Trimipramin gehört zu den trizyklischen Antidepressiva. Das sind Psychopharmaka mit einer stimmungsaufhellenden Wirkung, die unter anderem bei der Behandlung einer Depression angewandt werden. Ihren Namen haben die trizyklischen Antidepressiva von der dreifachen Ringstruktur der Moleküle, die der chemischen Verbindung ihres Wirkstoffes zugrunde liegen. Diese Antidepressiva wurden in den 1950er Jahren entwickelt und gehören zu den ersten bekannten Medikamenten gegen Depressionen. Trimipramin kam 1961 auf den Markt. Es ist ein trizyklisches Antidepressivum mit einer dämpfenden Wirkung (vgl. auch unsere Trizyklische Antidepressiva Liste).
Quellen:
- de.wikipedia.org/wiki/Antidepressivum
- de.wikipedia.org/wiki/Cyclische_Verbindungen
- de.wikipedia.org/wiki/Trizyklisches_Antidepressivum
Wirkungen
Die Nervenzellen im Gehirn leiten ständig Signale weiter. Zwischen den einzelnen Zellen geschieht diese Übertragung auf chemischem Wege durch unterschiedliche Botenstoffe, den Neurotransmittern. Die Nervenzelle schüttet die Botenstoffe an ihrem Ende aus. Diese wandern durch den sogenannten synaptischen Spalt zur nächsten Nervenzelle und docken an deren Rezeptoren an. Danach läuft das Signal auf elektrischem Weg durch das Zellinnere weiter. Es kann dabei hemmend oder erregend wirken. Der Neurotransmitter löst sich und wird von der ersten Zelle wieder aufgenommen.
Bei psychischen Krankheiten wie der Depression besteht oft ein Ungleichgewicht im Neurotransmitter-Haushalt. Das heißt, es werden zu viel oder zu wenig Botenstoffe ausgeschüttet oder die Ursprungszelle nimmt diese zu schnell wieder auf und das Signal wird schlecht weitergeleitet. Hier setzen die Wirkstoffe der Antidepressiva an, denn sie hemmen oder vermehren den Effekt bestimmter Neurotransmitter.
Allerdings unterscheidet sich Trimipramin Neuraxpharm von den Wirkstoffen anderer trizyklischer Antidepressiva, denn es hemmt die Wiederaufnahme der Neurotransmitter Noradrenalin (siehe Noradrenalin Wirkung) und Serotonin in die Ursprungszelle nur wenig. Deswegen ist seine antidepressive Wirkung geschwächt. Dafür besetzt Trimipramin die Rezeptoren für die Botenstoffe Dopamin, Serotonin, Acetylcholin und Histamin. Dies hat einen stark beruhigenden und Angst lösenden Effekt.
Wann wird Trimipramin eingesetzt?
Das Antidepressivum ist zur Therapie von Depressionen und anderen psychischen Krankheiten zugelassen. Allerdings sind die Erfahrungen damit von Mensch zu Mensch sehr unterschiedlich. Bei den Betroffenen treten verschiedene Symptome auf, welche je nach Krankheitsbild die Emotionen, die Motivation, das Denken, den Körper und das Verhalten betreffen. Trimipramin wird gerne eingesetzt, wenn körperliche Symptome wie Angst (siehe Ängste) und Schlafstörungen (siehe z.B. Einschlafstörung) im Vordergrund stehen. Es dämpft und beruhigt den Betroffenen. Bei genetisch bedingten Depressionen werden andere Mittel wie die Serotonin-Wiederaufnahme-Hemmer bevorzugt (vgl. Serotonin Wiederaufnahmehemmer Wirkung). Da das Medikament beruhigt, kann es auch bei Angststörungen und Panikstörungen eingenommen werden.
Niedrig dosiert eignet es sich auch als unterstützende Maßnahme bei chronischen Schmerzen. Es sorgt dann dafür, dass der Betroffene sich von seinen Schmerzen distanziert, und fördert so die Wirkung der Schmerzmittel. Oft wird es auch als Schlafmittel benutzt. Als solches ist es jedoch nicht offiziell zugelassen, da seine Wirksamkeit in diesem Zusammenhang nicht nachgewiesen werden konnte. Viele Ärzte sind jedoch von seiner Wirksamkeit überzeugt und ziehen es anderen Schlafmitteln vor, da es weder abhängig macht noch den REM-Schlaf (intensive Traumphase) stört. Bei der Therapie von Menschen mit einer Opioidabhängigkeit dämpft der Wirkstoff Entzugssymptome wie Unruhe und Angst. Zudem hat es eine antihistamine Wirkung. Deshalb ist seine Anwendung gegeben, wenn allergische Symptome auftreten.
Trimipramin neuraxpharm Tropfen | Beipackzettel:
Wann darf es nicht eingenommen werden?
Eine Gegenanzeige für den Wirkstoff besteht bei folgenden Krankheiten:
- schwere Herzerkrankung
- Verengung des Magenausgangs
- Darmlähmung
- Unvermögen, Wasser zu lassen
- schwerer Nieren- oder Leberschaden
- Epilepsie
- akutes Delirium
- unbehandeltes Engwinkelglaukom (spezielle Art des Grünen Stars)
Auch in der Schwangerschaft und in der Stillzeit sollte möglichst auf das Medikament verzichtet werden, denn es liegen nicht genügend Berichte aus Erfahrungen und Studien dazu vor. Falls die Mutter bereits eine Therapie begonnen hat, darf sie diese fortführen. Andernfalls ist ein anderes Mittel gegen Depressionen vorzuziehen. Beim Neugeborenen können unterschiedliche Anpassungsstörungen auftreten, wenn die Mutter in der Schwangerschaft ein trizyklisches Antidepressivum genommen hat. Die Entwicklung des Kindes im Mutterleib und in der ersten Zeit nach der Geburt muss überwacht werden.
Wechselwirkungen des Medikaments mit anderen Mitteln sind möglich und müssen ggf. genauer beleuchtet werden. Verschiedenen Erfahrungen nach darf es zusammen mit folgenden Substanzen nicht eingenommen werden:
- Alkohol
- starke Schmerzmittel
- Schlafmittel
- irreversible MAO-Hemmer (dienen v. a. zur Therapie einer Depression)
- Arzneimittel gegen Herzrhythmusstörungen
- Anticholinergika (dienen v. a. zur Behandlung von Blasenproblemen und Parkinson)
Mögliche Trimipramin Nebenwirkungen
Das Mittel gilt als relativ nebenwirkungsreich. Die genauen Nebenwirkungen sind auf dem Beipackzettel nachzulesen. Häufig treten folgende unerwünschte Wirkungen von Trimipramin Tropfen oder Tabletten auf:
- Müdigkeit
- Benommenheit
- Schwindel
- Kopfschmerzen
- Schwitzen
- niedriger Blutdruck
- Herzfunktionsstörungen
- unkontrolliertes Harnlassen
- Verstopfung
- Gewichtszunahme
- Mundtrockenheit
- Einschränkung des Tränenflusses
- verschwommenes Sehen
- Stimmungsschwankungen
Gelegentliche kommen diese Nebenwirkungen vor:
- Unruhe
- Zittern (vgl. auch Händezittern)
- Überempfindlichkeitsreaktionen
- Sexuelle Funktionsstörungen
- Schlafstörungen
- Durstgefühl
Seltene Trimipramin Nebenwirkungen sind:
- Verwirrtheit
- Delirium
- Kollaps
- Tinnitus
- Haarausfall
- niedrige Blutzuckerwerte
- Blutbildveränderungen
- Leberfunktionsstörungen
- Darmverschluss
- Harnverhalt
Ganz selten zeigen sich bei Trimipramin Nebenwirkungen wie Bewegungsstörungen, Koordinationsstörungen, Nervenstörungen, Krampfanfälle, Juckreiz, allergische Reaktionen, eine Lungenbläschenentzündung oder grüner Star. Auch wurde in einzelnen Fällen eine Brustvergrößerung beim Mann und Milchfluss bei der Frau beobachtet. Knochenbrüche kommen bei Einnahme eines trizyklischen Antidepressivums gehäuft vor. Eine Studie wies nach, dass die Einnahme von T. das Brustkrebsrisiko erhöhen kann. Bei der Drosophila Fliege führte das Mittel in Versuchen zu Erbgutschäden. Bei Problemen sollte man es sofort absetzen und sich mit seinem Arzt in Verbindung setzen.
Quellen zu o.g. Erfahrungen:
- compendium.ch/mpub/pnr/1106202/html/de
- onmeda.de/Wirkstoffe/Trimipramin/nebenwirkungen-medikament-10.html
Wie und in welcher Form bekommt man den Wirkstoff?
Das Medikament gibt es in Form von Tabletten und Trimipramin Tropfen. Es ist in Deutschland unter den Handelsnamen Stangyl und Herphonal, in der Schweiz unter dem Namen Surmontil bekannt. In beiden Ländern findet man zudem zahlreiche Generika. Bekannt ist zum Beispiel Trimipramin-neuraxpharm. Das ist ein Generikum der Neuraxpharm Arzneimittel GmbH, welche vor allem Psychopharmaka vertreibt. Die Firma bietet Dosierungen von 25, 50, 75 und 100 Milligramm an. Das Arzneimittel muss verordnet werden und man bekommt es deshalb in der Apotheke nur mit einem ärztlichen Rezept. Wichtig ist, den Arzt über die Einnahme anderer Medikamente zu informieren, da Wechselwirkungen mit diesen Wirkstoffen möglich sind.
Quellen:
- neuraxpharm.de/de/
- neuraxpharm.de/de/produkte/?tx_nxmedication_pi1%5Baction%5D=show&tx_nxmedication_pi1%5Bgroup%5D=31&cHash=dda9c93a4343da9d0dcee9bf99351717
Anwendung des Antidepressivums
Bei der Einnahme wird mit einer niedrigen Dosierung begonnen. Diese wird dann langsam und individuell gesteigert. Das Mittel sollte während oder nach den Mahlzeiten genommen werden. Wenn vom Arzt nichts anderes verordnet wird, kann die geeignete Trimipramin Dosierung auf dem Beipackzettel nachgelesen werden.
Von den Stangyl und Herphonal Tropfen werden zu Beginn der Behandlung 25 bis 50 pro Tag empfohlen. Der Arzt kann die Dosierung je nach Schwere der Krankheit bis zu 400 Tropfen erhöhen. Dies entspricht 400 Milligramm. Die Trimipramin Tropfen können mit einem halben Glas Wasser eingenommen werden.
Stangyl und Herphonal Tabletten gibt es in den Dosierungen 25 und 100 Milligramm. Man beginnt bei 25 Milligramm mit ein bis zwei Stück und steigert bis zu sechs Stück. Bei 100 Milligramm nimmt man am Anfang ein bis anderthalb Stück und später in schweren Fällen bis zu vier Stück. Für die Tabletten von Neuraxpharm gilt Ähnliches. Da es hier noch weitere Dosierungen gibt, ist es wichtig, die Angaben in der Packungsbeilage zu beachten.
Bei der Nutzung als Schlafmittel werden niedrigere Dosierungen verordnet. Ärzte empfehlen eine Dosis von 25 bis 75 Milligramm. Bei chronischen Schmerzen dürfen 50 bis 150 Milligramm genommen werden. Auch hier muss die Menge langsam gesteigert werden.
Da das Medikament stark dämpfend wirkt, sollte es abends eingenommen werden. Trotzdem kann vor allem bei Beginn der Behandlung Müdigkeit während des Tages vorkommen, wie Erfahrungen immer wieder zeigen. Die Halbwertszeit des Medikamentes im menschlichen Körper beträgt 24 Stunden. Das heißt, nach einem Tag hat der Körper erst die Hälfte des Mittels abgebaut.
Bei Schlafstörungen wirkt es relativ schnell. Die depressiven Beschwerden hingegen bessern sich erst nach ein bis drei Wochen und verschwinden meist nach etwa vier bis sechs Wochen. Die Behandlung wird danach noch etwa ein halbes Jahr fortgesetzt.
Quellen:
- medikamio.com/de-de/medikamente/herphonal-100-mg/pil (und l-25-mg/pil)
- medikamio.com/de-de/medikamente/herphonal-tropfen/pil (und /stangyl-tropfen/pil)
- medikamio.com/de-de/medikamente/stangyl-100-mg-tabs/pil (und -25-mg/pil)
- psychiatrietogo.de/2016/11/07/
- pharmawiki.ch/
Was ist ferner zu beachten?
Trimipramin Neuraxpharm ist bei Kindern und Jugendlichen unter 18 Jahren nicht zur Anwendung geeignet. Bei ihnen kann der Wirkstoff unterschiedliche Verhaltensstörungen wie Gedanken an Selbstmord, Selbstverletzung und Suizid auslösen (siehe Selbstverletzen) oder verstärken. Manche Ärzte verordnen es jedoch, wenn sie die Notwendigkeit als zwingend erachten.
Man sollte das Medikament nicht plötzlich absetzen. Dies könnte Unwohlsein, Übelkeit, Erbrechen oder Kopfschmerzen auslösen. Auch Entzugserscheinungen wie Angst, Unruhe, Reizbarkeit und Schlafstörungen sind möglich. Deswegen muss das Arzneimittel langsam ausgeschlichen werden.
Erfahrungen mit Trimipramin Tropfen
Studien zu Erfahrungen mit dem Wirkstoff zeigen unterschiedliche Resultate. Einige Patienten sind sehr zufrieden mit dem Mittel, fühlen sich ruhiger, schlafen besser und zeigen keine großen Trimipramin Nebenwirkungen. Andere hingegen leiden stark unter diesen. Die Wirksamkeit schätzen die meisten als hoch ein. Viele Ärzte verschreiben es bei Schlafstörungen, bevorzugen bei Depressionen jedoch andere Wirkstoffe. Siehe auch Mittel wie Opipramol, Paroxetin, Quetiapin 25 mg, Cymbalta / Duloxetin 30 mg.
Trimipramin Erfahrungen zu Wirkstoff, Wirkung und Wirkungseintritt bei sanego.de:
Weitere Quellen und weiterführende Ressourcen:
- de.wikipedia.org/wiki/Trimipramin
- netdoktor.de
- Comer, R.J. (2001). Klinische Psychologie. Heidelberg: Spektrum.
- Möller, H.-J., Laux, G., Deister, A. (2005). Psychiatrie und Psychotherapie. Stuttgart: Thieme.