Rezeptfreie Antidepressiva - Was gibt es an antidepressiv wirkenden Mitteln rezeptfrei in Apotheken oder Drogerien? (© nenetus / Fotolia)

Rezeptfreie Antidepressiva – Überblick und Beispiele

Was gibt es an Antidepressiva rezeptfrei?

In Deutschland leiden laut Statistiken zirka 17 Prozent aller Bürger unter Depressionen, was auch die Erfahrungen der Ärzte und Apotheker bestätigt, die sehr häufig mit der Frage konfrontiert werden, ob es Antidepressiva rezeptfrei gäbe bzw. welches Antidepressivum man ohne Rezept bekommen kann.

Grundsätzlich gilt: Sämtliche als Antidepressiva bezeichnete Medikamente sind in Deutschland verschreibungspflichtig und so kann man diese ausschließlich in der Apotheke kaufen oder bei Online-Apotheken bestellen.

Doch der Markt für sogenannte „rezeptfreie Antidepressiva“, die nicht den Status eines Medikaments haben, wächst gewaltig. Entsprechende Präparate kann man teilweise auch in Drogerien kaufen; die wirksameren und erfolgversprechenderen sind aber in aller Regel apothekenpflichtig – siehe zum Beispiel das hochkonzentrierte Johanniskraut in der Variante Laif Balance.

Generell:  Die hier als „rezeptfreie Antidepressiva“ beschriebene pharmakologische Stoffgruppe erzeugt keine Sucht / Abhängigkeit, zeigt meist nur sehr geringe Nebenwirkungen und verändert die Persönlichkeit des Menschen nicht bzw. nicht so stark wie chemische/synthetische, starke Psychopharmaka.

Bevor im Folgenden einzelne rezeptfreie Antidepressiva  vorgestellt werden, hier noch zwei Grundsätze, die im Zusammenhang mit diesem Thema klar gestellt sein müssen:

  • Bei zunehmenden Stimmungsschwankungen, Depressionen, Schlafstörungen oder Angstzuständen sollten sie umgehend einen Facharzt aufsuchen (siehe Angstzustände bewältigen).
  • Vor Einnahme der in der nachstehenden Liste befindlichen Wirkstoffe ist die ausführliche Beratung in der Apotheke ein absolutes Muss. Teils sind auch Blutuntersuchungen durch einen Arzt vor Einnahme der Präparate sehr sinnvoll.
  • Leider findet man online immer mehr vermeintliche Fachdienste, die Antidepressiva nach dem Ausfüllen eines Fragebogens, der angeblich durch Fachpersonal zu einer Einschätzung der momentanen psychischen Situation des Bestellers führen soll, auch rezeptfrei verschicken. Von solchen Seiten wird hier ganz ausdrücklich abgeraten.

Und noch etwas: Als wichtige Faktoren in der Bekämpfung der weitverbreiteten Volkskrankheit „Depression“ gelten eine ausgewogene Ernährung und ein erholsamer ungestörter Schlaf. Genau hier greifen die meist pflanzlichen, nutritiven und homöopathischen Wirkstoffe an, die als „Antidepressiva“ rezeptfrei verkauft werden.

Pflanzliche, rezeptfreie Antidepressiva

Johanniskraut

Hypericum perforatum ist der lateinische Name für das echte Johanniskraut, dass in Europa, Westasien und Nordafrika zu finden ist. Die als niedriger buschiger Bodendecker wachsende mehrjährige im Sommer gelb blühende Pflanze ist schon seit Jahrhunderten als Heilmittel für verschiedenste Erkrankungen bekannt und gilt heute als das am häufigsten angewandte Antidepressivum in Deutschland (vgl. Johanniskraut Depression).

Die Wirkung beruht auf dem Inhaltsstoff Hyperforin (Langezeit galt fälschlicherweise Hypericin als Wirkstoff), der als nichtselektiver Monoaminrückaufnahme-Inhibitor die Wiederaufnahme von Serotonin, Noradrenalin, GABA und Dopamin an der präsynaptischen Membran verhindert, wodurch mehr Botenstoffe zur Reizübermittlung im synaptischen Spalt verbleiben. Die wichtigste der Substanzen ist Serotonin, welches auch als Glückshormon bezeichnet wird.

Das meist als Tabletten verabreichte Johanniskraut muss über mindestens drei Wochen konstant in einer Dosierung von zirka (mindestens) 600mg pro Tag eingenommen werden um eine stabile Wirkung zu entfalten (z.B. Neuroplant Aktiv). Die rezeptfreien Antidepressiva weisen eine Dosierung von unter 300mg auf, da Präparate mit höheren Wirkstoffkonzentrationen rezeptpflichtig sind (Johanniskrautpräparate mit Indikation „mittelschwere depressive Episoden“, vgl. ICD F32).

Nicht eingenommen werden darf Johanniskraut von stillenden Frauen, Schwangeren oder Kindern unter zwölf Jahren.

Auch Wechselwirkungen mit folgenden Medikamenten sind bekannt:

  • Immunsuppressiva
  • Gerinnungshemmer
  • Herzwirksames Digoxin
  • Theophyllin
  • Antibabypille

Als unerwünschte Wirkung tritt hauptsächlich eine erhöhte Sonnenempfindlichkeit auf, die gerade für helle Hauttypen ein Problem darstellt. Des Weiteren können Manie, Kopfschmerz und Müdigkeit auftreten.

Baldrianwurz und Hopfen

Sind die depressiven Gemütslagen durch zu viel Stress bedingt, helfen diese schon lange bei Schlafstörungen eingesetzten Wirkstoffe (ganz ohne Johanniskraut), welche meist als Tee eingenommen werden (vgl. pflanzliche Beruhigungsmittel). Es gibt aber auch Kombiprodukte aus z.B. Baldrian + Johanniskraut + Passionsblume wie etwa Neurapas.

Sie lassen den Patienten die Dinge leichter nehmen, innere Unruhe bekämpfen, man kann wieder abschalten und so auch ruhig schlafen.

Die Wirkung tritt meist nach der ersten Einnahme ein. Der allgemeinen Erfahrung nach gibt es bei korrekter Anwendung sehr selten Nebenwirkungen wie hauptsächlich Müdigkeit.

Kakao

Als Wirkstoffe gelten hier physiologisch im Körper vorkommende Cannabinoide, welche stimmungsaufhellend wirken (siehe auch natürliche Stimmungsaufheller). Auch eine hohe Konzentration an Tryptophan, der Vorstufe des Glückshormons Serotonin ist in der Kakaopflanze enthalten.

Melisse

Melisse wird in Kombination mit Lavendel zum angstlösenden Medikament. Kräutermischungen mit Passionsblume, Baldrian und Melisse kann man als Tees mit angst- und krampflösender Wirkung rezeptfrei kaufen. Eine Kombination aus Baldrian und Melisse ist auch Euvegal 320/160 mg.

Kratom

Kratom ist ein weiteres pflanzliches Hilfsmittel ohne Johanniskraut in unserer Liste. Dosierungsabhängig wirkt es erst schlaffördernd, dann euphorisch und stimulierend. Als schwaches Opioid besteht hier ein geringes Suchtpotenzial.

Bachblüten

Die von Dr. Bach auf den Markt gebrachten Rescue-Tropfen (Rescuetropfen), die in extrem stressbehafteten Situationen die Nerven stärken sollen, sollen natürlich helfen, auch dem depressiven Patienten in solchen Situationen

Es handelt sich um ein rezeptfreies Mittel zur Soforthilfe ohne bekannte Nebenwirkungen. Man sollte die Tropfen jedoch zur vollen Entfaltung ihrer Wirkung bereits einige Tage vor dem nervenaufreibenden Ereignis erstmalig zu sich nehmen.

Weitere Mittel aus dieser Rubrik sind die Bachblüte Mustard und Gentian (Enzyan). Gentian welches bei Depressionen mit erklärbaren Ursachen verwendet wird, bringt Zuversicht, Mut und Durchhaltevermögen. Bei unbekanntem Depressionsauslöser empfiehlt sich Mustard.

Weitere Pflanzen mit (angeblich) antidepressiver Wirkung

Auch Ginseng, Taiga-Wurzel, Kola-Nuss, gelbem Ingwer und Giftlattich werden antidepressive Wirkungen nachgesagt und sind ohne Rezept erhältlich – doch vieles ist bei weitem nicht so gut belegt wie z.B. die antipressive Wirkung von Johanniskraut. Siehe auch pflanzliche Medikamente sowie spezifischer pflanzliche Schlafmittel.

Homöopathisches

Homöopathische Präparate sind im Allgemeinen zur Therapie von leichten Depressionen geeignet und immer rezeptfrei; ein relativ beliebter Vertreter dieser Kategorie sind die Neurexan Tabletten.

  • Acidum Phosphoricum wird bei chronischen Depressionen eingesetzt, welche einher gehen mit Erschöpfung und Angst-Attacken. Vergleiche auch Neurasthenie Burn out.
  • Während der Wechseljahre auftretende Depressionen können mit geringen Mengen des Cimicifugawurzelstocks behandelt werden.
  • Tritt Angst, Gereiztheit (siehe immer gereizt), niedriger Blutdruck und Verstopfung auf, ist das Mittel der Wahl Nux vomica (Brechnuss).

In diesem Zusammenhang wird jedoch noch eine ganze Liste anderer Wirksubstanzen eingesetzt:

  • Aurum metallicum,
  • Cactus,
  • Hyoscyamus,
  • Ignatia,
  • Lilium trigrinum,
  • Lycopodium,
  • Natrium chloratum,
  • Pulsatilla,
  • Staphisagria und
  • Veratrum album.

Durch die extrem niedrige Dosierung der Substanzen sollen homöopathische Mittel die Selbstregulierungskräfte des Körpers aktiviert werden. Viele Kritiker der Homöopathie behaupten, die Produkte würden nur im Sinne eines Placebo-Effekts wirken; andere schwören darauf. In jedem Fall kann man „homöopathische Antidepressiva“ rezeptfrei, d.h. zwar ohne Rezept, aber in der Apotheke erhalten.

Mit und ohne Rezept: Die guten, hochwirksamen Antidepressiva rezeptfrei gibt es nicht (vom Johanniskraut abgesehen). Medikamente wie Mirtazapin, Citalopram, Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin, Venlafaxin, Fluoxetin, Sertralin, Paroxetin, Duloxetin u.a., wie sie für mittelgradige bis schwere Depressionen eingesetzt werden, sind (auch aufgrund ihrer Nebenwirkungen) einfach rezeptpflichtig (© nenetus / Fotolia)
Mit und ohne Rezept: Die guten, hochwirksamen Antidepressiva rezeptfrei gibt es nicht (vom Johanniskraut abgesehen). Medikamente wie Mirtazapin, Citalopram, Amitriptylin, Doxepin, Trimipramin, Venlafaxin, Fluoxetin, Sertralin, Paroxetin, Duloxetin u.a., wie sie für mittelgradige bis schwere Depressionen eingesetzt werden, sind (auch aufgrund ihrer Nebenwirkungen) einfach rezeptpflichtig (© nenetus / Fotolia)

Nutritives – Antidepressiv wirkendes in Lebensmitteln

Vitamin B

Ein Mangel an B Vitaminen (Folsäure, Thiamin, Cobalamin, Pantothensäure, Niacin oder Biotin) wird häufig bei Blutuntersuchungen von depressiven Menschen festgestellt. Besonders B6 (Niacin) steht für die Nervenvitalität und fehlt häufig bei Schlafstörungen oder Gereiztheit.

Eine Vielzahl von Vitamin B angereicherten Mikronährstoffpräparaten kann man meist als Tabletten beispielsweise online bestellen.

Schüsslersalze

Starke Depressionen lassen sich mit diesen von Dr. Schüssler entwickelten rein aus Mineralien bestehenden Tabletten nicht behandeln. Sie setzen sich aus unterschiedlichen Kalium-Varianten, Magnesium, Kalzium und Silicea zusammen und stellen das Gleichgewicht der Mineralien im Körper wieder her. Besonders geeignet sind:

  • Nummer 5: Kalium Phosphoricum (anregend, erhöht Leistungsfähigkeit)
  • Nummer 7: Magnesium Phosphoricum (beruhigend und verbessert Schlaf)
  • Nummer 15: Kalium Jodatum (reguliert Schilddrüse, welche Psyche moduliert)
Buch: "Schüßler-Salze (GU Großer Ratgeber Gesundheit)" (Amazon)
Buch: „Schüßler-Salze (GU Großer Ratgeber Gesundheit)“ (Amazon)

Aminosäuren

Das Finden der richtigen Auswahl und Dosierung ist hier nicht einfach und sollte ärztlich überwacht werden. Eine Blutuntersuchung muss der Einnahme immer vorangehen.

Im Zusammenhang mit Depressionen, sind hauptsächlich Tryptophan als Vorstufe des Serotonins (vgl. L Tryptophan), Glutamin als Regulierer der GABA-Produktion, Tyrosin und Phenylalanin als wichtige Aminosäuren bei der Verstoffwechselung von Adrenalin und Dopamin zu nennen.

Autor: Teresa Haufe

Antidepressiva rezeptfrei || Quellen und weiterführende Ressourcen:

  • Antidepressiva: Medikamente zur Behandlung der Depression, depression.hexal.de/depression/medikamente/
  • Schmierseife fürs Hirn, spiegel.de/spiegel/print/d-8002563.html
  • Rezeptfreie Antidepressiva – welche Mittel sind hilfreich?, www.gesundheits-fakten.de/rezeptfreie-antidepressiva-welche-mittel-sind-hilfreich/
  • Stimmungsaufheller und Antidepressiva rezeptfrei, https://www.rezeptfreies.com/stimmungsaufheller/
  • Prozac & Co. – Glückspillen, https://www.stern.de/gesundheit/prozac—co–glueckspillen-3351106.html
  • Stimmungsaufheller bei schlechter Laune?, https://www.naturalis-bio.de/stimmungsaufheller/
  • Pflanzliche Arzneimittel, Johanniskrautpräparate: Raus aus dem Tief, https://www.oekotest.de/cgi/index.cgi?artnr=97850&bernr=06
  • Rezeptfreie Antidepressiva, https://www.dr-gumpert.de/html/antidepressiva_rezeptfrei.html

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