Schisandra chinensis ist eine Beere, die mit anderen Beeren nicht verglichen werden kann. Auf den ersten Blick wirkt die rote Frucht zwar wie andere Superfoods: exotisch, nährstoffreich und wirkungsvoll bei Beschwerden. Doch Schisandra hebt sich von den Superfoods der letzten Jahre ab. Wie? – Dieser Artikel verrät’s.
Was ist die Schisandra Beere?
Es gibt mehrere Namen für die Schisandra Beere. Die botanische Bezeichnung ist Schisandra chinensis, was chinesische Beerentraube bedeutet. Daneben wird die Beere auch Chinesisches Spaltkörbchen oder Chinesischer Limonenbaum genannt.
Die Kletterpflanze kann bis zu acht Meter groß werden. Die Früchte sind rot und ähneln dem Aussehen der Johannisbeere. Die ovalblättrige Pflanze ist im Norden Chinas heimisch. China ist der Hauptexporteur für die Heilbeere.
Die erste Beschreibung von Schisandra Beeren verfasste Li Shih-Chen 1596, in einem Buch über alte Heilpflanzen. Inzwischen haben Wissenschaftler herausgefunden, dass die heilende Wirkung schon vor dem Beginn der christlichen Zeitrechnung genutzt wurde. Die Schisandra Beere sollte im alten China verschiedene körperliche Beschwerden lindern. Sie wurde eingesetzt, um beispielsweise Beschwerden des Magen-Darmtraktes, körperliche Erschöpfung (siehe auch Erschöpfungssyndrom), Atemprobleme oder Kreislaufbeschwerden zu lindern.
Welche Rolle spielen Schisandra Beeren in der chinesischen Naturheilkunde?
Die klassische chinesische Bezeichnung für Schisandra chinensis ist “Wu Wei Zi”. Wu Wei Zi kann mit “Beere mit fünf Aromen” übersetzt werden. Der Name spielt auf die Bedeutung der Pflanze in der chinesischen Heilkunde an. In dieser gibt es die fünf Geschmacksrichtungen süß, scharf, sauer, salzig und bitter. In der chinesischen Ernährungslehre beeinflussen die fünf Geschmacksrichtungen die fünf verschiedenen Elemente. Die Fünf-Aromen-Beere vereint alle fünf Geschmacksrichtungen und beeinflusst damit alle Elemente im Menschen. Die Alternativmedizin geht davon aus, dass die Pflanze die fünf Elemente ausbalanciert. Daher verwendeten schon die alten Asiaten die Heilpflanze, um Beschwerden zu lindern.
Doch auch die modernen Asiaten nutzen die Heilkräfte der Beere. Inzwischen ist die Beere auch in der westlichen Welt angekommen und wird vor allem für medizinische Zwecke verwendet. Wissenschaftler haben dementsprechend die Schisandra Wirkung auf die Gesundheit untersucht. Die Ergebnisse untermauern die Erkenntnisse der chinesischen Heilkunde. Zudem konnten einige andere Wirkungen nachgewiesen werden.
Die Inhaltsstoffe der Fünf-Aromen-Beere
Das Hauptmerkmal der Beeren ist deren einzigartige chemische Zusammensetzung. Besonders charakteristisch sind die enthaltenen Lignane, die für die heilende Wirkung verantwortlich sind. Da die Beeren unvergleichbare Lignane enthalten, werden diese Inhaltsstoffe oftmals Schisandra Lignane genannt. Wie groß der Anteil an Lignanen ist, hängt vor allem von der Reife der Frucht, der Regenzeit und dem Anbaugebiet ab. Der Anteil variiert von 4 bis 19 Prozent. Wie viele verschiedene Schisandra Lignane es gibt, ist noch nicht geklärt. Fakt ist, dass es Dutzende verschiedene Formen gibt.
Einige wichtige Lignane, die ausschließlich in Schisandra Beeren enthalten sind, sind:
- Schisandrin
- Schisandrin B
- Schisandrin C
- γ-Schisandrin
- Gomisin A
- Deoxyschisandrin
- Schisanthenol
Weitere Pflanzenstoffe sind Triterpene. Terpene haben eine heilende Wirkung bei einer Vielzahl von Erkrankungen und werden sowohl von der Schul- als auch von der Alternativmedizin angewendet. Daneben enthalten die Beeren ätherische Öle (circa 3 Prozent) und Polyphenole. Die Früchte enthalten zudem Mono- und Polysaccharide, die Vitamine C und E sowie nennenswerte Mengen der wichtigen Spurenelemente Eisen, Magnesium und Calcium.
Detaillierte Informationen zu den einzelnen Inhaltsstoffen liefert eine aktuelle Untersuchung (www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5959991/).
Schisandra chinensis unterstützt die Leber
Die bekannteste und am besten dokumentierte Schisandra Wirkung ist die Unterstützung der Leberfunktion. Die Lignane regen verschiedene Prozesse in der Leber an, die unter anderem dazu führen, dass mehr Entgiftungsenzyme gebildet werden. Dadurch kann die Leber ihre Hauptaufgabe, die Entgiftung des Körpers, besser erfüllen. Die Pflanzenstoffe stimulieren zudem die Aktivität der Leber. Daneben werden die Bildung neuer Leberzellen und die Aktivität der Mitochondrien angeregt.
Für den leberschützenden Effekt sind mehrere Lignane verantwortlich. Eines dieser Lignane ist Schisandrin B, was nicht nur die Leber vor oxidativen Stress schützt. Das Herz-Kreislauf-System und die Lunge profitieren ebenso von den positiven Effekten (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/25742619?dopt=Abstract).
Schisandra beugt Entzündungen vor
Die Beere beinhaltet eine Vielzahl verschiedener Antioxidantien. Antioxidantien sind der natürliche Gegenspieler von freien Radikalen, welche das Gewebe schädigen. Außerdem wirken Antioxidantien oxidativen Stress entgegen. Oxidativer Stress ist eine der Hauptursachen für die Entstehung von Entzündungen.
Die Schisandra Beeren unterbinden Entzündungen ebenso mit ihren wichtigsten Pflanzenstoffen: Lignane. Der entzündungshemmende Effekt von Schisandra war der Forschungsgegenstand einiger Studien. Beispielsweise beschäftigte sich eine chinesische Studie von 2014 (www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4186356/) mit dem Thema. Dabei wurde Ratten mit Asthma ein Schisandra-Extrakt gegeben und der Effekt untersucht. Asthma ist eine chronische Entzündung der Atemwege. Die Untersuchung zeigte, dass Schisandra-Extrakt die Entzündungen der Ratten lindern konnte.
Schisandra chinensis kann Krebs vorbeugen?
Mit einer kleinen Beere Krebs vorbeugen? Das geht laut Wissenschaft tatsächlich. Der präventive Effekt wird seit einigen Jahren intensiv von der Wissenschaft erforscht. Ein Forscherteam untersucht den Effekt von isolierten Lignanen auf verschiedene Krebszellen. Die Forscher kamen zu dem Ergebnis, dass die Lignane einen positiven Einfluss auf verschiedene Krebszellen haben. Die Ergebnisse wurden 2008 in der renommierten Fachzeitschrift “Bioorganic & Medicinal Chemistry Letters” veröffentlicht.
Zehn Jahre später, 2018, wird der positive Einfluss von Schisandra auf Krebszellen noch immer untersucht. Gleich zwei Studien von 2018 untersuchen dabei den Einfluss von Gomisin G, ein Pflanzenstoff, der lediglich in Schisandra Beeren vorkommt, auf Krebszellen.
Beide Studien wurden von einem koreanischen Forschungsteam durchgeführt. Die erste Studie (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29587339) wurde am 1. Mai 2018 in der Fachzeitschrift “Biomolecules & Therapeutics” veröffentlicht. Dabei fanden die Wissenschaftler heraus, dass Gomisin G das Wachstum einer bestimmten Brustkrebsart hemmen kann. Die zweite Studie (www.ncbi.nlm.nih.gov/pubmed/29902863) wurde wenig später, am 15. Juli, in demselben Journal veröffentlicht. In dieser konnten die Forscher einen positiven Effekt von Gomisin auf das Wachstum von Dickdarmkrebs nachweisen.
Antidepressiver Effekt und Erhalt der kognitiven Leistungsfähigkeit
Stress ist eine der häufigsten Ursachen für Krankheiten. Insbesondere die Psyche und das Nervensystem leiden unter Stresshormonen wie Cortisol oder Adrenalin. Dadurch kann der Betroffene in ein Stimmungstief fallen und die kognitive Leistungsfähigkeit kann abnehmen. Schisandra soll dem entgegenwirken. Es ist nicht nur ein natürliches Antioxidant, welches Gewebeschäden durch oxidativen Stress verhindert. Die Beere wirkt auf mehreren Ebenen. 2017 erschien eine Studie (www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC5537344/) zu dem Thema. Das Forschungsteam setze Mäuse unvorhergesehenen Stresssituationen aus und verursachte so Symptome eine Depression sowie einen kognitiven Leistungsabfall. Wurde den Ratten allerdings ein Extrakt aus Schisandra verabreicht, traten die Symptomatiken nicht auf. Ob daraus tatsächlich geschlussfolgert werden kann, dass eine antidepressive Wirkung bei Menschen auftritt, wird sicher noch weiter Gegenstand der Forschung bleiben. Schön wäre es ja, wenn man die roten Beeren in den Kreis rezeptfreier Antidepressiva aufnehmen könnte, der derzeit ja am ehesten vom Johanniskraut dominiert wird.
Ist das Einnehmen von Schisandra Kapseln ratsam?
Die oben genannten Vorteile sind nur beispielhafte Effekte. Daneben haben die Beeren weitere Effekte, die insbesondere für Sportler interessant sind. Ein positiver Effekt auf die Psyche konnte von der Wissenschaft ebenfalls festgestellt werden. Einige positive Effekte auf die Psyche sind:
- vitalisierender Effekt
- wirkt antriebssteigernd
- kognitive Leistungssteigerung
- verbessertes Gedächtnis
- visuelle Wahrnehmung wird gestärkt
- besserer Umgang mit Stress
Daneben gibt es einige spezifische Anwendungen, die im Einzelfall mit dem Arzt abgeklärt werden sollten. Vgl. auch unsere Beiträge Sympathikus beruhigen und psychovegetative Dystonie.
Schisandra enthält keine essentiellen Nährstoffe, die nur in dieser Beere zu finden wären. Die Vitamine und Mineralstoffe lassen sich mühelos durch andere Lebensmittel aufnehmen. Trotzdem scheint es, dass die rote Beere die Lebensqualität maßgeblich verbessern kann. Das zeigt nicht nur die Wissenschaft, sondern liest man auch in diversen Erfahrungsberichte auf Amazon, wobei hier nicht immer klar ist, wie fundiert und echt diese sind. Dennoch scheint es einen gewissen „Hype“ auf die Beeren, ihren Wirkstoff und ihre Wirkung auch im westlichen Teil der Welt nunmehr zu geben.
Kapseln, Pulver, getrocknete Beeren – welche Form eignet sich?
Es gibt viele verschiedene Formen, in denen Schisandra angeboten wird. Pulver und Kapseln sind am beliebtesten. Dabei handelt es sich meist um ein Extrakt. In diesen Produkten ist der Anteil an bioaktiven Stoffen am höchsten. Vorausgesetzt, die Qualität der Produkte stimmt.
Die beiden natürlichen Varianten sind getrocknete Beeren und Tees, in denen die Beere enthalten sind. Der Anteil an bioaktiven Substanzen ist bei diesen Produkten nicht so hoch wie bei anderen Formen, dafür sind allerdings keine Zusatzstoffe notwendig.
Doch egal, ob Schisandra Kapseln oder Tees: Die Qualität ist wichtig. Beim Kauf sollte daher unbedingt auf ein Siegel geachtet werden, das auf entsprechende Qualität hinweist. Einige Hersteller liefern auch ein Zertifikat, mit dem Untersuchung und Unbedenklichkeit hinsichtlich Belastungen durch Mikroorganismen und Schwermetalle bescheinigt werden.
Wie hoch sollte Schisandra dosiert werden?
Die Dosierung hängt immer von dem gewünschten Effekt / Wirkung ab. Dennoch gibt es einige Grundregeln. Das Wichtigste zuerst: Sie können im Rahmen gewisser Normalwerte nicht zu viel von der Beere zu sich nehmen. Was der Körper nicht braucht, wird ausgeschieden. Im schlimmsten Fall kommt es zu Sodbrennen. Die Chinesen empfehlen, eine Tagesdosis von 15 g nicht zu überschreiten.
Die tägliche Empfehlung liegt meist zwischen 3 bis 9 g.