertigkeitskomplex), die er oder sie durch großspuriges, arrogantes Verhalten zu kompensieren sucht.
Weitere Persönlichkeitsmerkmale sind eine kaum vorhandene Empathie und eine ausgesprochene Empfindlichkeit hinsichtlich Kränkungen. Der Narzisst hat Angst vor der Abwertung durch Andere, da sein Selbstwertgefühl in hohem Maße von der Anerkennung von außen abhängt.
Die Entstehung dieser Persönlichkeitszüge wird vermutlich durch Vernachlässigung in der Kindheit begünstigt, wenn Eltern nicht genügend auf die Bedürfnisse des Kindes eingehen oder diese völlig ignorieren. Die Häufigkeit der narzisstischen Persönlichkeitsstörung beträgt etwa 0,5 bis 2,5 Prozent.
In Behandlung begibt sich der Narzisst in der Regel nur durch Einwirkung von außen oder wenn durch eine Krise das Bild der eigenen Grandiosität zusammenzubrechen zu droht.
flexikon.doccheck.com/de/Narzisstische_Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung
► Selbstunsichere bzw. ängstlich-vermeidende Persönlichkeitsstörung
Das ICD-10 beschreibt diese Störung anhand folgender Persönlichkeitsmerkmale:
- Dominierend sind Gefühle von starker Besorgnis, permanenter Anspannung, ausgeprägter Minderwertigkeit und starker Unsicherheit.
- Potenzielle Gefahren oder Risiken durch alltägliche Situationen und Aktivitäten werden innerlich stark überbetont. Dadurch werden bestimmte Aktivitäten ängstlich vermieden, weil schließlich eine Gefahr drohen könnte.
Betroffene Menschen sehnen sich zudem stets nach der Zuneigung und der Akzeptanz durch Andere und reagieren entsprechend überempfindlich auf Kritik und Zurückweisung (siehe Angst vor Zurückweisung), da sie immer auf der Suche nach Bestätigung sind. Dadurch werden ihre Beziehungen zu ihren Mitmenschen und Angehörigen stark eingeschränkt. Auch die Lebensqualität wird erheblich eingeschränkt, da mögliche Risiken möglichst umgangen werden.
Die Häufigkeit dieser Störung bewegt sich zwischen ein und zwei Prozent. Neben der Psychotherapie können Medikamente eingesetzt werden, um massive Angstgefühle unter Kontrolle zu bringen.
icd-code.de/icd/code/F60.0.html
► Paranoide Persönlichkeitsstörung
Paranoide Persönlichkeiten weisen ein extrem misstrauisches Verhalten gegenüber ihren Mitmenschen, auch gegenüber den eigenen Angehörigen auf, vermuten stets, dass Andere ihnen Übles wollen und sind dementsprechend aggressiv, feindselig und streitlustig. Die paranoide Persönlichkeitsstörung gehört zusammen mit der dissozialen zu den problematischsten Persönlichkeitsstörungen überhaupt, weil er den Umgang mit Mitmenschen extrem erschwert und in der Regel einen ungünstigen Verlauf nimmt.
In der Regel sind betroffene Persönlichkeiten entsprechend unbeliebt. Sie sind sehr selbstbezogen, oft überheblich und äußerst nachtragend. Fehler machen nur die Anderen, sich selbst sehen sie stets als unschuldig an den Problemen mit ihrer Umwelt und persönlichen Niederlagen an.
Paranoide Persönlichkeiten sind entsprechend überempfindlich gegenüber Kritik und sind von einem grundlegenden Misstrauen geprägt. Die Prävalenz beträgt schätzungsweise 0,4 bis 2,5 Prozent in der Bevölkerung. Ursachen liegen mitunter in körperlichem oder sexuellem Missbrauch in der Kindheit begründet. Nur selten suchen Betroffene von sich selbst aus einen Psychotherapeuten auf, von daher könnte die Zahl der Menschen mit dieser Störung durchaus sehr viel höher liegen.
netdoktor.de/krankheiten/paranoide-persoenlichkeitsstoerung/
► Borderline bzw. emotional-instabile Persönlichkeitsstörung
Die emotional-instabile Persönlichkeitsstörung ist ein Oberbegriff. Man unterscheidet bei der emotional-instabilen Persönlichkeitsstörung zum einen den impulsiven Typ und zum anderen den Borderline-Typ.
Gekennzeichnet ist die Störung durch ein extremes emotional bedingtes Schwanken, instabilen, wechselnden Beziehungen und einem instabilen Bild der eigenen Person. Betroffene schwanken oft zwischen Liebe und Hass, leiden unter fast unerträglichen Gefühlen innerer Anspannung, die sie häufig durch selbstverletzendes Verhalten (SVV), Drogen- oder Alkoholkonsum oder ein überaktives, verantwortungsloses Sexualleben zu kompensieren suchen.
Die Diagnose erfolgt anhand des ICD-10, wobei Tests durchgeführt werden, um den Werdegang von Beziehungen im Leben der Betroffenen, selbstschädigendem Verhalten und starken emotionalen Schwankungen auf die Spur zu kommen.
Frauen sind insbesondere von Borderline deutlich häufiger betroffen als Männer. Dabei klingen das Krankheitsbild nach etwa zehn Jahren deutlich ab und Betroffene stabilisieren sich meist jenseits des 30. Lebensjahres. Der Verlauf ist in der Regel also eher positiv. Hingegen ist die Suizidgefahr (Suizid-Gedanken) im jungen Erwachsenenalter am größten.
► Histrionische Persönlichkeitsstörung
Theatralisch, egozentrisch, selbstbezogen, aufmerksamkeitsheischend, rasch wechselnde Gefühle, oft sexuell provokant und leicht beeinflussbar: Dies sind nach ICD-10 die wichtigsten Persönlichkeitsmerkmale von histrionischen Persönlichkeiten. Diese Menschen fühlen sich unwohl, wenn sie nicht im Zentrum der Aufmerksamkeit stehen und drücken ihre stark wechselnden Gefühle übermäßig dramatisch aus. Häufig glauben sie auch, ohne Andere nicht zurechtzukommen und interpretieren Beziehungen zu Anderen als enger als sie tatsächlich sind.
Das Krankheitsbild verbindet sich häufig mit Depressionen, Angststörungen und anderen Persönlichkeitsstörungen. Etwa zwei bis drei Prozent der Bevölkerung sind betroffen, Männer dabei gleich häufig wie Frauen. Erklärt wird diese Störung und deren Folgen neben psychologischen und genetischen Faktoren hauptsächlich mit einem zu kalten, lieblosen Elternhaus, indem die Kinder eine ausgeprägte Konzentration auf ihre Selbstwertproblematik als grundlegende Strategie entwickeln.
therapie.de/psyche/info/index/diagnose/persoenlichkeitsstoerungen/histrionisch/
► Dependente bzw. abhängige Persönlichkeitsstörung
Menschen mit einer dependenten Persönlichkeitsstörung erleben sich selbst als hilflos, schwach, innerlich leer und wenig kompetent und neigen deswegen dazu, Alltagsentscheidungen, aber auch elementare Entscheidungen ihres Lebens Menschen, zu denen sie sich in einem Abhängigkeitsverhältnis befinden, zu überlassen.
Oft wirken sie übertrieben anhänglich, passiv, willensschwach und unterwürfig. Sie sind getrieben von starken Verlustängsten (siehe Verlustangst), haben eine ausgeprägte Angst vor Unsicherheiten und Unwägbarkeiten und ordnen sich deswegen stark unter bzw. klammern sich an Andere. Damit erreichen sie jedoch häufig das Gegenteil, von dem, was sie möchten, nämlich dass ihr Zielobjekt sie nicht verlässt.
Sie wollen umsorgt werden, wobei die Personen, von denen sie abhängig sind, nicht als Personen als Vordergrund stehen, sondern als Objekte zu ihrer Bedürfnisbefriedigung nach Sicherheit.
Menschen mit dependenten Persönlichkeitsmerkmalen sind nur ungern alleine, weil sie glauben, ohne Andere nicht zurechtzukommen. Etwa ein bis zwei Prozent der Bevölkerung sind von diesem Krankheitsbild betroffen. Der Verlauf ist in der Regel eher schwierig, da es kompliziert ist, die grundlegende Unsicherheit dieser Menschen zu behandeln.
de.wikipedia.org/wiki/Abh%C3%A4ngige_Pers%C3%B6nlichkeitsst%C3%B6rung
Diagnose und Behandlung von Persönlichkeitsstörungen
Da es sich bei Persönlichkeitsstörungen um psychische Probleme handelt und nicht um neurologische, ist die Diagnose und Behandlung die Aufgabe eines Psychiaters oder Psychotherapeuten. Persönlichkeitsstörungen werden dabei anhand normierter, standardisierter Tests festgestellt. Die Neurologie bzw. Nervenheilkunde hingegen ist mit den Funktionen und Erkrankungen des Nervensystems befasst.
Persönlichkeitsstörungen werden hauptsächlich in Form einer Psychotherapie behandelt, um Verhaltensmuster und Gefühle nachhaltig zu verändern und abzumildern und sind nicht Gegenstand der Neurologie. Tritt eine Persönlichkeitsstörung in Kombination mit psychischen Erkrankungen wie Depression oder Angst auf, kann es allerdings durchaus sinnvoll sein, dies durch einen Psychiater medikamentös behandeln zu lassen, der zumeist auch auf dem Gebiet der Neurologie bewandert ist. Da diese Störungen sehr früh entstehen, landen Betroffene häufig schon in jungen Jahren in der Jugendpsychiatrie, wo in der Regel eine erste neurologische Ausschlussabklärung und Diagnose erstellt wird. Andere Krankheitsbilder gesellen sich häufig zudem hinzu, die dann – falls erforderlich – stationär in einer Psychiatrie behandelt werden müssen.
Hinsichtlich der Psychotherapie existieren verschiedene Formen. Oft ist eine kognitive Verhaltenstherapie (siehe kognitive Umstrukturierung) sinnvoll, damit Menschen mit Persönlichkeitsstörungen lernen, ihre eigenen Denkmuster zu hinterfragen und kritisch zu reflektieren. Die Therapie ist dabei meist langwierig und schwierig, weil es sich um sehr tiefsitzende Muster handelt. Sinn einer Therapie ist es, diese Muster langsam zu verändern, damit die Folgen für die Betroffenen und die Umwelt weniger gravierend sind.
Aufgrund des hohen Aufkommens an psychischen Beschwerden in der modernen Gesellschaft kann sich die Therapeutensuche schwierig gestalten. Oft gibt es lange Wartezeiten, außerdem muss die Chemie zwischen Therapeut und Patient stimmen. Um die Therapeutensuche zu vereinfachen, kann die Krankenkasse kontaktiert werden, die in der Regel eine Liste mit Therapeuten in der unmittelbaren Umgebung und deren Schwerpunkten führt. Zu Rate ziehen können Betroffene auch die Therapeutensuche unter therapie.de/psychotherapie/.
Im stationären Rahmen werden diese Störungen in der Regel nicht in der Psychiatrie behandelt, sondern in der Psychosomatik, da sich die Psychosomatik eher mit psychologischen Aspekten befasst. Dies kann sich allerdings ändern, wenn sich zu der psychologischen noch eine psychiatrische Problematik dazugesellt.
Die Therapie von Persönlichkeitsstörungen ist und bleibt dabei schwierig und langwierig, insbesondere dann, wenn noch andere Krankheitsbilder dazukommen. Dies liegt in der Tatsache begründet, dass diese Störungen in der Person selbst verwurzelt sind und in der Regel bereits über lange Jahre hinweg existieren.