Quetiapin - chemische Formel (© molekuul.be / stock.adobe.com)

Quetiapin – Wirkstoff zur Behandlung von Psychosen

Ende der 1990er Jahre wurde der Wirkstoff Quetiapin in Europa auf den Markt gebracht und wird unter anderem von der Firma Astra Zeneca vertrieben. Mittlerweile zählt es zu den meist verschriebenen Neuroleptika bei Depressionen und Manien (siehe auch manische Depressionen).

Quetiapin 25 mg wird z. B. unter den Handelsnahmen Seroquel und Sequase angeboten und gehört zu den sogenannten antipsychotischen Medikamenten. Das breite Wirkspektrum macht es möglich, dass es nicht nur bei Depressionen und Manien eingesetzt wird, sondern auch bei bipolaren Störungen (siehe bipolare Persönlichkeitsstörungen) oder bei der Therapie einer Schizophrenie (vgl. Schizophrenie Arten).

Aufgrund der stark sedierenden Quetiapin Wirkung und der auftretenden Schläfrigkeit ist sowohl die Fahrtüchtigkeit als auch die Bedienung von Maschinen beeinträchtigt. Da die Substanz auf das zentrale Nervensystem wirkt, ist beim gleichzeitigen Alkoholkonsum Vorsicht geboten.

Was ist Quetiapin und wie wirkt es?

Die Substanz zählt zu den sogenannten atypischen Antipsychotika (siehe Wie wirken Antipsychotika?) und wird beispielsweise bei der Behandlung von Psychosen eingesetzt. Psychosen sind psychische Störungen (siehe auch Psychosen Arten), bei denen es zu starken Veränderungen im Erleben der Umwelt, der Realität und des eigenen Ichs kommt. Zu diesen Krankheiten gehören unter anderem die Schizophrenie und manische Depressionen.

Im Handel wird die Substanz unter den Handelsnamen Seroquel, Quentiax oder Quetiapinzentiva vertrieben. Dieser Wirkstoff und sein Abbauprodukt, das sogenannte Norquetiapin, beeinflussen viele Rezeptoren, auch als Nervenzellandockstellen bezeichnet, an die Neurotransmitter (aktive Stoffe des Nervensystems) binden. Zu den Neurotransmittern zählen Histamin, Serotonin, Dopamin und Noradrenalin, die durch die Bindung an die Nervenzellandockstellen zu Veränderungen der Nervenzellen führen können. Diese Veränderungen sind in der Lage auch Einfluss auf die Stimmung zu nehmen (vgl. hierzu natürliche Stimmungsaufheller) oder Halluzinationen hervorzurufen.

Quetiapin Wirkung

Der Wirkstoff beeinflusst diese Nervenzellandockstellen der Neurotransmitter so, dass sowohl die Stimmung stabilisiert wird als auch die hervorgerufenen Halluzinationen abklingen. Kurz gesagt: Quetiapin bindet im Gehirn an unterschiedliche Rezeptoren von Nervenbotenstoffen an und wirkt somit als Gegenspieler zu den Botenstoffen Serotonin und Dopamin, die, wie schon erwähnt, bei der Wahrnehmung und Verarbeitung von Sinneseindrücken mitwirken.

Quetiapin, auch als Quetiapinum bezeichnet, ist daher in der Lage auftretende Symptome wie Angst, Erregungszustände, depressive Stimmungen, Halluzinationen sowie Wahnideen (vgl. Wahnvorstellung) zu lindern.

Anwendungsgebiete

Anwendung findet Quetiapinum nicht nur bei der Behandlung von Schizophrenie, sondern auch bei bipolaren Depressionen. Diese spezielle Depressionsform ist unter anderem dadurch gekennzeichnet, dass zu depressiven Phasen zusätzlich manische Episoden auftreten, die mit Symptomen wie Euphorie, Verlust sozialer Hemmungen und Größenwahn einhergehen können.

Beim Auftreten einer unipolaren Depression ohne manische Phasen wird der Wirkstoff begleitend zu einem anderen Antidepressivum verordnet.

Das Medikament wird aufgrund der Schlaf fördernden und beruhigenden Wirkung auch als Schlafmittel (Schlaftablette) eingesetzt. Der Vorteil gegenüber anderen gängigen Arzneimitteln gegen Schlafstörungen ist, dass bei der Einnahme nicht die Gefahr einer Abhängigkeit besteht.

Quetiapin 25 mg - eine Google-Bildersuche zeigt die verschiedenen Hersteller wie Sandoz, Ratiopharm, Beta Pharm, Hexal und Co...
Quetiapin 25 mg – eine Google-Bildersuche zeigt die verschiedenen Hersteller wie Sandoz, Ratiopharm, Beta Pharm, Hexal und Co…

Welche Nebenwirkungen können bei der Anwendung auftreten?

Durch die Einnahme dieses Medikaments kann es unter anderem den Stoffwechsel negativ beeinflussen und daher zu einer Gewichtszunahme führen. Darüber hinaus kann es zu einer Erhöhung der Blutfettwerte, des Blutzuckerspiegels und zu einem gesteigerten Hungergefühl kommen. Sehr selten kann sich durch dieses Arzneimittel eine Zuckerkrankheit (Diabetes mellitus) entwickeln.

Sehr häufige Nebenwirkungen:

  • Schläfrigkeit
  • Kopfschmerzen
  • Benommenheit
  • Gewichtszunahme
  • Anstieg der Blutfettwerte (Cholesterin, Serumtriglyceride)
  • gesteigerter Appetit

Häufige Nebenwirkungen bzw. Symptome:

  • Schwindel
  • Kreislaufstörungen aufgrund niedrigen Blutdrucks (Pulserniedrigung)
  • Magen-Darm-Beschwerden (Verstopfung und Erbrechen)
  • Veränderung der Leber- und Gallenwerte
  • Mundtrockenheit
  • Schnupfen
  • Veränderung der Schilddrüsenhormonwerte (Schilddrüsenunterfunktion)
  • Entwicklung oder Verschlechterung einer Zuckerkrankheit
  • Erhöhung des Blutzuckerspiegels
  • Pulsbeschleunigung
  • Herzklopfen

Gelegentliche Nebenwirkungen bzw. Symptome:

  • kurzzeitige Bewusstlosigkeit
  • Krampfanfälle
  • Störungen der unbewussten Bewegungsabläufe mit Zittern, evtl. Fallneigung

Seltene bzw. sehr selten auftretende Nebenwirkungen:

  • Wassereinlagerungen
  • allergische Hautreaktionen
  • sexuelle Funktionsstörungen
  • Anfälle von Atemnot

Werden Veränderungen oder Befindlichkeitsstörungen während der Behandlung mit diesem Medikament bemerkt, so sollte ein Arzt oder Apotheker zurate gezogen werden.

Welche Erfahrungen zu Wechselwirkungen sind bekannt?

Eine verminderte Wirkung des Medikaments zeigt sich durch die gleichzeitige Einnahme folgender Arzneimittel:

  • Antibiotika wie Erythromycin
  • Mittel gegen Pilzerkrankungen
  • HIV-1-Proteasehemmer
  • andere Neuroleptika (z. B. Thiodidazin)
  • Antiepileptika (Phenytoin oder Carbamazepin [siehe Carbamazepin Wirkstoff])

Wichtig ist auch zu erwähnen, dass während der Behandlung mit diesem Medikament kein Grapefruitsaft konsumiert werden darf, da die Frucht die Verstoffwechselung des Wirkstoffs in der Leber hemmen kann und somit die Wirkung des Arzneimittels verstärkt.

Wechselwirkungen treten nach gängigen Erfahrungen darüber hinaus beim Alkoholkonsum, bei der Einnahme von Beruhigungsmitteln, Antihistaminika, Schmerzmitteln, Antidepressiva, Narkosemittel sowie blutdrucksenkenden Mitteln auf und können die Wirksamkeit von Quentiapinum zusätzlich steigern.

Zudem dürfen solche Präparate nicht eingesetzt werden, wenn eine Überempfindlichkeit gegen den Wirkstoff oder sonstigen Bestandteilen bekannt ist.

Dosierungsempfehlungen

Generell sollte die Dosierung dieses Medikaments stets nach der Empfehlung des Arztes eingehalten werden und kann daher von den Angaben auf der Packungsbeilage abweichen; Arzt und Patient können hier ihre individuellen Erfahrungen mit der Dosis haben. Nachfolgend eine kurze Übersicht über die allgemeinen Dosierungsempfehlungen je nach Erkrankung bzw. Behandlung:

  • Schizophrenie: Um eine Bewusstseinsspaltung zu behandeln, sollte das Medikament zweimal am Tag eingenommen werden. Wichtig ist die Dosis zu Beginn langsam einzuschleichen, sprich am ersten Tag 50 mg, am zweiten 100 mg, am dritten 200 mg und am vierten Tag 300 mg. Ab dem vierten Tag sollte die übliche Dosis pro Tag erreicht sein und kann ab diesem Zeitpunkt angepasst werden.
  • Behandlung während der manischen Phasen bipolarer Krankheiten: In manischen Episoden müssen solche Medikamente anfangs gering dosiert werden. Empfohlen ist die Einnahme von 100 mg am ersten, 200 mg am zweiten, 300 mg am dritten und 400 mg am vierten Tag. Generell kann eine Dosissteigerung bis zu 800 mg pro Tag am sechsten Tag vorgenommen werden. Prinzipiell liegt hier die empfohlene Dosis zwischen 400 und 800 mg täglich, je nach Verträglichkeit.
  • Therapie der depressiven Phasen der bipolaren Erkrankung: In diesen Phasen erfolgt die Einnahme einmal täglich vor dem zu Bett gehen. Auch hier wird die Dosis langsam gesteigert: 1. Tag 50 mg, 2. Tag 100 mg, 3. Tag 200 mg und 4. Tag 300 mg. Eine Dosisminderung auf 200 mg täglich, kann bei schlechter Verträglichkeit vorgenommen werden.
  • Dosierungsempfehlung zur Rückfallvermeidung von manischen oder depressiven Episoden: Hier sollte die Therapie in der gleichen Dosierung erfolgen, die auch während der aktiven manischen und depressiven Phasen eingenommen wurde.
  • Ältere Menschen: Bei älteren Menschen über 65 Jahren sollte das Medikament mit Vorsicht eingesetzt und noch langsamer eingeschlichen werden.

Generell werden Präparate mit diesem Wirkstoff in Form von Retardtabletten verabreicht. Es ist wichtig, dass die Dosierung individuell je nach Beschwerden des Patienten angepasst wird und so niedrig wie möglich ausfällt.

Werden zu viele Tabletten eingenommen kann es zu vielen Überdosierungserscheinungen kommen wie beispielsweise Krampfanfällen, Abweichungen im EKG, Harnverhalt, Verwirrtheit, Bewusstlosigkeit bis hin zum Tod.

Wie schnell und wie lange wirkt ein Medikament mit Quetiapinum?

Eine generelle Aussage hierzu ist nicht möglich, da die Quetiapin Wirkung individuell sehr verschieden ist. Bei einigen Personen wirken die Retardtabletten bereits nach einigen Stunden bei anderen wiederum kann es einige Wochen dauern, bis ein ausreichender Spiegel des Wirkstoffs im Blut erreicht wird. Die Wirkdauer beträgt in etwa 12 Stunden, sodass das Arzneimittel zweimal täglich eingenommen werden sollte.

Wie kann das Medikament abgesetzt werden?

Wichtig ist bei der Beendigung der Therapie mit dieser Substanz das Arzneimittel nicht abrupt abzusetzen, sondern genauso wie zu Beginn auszuschleichen. Bei einem zu schnellen Absetzen kann es zu Entzugssymptomen wie Kopfschmerzen, Schwindel, Erbrechen, Übelkeit, Durchfall und Gereiztheit kommen. Ratsam ist die Dosisreduzierung über ein bis zwei Wochen. Weitere Informationen und Anweisungen dazu, sollten vom Arzt eingeholt werden.

Therapie während der Schwangerschaft und Stillzeit

Die unbedenkliche Anwendung des Medikaments während der Schwangerschaft wurde bis dato noch nicht belegt und sollte daher nur nach einer gründlichen Nutzen-Risiko-Abwägung erfolgen. Bisherige Erkenntnisse zeigten, dass die Einnahme in den ersten drei Monaten risikoärmer ist als zum Ende der Schwangerschaft. Während der Stillphase darf das Arzneimittel nicht eingenommen werden.

Weitere Warnhinweise und Informationen:

  • Suizid oder klinische Verschlechterung:

Die Depression innerhalb einer bipolaren Erkrankung geht mit einem hohen Risiko für Selbstverletzungen, Selbstmordgedanken und Selbstmord einher. Diese Gefahr bleibt auch bis zu einer starken Verbesserung der Symptome bestehen. Auch das abrupte Absetzen kann das Selbstmordrisiko drastisch erhöhen.

  • Patienten mit erhöhtem Risiko für Krankheiten der Hirngefäße, niedrigen Blutdruck oder Herzkreislauferkrankungen:

Der Einsatz der Retardtabletten sollte mit Vorsicht erfolgen, da es vor allem zu Beginn zu einem erniedrigten Blutdruck bei veränderter Körperlage (z. B. Aufstehen) kommen kann. Es empfiehlt sich, bei diesen Patienten, die Dosis noch langsamer ein- bzw. auszuschleichen.

  • Informationen zur beeinträchtigen Reaktionsfähigkeit und Verkehrstüchtigkeit:

Durch die Einnahme können Tätigkeiten die die geistige Wachsamkeit und Reaktionsfähigkeit erfordern beeinträchtigt werden. Demzufolge sollten weder Maschinen bedient noch Auto gefahren werden, solange die Tabletten die Aufmerksamkeit verringert.

Videos:

 

Quetiapin 25 mg – Beipackzettel

Beipackzettel für Quetiapin 25 mg von Heumann: Wirkung und typische Erfahrungen zu Nebenwirkungen und Wechselwirkungen (https://www.apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/QUETIAPIN-Heumann-25-mg-Filmtabletten-8850620.html)
Beipackzettel für Quetiapin 25 mg von Heumann: Wirkung und typische Erfahrungen zu Nebenwirkungen und Wechselwirkungen (https://www.apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/QUETIAPIN-Heumann-25-mg-Filmtabletten-8850620.html)

Quetiapin Nebenwirkungen

Quetiapin Nebenwirkungen, Wirkung, Anwendungsgebiete und sonstige Erfahrung zum Antipsychotikum bei sanego.de (Screenshot www.sanego.de/Medikamente/Quetiapin/ am 20.07.2018)
Quetiapin Nebenwirkungen, Wirkung, Anwendungsgebiete und sonstige Erfahrung zum Antipsychotikum bei sanego.de (Screenshot www.sanego.de/Medikamente/Quetiapin/ am 20.07.2018)

Quellen und weiterführende Ressourcen:

  • apotheken-umschau.de/Medikamente/Beipackzettel/QUETIAPIN-Heumann-25-mg-Filmtabletten-8850620.html
  • deprimed.de/quetiapin/
  • gesundheit.de/medizin/wirkstoffe/sonstige-wirkstoffe/quetiapin
  • netdoktor.at/medikamente/seroquel-25-mg-filmtabletten-274386
  • onmeda.de/Wirkstoffe/Quetiapin/wirkung-medikament-10.html
  • pharmawiki.ch/wiki/index.php?wiki=Quetiapin

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